Floater-Anleihen: Welche Zinsen und welches Risiko bringen sie?
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Anleihen sind als Geldanlage ziemlich unattraktiv, da die Zinsen nur niedrig sind. Eine Alternative können Floater als variabel verzinsliche Anleihen sein. Der Zinssatz orientiert sich meistens an einem Referenzzinssatz. Wie sieht es mit dem Risiko aus und wie können Experten den Zins berechnen?
Was sind Floater?
Als Floater werden Anleihen mit variablen Zinsen bezeichnet. Die richtige Bezeichnung lautet Floating Rate Notes. Die Zinssätze sind nach unten hin begrenzt, um das Risiko eines rapide abfallenden Marktzinsniveaus für Anleger zu begrenzen. Der auch als Kupon bezeichnete Zins orientiert sich zumeist an einem Referenzzinssatz. Investierst Du in Anleihen, so gewährst Du dem Emittenten einen Kredit. Der Emittent der Anleihe ist der Schuldner. Auch Floater sind Anleihen, bei denen es sich um Schuldverschreibungen handelt. Die Zinsen sind bei Anleihen abhängig von der Bonität des Emittenten. Ist die Bonität gut, bedeutet das ein geringes Risiko und geringe Zinsen. Bei festverzinslichen Anleihen wie Bundesanleihen berechnen die Emittenten die Zinsen, die sich während der Laufzeit nicht verändern. Anders sieht es bei einem Floater aus, da sich der Zins abhängig von der marktüblichen Zinssituation verändert.
Bei Euro-Anleihen gilt zumeist der Euribor (European Interbank Offered Rate) als Referenzzinssatz. Auch der Libor (London Interbank Offered Rate) kann als Referenzzinssatz herangezogen werden. Regelmäßig erfolgt eine Zinsanpassung.
Zinsen berechnen für Floater
Euribor und Libor werden täglich von den Banken in Frankfurt und London neu festgelegt. Diese Referenzzinssätze sind direkt miteinander vergleichbar. Auch für Anleihen in anderen Währungen wie Britisches Pfund oder US-Dollar werden Referenzzinssätze festgelegt. Abhängig von der Bonität des Emittenten erhältst Du einen Zinsaufschlag, beispielsweise 0,85 Prozent auf den Euribor für sechs Monate. Allerdings können auch Zinsabschläge erhoben werden.
Die Zinsen sind bei einem Floater nicht nur an das marktübliche Zinsniveau gekoppelt. Um den Zinssatz zu berechnen, wird zunächst die Bonität des Emittenten mit einem Rating ermittelt. Eine gute Bonität bedeutet ein geringes Risiko für einen Zahlungsausfall. Das führt zu niedrigen Zinsen. Um den Zins für den Floater zu berechnen, wird zunächst die Differenz aus bonitätsabhängigem Zins des Emittenten und Marktzins ermittelt. Die Zinsen für einen Floater steigen, wenn der Referenzzinssatz steigt. Umgekehrt fällt der Zins, wenn der Referenzzinssatz fällt.
Wurde keine Zinsuntergrenze (Floor) und keine Zinsobergrenze (Cap) vereinbart, bleibt die Differenz aus bonitätsabhängigem Zins des Emittenten und Marktzins zumeist konstant. Wie häufig die Zinsen für Floater verändert werden, hängt von der Art der Anleihen ab. Häufig berechnen die Banken den Zins quartalsweise. Die Anpassung kann jedoch auch halbjährlich oder jährlich erfolgen.
Verschiedene Arten von Floatern
Es gibt verschiedene Arten von Floatern, die sich in der Festlegung der Zinsen und in ihrem Risiko unterscheiden können.
Normale Floater bedeuten steigende Zinsen, wenn der Referenzzinssatz steigt. Sinkt das aktuelle Marktniveau und damit auch der Referenzzinssatz, führt das zu einem sinkenden Zins für die variabel verzinsliche Anleihe.
Bei gemischten Floatern gilt zu Beginn der Laufzeit ein fester Zinssatz. Er wird später aufgehoben, sodass er variabel ist.
Reverse Floater können als Absicherung für das Portfolio dienen, da sie sich gegenläufig zum Marktzins entwickeln. Der Referenzzinssatz wird von einem Basiszins abgezogen. Beträgt der Basiszins beispielsweise vier Prozent, kann davon der Drei-Monats-Euribor subtrahiert werden. Der Auszahlungsbetrag fällt umso höher aus, je tiefer der Referenzzinssatz absinkt.
Capped Floater sind durch einen nach oben begrenzten Zins gekennzeichnet. Ein Maximalzinssatz ist vorgegeben. Der Emittent der Anleihe, der einen Kredit aufnimmt, wird dadurch vor einem zu hohen Zinssatz geschützt. Er muss keinen Zinssatz zahlen, der den Maximalzinssatz überschreitet. Der Aufschlag für den Referenzzinssatz ist vergleichsweise hoch. Anleger können von starken Zinssteigerungen nicht profitieren. Allerdings können höhere Ausschüttungen ein Vorteil für den Anleger sein. In Hochzinsphasen, wenn kaum mit einer Steigerung der marktüblichen Zinsen zu rechnen ist, können diese Anleihen attraktiv sein.
Floor Floater sind im Gegensatz zu den Capped Floatern mit einer Zinsuntergrenze abgesichert. Die Auszahlungen können ein bestimmtes Niveau nicht unterschreiten. Der Nachteil für Anleger besteht häufig in einem Abschlag. Anleger, die sich vor einem fallenden Zins absichern wollen, aber ein steigendes Marktzinsniveau erwarten, können in solche Anleihen investieren.
Sonderformen von Floatern als komplexe Finanzinstrumente
Sonderformen der Floater, die sich von den normalen Floatern unterscheiden, stellen immer komplexe Finanzinstrumente dar. Sie sind für Einsteiger nicht zu empfehlen, da sie oft nur schwer verständlich sind. Du solltest nur dann in solche Anleihen investieren, wenn Du die komplexen Mechanismen tatsächlich verstanden hast. Von einem hohen Zinssatz solltest Du Dich nicht beirren lassen.
Vorteile von Floatern
Bei normalen Anleihen, die durch einen festen Zinssatz gekennzeichnet sind, bedeuten steigende Zinsen am Markt einen geringeren Kurs. Die Anleihen sind für Anleger weniger attraktiv, wenn die Zentralbank den Zinssatz anhebt. Damit für alte Anleihen die gleiche Rendite wie für neue Anleihen geboten werden kann, fallen die Kurse für die alten Anleihen. Die Rendite steigt bei fallenden Kursen. Möchtest Du vor dem Ende der Laufzeit Deine Anleihe verkaufen, ist es möglich, dass Du weniger als den ursprünglichen Kaufpreis bekommst. Die Gründe können in einer Verschlechterung der Bonität des Emittenten oder in einem erhöhten Marktzinsniveau liegen.
Ein Floater hat den Vorteil, dass er das Zusammenspiel von Zinsen und Anleihekurs aushebeln kann. Da die Zinsen bei einem Floater häufig angepasst werden, wird das Risiko für den Zins begrenzt. Das Risiko besteht jedoch auch darin, dass die Zinsen für die Anleihe sinken, wenn der marktübliche Zinssatz sinkt.
Investieren in einen ETF auf Floater
Du kannst die variabel verzinslichen Anleihen nicht nur einzeln kaufen. Eine gute Risikostreuung bekommst Du, wenn Du in einen ETF auf Floater investierst. Ein solcher ETF ist Invesco Euro Floating Rate Note UCITS ETF Dist ISIN IE00BDRTCP90, WKN A2JF1F. Er bildet den Bloomberg Barclays Euro Corporate FRN 500MM Liquid Bond Index ab, der Zugang zu variabel verzinslichen Investment Grade Unternehmensanleihen bietet, die in Euro lauten. Die Wertpapiere müssen in den letzten 30 Monaten ausgegeben worden sein, damit sie in den Index aufgenommen werden können. Die ursprüngliche Mindestlaufzeit muss bei 30 Monaten liegen. Der ETF investiert in Floater aus der ganzen Welt. Jeder im Index gelistete Emittent hat maximal eine Gewichtung von 5 Prozent.
Der ETF wurde im Mai 2018 aufgelegt und ist sparplanfähig. Er hat ein Volumen von 10 Millionen Euro und eine Gesamtkostenquote von 0,12 Prozent. Der Fonds ist ausschüttend und zahlt die Zinsen quartalsweise aus. Die Replikation erfolgt physisch durch Sampling. Nur die Anleihen, die am repräsentativsten sind, werden erworben. Die Volatilität ist mit 1,64 Prozent außerordentlich gering. Im März 2020, während der Corona-Krise, musst dieser ETF herbe Verluste verzeichnen.
Er hat sich inzwischen wieder leicht erholt, doch liegt die Rendite mit -0,53 Prozent immer noch im negativen Bereich. Seine bislang höchste Rendite konnte dieser ETF 2019 mit 2,48 Prozent verzeichnen.
Fazit: Floater sind durch variable Zinsen gekennzeichnet
Ein Floater ist eine Anleihe, die durch variable Zinsen gekennzeichnet ist. Die Banken berechnen die Zinsen abhängig von der Bonität des Emittenten und legen einen Referenzzinssatz wie den Euribor oder den Libor zugrunde. Steigt dieser Referenzzinssatz, führt das zu steigenden Zinsen für den Floater, während ein sinkender Referenzzinssatz zu sinkenden Zinsenführt. Neben den Standard-Floatern gibt es auch Sonderformen, die durch eine Zinsober- oder -untergrenze gekennzeichnet sind. Zumeist handelt es sich um Unternehmensanleihen. Das Risiko ist abhängig von der Bonität des Emittenten. Die Zinsenkönnen abhängig von der Anleihe quartalsweise, halbjährlich oder jährlich angepasst werden. Du musst die Anleihen nicht einzeln kaufen. Es gibt auch einen ETF auf Floater, der solche Anleihen aus der ganzen Welt enthält.
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