Short ETF: Wie sinnvoll sind sie als Absicherung?

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Fallende Kurse bei den Aktienindizes und damit verbunden bei den ETFs machen vielen Anlegern zu schaffen. Mit einem Short-ETF kannst Du fallende Kurse bei DAX, S&P 500 oder Nasdaq absichern und in umgekehrter Weise an der Wertentwicklung partizipieren.

Short ETF: Wie sinnvoll sind sie als Absicherung?

Was ist ein Short ETF?

Ein Short-ETF ist ein spezieller ETF, der genau das Gegenteil von einem normalen ETF macht: Er steigt im Wert, wenn der zugrundeliegende Index fällt. Das bedeutet, wenn du zum Beispiel in einen Short-ETF auf den DAX investierst und der DAX um 10 % fällt, steigt dein Short-ETF um 10 %. Diese Art von ETF wird oft genutzt, um sich gegen fallende Märkte abzusichern oder von ihnen zu profitieren. Sie sind besonders dann interessant, wenn du denkst, dass die Märkte bald nachgeben werden.

Im Gegensatz dazu bildet ein klassischer ETF die Entwicklung eines Index wie dem DAX, S&P 500 oder Nasdaq 1:1 ab. Steigt der Index, steigt auch der ETF. Bei einem Short-ETF ist es genau umgekehrt: Fällt der Index, steigt der Short-ETF. Klingt einfach, oder? Aber Vorsicht, es gibt einige Tücken, die du kennen solltest.

Short-ETFs sind besonders in volatilen Marktphasen gefragt, wie zum Beispiel während der Corona-Krise im März 2020, als die Märkte weltweit stark eingebrochen sind. In solchen Phasen können Short-ETFs eine Möglichkeit sein, sich gegen fallende Kurse abzusichern. Allerdings sind sie nicht für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet, da die großen Indizes historisch gesehen langfristig steigen. Auch in der aktuellen Marktphase, die durch geopolitische Unsicherheiten und Inflationsängste geprägt ist, haben Short-ETFs wieder an Bedeutung gewonnen. Wenn du dich für langfristige Anlagestrategien interessierst, könnte die Portfoliotheorie für dich von Interesse sein.

Wertentwicklung von Short ETFs

Bevor du in einen Short-ETF investierst, solltest du dir die Wertentwicklung genauer ansehen. Es reicht nicht, einfach die Entwicklung des zugrundeliegenden Indexes zu nehmen und diese mit -1 zu multiplizieren. Die tatsächliche Wertentwicklung wird von mehreren Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel dem Geldmarktsatz (EONIA). Dieser Zinssatz spielt eine Rolle, weil der Emittent des ETFs die Aktien im Index verkauft und dafür Geld erhält, das verzinst wird. Diese Zinsen werden dann in die Berechnung der ETF-Performance einbezogen. Seit 2022 wird der EONIA durch den €STR (Euro Short-Term Rate) ersetzt, was die Berechnung der Performance leicht verändert hat.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die sogenannte Pfadabhängigkeit. Die inverse Abbildung des Index gilt oft nur auf Tagesbasis. Das bedeutet, dass die Performance eines Short-ETFs über mehrere Tage oder Wochen stark von der erwarteten Performance abweichen kann. Wenn der Markt sich erholt, kann dies zu erheblichen Verlusten führen. Ein Beispiel: Wenn der DAX an einem Tag um 5 % fällt und am nächsten Tag um 5 % steigt, wird der Short-ETF nicht wieder auf seinem ursprünglichen Niveau sein, sondern einen Verlust verzeichnen.

Seit 2020 haben sich die Märkte nach dem Corona-Crash schnell erholt, was dazu geführt hat, dass viele Short-ETFs, die während des Crashs stark gestiegen sind, in den folgenden Monaten wieder an Wert verloren haben. Dies zeigt, dass Short-ETFs vor allem für kurzfristige Spekulationen geeignet sind und nicht für langfristige Investments. Auch im Jahr 2023, als die Märkte trotz Inflationssorgen und geopolitischer Spannungen eine gewisse Stabilität zeigten, haben viele Short-ETFs an Wert verloren. Dies unterstreicht die Bedeutung der Pfadabhängigkeit und die Risiken, die mit einer längeren Haltedauer verbunden sind. Für langfristige Investitionen könnten ETFs nach Anlagehorizont eine bessere Wahl sein.

Risiken bei der Investition in Short ETFs

Short-ETFs haben keine Knock-Out-Schwellen, was bedeutet, dass du nicht automatisch alles verlierst, wenn der Index eine bestimmte Grenze überschreitet. Aber das heißt nicht, dass sie risikofrei sind. Im Gegenteil: Du spekulierst gegen den langfristigen Trend. Historisch gesehen steigen die großen Indizes wie der DAX, S&P 500 oder Nasdaq langfristig. Das bedeutet, dass du mit einem Short-ETF auf lange Sicht eher Verluste machst.

Ein weiteres Risiko ist der Einsatz von Hebeln. Viele Short-ETFs sind gehebelt, was bedeutet, dass sie die tägliche Wertentwicklung des zugrundeliegenden Indexes um ein Vielfaches abbilden. Ein zweifach gehebelter Short-ETF steigt zum Beispiel um 20 %, wenn der Index um 10 % fällt. Das klingt verlockend, aber der Hebel verstärkt auch die Verluste. Wenn der Index um 10 % steigt, verliert der ETF 20 %. Deshalb raten viele Experten, Hebel-ETFs nur kurzfristig und mit Bedacht einzusetzen. Mehr über die Risiken von Hebelprodukten erfährst du in unserem Artikel über Hebelprodukte.

Ein weiteres Risiko, das oft übersehen wird, ist die Volatilität. In volatilen Märkten kann die Performance eines Short-ETFs stark schwanken, was zu unerwarteten Verlusten führen kann. Dies ist besonders dann der Fall, wenn der Markt sich schnell erholt, wie es nach dem Corona-Crash 2020 der Fall war. Viele Anleger, die in Short-ETFs investiert hatten, mussten nach der schnellen Erholung der Märkte erhebliche Verluste hinnehmen. Auch im Jahr 2023, als die Märkte trotz anhaltender Unsicherheiten eine gewisse Erholung zeigten, haben viele Short-ETFs an Wert verloren, was die Risiken in volatilen Phasen verdeutlicht. Wenn du dich für alternative Anlagestrategien interessierst, könnte ein Blick auf die Fonds der Crashpropheten lohnenswert sein.

Beispiele für Short-ETFs

Hier sind einige Beispiele für Short-ETFs, die dir eine Vorstellung davon geben, wie sie sich entwickeln können:

  • Xtrackers S&P 500 Inverse Daily Swap UCITS ETF 1C (ISIN: LU0322251520, WKN: DBX1AC): Dieser ETF bildet den S&P 500 Short Index ab. Er ist sparplanfähig und hat eine Gesamtkostenquote von 0,50 %. Im März 2020 konnte er stark zulegen, aber aktuell liegt die Rendite bei -18,34 % (Stand: Januar 2024).
  • Xtrackers S&P 500 2x Inverse Daily Swap UCITS ETF 1C (ISIN: LU0411078636, WKN: DBX0B6): Dieser ETF ist zweifach gehebelt und bildet die Wertentwicklung des S&P 500 Short Index auf täglicher Basis ab. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,70 %. Auch hier war die Rendite im März 2020 stark, ist aber inzwischen auf -42,67 % gefallen (Stand: Januar 2024).
  • Xtrackers ShortDAX Daily Swap UCITS ETF 1C (ISIN: LU0292106241, WKN: DBX1DS): Dieser ETF bildet die umgekehrte Wertentwicklung des DAX auf täglicher Basis ab. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,40 %. Auch hier war die Rendite im März 2020 positiv, ist aber inzwischen auf -13,45 % gesunken (Stand: Januar 2024).

Weitere Beispiele für Short-ETFs findest du in der ETF-Suche.

Wenn du dir die Charts dieser ETFs ansiehst, wirst du feststellen, dass die Renditen oft negativ sind. Das zeigt, dass Short-ETFs nur in bestimmten Marktphasen sinnvoll sind. Für den langfristigen Vermögensaufbau sind sie nicht geeignet. Wenn du nach Alternativen suchst, könnten Dividendenrendite-ETFs eine interessante Option sein.

Pfadabhängigkeit von Short ETFs

Ein wichtiger Punkt bei Short-ETFs ist die sogenannte Pfadabhängigkeit. Das bedeutet, dass die inverse Abbildung des Index oft nur auf Tagesbasis gilt. Wenn du den ETF länger hältst, können sich die Ergebnisse stark von der erwarteten Performance unterscheiden. Das liegt daran, dass sich die Märkte oft schnell erholen können, was bei einem Short-ETF zu Verlusten führt.

Ein Beispiel: Wenn der DAX plötzlich um 40 % fällt und du 10.000 Euro in einen Short-ETF investiert hast, könntest du einen Gewinn von 4.000 Euro machen. Aber wenn der DAX stattdessen um 40 % steigt, würdest du 4.000 Euro verlieren. Das zeigt, wie riskant diese Art von Investment sein kann.

Die Pfadabhängigkeit ist besonders problematisch, wenn der Markt stark schwankt. In solchen Phasen kann die Performance eines Short-ETFs stark von der erwarteten Performance abweichen. Dies ist ein weiterer Grund, warum Short-ETFs nur für kurzfristige Spekulationen geeignet sind und nicht für langfristige Investments. Die Entwicklungen im Jahr 2023 haben dies erneut verdeutlicht, als viele Short-ETFs trotz kurzfristiger Marktrückgänge aufgrund der Pfadabhängigkeit Verluste verzeichneten. Wenn du mehr über die Risiken von kurzfristigen Spekulationen erfahren möchtest, könnte unser Artikel über Flash Crash Absicherung für dich interessant sein.

Fazit: Short ETFs sind extrem risikoreich

Short-ETFs können eine Möglichkeit sein, sich gegen fallende Märkte abzusichern. Aber sie sind extrem risikoreich, besonders wenn du sie langfristig hältst oder einen Hebel einsetzt. Die Abbildung der Wertentwicklung erfolgt oft nur auf Tagesbasis, was bedeutet, dass die Kurse schnell wieder fallen können, wenn der zugrundeliegende Index steigt.

Wenn du Short-ETFs nutzen möchtest, solltest du nur kurzfristig investieren und nur einen kleinen Teil deines Kapitals einsetzen. Langfristig sind die Renditen bei Short-ETFs oft negativ, wie die Beispiele aus der Corona-Krise im März 2020 und die Entwicklungen bis 2024 zeigen. Überlege dir also gut, ob diese Art von Investment zu deiner Strategie passt. Short-ETFs eignen sich eher für kurzfristige Absicherungen oder spekulative Trades, aber nicht für den langfristigen Vermögensaufbau. Wenn du nach langfristigen Alternativen suchst, könnte ein Staatsanleihen-ETF eine sicherere Option sein.

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