Short ETF: Wie sinnvoll sind sie als Absicherung?
Fallende Kurse bei den Aktienindizes und damit verbunden bei den ETFs machen vielen Anlegern zu schaffen. Mit einem Short-ETF kannst Du fallende Kurse bei DAX, S&P 500 oder Nasdaq absichern und in umgekehrter Weise an der Wertentwicklung partizipieren.

Was ist ein Short ETF?
Short-ETFs werden von Anlegern zur Depotabsicherung genutzt, wenn sie in ETFs auf DAX, S&P 500 oder Nasdaq investiert haben und diese Indizes herbe Kursverluste verzeichnen müssen. Da Du in umgekehrter Weise an der Wertentwicklung des zugrundeliegenden Indexes partizipieren kannst, ist von inversen ETFs die Rede. Fällt der zugrundeliegende Index um 10 Prozent, steigt der jeweilige Short-ETF um 10 Prozent. Ein klassischer ETF bildet die Entwicklung des zugrundeliegenden Indexes wie DAX, Nasdaq oder S&P 500 genau ab. Er steigt im Kurs, wenn der Index im Kurs steigt. Ein Short-ETF spiegelt hingegen die Entwicklung des zugrundeliegenden Indexes in umgekehrter Form wider. Er steigt, wenn der Index fällt, und fällt, wenn der Index steigt.
Wertentwicklung von Short ETFs
Vor der Investition in einen Short-ETF solltest Du Dich genauer mit der Wertentwicklung solcher inversen ETFs beschäftigen. Die Multiplikation der Entwicklung des zugrundeliegenden Indexes minus 1 reicht nicht aus. Die Wertentwicklung wird noch von verschiedenen anderen Faktoren beeinflusst. Ein solcher Faktor ist der Geldmarktsatz (EONIA). Um die Entwicklung des Short-Indexes wie Short-DAX, Short-S&P 500 oder Short-Nasdaq zu ermitteln, müssen die inverse Performance des Long-Indexes und der doppelte EONIA-Zinssatz addiert werden. Der doppelte EONIA-Zinssatz muss angesetzt werden, da Du Geld in den ETF investierst und der Emittent des ETFs die Aktien im Index verkauft und dafür Geld gutgeschrieben bekommt. Die Verzinsung dieser beiden Geldeinheiten erfolgt mit dem Geldmarktsatz. Von diesem Betrag werden die Kosten für den Leerverkauf subtrahiert. Es ist daher schwierig, die Wertentwicklung von Short-ETFs nachzuvollziehen.
Risiken bei der Investition in Short ETFs
Es gibt bei Short-ETFs keine vorher festgelegten Knock-Out-Schwellen. Daher ist kein Totalverlust beim Erreichen einer bestimmten Grenze möglich. Mit einem Short-ETF mit hohem Hebel kann der Kapitaleinsatz reduziert werden.
Die Investition ist dennoch risikoreich, denn als Anleger spekulierst Du gegen den langfristigen Trend. Auf lange Sicht konnten die Indizes DAX, S&P 500 oder Nasdaq solide Gewinne erzielen. Langfristig würden Anleger mit einem Short-ETF erhebliche Verluste erleiden, während diejenigen, die in die normalen ETFs auf diese Indizes investieren, langfristig von Gewinnen profitieren. Ist zusätzlich eine Hebelwirkung im Spiel, wird die Investition auf fallende Märkte noch risikoreicher.


Solche ETFs sollten lediglich kurzfristig zur Kursabsicherung eingesetzt werden, wie das beispielsweise im März 2020 der Fall war, als die Indizes und die dazugehörigen ETFs deutliche Kursverluste verzeichnen mussten.
Für den langfristigen Vermögensaufbau eignen sich die Short-ETFs nicht. Finanzexperten raten Privatanlegern, mit den Short-ETFs nur außerordentlich vorsichtig umzugehen. Das Risiko von gehebelten Short-ETFs kannst Du minimieren, indem Du nur über eine kurze Dauer investierst und nur einen geringen Betrag dafür verwendest. Grundsätzlich gehören gehebelte ETFs in die Kategorie des kurzfristigen Tradings und haben nichts mit langfristigem Buy&Hold zu tun, wie es sonst bei ETFs eher der Fall ist.
Video: Short und Hebel ETF erklärt
Pfadabhängigkeit von Short ETFs
Die Pfadabhängigkeit ist wichtig bei der Investition in einen Short ETF. Zumeist gilt die inverse Indexabbildung nur auf Tagesbasis. Bei längeren Haltezeiten können starke Abweichungen auftreten. Schnell kann der Index wieder ansteigen, was bei einem Short ETF zu Verlusten führt. Hast Du in einen Short-ETF auf den DAX investiert und fällt der deutsche Leitindex plötzlich um 40 Prozent, kannst Du profitieren. Bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro könntest Du einen Gewinn von 4.000 Euro verzeichnen. Derjenige, der in einen normalen ETF auf den DAX investiert hat, müsste hingegen einen Verlust von 4.000 Euro verbuchen und hätte nur noch 6.000 Euro. Deutlich ungünstiger ist die Entwicklung bei einem Short-ETF, wenn der DAX plötzlich an Fahrt aufnimmt und um 40 Prozent steigt. Du müsstest bei einer Investition von 10.000 Euro einen Verlust von 4.000 Euro hinnehmen und hast nur noch 6.000 Euro, während Du bei einem normalen ETF auf den DAX 14.000 Euro gehabt hättest.
Beispiele für Short-ETFs
Die folgenden Short-ETFs sollen zeigen, wie sich solche inversen ETFs entwickeln können.
Xtrackers S&P 500 Inverse Daily Swap UCITS ETF 1C, ISIN LU0322251520, WKN DBX1AC
Dieser ETF bildet den S&P 500 Short Index ab. Er ist sparplanfähig, hat ein Volumen von 358 Millionen Euro und wurde im Januar 2008 aufgelegt. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,50 Prozent. Dieser inverse ETF ist thesaurierend. Die Replikation erfolgt synthetisch mit einem Tauschgeschäft. Im März 2020 konnte der Fonds einen starken Kurszuwachs verzeichnen. Aktuell ist die Rendite wieder stark gesunken und ist mit -15,76 Prozent negativ.
Xtrackers S&P 500 2x Inverse Daily Swap UCITS ETF 1C, ISIN LU0411078636, WKN DBX0B6
Auch dieser Short-ETF investiert in den S&P 500 Short Index. Er ist zweifach gehebelt. Die Wertentwicklung wird auf täglicher Basis abgebildet. Der Fonds ist sparplanfähig. Er hat ein Volumen von 93 Millionen Euro und wurde im März 2010 aufgelegt. Er repliziert synthetisch und ist thesaurierend. Mit 0,70 Prozent ist die Gesamtkostenquote ziemlich hoch. Die Rendite ist im März 2020 stark gestiegen. Inzwischen hat sie sich mit -37,41 Prozent wieder stark negativ entwickelt.
Xtrackers ShortDAX Daily Swap UCITS ETF 1C, ISIN LU0292106241, WKN DBX1DS
Dieser ETF bezieht sich auf den ShortDAX und bildet die umgekehrte Wertentwicklung des DAX auf täglicher Basis ab. Er ist sparplanfähig, hat ein Volumen von 456 Millionen Euro und wurde im Juni 2007 aufgelegt. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,40 Prozent. Der Short-ETF repliziert synthetisch und ist thesaurierend. Im März 2020 ist die Rendite stark gestiegen, während sie inzwischen mit -11,57 Prozent wieder negativ ist.
Weitere Beispiele für Short-ETFs findest du in der ETF-Suche.
Schaust Du Dir die Charts der vorgestellten Short-ETFs genauer an, wirst Du feststellen, dass die Rendite größtenteils negativ ist. Gerade im März 2020 konnten diese ETFs eine hohe Rendite verzeichnen. Die ETFs sind sparplanfähig, doch solltest Du damit vorsichtig sein. Für den Vermögensaufbau auf lange Sicht mit einem Sparplan solltest Du diese ETFs nicht nutzen, da Du mit hohen Verlusten rechnen müsstest. Die Replikation erfolgt bei den meisten ETFs synthetisch. Die Emittenten gehen ein Tauschgeschäft mit einem Geldinstitut ein. Auffällig ist bei den vorgestellten ETFs die ziemlich hohe Gesamtkostenquote.
Fazit: Short ETFs sind extrem risikoreich
Mit einem Short ETF kannst Du Kursverluste bei einem wichtigen Index wie dem DAX, dem S&P 500 oder dem Nasdaq absichern. Du solltest dabei beachten, dass die Abbildung der Wertentwicklung auf täglicher Basis erfolgt und die Kurse schnell wieder fallen können, wenn der zugrundeliegende Index steigt. Die Short-ETFs entwickeln sich entgegengesetzt zum abgebildeten Index. Sie können mit und ohne Hebel gewählt werden. Bei einem Hebel ist das Risiko von Verlusten noch höher. Möchtest Du die Absicherung mit einem Short-ETF vornehmen, solltest Du nur kurzfristig investieren. Du solltest nur eine geringe Summe anlegen. Die Short-ETFs sind zumeist sparplanfähig, doch ist das Verlustrisiko bei einem Sparplan zu hoch. Langfristig ist die Rendite bei den Short-ETFs negativ. Während der Corona-Krise im März 2020 sind diese ETFs stark im Kurs gestiegen.
Die größte Gefahr bei Short ETFs besteht darin, dass Anleger ihr gesamtes Kapital verlieren können. Dies ist besonders riskant, wenn die Kurse stark steigen. Wenn die Kurse jedoch nur leicht steigen, können Anleger nur einen Teil ihres Kapitals verlieren.Anleger sollten sich also gut überlegen, ob sie in Short ETFs investieren möchten. Sie sollten sich auch bewusst sein, dass sie ihr gesamtes Kapital verlieren können.
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