Staatsanleihen ETF kaufen: Lohnt sich das?
So wie du ganz klassisch ETFs kaufen kannst, die dann die Aktien verschiedener Unternehmen enthalten, besteht natürlich auch die Möglichkeit einen Anleihen-/Bonds-ETF ins Depot zu legen. Ob sich das lohnt und welche Möglichkeiten es dafür überhaupt gibt, erfährst du in diesem Artikel.
Das kleine Einmaleins der Anleihen
Anleihen, auch Bonds genannt, sind im Grunde Schuldscheine. Du leihst einem Staat oder Unternehmen Geld und bekommst dafür Zinsen. Anders als bei Aktien, wo der Kurs des Unternehmens wichtig ist, spielen bei Anleihen vor allem der Zins, der Anleihenkurs und die Zahlungsfähigkeit des Schuldners eine Rolle. Wenn der Schuldner pleitegeht, kann es sein, dass du dein Geld nicht zurückbekommst. Aber keine Sorge, das passiert nicht so oft, vor allem nicht bei Staatsanleihen, die als relativ sicher gelten. Mehr über die Unterschiede zwischen Aktien und Anleihen erfährst du hier.
Es gibt verschiedene Arten von Anleihen:
- Staatsanleihen (z. B. von den USA oder Deutschland)
- Unternehmensanleihen (z. B. von Apple oder Siemens)
- Bundesanleihen (deutsche Staatsanleihen)
Der Kurs einer Anleihe entsteht durch Angebot und Nachfrage, ähnlich wie bei Aktien. Wenn du eine Anleihe direkt vom Emittenten kaufst und bis zum Ende der Laufzeit hältst, bekommst du den vereinbarten Zins. Der Kurs spielt dann keine Rolle für dich. Allerdings kann der Kurs während der Laufzeit schwanken, was für Anleger, die Anleihen vorzeitig verkaufen möchten, relevant ist. Mehr über die Funktionsweise von ETFs und ihre Unterschiede zu Anleihen erfährst du hier.
Wie genau funktionieren Anleihen-ETFs?
Ein Anleihen-ETF funktioniert ähnlich wie ein Aktien-ETF. Du kaufst einen passiv verwalteten Fonds, der einen Index abbildet. Der Unterschied: Bei Anleihen-ETFs besteht die Rendite hauptsächlich aus den Zinsen der Anleihen, die im Fonds enthalten sind. Kursgewinne spielen eine untergeordnete Rolle, können aber bei stark schwankenden Zinsen ebenfalls eine Rolle spielen. Wenn du mehr über die Grundlagen von ETFs erfahren möchtest, schau dir unseren Artikel über ETFs für Anfänger an.
Ein Vorteil von Anleihen-ETFs ist die breite Streuung. Wenn du einen ETF mit 1.000 verschiedenen Unternehmens- oder Staatsanleihen kaufst, ist es nicht schlimm, wenn ein Unternehmen oder ein Staat zahlungsunfähig wird. Das größte Risiko bei Anleihen ist, dass der Schuldner zahlungsunfähig wird oder die Zinsen so niedrig sind, dass sie nicht einmal die Inflation ausgleichen. Seit 2022 sind die Zinsen jedoch wieder gestiegen, was die Attraktivität von Anleihen-ETFs erhöht hat.
Allerdings solltest du auch das Währungsrisiko beachten, wenn du in ausländische Anleihen investierst, wie z. B. in US-Staatsanleihen. Währungsschwankungen können die Rendite beeinflussen, was durch eine Währungsabsicherung minimiert werden kann, jedoch zusätzliche Kosten verursacht. Mehr über die Auswirkungen von Währungsschwankungen und Inflation auf deine Investments erfährst du in unserem Artikel über Inflationsschutz.
Macht Anleihen-ETFs beizumischen Sinn?
Früher galt die Faustregel: 70 % Aktien, 30 % Anleihen. Anleihen sollten das Portfolio in Krisenzeiten stabilisieren. Heute sieht das anders aus. Durch die niedrigen Zinsen der letzten Jahre warfen viele Anleihen kaum noch Rendite ab, oft sogar weniger als die Inflation. Seit 2022 hat sich dies jedoch geändert, da die Zinsen wieder gestiegen sind. Dies macht Anleihen-ETFs wieder attraktiver, insbesondere für sicherheitsorientierte Anleger. Wenn du dich für alternative Investments interessierst, schau dir auch unseren Artikel über Alternative Investments an.
Ob du Anleihen-ETFs in dein Portfolio aufnehmen möchtest, hängt von deiner Risikobereitschaft ab. Wenn du auf Sicherheit setzt, könnten Anleihen-ETFs eine Option sein. Sie bieten eine breite Streuung und reduzieren das Risiko, das mit einzelnen Anleihen verbunden ist. Im Folgenden stellen wir dir einige ETFs vor.
iShares Core EUR Govt Bond UCITS ETF (ISIN: IE00B4WXJJ64)
Dieser ETF enthält Staatsanleihen aus der EU. Solange die EU nicht zusammenbricht, ist dein Geld hier ziemlich sicher. Allerdings ist die Rendite entsprechend niedrig. Seit Auflage hat der Fonds 3,97 % pro Jahr gemacht, in den letzten fünf Jahren waren es durchschnittlich 1,55 % pro Jahr. Aufgrund der gestiegenen Zinsen seit 2022 könnte die Rendite in den kommenden Jahren jedoch höher ausfallen.
Die größten Schuldner sind Frankreich, Italien und Deutschland. Einige Anleihen laufen bis in die 2040er-Jahre und bieten höhere Zinsen, z. B. 4,5 % für eine französische Anleihe. Kurzfristige Anleihen bieten dagegen fast keinen Zins, was sich jedoch mit den steigenden Zinsen ändern könnte.
Die Gesamtkostenquote (TER) beträgt 0,09 %, was bei den niedrigen Renditen von Anleihen besonders ins Gewicht fällt. Der ETF schüttet die Zinsen regelmäßig aus.
iShares eb.rexx Government Germany 1.5-2.5yr UCITS ETF (DE) (Dist) (ISIN: DE0006289473)
Dieser ETF enthält kurzfristige deutsche Bundesanleihen. Aufgrund der niedrigen Zinsen war die Rendite in den letzten Jahren praktisch null. Seit Auflage hat der Fonds 1,17 % pro Jahr gemacht, in den letzten fünf Jahren sogar -0,74 %. Du hättest also Verluste gemacht. Allerdings haben sich die Zinsen seit 2022 wieder erholt, was die Rendite in Zukunft verbessern könnte.
Solch ein ETF macht nur Sinn, wenn du an einen großen Crash glaubst und denkst, dass Verluste von -0,74 % besser sind als die Inflation. Mit den gestiegenen Zinsen könnte dieser ETF jedoch wieder attraktiver werden. Mehr über die Auswirkungen von Zinsänderungen auf den Finanzmarkt erfährst du in unserem Artikel über Zinsentwicklungen und ihre Folgen.
Amundi Index Breakeven Inflation USD 10y UCITS ETF DR (C) (ISIN: LU2037750168)
Dieser ETF kombiniert 10-jährige US-Staatsanleihen mit Short-Positionen in US-Vermögenswerten, um eine Rendite zu erzielen, die der Inflation entspricht. In den letzten Jahren hat der Fonds etwa 3,10 % pro Jahr gemacht, im letzten Jahr sogar 10,53 %. Dies lag an der hohen Inflation in den USA und einem volatilen Anleihenmarkt.
Langfristig wird die Rendite aber wahrscheinlich unter 3 % liegen, es sei denn, die Inflation bleibt weiterhin hoch. Dieser ETF könnte für Anleger interessant sein, die sich gegen Inflation absichern möchten.
Alle US-Treasury Bonds
Die folgenden ETFs bündeln verschiedene US-Staatsanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten. Die USA haben den größten Anleihenmarkt der Welt und bieten im Vergleich zu Europa etwas bessere Renditen, insbesondere seit die US-Notenbank (FED) die Zinsen angehoben hat.
- iShares $ Treasury Bond 1-3yr UCITS ETF (Dist) (ISIN: IE00B14X4S71)
- iShares $ Treasury Bond 3-7yr UCITS ETF USD (Acc) (ISIN: IE00B3VWN393)
- iShares $ Treasury Bond 7-10yr UCITS ETF USD (Dist) (ISIN: IE00B1FZS798)
- iShares $ Treasury Bond 20+yr UCITS ETF (Dist) (ISIN: IE00BSKRJZ44)
Die Rendite hängt von der Laufzeit und den Entscheidungen der US-Notenbank (FED) ab. Langfristige Anleihen wären ein guter Kauf, wenn die Zinsen weiter sinken oder stagnieren. Wenn die FED die Zinsen weiter anhebt, wären kurzlaufende Anleihen die bessere Wahl.
Fazit: Für Privatanleger bieten Staatsanleihen-ETFs wieder interessante Möglichkeiten
Für Privatanleger, die auf Sicherheit setzen, können Staatsanleihen-ETFs wieder eine interessante Option sein, insbesondere seit die Zinsen gestiegen sind. Die Renditen sind zwar immer noch geringer als bei Aktien, aber das Risiko ist deutlich niedriger. Anleihen-ETFs bieten eine breite Streuung und reduzieren das Risiko von Zahlungsausfällen einzelner Schuldner. Für den risikofreien Teil eines Portfolios könnten kurzlaufende Anleihen-ETFs eine sinnvolle Ergänzung sein. Wenn du mehr über die Rolle von Anleihen und anderen Anlageklassen erfahren möchtest, lies unseren Artikel über Asset Allocation.
Allerdings sollten Privatanleger auch Alternativen wie Tages- und Festgeld in Betracht ziehen, da diese durch die Einlagensicherung geschützt sind und derzeit ebenfalls attraktive Zinsen bieten. Letztlich hängt die Entscheidung von der individuellen Risikobereitschaft und den Anlagezielen ab.
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