Daytrading mit einem ETF: Funktioniert das?
Daytrader treffen Tag für Tag kurzfristige Zukunftsvorhersagen - kann so etwas auch mit einem ETF funktionieren?
Daytrader versprechen sich durch den Einsatz verschiedener Strategien, Instrumente und ihres Know-hows eine Rendite, die die des langfristigen "Buy and Hold"-Anlegers übersteigt. Gewissermaßen üben sich solche
Eine kurze Einleitung zu ETFs und Daytrading
Möchte man das Thema Daytrading und ETFs beleuchten, gilt es zunächst die zwei Bestandteile getrennt voneinander zu berücksichtigen. Daytrading bezeichnet genau das, was der Name vermuten lässt: Positionen werden nur sehr kurzfristig aufgebaut und nicht über Handelsschluss gehalten. Normalerweise findet der Handel also irgendwann zwischen Opening und Close eines bestimmten Marktes (meist der, der US-Börsen) statt. Ebenfalls haben viele Experten mittlerweile längst ermittelt, dass die meisten Daytrader nach Steuern und Transaktionsgebühren Verluste einfahren oder zumindest den Markt nicht schlagen - ganz besonders nicht nachhaltig.
Aktien & ETFs günstig traden bei Scalable CapitalWas ein ETF ist, weißt du mit Sicherheit schon. Da kommen dir zunächst bestimmt vor allem die großen Fonds in den Kopf, also beispielsweise solche die mit All-World die Kapitalmärkte weltweit oder mit Emerging Markets nur die Schwellenländer abbilden. Es gibt aber auch noch viele andere ETFs, zum Beispiel solche die mit Hilfe von Swaps die Rohstoffpreise von einem bestimmten Rohstoffkorb oder einzelnen Rohstoffen abbilden oder solche, die die aktuell am Markt stattfindende Volatilität erfassen. Diese sind in der Regel für kurzfristige Halter geeignet, wobei sich "kurzfristig" hier nicht nur auf einen Tag beziehen muss.
Obwohl die Geschichtsbücher keine Lanze für Daytrader brechen, insbesondere solche, die nicht als Institutionelle tätig sind und stattdessen nur mit sehr allgemeinen Informationen aus dem Retail-Sektor arbeiten, versuchen sich vor allem unerfahrene Anleger doch oft daran. Eben darin liegt auch die Krux: Erfahrungsgemäß sind es vor allem unerfahrene Retail-Anleger, die den großen Traum vom Daytrading und großen Geld hegen, bei denen es aber schon an einer entsprechenden Broker-Anbindung oder dem fehlenden Bloomberg-Terminal scheitert.
Welche Faktoren bestimmen Erfolg oder Misserfolg beim Daytrading mit ETFs
Zunächst einmal lautet die Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Ja, natürlich kannst du mit ETFs daytraden. Prinzipiell kannst du mit absolut allem täglich handeln, was so liquide ist, dass es einen täglichen An- und Abverkauf erlaubt. Treffender wäre in dem Kontext also die Frage: "Kann das erfolgreich funktionieren?" - und eben da tun sich große Lücken und Stolpersteine auf.
Daytrader profitieren in ihrem täglichen Geschäft, sofern sie denn wirklich profitieren, von einer Reihe von Umständen:
- Daytrader benötigen Volatilität um den Markt überhaupt schlagen zu können und sollten in volatilen Zeiten ein möglichst großes Alpha generieren
- Daytrader sind auf niedrige Gebühren angewiesen, da sie häufig mehrere Transaktionen pro Tag leisten
- Daytrader benötigen entweder eine hohe Liquidität oder eine Arbitrage-Möglichkeit die eine geringe Liquidität ausgleicht
- Daytrader profitieren von einem asynchronen Informations-Flow, sofern sie einen Informationsvorsprung daraus erhalten
Diese vier Punkte solltest du im Hinterkopf behalten, denn diese beeinflussen in entscheidender Art und Weise, wie geeignet ETFs für Daytrading sind.
Selbstverständlich existieren hierbei ebenfalls Unterschiede. Ein beliebtes Instrument für Daytrader sind, zumindest in der ETF-Welt, die marktbreiten Indizes, allen voran SPY (S&P 500) sowie QQQ (Nasdaq). Weiterhin interessant könnten Swap-basierte Rohstoff-ETFs sein, da sich diese aufgrund der Rollover-Kosten von Swaps langfristig meist eh nicht lohnen und damit schon in ihrer Natur auf eher kurze Haltezeiten ausgerichtet sind. Ebenso käme VIX als Indikator für die Volatilität in Frage.
Eignung von ETFs für das Daytrading
Unter Berücksichtigung der eben genannten vier Punkte und der Erläuterungen im vorherigen Absatz, muss nun also ermittelt werden, wie gut oder schlecht die Eignung von ETFs für das Daytrading ist.
Liquidität
Daytrader profitieren speziell bei den großen Indizes, Rohstoffen und dem Volatilitätsindex von einer ausgezeichneten Liquidität. Die ist wichtig, um Spreads zu minimieren und schnell reagieren zu können. In diesem Punkt können ETFs unter dem Deckmantel des Daytrading-Vorhabens also sehr gut abschneiden.
Kosten
Die Steuerlast ist individuell, bei kurzen Haltezeiten unterscheiden sich Aktien dahingehend nicht von ETFs oder Derivaten. Wichtiger sind in diesem Kontext die Transaktionskosten. Mittlerweile gibt es zwar viele Neobroker mit sehr geringen oder gar keinen Gebühren, da sie meist nur den Direkthandel erlauben und viel zu wenig Produkte und Börsen anbieten, sind sie für ernsthafte Daytrader völlig ungeeignet. Große internationale Broker wie IBKR sind aufgrund ihres riesigen Portfolios, niedriger Gebühren und der Anbindung an die US-Heimatbörsen schon besser geeignet. Zu beachten ist aber, dass internationale Broker wie IBKR nicht automatisch die Steuerrechnung übernehmen, wie bei Bank- oder Neobrokern der Fall. Diese Arbeit bleibt also manuell beim Daytrader oder seinem Steuerberater hängen.
Ebenfalls in Frage kommen sehr günstige CFDs, die sich vielmals kostenfrei handeln lassen. Quellrisiken existieren bei CFDs zwar, spielen bei der sehr kurzen Haltedauer von einem Tag aber keine sonderlich große Rolle. Insgesamt könnten sich die zu erwartenden Kosten auch mit ETFs einigermaßen so anpassen lassen, dass sie zumindest keinen Rendite-Genickbruch darstellen. Professionelle Instrumente wie CFDs wären aber weitaus besser als der ETF-Direkthandel geeignet, zumal du so die Gebühren von Clearing Häusern umgehst.
Volatilität
Damit kommen wir zum größten Manko und dem Grund, warum Daytrading mit ETF langfristig nicht funktionieren kann - die ETFs sind schlicht nicht volatil genug. Wie bereits eingangs dargestellt, sind Daytrader auf eine hohe Volatilität angewiesen. Können sie diese nicht zu ihrem eigenen Alpha ummünzen, haben sie in ihrer Tätigkeit bereits versagt - dann könnten sie nämlich auch einfach kostensparend "Buy and Holden".
Zwar gibt es am ETF-Markt mittlerweile Lösungen, die auch marktbreite Indizes wie den Nasdaq hebeln, oft aber nur 2- oder 3-fach. Falls es größere Hebel-ETFs gibt, sind diese meist zu illiquide für Daytrading. Selbst bei gehebelten ETFs reicht die Volatilität in der Regel aber nicht aus, um wirklich vom Daytrading leben zu können. Wer beispielsweise durchschnittliche tägliche Returns von 0,1 % erzielt, muss enorm viel Kapital einsetzen, um damit nach Gebühren und Steuern nennenswerte Summen zu erwirtschaften, von denen man leben kann. Weiterführend ist es zudem nicht Sinn und Zweck eines Daytraders, jeden Tag in einen anderen ETF "All-in" zu gehen, um ausreichend Kapital aufzubringen, um im Gegenzug die geringe Volatilität auszugleichen.
Die sehr wenigen Personen, falls sie überhaupt existieren, die tatsächlich über Jahrzehnte erfolgreich Daytrading betreiben. nutzen eine Strategie aus Absicherung und Hebeleffekten. Dabei wird eine verhältnismäßig geringe Summe des komplett verfügbaren Kapitals mit großer Hebelwirkung investiert und gegebenenfalls durch eine weitere Position gehedged. Simultan nutzen Daytrader frühe Gewinnmitnahmen und enge Stop-Losses, idealerweise vermeiden sie zudem Crowded-Trades, in denen sie versehentlich (zeitlich) "hinter" die Masse rutschen könnten.
Andere Kapitalmarktinstrumente weitaus besser geeignet
Der Daytrader möchte nicht mit seinem ganzen Kapital All-in gehen, um verhältnismäßig geringfügige Bewegungen von ETFs mitzunehmen. Aus diesem Grund nutzen erfolgreiche Daytrader eine Kombination aus Derivaten und CFDs. Der Optionsmarkt ist in der Regel noch liquider als der der Basiswerte, die Gebühren sind ausgesprochen gering und die Hebelwirkung von Natur aus groß. Optionen, CFDs und damit assoziierte Instrumente sind weitaus besser geeignet als ETFs.
Denkbar ist natürlich eine Kombination. Daytrader könnten durchaus erfolgreich CFDs und andere Derivate auf ETFs handeln. Dann handeln sie in der Realität aber nicht den ETF als Direktprodukt, sondern den zu Grunde liegenden Index. So ein Vorgehen könnte Sinn machen, zumindest als sporadische Ergänzung der eigenen Strategie, dauerhaft und als einziges Instrument würden erfolgreiche Daytrader aber auch das nicht machen.
Wer erfolgreich daytradet, rechnet sich schließlich in einem gewissen Umfang einen Informationsvorsprung aus. Diesen möchte man dann zu möglichst großem Effekt bringen. Wer also der Meinung ist, dass der Nasdaq aus welchen Gründen auch immer im Tagesverlauf hochgeht (hinzugewinnt), der muss sich im nächsten Schritt die Frage stellen, welche Werte mit hohen Gewinnen den Index antreiben - und kauft im Gegenzug direkt diese Werte. Sich dann nur auf ETFs beziehungsweise Indizes zu beschränken, bedeutet im Umkehrschluss auch, dass man sich den eigentlich für Daytrading notwendigen Informationsvorsprung gar nicht zutraut - sondern einfach nur Glücksspiel betreibt.
Fazit: ETF-Direkthandel ist für ernsthafte Daytrader uninteressant
Auf Tagesbasis ETFs kaufen und verkaufen - das kann vielleicht ein spannendes und unterhaltsames Hobby, aber kein Lebensunterhalt sein. Zwar mag es vor allem Retail-Tradern als sehr einfache Möglichkeit erscheinen, da werden aber Luftschlösser gebaut, die schon an den Gebühren der Clearinghäuser und weiterer Transaktionskosten sowie zu geringer Hebelwirkung scheitern.
Ernsthafte Daytrader, die entsprechendes Know-how, Erfahrung und Kapital haben, nutzen Volatilität und ihren Informationsvorsprung durch einen asynchronen Informationsflow. Für die wäre nur ETFs zu handeln viel zu limitierend gemäß ihren eigenen Fähigkeiten. ETFs bleiben damit selbstverständlich ein grandioses Instrument für eine Buy and Hold Strategie oder auch für kurz- bis mittelfristige Anlagen über wenige Wochen oder Monate, für den Handel auf Tagesbasis sollten sie aber uninteressant sein - und Daytrader, die sich damit versuchen, werden das bald anhand ihrer eigenen, langfristig unvermeidbaren Underperformance selbst feststellen.
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