Was genau ist ein Short Squeeze?
Ist bei einer Aktie, einem ETF oder einem anderen börsengehandelten Wertpapier die Nachfrage deutlich größer als das Angebot, handelt es sich um ein Short Squeeze. Voraussetzung dafür ist, dass zuvor in großem Umfang Leerverkäufe stattgefunden haben. Die Leerverkäufer sind in der Klemme.

Short Squeeze - wenn ein Wertpapier knapp wird
Short Sqeeze ist englisch und bedeutet Engpass, Knappheit oder Klemme. Wörtlich übersetzt heißt es "kurzes Quetschen". Ein an der Börse gehandeltes Wertpapier, zumeist eine Aktie, aber auch ein Zertifikat, wird knapp, da es zuvor in einer großen Anzahl leerverkauft (geshortet) wurde. Die aus den Leerverkäufen resultierenden offenen Positionen müssen wieder glattgestellt werden. Diejenigen, die Leerverkäufe in großem Umfang vorgenommen haben, befinden sich nun in der Klemme. Ursprünglich wurden Leerverkäufe vorgenommen, da das Wertpapier einen Abwärtstrend zeigte. Völlig überraschend für die Leerverkäufer steigen nun plötzlich die Kurse an. Die Leerverkäufer werden für ihr Vorgehen bestraft - sie werden ausgequetscht (squeeze). Zumeist dauert ein solcher überraschender Kursanstieg über mehrere Tage an. Dieser Zustand wurde durch die Leerverkäufer selbst ausgelöst. Viele Leerverkäufer müssen zur Verlustbegrenzung die zuvor verkauften Wertpapiere wieder zurückkaufen. Für die Leerverkäufer bedeutet das ein großes Verlustrisiko.
Was sind Leerverkäufe?
Um zu verstehen, wie ein Short Squeeze eintreten kann, muss erläutert werden, wie Leerverkäufe funktionieren. Um einen Leerverkauf handelt es sich, wenn ein Anleger Aktien oder andere Wertpapiere verkauft, die er gar nicht besitzt. Damit er leer verkaufen kann, muss er sich diese Wertpapiere leihen. Geht ein Anleger von einem Abwärtstrend für eine Aktie oder einen ETF aus, kann er sich Aktien oder ETFs leihen, um sie leer zu verkaufen. Leerverkäufe werden häufig für Gewinnmitnahmen genutzt. Ist eine Aktie oder ein ETF im Kurs gestiegen und erhält der Anleger nun ein bärisches Handelssignal, dass der Kurs fällt, verkauft er seine Wertpapiere. Um noch mehr von einer Gewinnmitnahme zu profitieren, kann er sich zusätzlich Aktien leihen, die er dann verkauft.
Einige Broker bieten den Verleih von Aktien an. Gegen eine Gebühr können sich Anleger Aktien oder andere Wertpapiere leihen. Die geliehenen Aktien kann der Anleger verkaufen. Der Anleger, der Leerverkäufe vorgenommen hat, steht beim Verleiher in der Pflicht. Er muss die geliehenen Aktien wieder zurückgeben. Da die Anleger bei Leerverkäufen von fallenden Kursen ausgehen, verkaufen sie die geliehenen Aktien und nehmen dann eine sogenannte Eindeckung vor, wenn der Kurs noch weiter abfällt. Für wenig Geld können sie die Aktien kaufen, um sie dem Verleiher wieder zurückzugeben. Fallen die Kurse tatsächlich, haben die Leerverkäufer trotz Leihgebühr und Eindeckung einen Gewinn erzielt. Der Kurs der Wertpapiere beim Leerverkauf lag deutlich höher als bei der Eindeckung mit neuen Wertpapieren.
Wenn der Leerverkäufer in der Klemme steckt
Anhand der Funktion von Leerverkäufen ist verständlich, dass der Leerverkäufer bei einem Short Squeeze in der Bredouille steckt. Er muss, um Verluste zu begrenzen, die Aktien oder ETFs, die er zuvor leer verkauft hat, zu einem höheren Kurs zurückkaufen. Das kann zu massiven Verlusten bei den Leerverkäufern führen. Der Gewinn, den die Leerverkäufer ursprünglich mit den Leerverkäufen erzielt haben, ist weg. Die Leerverkäufer müssen aufgrund der gestiegenen Kurse die Wertpapiere zu deutlich höheren Beträgen kaufen als sie für den Verkauf erzielt haben.
Ein weiteres Problem kann für die Leerverkäufer entstehen, da die Nachfrage nach dem Wertpapier aufgrund des steigenden Kurses größer ist als das Angebot. Potentielle Verkäufer können von ihrer Verkaufsabsicht Abstand nehmen, da sie davon ausgehen, dass der Kurs noch weiter steigt. Sie möchten erst dann verkaufen, wenn der Kurs noch weiter gestiegen ist, um einen richtig guten Gewinn mitzunehmen. Die Kurse steigen immer weiter, was hohe Verluste für die Leerverkäufer bedeutet. Sie müssen die Aktien zu hohen Kursen kaufen, um sie den Verleihern zurückzugeben.
Situation mit Stopp-Kursen entschärfen
Leerverkäufe sind mit einem hohen Risiko verbunden, aber nicht unmöglich. Hast Du in einen ETF investiert und ist der Kurs gerade noch hoch, doch deutet ein Handelssignal auf einen fallenden Kurs hin, kannst Du Deine ETF-Anteile verkaufen. Für einen Leerverkauf kannst Du Dir bei einem Broker gegen eine Gebühr ETF-Anteile leihen. Da Du die geliehenen Anteile wieder zurückgeben musst, kannst Du eine Stopp-Order platzieren, wenn Du Dich wieder mit neuen Anteilen eindecken möchtest, die Du zurückgibst. Da nach einem Leerverkauf ein schneller Kursanstieg möglich ist, kannst Du einen Stopp setzen, wann der Kauf für die Eindeckung erfolgen soll. Du platzierst einen Stopp bei einem Kurs, den Du maximal bereit bist, zu zahlen. Ist dieser Kurs erreicht, wird gekauft. Verluste sind auf diese Weise nicht ausgeschlossen, doch können sie mit dem Stopp begrenzt werden. Du kannst auf diese Weise ein Short Squeeze vermeiden, denn Du musst nicht dann kaufen, wenn der Kurs hoch ist, um Deine Anteile zurückzugeben.
Crash bei den Bären
Ein Short Squeeze könnte als Crash bei den Bären bezeichnet werden. Bei Leihverkäufen stellt die Leihgebühr zumeist eine moderate Sicherheitsleistung dar, die der Leerverkäufer beim Broker leisten muss. Lässt der Leerverkäufer seine Verluste stark auflaufen, da die Kurse gestiegen sind, kann er schnell in Schwierigkeiten geraten. Er muss die Verluste ausgleichen, da er die geliehenen Wertpapiere wieder zurückgeben muss. Um solche Verluste zu vermeiden, sind Stop-Loss-Order wichtig. Das Problem bei Leerverkäufen besteht grundsätzlich darin, dass die leerverkauften Wertpapiere wieder gekauft und zurückgegeben werden müssen. Leerverkäufer können nie genau einschätzen, wie sich die Kurse entwickeln, wenn sie eine Eindeckung vornehmen müssen.
Da die Kurse bei einem Short Squeeze steigen, sind viele Anleger am entsprechenden Wertpapier interessiert. Das führt dazu, dass eine steigende Nachfrage einem sinkenden Angebot gegenübersteht. Ein Short Squeeze kann einen Lawineneffekt auslösen. Betroffen sein können hierbei auch Short-ETFs. Die Kaufimpulse können über mehrere Widerstandslinien hinausschießen. Allein die Eindeckungen, die von den Leerverkäufern vorgenommen werden müssen, können schon den Aufwärtstrend ankurbeln.
Fazit: Short Squeeze wird durch viele Leerverkäufe ausgelöst
Bemerken Anleger einen fallenden Kurs bei einer Aktie oder einem anderen Wertpapier, können sie einen Leerverkauf vornehmen. Sie müssen sich das Wertpapier zuvor bei einem Broker gegen eine Gebühr leihen, um es verkaufen zu können. Dieses geliehene Wertpapier müssen sie dem Broker wieder zurückgeben. Steigt der Kurs, kommt es zu einem Short Squeeze. Die Leerverkäufer geraten in Schwierigkeiten, da sie das leerverkaufte Wertpapier zu einem hohen Kurs zurückkaufen müssen. Um solche Verluste durch teure Rückkäufe zu vermeiden, kann eine Stop-Loss-Order platziert werden.
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