In die Golfstaaten investieren mit ETFs - wie geht das?

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Die Golfstaaten sind eine Region, die in den klassischen breitgestreuten ETFs nur wenig Aufmerksamkeit bekommt. Das liegt vor allem daran, dass der Kapitalmarkt da weitaus weniger Beachtung erhält als in den westlichen oder östlichen Regionen. Trotzdem bieten die Golfstaaten auch Chancen.

In die Golfstaaten investieren mit ETFs - wie geht das?

Die Situation rund um die Golfstaaten

Als "Golfstaaten" werden gemeinhin die gezählt, die sich am Persischen Golf befinden. Für die globale Wirtschaft und den Kapitalmarkt von Bedeutung sind aber eher die Länder, die sich seit dem Jahr 1981 zum sogenannten "Gulf Cooperation Council" (Abkürzung: GCC, zu Deutsch: Golfkooperationsrat) zusammengeschlossen haben.

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Das sind zum aktuellen Zeitpunkt:

  • Saudi-Arabien
  • Oman
  • Kuwait
  • Katar
  • Vereinigte Arabische Emirate (VAE)
  • und Bahrain

Länder wie der Iran, Jemen oder Irak befinden sich zwar ebenfalls am Persischen Golf und könnten damit genau genommen zu den "Golfstaaten" zählen, da sie de facto aber keinen öffentlichen Kapitalmarkt haben sind sie auch für ausländische Investoren völlig uninteressant - abseits von den politischen und strukturellen Problemen, die diese drei genannten Länder sowieso uninvestierbar machen.

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Anders verhält es sich bei den sechs Mitgliedern der GCC. Speziell Katar und die VAE sind durchaus eine Brücke zwischen Ost und West und haben sich gesellschaftlich ebenso wie wirtschaftlich dem globalen Kapital- und Finanzmarkt angenähert. Auch Saudi-Arabien ist seit jeher ein wichtiger Partner für den Westen, sei es auch nur als größter und wichtigster Öllieferant. Generell existieren viele Überschneidungen zwischen den GCC-Golfstaaten und beispielsweise dem Öl-Kartell OPEC, da diese Länder traditionell sehr reich an Öl und verwandten Rohstoffen sind - und daraus wiederum ihr wirtschaftliches Kapital schlagen.

Wer in die Golfstaaten investiert, der legt sein Geld primär in Energie beziehungsweise konkret Öl an. In allen Fonds dieser Region sind es nicht Technologiewerte und auch nicht hochspezialisierte Industrie, die die Top-10 oder Top-20 der Werte befüllen, sondern allen voran Energiekonzerne, Telekommunikationsunternehmen und Banken. Eine Investition in die Golfstaaten ist also nicht unbedingt eine Investition in Innovation - muss es als Depot-Beimischung aber auch nicht zwangsläufig sein.

Investieren in die Golfstaaten

Noch vor wenigen Jahren war es insbesondere für Privatanleger sehr schwer überhaupt in die Golfstaaten zu investieren. Zum damaligen Zeitpunkt nannte man derartige Produkte "MENA-Fonds". Das Akronym "MENA" steht für "Middle East & North Africa", beide Regionen gab es also nur in Kombination und das wiederum nur in sehr wenigen Fonds. Geändert hat sich das seit ungefähr dem Jahr 2014, als die großen Indexanbieter nachrückten und die Golfstaaten, teilweise mit aussortierten Ländern, in einen eigenen Index brachten - das wiederum ermöglichte es ETF-Emittenten Produkte auf eben diese Indizes aufzulegen und damit Privatanlegern die Investition leicht zu machen.

Xtrackers MSCI GCC Select Swap UCITS ETF - der Vorreiter und Klassiker

Im Jahr 2015 feierte der erste für deutsche Kunden verfügbare Golfstaaten-ETF sein Debüt. Der ETF mit der ISIN "IE00BQXKVQ19" enthält Werte aus den oben genannten sechs Ländern, daher auch der Zusatz "GCC" im Namen. Die Werte werden synthetisch abgebildet, was in diesem Fall aufgrund der geringeren Liquidität der Kapitalmärkte in diesen Ländern nachvollziehbar ist. Der Emittent lässt sich das mit einer TER von 0,65 % vergüten, die Erträge und Dividenden der enthaltenen Unternehmen thesauriert er.

Seit der Auflage im Jahr 2015 erzielte der Fonds eine adäquate Rendite von 8,8 % p.a., noch besser lief es in den vergangenen fünf Jahren, da kommt der ETF auf eine Performance von 15,25 %. Im Jahr 2021 stehen sogar rund 48 % zu Buche, im laufenden Jahr immerhin schon knapp 21 %. Angetrieben wurde die jüngste Überperformance natürlich durch die steigenden Energiepreise, von denen wiederum die Ölstaaten besonders stark profitieren. Obgleich der ETF keinesfalls nur Energiewerte enthält, machen sie doch einen großen Teil davon aus - entsprechend ähnlich zum Öl-Kurs bewegt sich auch der ETF.

Aufgelegt wurde der ETF ursprünglich von Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM). Gewichtet wird nach kapitalmarktgewichtetem Streubesitz, folglich kommt der Löwenanteil in dem Fonds Saudi-Arabien zuteil.

Die Länderverteilung zum Stand vom 31. Dezember 2021 gestaltet sich wie folgt:

  • rund 61 % Saudi-Arabien
  • rund 16 % VAE
  • rund 12 % Katar
  • rund 9 % Kuwait
  • rund 1 % Bahrain
  • rund 0,5 % Oman

Die Top-Titel im Fonds sind eine Mischung aus Energie-, Telekommunikationsunternehmen und Banken. Spitzenreiter ist mit großem Abstand die Al Rajhi Bank mit einer Gewichtung von knapp 17 %, danach folgt die Saudi National Bank (7 %) und die Emirates Telecom (5 %). Saudi-Arabia Oil (4 %) und Saudi Basic Industries (5 %) sind ebenfalls enthalten.

Was dir vor deiner Investition also bewusst sein sollte, ist die sehr hohe Konzentration auf die genannten Branchen. Einen abwechslungsreichen Unternehmens-Mix, wie wir ihn aus dem Westen in beispielsweise Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder den USA kennen, gibt es in diesen Ländern nicht. Deren Wirtschaft wird vom Öl dominiert und die Profiteure dessen sind wiederum die Banken, die auch die großen Vermögen des Landes beziehungsweise ihres Scheichs verwalten.

Insgesamt befinden sich in dem Index 68 Aktien, hinsichtlich der Sektoraufteilung kommt mit 60 % dem Finanz- und Bankensektor das mit Abstand größte Stück des Kuchens zuteil. Zur besseren Verdeutlichung: Es gibt im gesamten Index kein einziges Technologieunternehmen. Der kleinste Anteil entfällt auf das Gesundheitswesen mit weniger als 1 %, Basiskonsumgüter sind mit minimal mehr als 1 % gewichtet.

Obwohl der ETF schon einige Jahre existiert, konnte er nicht viele Anleger für sich gewinnen. Nach rund 7 Jahren steht lediglich eine Fondsgröße von knapp 32 Millionen Euro zu Buche. Das macht den ETF zwar nicht illiquide, für größere Vermögen aber nur schwer investierbar.


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Gibt es Alternativen zum Xtrackers MSCI GCC?

Tatsächlich nicht unbedingt. Ein Konkurrenzprodukt ohne Saudi-Arabien von BlackRock, der iShares MSCI GCC ex-Saudi Arabia UCITS ETF, wurde mittlerweile eingestellt. Auch hier fanden sich nicht genügend Anleger mit ausreichend Anlagevermögen, um das Produkt für den Emittenten lukrativ zu gestalten. Folglich ist der Xtrackers MSCI GCC der einzige breitgestreute ETF, der dir eine Investition in die Golfstaaten ermöglicht.

Eine Alternative könnte der iShares MSCI Saudi Arabia Capped UCITS ETF (ISIN: IE00BYYR0489) sein. Wie du schon am Namen erkennen wirst, sind da aber nicht die Werte aus den Golfstaaten allgemein, sondern nur solche aus Saudi-Arabien enthalten. Damit erfasst dieser Saudi-exklusive ETF rund 61 % von den Anteilen, die beim breitgestreuten GCC-ETF auf Saudi-Arabien entfallen. Während das Fehlen von Kuwait, Bahrain und Oman aufgrund ihrer geringen Gewichtung im GCC-ETF noch verschmerzbar ist, fehlen dir dann aber vor allem die VAE und Katar. Beides wachstumsstarke Nationen, die auch für den Westen eine nennenswerte Bedeutung haben.

Du könntest den Saudi-ETF von iShares natürlich um einige Einzelaktien ergänzen, um diese Lücke zu schließen. Dann aber könntest du auch einfach den GCC-ETF wählen. Der iShares-ETF ist mit einer TER von 0,60 % nur minimal günstiger und mit einem Fondsvermögen von 418 Millionen zwar deutlich liquider, aber auch der GCC-ETF ist nicht illiquide. Die Erträge werden da übrigens thesauriert. Es gibt noch einen weiteren iShares Saudi-ETF (
iShares MSCI Saudi Arabia Capped UCITS ETF / ISIN: IE00BJ5JPJ87), der aber erst seit dem Sommer 2019 existiert und mit einer Fondsgröße von rund 7 Millionen Euro nicht nur einigermaßen illiquide ist, sondern dahingehend auch fraglich ist, ob er in dieser Form überhaupt künftig fortgeführt werden wird.

Vorteile einer Investition in die Golfstaaten

Wie jede Investition, musst du vorab für dich persönlich die Vor- und Nachteile gegenüberstellen. Nachfolgend möchten wir dir einige grundlegende Vorteile nennen:

  • du erfasst ein Gebiet, das in breitgestreuten ETFs aufgrund der geringen Marktkapitalisierung nur eine sehr geringe Gewichtung hat
  • du könntest mit dem GCC-ETF von Xtrackers relativ kostengünstig dein Depot weiter diversifizieren
  • du profitierst von steigenden Energiepreisen
  • du würdest in direkter Art und Weise an einem weiteren Aufschwung der Golfstaaten partizipieren

Nachteile eines Golfstaaten-Invests

  • Emerging Markets sind immer risikobehaftet und sehr volatil
  • Anleger genießen in diesen Ländern nicht die Sicherheiten, wie hier am westlichen Kapitalmarkt
  • die Region kann jederzeit von einer Krise oder einem Krieg betroffen sein
  • der Großteil der Wirtschaftskraft stammt aus Öl, das bekanntlich unter den Energieträgern ein Auslaufmodell ist oder es zumindest sein soll

Du solltest außerdem auf die Gesamtzusammensetzung deines Depots achten. Saudi-Arabien ist im beliebten iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc) (ISIN: IE00BKM4GZ66) beispielsweise bereits mit knapp 4 % gewichtet. Wenn du diesen oder einen vergleichbaren Emerging Markets ETF hast, hast du also zumindest Saudi-Arabien schon im Depot. Interessant ist der GCC-ETF dann vor allem für dich, wenn du Saudi-Arabien übergewichten oder Zugriff auf die weiteren fünf GCC-Staaten möchtest. Wobei hier aufgrund ihrer Gewichtung vor allem Katar und die VAE eine Rolle spielen.

Für risikowillige Anleger sind die Golfstaaten eine weitere Option für das eigene Depot. Dank dem Xtrackers MSCI GCC-ETF lassen sie sich auch relativ einfach abbilden, ernsthafte Alternativen zu diesem Fonds gibt es in Europa nicht. Da die Golfstaaten wenn überhaupt aber eh überschaubar gewichtet werden würden, ist der verfügbare ETF üblicherweise absolut ausreichend.

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