Ölpreis ETF: Jetzt einsteigen?
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Erstmals in seiner Geschichte ist der Ölpreis für die US-Marke WTI unter die Null-Dollar-Marke gefallen. Das wirkt sich auch auf den Kurs bei einem ETF auf den Ölpreis aus.
Erstmals in seiner Geschichte ist der Ölpreis für die US-Marke WTI unter die Null-Dollar-Marke gefallen. Das wirkt sich auch auf den Kurs bei einem ETF auf den Ölpreis aus, in dem Aktien der entsprechenden Unternehmen enthalten sind. Auch der Preis der Marke Brent ist stark abgerutscht.
Ölpreis rutscht ins Minus - warum?
Da der Ölpreis für die US-amerikanische Marke WTI erstmals in seiner Geschichte einen Negativstand erreicht hat, fragen sich viele Anleger, ob es sich noch lohnt, in einen ETF auf Öl zu investieren. Wer Anteile von einem Öl-ETF besitzt, überlegt vielleicht, ob er verkaufen soll, bevor der Preis noch weiter abrutscht. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für Anleger, in einen ETF auf Öl zu investieren, da langfristig wieder von einer Erholung des Preises auszugehen ist. Der Preissturz hat mehrere Gründe:
- stark gesunkene Nachfrage nach Öl aufgrund der Corona-Krise, da der Flugverkehr stark eingeschränkt ist
- Preiskrieg der führenden Ölproduzenten Brent und WTI
- Ölkrieg der wichtigsten Erdöl fördernden Länder
- große Mengen Öl auf Lager.
In den USA werden große Mengen an Öl durch Fracking aus Schiefer gewonnen. Diese Methode ist äußerst umweltschädlich und gefährlich. Aufgrund der hohen Förderkosten lohnt sie sich nur bei einem hohen Ölpreis. Da die sprudelnden Ölquellen so schnell nicht abgeklemmt werden können, wird weiterhin gefördert. Um den Ölpreis stabil zu halten, hatte sich US-Präsident Donald Trump am Osterwochenende mit Russland und Saudi-Arabien geeinigt, die Produktion von Rohöl drastisch herunterzufahren. Die Förderung sollte um 10 Prozent gedrosselt werden. Die Realität sieht anders aus: Der Rohöl-Preis ist zeitweise auf minus 37 US-Dollar pro Barrel gefallen.
Vom Preis ist nicht nur die US-Sorte WTI betroffen. Auch die Nordsee-Sorte Brent musste starke Preiseinbrüche hinnehmen. Von ursprünglich mehr als 60 UD-Dollar pro Barrel Anfang 2020 fiel der Preis inzwischen auf 27 US-Dollar pro Barrel. Da zwischen Riad und Moskau ein Preiskampf tobt, fließt noch mehr Öl auf die Märkte.
Langzeittief als Chance?
Angesichts der aktuellen Entwicklung ist davon auszugehen, dass der Ölpreis noch weiter sinkt. Anleger, die ETF-Anteile auf Öl besitzen, brauchen jetzt einen langen Atem. Möchten Sie jedoch in einen ETF auf Öl investieren, sollten Sie jetzt die Gunst der Stunde nutzen. Langfristig ist von einer Kurserholung auszugehen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise werden sich nach einiger Zeit normalisieren, so wie es auch nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 der Fall war. In jedem Fall ist ein ETF auf den Ölpreis eine volatile Angelegenheit. Auch nach der Wirtschaftskrise musste die Sorte Brent einen Preissturz verzeichnen. Der Preis konnte sich von den Einbrüchen zwischen 2014 und 2018 noch immer nicht vollständig erholen. Nun kam es zu weiteren Preiseinbrüchen.
Aufgrund der starken Volatilität sollten Sie einen ETF auf den Ölpreis nur als Beimischung für Ihr Portfolio verwenden.
Gründe, die für eine Preiserholung sprechen
Auch wenn die aktuelle Entwicklung des Ölpreises wenig Grund zur Hoffnung gibt, sprechen einige Argumente für eine Erholung des Preises:
- höhere Förderungskosten für Rohöl aufgrund der Verknappung der Ressourcen
- wachsende Nachfrage in den Schwellenländern aufgrund des steigenden Lebensstandards
- Streichung von Fördermitteln.
Gegenwärtig besteht ein Überangebot an Öl. Es ist mehr Öl vorhanden als benötigt wird. Bei stark sinkenden Ölpreisen wird weniger in die Instandhaltung von Förderanlagen und in den Ausbau von Öl-Plattformen investiert. Auch diese Maßnahmen führen zu Kursstürzen bei den ETFs auf den Ölpreis, da in einem ETF auf Öl auch Unternehmen gelistet sind, die mit dem Bau und der Instandhaltung von Förderanlagen oder mit dem Vertrieb von Öl beschäftigt sind. Langfristig könnten die Preise durch die gestrichenen Fördermittel wieder angekurbelt werden.
Den Gründen für eine langfristige Kurserholung des Ölpreises stehen das nachlassende Wirtschaftswachstum in Europa und in China gegenüber. Wer jetzt in einen ETF auf Öl investieren möchte, sollte Geduld mitbringen.
Investition in den Ölmarkt mit einem ETF
Erwerben Sie Anteile von einem ETF auf Öl, investieren Sie nicht direkt in den Ölpreis. Sie erwerben Anteile von Aktien der Unternehmen, die mit der Förderung und dem Vertrieb von Öl sowie mit der Herstellung und Instandhaltung von Förderanlagen beschäftigt sind. Sie investieren nur indirekt in den Ölpreis. Anders sieht es bei einem ETC aus, da Sie ein Zertifikat auf den Ölpreis erwerben. Diese Investition ist deutlich risikoreicher als ein ETF. Da ein ETF einen kompletten Index abbildet, beispielsweise den MSCI World Energy mit dem gesamten Energiesektor oder den Stoxx 600 Oil & Gas Index mit Öl- und Gas-Aktien von 21 europäischen Unternehmen, ist eine breite Risikostreuung gewährleistet. Gegenüber einem ETC auf den reinen Ölpreis und auf Öl der Sorte Brent oder WTI hat ein ETF noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: ETFs werden als Sondervermögen behandelt. Kommt es zu einer Insolvenz des Emittenten, fließt das Kapital der Anleger nicht in die Insolvenzmasse.
Beispiele für ETFs auf den Ölpreis
Bei vielen ETFs, in denen Aktien von erdölfördernden Unternehmen enthalten sind, investieren Sie auch in andere Aktien aus dem Energiesektor. Hier ist eine kleine Auswahl an ETFs auf den Ölpreis:
Lyxor STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF Acc, ISIN LU1834988278, WKN LYX02P
Mit diesem Fonds haben Sie Zugang zum europäischen Öl- und Gassektor. Er hat ein Volumen von 353 Millionen Euro und wurde im Oktober 2006 aufgelegt. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,30 Prozent. Der thesaurierende Fonds musste zuletzt eine negative Rendite von -38,23 Prozent verzeichnen.
Invesco European Oil & Gas Sector UCITS ETF, ISIN IE00B5MTWH09, WKN A0RPSB
Auch dieser Fonds enthält Aktien aus dem Stoxx 600 Oil & Gas Index. Er bietet einen Zugang zu ausgewählten außerordentlich liquiden Titeln. Der Fonds wurde im Juli 2009 aufgelegt, doch hat er mit nur 10 Millionen Euro ein geringes Volumen. Der Fonds ist thesaurierend und hat eine Gesamtkostenquote von 0,30 Prozent. Mit einer Rendite von zuletzt -39,55 Prozent hat er sich negativ entwickelt.
Xtrackers MSCI World Energy Index UCITS ETF, 1C ISIN IE00BM67HM91, WKN A113FF
Mit diesem Fonds haben Sie Zugang zu Aktien von Unternehmen aus Industrieländern weltweit, die auf dem Öl- und Energiesektor beschäftigt sind. Der Fonds ist noch ziemlich neu, da er erst im März 2016 herausgebracht wurde. Entsprechend gering ist das Volumen mit 92 Millionen Euro. Auch dieser Fonds ist thesaurierend und hat eine Gesamtkostenquote von 0,30 Prozent. Die Rendite ist auch hier mit zuletzt -42,08 Prozent negativ.
Höheres Risiko mit einem ETC auf den Ölpreis
Wie die aktuelle Entwicklung der vorgestellten ETFs auf den Ölpreis zeigt, mussten Anleger herbe Verluste verkraften. Wann die Verlustserie beendet ist, darüber kann nur spekuliert werden. Noch höher ist das Risiko bei der Investition in einen ETC auf Öl der Sorten Brent oder WTI. Aufgrund des starken Preissturzes fallen die Verluste aktuell noch höher aus als bei einem ETF. Ein weiteres Risiko sind die Rollverluste, die bei den ETCs auftreten. Wird ein Gewinn erzielt, da der Ölpreis wieder steigt, kann er durch die Rollverluste nahezu aufgefressen werden. Solche Verluste entstehen beim Tausch der Zertifikate, wenn neue Zertifikate teurer als alte Zertifikate sind. Erholt sich der Preis für Rohöl wieder, versprechen hohe Risiken bei einem ETC auch gute Chancen. Allerdings kann bei den ETCs ein Totalverlust nicht ausgeschlossen werden.
Fazit: ETF auf Ölpreis ist volatil
Der starke Kursverfall beim Ölpreis lässt Anleger auf eine langfristige Erholung hoffen. Das Kurstief kann eine gute Chance sein, jetzt in einen ETF zu investieren. Der Preis für Öl der Sorte WTI ist ins Negative gerutscht. Auch bei Brent sind starke Verluste zu verzeichnen. Aufgrund der hohen Volatilität sollten Sie bei einer Investition in einen ETF auf Öl vorsichtig sein.
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