Peak Berkshire: Warren Buffett tritt zurück: Ende einer Ära?

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Der Abgang einer Ikone: Warren Buffett (94) tritt ab, Greg Abel übernimmt Berkshire. Analyse des Timings, der neuen Strategie, des Cash-Bergs & der Zukunft des Investment-Giganten.

Peak Berkshire: Warren Buffett tritt zurück: Ende einer Ära?

Der Abgang einer Ikone: Timing ist alles?

Mit 94 Jahren hat Warren Buffett einen Punkt erreicht, an dem die Frage der Nachfolge nicht mehr nur ein Gedankenspiel für Analysten ist. Sein offizieller Grund für den Rücktritt: ein "geordneter Übergang". Er möchte, so ließ er verlauten, ein plötzliches Vakuum vermeiden, sollte ihm etwas zustoßen. Man sah ihn zuletzt häufiger mit Gehstock, ein subtiler Hinweis, dass auch ein Investment-Titan nicht ewig die Zügel in der Hand halten kann.

Interessanterweise fällt dieser Schritt in eine Zeit, in der Berkshire auf einem wahren Geldberg sitzt: die Cash-Reserven haben sich auf beachtliche 347,7 Milliarden US-Dollar aufgebläht. Buffett selbst betonte, dies sei eine rein persönliche Entscheidung gewesen, losgelöst von externen Marktbedingungen. Ob man das nun für die volle Wahrheit hält oder für eine geschickte PR-Formulierung, sei dahingestellt. Fakt ist: Der Mann hat schon immer langfristig gedacht. Die Ernennung von Greg Abel zum designierten Nachfolger bereits 2021 war ein klares Signal. Der Tod seines langjährigen Partners Charlie Munger im Jahr 2023 dürfte den Prozess dann beschleunigt haben.

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Der Neue an der Spitze: Wer ist Greg Abel?

Greg Abel, mit 62 Jahren ein vergleichsweise junger Hüpfer im Berkshire-Universum, ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Der Kanadier ist seit 1992 im Unternehmen, gestartet bei der Tochtergesellschaft MidAmerican Energy. Er gilt als Architekt der erfolgreichen Übernahmen von PacifiCorp und NV Energy und hat sich einen Namen als Stratege in operativ anspruchsvollen und regulatorisch komplexen Branchen gemacht. Das ist kein unwichtiges Detail, wenn man die Größe und Vielfalt von Berkshire bedenkt.

Seit 2018 war Abel als Vice Chairman für alle Nicht-Versicherungssparten zuständig. Das reicht von der Eisenbahngesellschaft BNSF bis zum Süßwarenhersteller See’s Candies. Sein Führungsstil wird als ruhig, aber durchsetzungsstark beschrieben. Die Übernahme der Pilot Travel Centers 2024, bei der er Verhandlungsgeschick bewies, wird oft als Beleg seiner Fähigkeiten genannt. Die große Frage wird sein: Kann er Buffetts dezentrales Modell mit weitgehend autonom agierenden Tochterfirmen beibehalten und gleichzeitig die enorme Cash-Position von über 347 Milliarden US-Dollar sinnvoll investieren? Das ist, um es milde auszudrücken, eine Mammutaufgabe.


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Die Börse und ihre Gefühle: Kursdelle oder Trendwende?

Ein Kursrutsch von 5 % nach so einer Nachricht ist erst einmal eine Hausnummer. Das entspricht einem Wertverlust von rund 30 Milliarden US-Dollar. Analysten sehen hier vor allem "psychologische Faktoren" am Werk. Die operativen Ergebnisse des ersten Quartals 2025 lagen mit einer Gewinnmarge von 5,1 % ohnehin schon unter den Erwartungen (im Vorjahr waren es noch 14 %). Es könnte also eine Mischung aus Enttäuschung und Unsicherheit sein.

Langfristig könnte sich Abels Fokus auf operative Effizienz – im Gegensatz zu Buffetts legendärem Gespür für Deals – positiv auf die Bewertung auswirken. Buffett selbst äußerte sich optimistisch und meinte, Berkshire werde unter Abel besser dastehen als unter ihm. Eine mutige Aussage. Die Class-A-Aktie notiert aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 24,39. Das ist im Vergleich zu Wettbewerbern wie Chubb (KGV 13,96) oder Travelers (KGV 14,29) zwar höher, aber angesichts der Qualität und Diversifikation von Berkshire nicht absurd. Für dich als Anleger bedeutet das: genau hinschauen, aber nicht vorschnell handeln.

Strategische Weichenstellungen: Alles neu macht der Mai?

Greg Abel hat bereits signalisiert, dass er am grundlegenden Value-Investing-Ansatz festhalten will. Seine Worte: "Wir kaufen Unternehmen, nicht Aktien – das wird sich nie ändern." Das klingt nach Kontinuität. Dennoch sind einige Verschiebungen denkbar:

  1. Energie und Infrastruktur: Abels Hintergrund im Energiesektor könnte dazu führen, dass Berkshire stärker in erneuerbare Energien und intelligente Netztechnologien investiert. Das passt auch zum Zeitgeist.
  2. Technologie: Die massive Apple-Beteiligung (aktuell 28,1 % des Portfolios) ist bekannt. Dennoch erwarten Beobachter eher vorsichtige Schritte in neue Tech-Felder wie Künstliche Intelligenz oder Quantencomputing. Berkshire ist kein Risikokapitalgeber.
  3. Aktienrückkäufe: Im ersten Quartal 2025 wurden keine Aktien zurückgekauft. Das könnte sich unter Abel ändern, sollte der Aktienkurs signifikant unter den inneren Wert des Unternehmens fallen. Eine klassische Buffett-Strategie, die Abel sicher nicht verlernt hat.

Die größte Herausforderung bleibt die Suche nach sogenannten "Elefanten-Deals" – also Übernahmen in einer Größenordnung, die für Berkshire überhaupt noch einen Unterschied machen. Buffett selbst nannte das zuletzt "fast unmöglich" angesichts der hohen Bewertungen am Markt. Hier muss Abel beweisen, dass er nicht nur verwalten, sondern auch gestalten kann. :

Das Erbe eines Giganten: Mehr als nur Rendite

Man kann es nicht oft genug betonen: Warren Buffetts Leistung in den vergangenen 60 Jahren ist monumental. Aus einer kleinen Textilfirma wurde ein globaler Player. Die durchschnittliche jährliche Rendite von 19,9 % seit 1965, fast doppelt so hoch wie die des S&P 500, spricht Bände. Doch sein Vermächtnis geht über reine Zahlen hinaus.

Er etablierte eine Kultur der "rationalen Kapitalallokation" und einer für amerikanische Verhältnisse bemerkenswerten Transparenz, manifestiert in seinen jährlichen Aktionärsbriefen, die Pflichtlektüre für jeden Investor sind. Sein Fokus auf Unternehmen mit "ewigen Werten" wie Coca-Cola oder American Express und seine Weigerung, Firmen mit zweifelhafter Ethik zu unterstützen, haben Generationen von Anlegern geprägt. Abel tritt also in sehr, sehr große Fußstapfen. Er muss dieses Erbe in einer Welt bewahren, die von KI, geopolitischen Verwerfungen und dem Klimawandel fundamental umgekrempelt wird. :

Der Geist von Charlie Munger: Ein unsichtbarer Begleiter

Charlie Munger, Buffetts kongenialer Partner, verstarb zwar 2023, aber sein Einfluss auf die Denkweise bei Berkshire ist ungebrochen. Konzepte wie der "Circle of Competence" (investiere nur in das, was du verstehst) oder die Warnung vor psychologischen Fallstricken beim Investieren sind tief in der DNA des Unternehmens verankert.

Abel, der Mungers multidisziplinären Ansatz studiert und verinnerlicht haben soll, könnte sogar dessen langjährige Forderung nach einer stärkeren Internationalisierung von Berkshire umsetzen. Ein Bereich, den Buffett, trotz einiger Engagements in Japan, eher stiefmütterlich behandelt hat. Mungers Pragmatismus und seine Fähigkeit, komplexe Probleme auf den Kern zu reduzieren, werden dem neuen CEO sicher fehlen.

Herausforderungen für den Nachfolger: Kein Spaziergang im Park

Greg Abel steht vor einer Reihe gewaltiger Herausforderungen, die es in sich haben:

  • Kapitalallokation: Die bereits erwähnten 347,7 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln schreien nach Investition. Doch wo findet man in einem hoch bewerteten US-Markt noch attraktive Ziele mit entsprechendem Hebel?
  • Kulturerhalt: Die dezentrale Struktur mit rund 400.000 Mitarbeitern weltweit funktionierte unter Buffett auch aufgrund seiner Persönlichkeit und des Vertrauens, das ihm entgegengebracht wurde. Abel muss dieses Vertrauen neu aufbauen und die Kultur des eigenverantwortlichen Handelns pflegen.
  • Innovationsdruck: Technologische Disruptionen machen vor keinem Sektor halt. Im Versicherungsgeschäft (einem Kernbereich von Berkshire) revolutioniert KI die Risikobewertung, im Energiesektor sind Speicherlösungen und Netzstabilität die großen Themen. Hier ist Agilität gefragt.

Buffetts Rat an Abel dürfte wohl gewesen sein: "Sei geduldig, halte die Kosten niedrig und warte auf den richtigen Pitch." Das klingt einfach, ist in der Praxis aber brutal schwer.

Langfristige Aussichten: Kann Berkshire weiter überzeugen?

Historisch gesehen hat Berkshire den S&P 500 in vier von fünf Fünfjahresperioden geschlagen. Eine beeindruckende Bilanz. Ob das unter Abel so bleibt, ist die große Frage. Einige Faktoren spielen hier eine Rolle:

Ein verändertes Zinsumfeld könnte Berkshires riesigen Versicherungs-Float von 173 Milliarden US-Dollar wieder attraktiver machen, wenn die Erträge daraus steigen. Gleichzeitig könnten strengere kartellrechtliche Bestimmungen Mega-Deals erschweren. Viel wird von Abels Fähigkeit abhängen, Deals zu finden und zu integrieren. Seine bisherigen Übernahmen, etwa NV Energy, zeugen von einem Fokus auf stabile Cashflows – das ist in unsicheren Zeiten sicher kein Nachteil. Analysten von KBW erwarten zunächst eine "Beobachtungsphase", in der institutionelle Investoren Abels Führung genau unter die Lupe nehmen werden. :

Buffetts letzte Worte als CEO: Ein Mix aus Mahnung und Hoffnung

In seiner letzten Fragerunde als CEO sparte Buffett nicht mit klaren Worten. Er warnte vor den negativen Auswirkungen von Donald Trumps Handelspolitik und betonte den Wert globaler Zusammenarbeit – Zölle seien eine Waffe, die letztlich auch den USA schade. Gleichzeitig bekräftigte er seinen unerschütterlichen Glauben an den "amerikanischen Traum" und die Fähigkeit von Berkshire Hathaway, auch ohne ihn langfristig Werte für die Aktionäre zu schaffen.

Sein vielleicht wichtigster Rat an Abel, und indirekt auch an dich als Anleger, lässt sich in dem berühmten Satz zusammenfassen: "Es ist besser, ein wunderbares Unternehmen zu einem fairen Preis zu kaufen, als ein faires Unternehmen zu einem wunderbaren Preis." Diese Philosophie ist zeitlos. : ---

Fazit: Ein neues Kapitel, aber das alte Spielbuch bleibt

Der Wechsel von Warren Buffett zu Greg Abel ist mehr als nur ein Personalwechsel. Es ist der Beginn eines neuen Kapitels für eines der bemerkenswertesten Unternehmen der Welt. Doch die grundlegende Spielanleitung, das Fundament von Berkshire Hathaway, dürfte bestehen bleiben. Mit seinem Fokus auf operative Exzellenz und langfristige Planung bringt Abel gute Voraussetzungen mit, um das Erbe anzutreten.

Für dich als Privatanleger bedeutet das: Die Ära Buffett geht zu Ende, aber die Prinzipien des Value Investing und des langfristigen Denkens, die er wie kein anderer verkörpert hat, bleiben gültig. Die Aktie von Berkshire Hathaway ist nicht plötzlich wertlos geworden. Sie erfordert nun aber eine noch genauere Beobachtung, wie der neue Kapitän das riesige Schiff durch die teils stürmischen Gewässer der globalen Wirtschaft navigiert. Es wird spannend sein zu sehen, wie Abel Buffetts Weisheit mit seinem eigenen Weitblick kombiniert, um Berkshire in die Zukunft zu führen. Wie er selbst sagte: "Wir werden Berkshire bleiben – das Versprechen gilt." Behalte die Entwicklung im Auge – vielleicht ergeben sich ja gerade jetzt interessante Perspektiven. Bleib auf dem Laufenden und bilde dir deine eigene Meinung.

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