Mit ETF Rebalancing für den Ausgleich im Portfolio sorgen
Benutzt Du ein Portfolio mit verschiedenen ETFs, ist von Zeit zu Zeit ein Rebalancing notwendig. Es dient der Wiederherstellung der strategischen Anlagestruktur. Ein ETF kann sich verändern. Du trennst Dich von ETFs, die keinen Gewinn mehr abwerfen, und investierst in neue, gewinnträchtige ETFs.
Was ist Rebalancing?
Erwirbst Du Anteile an einem ETF, ist das eine gute Möglichkeit für eine langfristige Anlage. Du solltest in mehrere ETFs investieren, um eine gute Risikostreuung zu erreichen. Investoren-Legende André Kostolany riet Anlegern einst, Aktien zu kaufen, Schlaftabletten zu nehmen und die Aktien dann nicht mehr anzuschauen. Langfristig könnten die Anleger reich werden. Diese Buy-and-Hold-Strategie kann sich auszahlen. Dennoch solltest Du Dein Portfolio regelmäßig pflegen.
Die Neugewichtung (engl. Rebalancing) des Portfolios ist einer der Schlüssel zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Vermögensanlage. Rebalancing bedeutet, die Positionen anzupassen, d.h. bestimmte Aktien, Fonds oder andere Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen um die bestehende Vermögensstruktur aufrechtzuerhalten. Zum Beispiel, sagen wir, dass deine Asset Allocation 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen sind. Wenn die Aktienkurse für ein paar Monate steigen, könnte deine Verteilung auf 70 Prozent steigen. Das bedeutet, dass du einige Aktien verkaufen musst, um zu deinem gewünschten Level zurückzukehren. Es ist wichtig, deine Asset Allocation aufrechtzuerhalten, denn sie hält deine Risikotoleranz auf dem angenehmstem Niveau.
Ein ETF ist eine passive Anlageform, bei der Du langfristig von der Wertentwicklung profitieren kannst. Du solltest Dich jedoch regelmäßig über die Entwicklung Deiner ETFs auf Deinem Portfolio informieren. Ist die Rendite bereits seit längerer Zeit negativ, solltest Du ein Rebalancing vornehmen, um Verluste abzuwenden. Das Marktumfeld ändert sich. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Wertentwicklung der ETFs:
- aktuelle politische Situation
- wichtige globale politische Ereignisse
- Wirtschaftskrisen
- Entscheidungen der Zentral- und Notenbanken
- Verhalten der Anleger.
Alle diese Faktoren solltest Du berücksichtigen und dementsprechend Dein Portfolio pflegen. Du solltest auch daran denken, dass sich Dein eigenes Risikoprofil im Laufe der Zeit ändern kann. Das Rebalancing ist die Anpassung des Portfolios an Dein Risikoprofil oder die Wiederherstellung der strategischen Anlagestrategie.
Wiederherstellung der strategischen Anlagestrategie
Viele Finanzexperten empfehlen das Rebalancing des ETF-Portfolios, verbunden mit der Buy-and-Hold-Strategie. Bei der Buy-and-Hold-Strategie gilt es, häufige Umschichtungen zu vermeiden. Das gelingt mit einer strategischen Asset-Allocation. Wertschwankungen bei den einzelnen Positionen führen zu Veränderungen der Anlagestruktur. Im Laufe der Zeit kann die Zusammensetzung des Portfolios stark von der strategischen Anlagestrategie abweichen. Einige Positionen haben stark an Wert gewonnen. Um davon zu profitieren, kannst Du Anteile dieser Strukturen verkaufen. Andere ETFs haben an Wert verloren. Da der Kurs dieser ETFs aktuell niedrig ist, kannst Du solche Positionen nachkaufen. Du kannst aber auch Positionen, bei denen die Rendite langfristig stark abgerutscht ist, verkaufen, um hohe Verluste zu vermeiden. Mit dem Rebalancing wird die ursprüngliche Verteilung des Portfolios wiederhergestellt und dem eigenen Rendite-Risiko-Profil angepasst.
Für die meisten Anleger reicht ein bis zweimal jährlich stattfindendes Rebalancing aus, um sicherzustellen, dass die Vermögensallokation nicht aus der Bahn gerät. Viele Finanzexperten empfehlen einmal pro Jahr. Markiere in einem Kalender wann dein ETF-Rebalancing wieder fällig wird. Auf diese Weise wirst du es nicht vergessen. Es kommt nicht auf einen Tag an, aber es sollte wenigsten auf einen Monat genau durchgeführt werden.
Gründe für das Rebalancing
Mit einem ETF-Portfolio verfolgst Du eine bestimmte Anlagestrategie, abhängig von Deiner Risikostrategie. ETFs auf Anleihen versprechen eine höhere Sicherheit, doch sind die Renditen zumeist geringer. Aktien-ETFs - wie z. B. ein ETF auf den MSCI ACWI - bedeuten Chancen, wenn die Aktienkurse stark steigen. Höhere Chancen bedeuten auch höhere Risiken, da die Aktienkurse stark abrutschen können. Legst Du Wert auf Sicherheit, könnte Dein Portfolio beispielsweise zu 70 Prozent aus Anleihen-ETFs und zu 30 Prozent aus Aktien-ETFs bestehen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Risiko erreichst Du mit 50 Prozent Anleihen-ETFs und 50 Prozent Aktien-ETFs. Bist Du für höhere Chancen zu einem höheren Risiko bereit, kann Deine Zusammensetzung 30 Prozent Anleihen-ETFs und 70 Prozent Aktien-ETFs ausmachen.
Rebalancing zwingt dich auch mal Gewinne zu realisieren. Gut gelaufene Assets werden nicht für immer weiter so stark steigen, denn die Börse ist keine Einbahnstraße. Ab und zu einen Teil der Gewinne zu realisieren und in die schlechter gelaufenen Positionen umzuschichten hat auch etwas vom antizyklischem Investieren. Die schlechten Assets werden stärker gekauft, die Assets mit All-Time-Highs vermieden bzw. gar reduziert.
Steigen oder fallen die Aktienkurse, verschiebt sich das Mischverhältnis in Deinem ETF-Portfolio. Im Laufe der Jahre ändern sich die Marktverhältnisse, aber auch Deine persönlichen Verhältnisse und damit verbunden Deine Anlagestrategie. Du solltest daher regelmäßig eine Überprüfung vornehmen, bei der verschiedene Faktoren eine Rolle spielen:
- Alter des Anlegers
Jüngeren Anlegern werden risikoreichere Anlagen empfohlen, die höhere Gewinne versprechen. Im Alter kommt es eher auf Sicherheit an, daher kann das Rebalancing zugunsten risikoärmerer Anleihen-ETFs erfolgen. - Anlagezeitraum
Möchtest Du Dein Geld langfristig in ETF-Anteile anlegen, musst Du nachjustieren. Die Zusammensetzung des Portfolios verändert sich zugunsten renditestärkerer Anlageklassen. Das bedeutet höhere Verlustrisiken. Du solltest das Portfolio anpassen und einige risikoärmere ETFs wählen. - Marktbedingte Faktoren
Die Märkte entwickeln sich unabhängig voneinander, was sich auch auf Dein Portfolio auswirkt. Unterschiedliche Wertzuwächse der verschiedenen Asset-Klassen im Portfolio können dazu führen, dass die risikostärkeren Klassen überwiegen.
Die Anlagestruktur verändert sich nicht nur durch die Entwicklung der Märkte. Auch mit Deinem eigenen Verhalten, indem Du neue ETF-Anteile erwirbst oder ETF-Anteile aus Deinem Portfolio verkaufst, sorgst Du für Veränderungen. Ein Rebalancing kann erforderlich werden.
Auch die Tracking Difference, also die Abweichung des ETFs von seinem Referenzindex sollte regelmäßig überprüft werden. Einige ETFs übertreffen mit der Abweichung nämlich ihre Gesamtkostenquote (TER). Im Extremfall kann es klug sein den ETF gegen einen günstigeren ETFs auszutauschen.
Verschiedene Möglichkeiten für das Rebalancing
Für das Rebalancing hast Du verschiedene Möglichkeiten:
- Zeitgesteuertes Rebalancing, bei dem Du in regelmäßigen Abständen Dein Portfolio überprüfst und anpasst
- Wertabhängiges Rebalancing, bei dem Du Bandbreiten für die Wertentwicklung festlegst, die nicht über- oder unterschritten werden sollen. Bei Über- oder Unterschreitung nimmst Du eine Anpassung vor.
- Wertabhängiges Teil-Rebalancing, bei dem Du Grenzen festlegst und zur Einsparung von Transaktionskosten nur einen Teil des Portfolios umschichtest.
Diese Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile. Das zeitgesteuerte Umschichten ist mit geringen Kosten und geringem Aufwand verbunden. Allerdings läufst Du die Gefahr, während der Börsenzeiten wichtige Kursveränderungen zu verpassen.
Bei der wertabhängigen Umschichtung reagierst Du schnell auf Kursveränderungen, was vorteilhaft ist. Ein Nachteil liegt im höheren Aufwand und in möglichen höheren Kosten. Bei der teilweisen wertabhängigen Anpassung kannst Du Kosten sparen, doch kann sie gerade für Einsteiger kompliziert werden.
Kosten für das Rebalancing
Du solltest nicht vergessen, dass das Rebalancing mit Kosten verbunden ist. Du musst sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf von ETF-Anteilen Ordergebühren beim Broker und Handelsplatzgebühren an der Börse bezahlen. Bei einigen Brokern ist auch ein außerbörslicher Handel möglich, bei dem Du die Handelsplatzgebühren sparst. Die Gebühren, die Du beim Broker bezahlen musst, können pauschal als Geldbetrag erhoben werden. Zusätzlich fällt oft eine Orderprovision an, beispielsweise 0,25 Prozent auf den Kurswert.
Veräußerst Du Anteile von einem ETF mit Gewinn, musst Du dafür Steuern zahlen. Mit einem Freistellungsauftrag beim Broker kannst Du solche Steuern sparen.
Beim Rebalancing solltest Du immer Kosten und Nutzen im Auge behalten. Es lohnt sich nur, wenn die Kosten in einem vernünftigen Verhältnis zu möglichen Gewinnen stehen.
Beispiel für das ETF Rebalancing
An einem Beispiel kann die Umschichtung verdeutlicht werden.
Du hast 100 Anteile vom renditeträchtigen
iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc), ISIN IE00B4L5Y983, WKN A0RPWH
im Portfolio. Aufgrund seiner Entwicklung weicht er von Deinem Risikoprofil ab. Um einen Ausgleich durchzuführen, verkaufst Du 8 Anteile.
Vom sicherheitsorientierten
Xtrackers Barclays Global Aggregate Bond Swap UCITS ETF, 5C EUR hedged ISIN LU0942970798, WKN DBX0NZ
hast Du ebenfalls 100 Anteile und kaufst 8 Anteile hinzu.
Plan-Anlage-Struktur beachten
Du solltest beim Rebalancing die Plan-Anlage-Struktur beachten, die sich auf die gewünschte Portfolio-Verteilung bezieht. Jede Position muss im Portfolio ein bestimmtes Gewicht haben. Bei der Erstellung des Portfolios legst Du die Plan-Anlage-Struktur fest. Sie wird bei jeder Anpassung des Portfolios aktualisiert.
Bei einem Rebalancing musst Du nicht immer verkaufen. Du kannst es auch nur über Käufe durchführen. Dabei solltest Du einen Mindestbetrag beachten, für den Du ETF-Anteile kaufst. Beim Ausgleich nur durch Käufe sparst Du Steuern für den Verkauf von Anteilen mit Gewinn.
Rebalancing sparen mit einem Robo Advisor
Du musst das Rebalancing nicht selbst vornehmen, wenn Du Dein Portfolio bei einem Robo Advisor wie OSKAR, Quirion oder Weltsparen eröffnest. Du legst eine Strategie oder ein Risikoprofil fest und musst dafür eine Reihe von Fragen beantworten. Entsprechend Deines Risikoprofils wird das Portfolio zusammengestellt und regelmäßig angepasst.
Fazit: Anpassung des Portfolios mit Rebalancing
Mit dem Rebalancing passt Du Dein ETF-Portfolio an Deine Anlagestrategie an. Das ist in festgelegten zeitlichen Abständen oder bei Kursveränderungen möglich. Auch Käufe oder Verkäufe von ETF-Anteilen führen zu Veränderungen und können einen Ausgleich erforderlich machen. Der Ausgleich ist mit Kosten für den Handel und mit Steuern bei der Veräußerung von ETF-Anteilen verbunden. Solche Steuern kannst Du vermeiden, indem Du den Ausgleich nur durch Käufe vornimmst. Möchtest Du Dir den Aufwand für die Anpassung sparen, kannst Du ein Portfolio bei einem Robo-Advisor eröffnen, der sich um die Anpassung kümmert.
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