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Momentum ETF: Welcher lohnt sich?

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Eine hohe Kursdynamik, die in der jüngeren Vergangenheit nur den Weg nach oben kannte: Genau das versuchen Momentum-ETFs zu erfassen, indem sie quasi auf jüngste und kommende Kurssteigerungen zugleich setzen. Damit setzt du also auf die Gewinner der letzten Monate: Wir zeigen dir mit welchem ETF.

Momentum ETF: Welcher lohnt sich?

Was macht ein Momentum ETF genau?

Im Börsenjargon spricht man von "Momentum" im Regelfall positiv, gemeint sind also steigende Kurse. Natürlich gibt es genau genommen auch ein Momentum in die gegensätzliche Richtung, also mit stetig fallenden Kursen, in die möchten Anleger üblicherweise aber nicht investieren. Deshalb erfasst ein ETF die Gewinner der letzten normalerweise sechs bis zwölf Monate, wobei sich der genaue Zeitraum unterscheiden kann.

Der ETF-Emittent berücksichtigt im Zuge dessen die Aktien, die in der jüngeren Vergangenheit deutlich gestiegen sind, deutlicher als der Marktdurchschnitt. Lässt das Momentum nach oder fallen die Werte, werden sie beim nächsten Rebalancing vom ETF aus eben diesem "geworfen". So soll sichergestellt werden, dass der ETF immer nur die Aktien enthält, die gerade steigen. Das hört sich in der Theorie zwar wie eine "sichere" Strategie an, muss es in der Praxis aber natürlich nicht sein. Wie immer am Kapitalmarkt, gibt es sowohl Vor- als auch Nachteile.

Vorteile von Momentum-Aktien und -ETFs

  • du setzt vorläufig auf die jüngsten Gewinner
  • du kannst an weiteren Kurssteigerungen partizipieren
  • im Regelfall sind meist erfolgreiche Unternehmen enthalten, schließlich sind die es auch, deren Kurse sich positiv entwickeln
  • meistens enthalten solche ETFs relativ viele Wachstumstitel

Nachteile von Momentum-Aktien und -ETFs

  • ein Blick in den Rückspiegel muss keine verlässliche (Rendite-)Garantie für die Zukunft geben
  • da die enthaltenen Aktien zuletzt allesamt stark hinzugewonnen haben, könnten sie bis zum nächsten Rebalancing auch wieder stark korrigieren
  • meist enthalten solche ETFs kaum unterbewertete Aktien, schließlich sind diese unterbewertet, weil sich die Kurse nicht gut entwickelten

Allgemeines zu den ETFs

Die Messlatte und zugleich Vorgabe der meisten ETFs ist der MSCI World Momentum Index, der getreu seines Namens eben entsprechende Titel mit starkem Momentum enthält. Das sind normalerweise ungefähr 250 bis 400 Titel, abhängig ist das auch von der Börsenphase und -dynamik. Enthalten sind nur solche Aktien, die zuletzt eine überdurchschnittliche Rendite gegenüber dem Markt erzielten.

Ebenfalls auffällig ist, dass der Index vorwiegend aus Unternehmen der IT- und Finanz-Branche besteht. Das muss natürlich nicht so bleiben. Tritt an der Börse eine Phase ein, in der sich IT-Unternehmen generell schlecht entwickeln und der ganze Sektor abgestraft wird, würden diese beim nächsten Rebalancing aus dem Momentum-Index fliegen. Entwickeln sich stattdessen beispielsweise Energieversorger über sechs bis zwölf Monate sehr gut, könnte dann dieser Sektor auf einmal den größten Teil der ETFs stellen.

Solche ETFs zählen übrigens zu den "Faktor-ETFs": Der "Faktor" ist in diesem Fall das Momentum.

Historische Entwicklung und Verteilung in ETFs

Betrachtet man die letzten fünf Jahre, ging so eine Momentum-Strategie für Anleger voll auf. Der MSCI World Momentum erzielte über diesen Zeitraum eine Performance von insgesamt 97,16 %, was sich auf rund 14,54 % pro Jahr verteilt. Im gleichen Zeitraum erzielte der breiter gestreute MSCI World eine Performance von 75,84 % oder 11,95 % p.a.

In beiden Indizes beziehungsweise den dazugehörigen ETFs sind die Vereinigten Staaten enorm übergewichtet und erreichen knapp 70 %. Die Top-Werte, von Apple, über Microsoft, Tesla, NVIDIA und Alphabet, sind ebenfalls sehr ähnlich. Später zeigen sich dann schon Unterschiede: So findet sich im Momentum-Index beispielsweise Exxon mit der neunthöchsten und Eli Lilly and Company mit der zehnthöchsten Gewichtung. Beide hätten anhand ihrer Marktkapitalisierung aber keine Chance auf einen Top-10-Platz im breiter gestreuten MSCI World. Sie erreichen im Momentum-ETF lediglich deshalb eine hohe Gewichtung, weil sie eben zuletzt sehr gut liefen.


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Mögliche ETFs für eine Momentum Strategie

Wie gewohnt hast du viele verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Welche Werte enthalten sind, bestimmt der jeweilige Index. Da gibt es den eben dargelegten, breit gestreuten MSCI World Momentum, aber auch weitere Eingrenzungen sind möglich - zum Beispiel ETFs, die nur Titel aus Europa enthalten oder nur solche, die die ESG-Richtlinien erfüllen. Mit jeder weiteren Eingrenzung verringert sich natürlich auch die Anzahl der Titel im ETF, der wird in der Folge also immer konzentrierter, damit weniger diversifiziert und letztlich auch risikobehafteter.

iShares Edge MSCI World Momentum Factor UCITS ETF (ISIN: IE00BP3QZ825)

Wie schon beim "einfachen" MSCI World kommt der Platzhirsch aus dem Hause iShares beziehungsweise BlackRock. Dieser ETF nutzt den eben dargelegten Index und hat entsprechend große Überschneidungen zum MSCI World, ist mit lediglich 346 Positionen aber weniger stark diversifiziert.

Die Performance der letzten fünf Jahre schlägt, wie im vorherigen Abschnitt dargestellt, den breiter gestreuten MSCI World. Das Klumpenrisiko manifestiert sich zugleich aber sehr deutlich an beispielsweise der Top-10. In diesem ETF entfallen fast ein volles Drittel auf die zehn stärksten Werte, im MSCI World sind es "nur" rund 18 %.

Xtrackers MSCI World Momentum UCITS ETF (ISIN: IE00BL25JP72)

Das ist eine Alternative zum eben beschriebenen ETF von iShares. Da beide den identischen Index nutzen, sind dahingehend keine Unterschiede festzustellen. Der ETF hier kostet mit einer TER von 0,25 % aber etwas weniger, dafür war die TD mit 0,27 % zuletzt ein wenig höher. Als weniger liquide Alternative kommt diese Option für dich in Frage, wenn du den Xtrackers ETF bei deinem Broker günstiger oder sogar kostenlos kaufen kannst. Die geringfügige Abweichung in der Kostenquote/TER wird durch die etwas höhere TD quasi ausgeglichen.

iShares Edge MSCI Europe Momentum Factor UCITS ETF (ISIN: IE00BQN1K786)

Möchtest du dich nicht auf die ganze westliche Welt, sondern nur Europa fokussieren, bekommst du hier eine Alternative. Die Eckdaten des Fonds:

  • 125 enthaltene Titel (Stand: April 2022)
  • TER von 0,25 %
  • TD von 0,16 %
  • Top-10 macht rund 36 % aus
  • physische Abbildung und thesaurierende Erträge

Auf 5-Jahres-Sicht underperformte dieser ETF den breiter gestreuten MSCI World. Er kommt lediglich auf eine Performance von 52,47 % oder 8,80 % p.a. Die Underperformance resultiert natürlich primär aus dem Umstand, dass sich der europäische Kapitalmarkt generell nicht ansatzweise so gut wie der in den USA entwickelte. Manch Anleger würden nun als Argument ein mögliches Aufholpotential vorbringen, andere wiederum könnten sagen, dass Europa auch weiter den USA hinterherhinken wird. Was richtig ist, zeigt erst die Zukunft.

Vorteilhaft ist bei diesem ETF zumindest, dass die Aktien aus den unterschiedlichen Branchen gleichmäßiger verteilt sind. Aktueller Spitzenreiter ist aufgrund der jüngst explodierenden Energiepreise Shell, danach folgen Novo Nordisk, LVMH, ASML und Diageo beziehungsweise L'Oreal. Aufgrund der eher mauen Entwicklung vom DAX, stellen Frankreich, Großbritannien und Schweiz die meisten Anteile/Werte, Deutschland liegt abgeschlagen auf dem siebten Rang.

iShares Edge MSCI USA Momentum Factor UCITS ETF (ISIN: IE00BD1F4N50)

Das ist das Gegenstück zum eben beschriebenen Europa-ETF, diesmal fokussiert auf die USA. Auf 5-Jahres-Sicht steht hier eine jährliche Performance von knapp 15 %.

Die weiteren Eckdaten:

  • TER von 0,20 %
  • TD von 0,06 %
  • Top-10 macht 37 % aus
  • Fondsgröße: 440 Millionen Euro
  • physische Abbildung der Aktien und thesaurierende Erträge

Die Allokation der verschiedenen Werte überschneidet sich natürlich recht stark mit der im MSCI World, da dort ebenfalls die USA dominiert. An der Spitze befindet sich aktuell Tesla, gefolgt von Microsoft, NVIDIA, Eli Lilly and Company, Cosco, JPMorgan, Bank of America und Thermo Fisher. Alphabet, nach Marktkapitalisierung eigentlich einer der Spitzenreiter, befindet sich nach Momentum-Gewichtung immerhin noch auf dem zehnten Platz.

Der Technologie-Sektor macht rund 32 % aus, der Finanz-Sektor etwa 24 %. Beim nächsten Rebalancing ist aber nicht auszuschließen, dass sich da deutliche Änderungen zeigen, schließlich liefen viele Tech-Werte zuletzt nicht so gut, die Energieriesen dafür umso besser.

BNP Paribas Easy ESG Momentum Europe UCITS ETF (Acc) (ISIN: LU1377382012)

Wenn du noch weitere Faktoren neben dem Momentum ins Depot nehmen möchtest, kommt diese wenig liquide Alternative in Frage. Der ETF existiert zwar schon seit mehr als fünf Jahren, hat aber nur rund 2,5 Millionen Euro investiert. In den vergangenen fünf Jahren wurde eine Gesamtperformance von 24,07 % erzielt, wodurch sich eine jährliche Rendite von rund 4,41 % p.a. ergibt.

Aufgrund der strikten Eingrenzung nach Momentum, Europa und ESG-Richtlinien befinden sich hier nur 22 Werte, die Top-10 macht knapp 60 % des ETFs aus. Das dürfte für die meisten Anleger wenig attraktiv sein - zumal man darüber streiten darf, wie beispielsweise der aktuelle Top-Wert, TOTAL, als Öl-Riese überhaupt die ESG-Richtlinien erfüllt. Unter den genannten ETFs stellt dieser hier mit Abstand die am wenigsten attraktive Variante dar und sollte eigentlich nur von Anlegern in Erwägung gezogen werden, die sich aus irgendeinem Grund in diese Richtung spezialisieren möchten.

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