US-Dollar schwach, Euro stark: Auswirkungen auf Aktien & ETFs
Aktuell schwächelt der US-Dollar, der Euro ist stark. Für Euro-Anleger drückt das die Rendite bei US-Aktien und globalen ETFs (MSCI World). Wir analysieren Ursachen & Folgen für dein Depot und zeigen mögliche Strategien auf – von Hedging bis zum Aussitzen.

US-Dollar schwach, Euro stark: Was das für deine Aktien und ETFs bedeutet
Die Finanzmärkte sind ständig in Bewegung, und einer der großen Taktgeber sind die Wechselkurse. Aktuell, im April 2025, erleben wir eine Phase, die für Euro-Anleger besonders relevant ist: Der US-Dollar zeigt Schwäche, während der Euro Stärke demonstriert. Der Euro kletterte zuletzt auf über 1,14 US-Dollar, ein Niveau, das wir seit drei Jahren nicht mehr gesehen haben. Gleichzeitig hat der Dollar seit Jahresbeginn rund 10 Prozent gegenüber dem Euro verloren.

Diese Verschiebung ist mehr als nur eine Zahl auf dem Ticker. Sie hat handfeste Auswirkungen darauf, wie sich deine Investitionen entwickeln, insbesondere wenn du global anlegst, zum Beispiel über Aktien oder breit gestreute ETFs wie den MSCI World. Aber was genau passiert da, warum passiert es, und was kannst du als Anleger tun? Lass uns das mal auseinandernehmen – klar, faktenbasiert und ohne unnötigen Schnickschnack.
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Die Treiber hinter dem Tanz der Währungen
Warum schwächelt der Dollar und warum ist der Euro so stark? Dahinter steckt meist ein Mix aus Wirtschaftsdaten, Zinspolitik und politischem Klima. Ein Hauptfaktor sind die unterschiedlichen Manöver der Zentralbanken. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihre Leitzinsen zwar gesenkt, aber eher zögerlich – um 0,5 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) war da mutiger und senkte um einen ganzen Prozentpunkt auf 2,75 Prozent.
Was bedeutet das? Höhere Zinsen in den USA machen Anlagen in Dollar theoretisch attraktiver. Aber der kleinere Zinsschritt der Fed im Vergleich zur Erwartung und die aggressivere Lockerung der EZB scheinen das Vertrauen in den Euro-Raum gestärkt zu haben. Kapital sucht sich seinen Weg dorthin, wo es die besten (risikoadjustierten) Renditen vermutet, und das scheint aktuell eher der Euro-Raum zu sein, trotz des niedrigeren absoluten Zinsniveaus. Hinzu kommt die politische Großwetterlage: Die US-Handelspolitik unter der aktuellen Administration, Stichwort "America First" und die Androhung neuer Zölle (zuletzt 10% auf viele Importgüter), sorgt für Unsicherheit und kratzt am Image des Dollars als unerschütterliche Weltleitwährung. Das drückt auf den Kurs.
Man darf aber auch nicht vergessen: Solche Währungsbewegungen sind oft zyklisch. Langfristig betrachtet, gleichen sich solche Schwankungen häufig wieder aus. Wer über Jahrzehnte global investiert, für den spielen kurz- bis mittelfristige Währungseffekte oft eine untergeordnete Rolle. Aber kurzfristig können sie eben doch ins Kontor schlagen.


Auswirkungen auf US-Aktien und globale ETFs: Der Euro-Effekt
Jetzt wird es konkret für dein Depot. Wenn du in US-Aktien oder in ETFs investierst, die einen hohen Anteil an US-Unternehmen haben – der Klassiker MSCI World besteht zu etwa 70 Prozent aus US-Titeln –, dann spürst du die Euro-Stärke direkt. Und zwar negativ.
Der Mechanismus ist simpel: Die Werte deiner US-Aktien oder der im ETF enthaltenen US-Titel werden in US-Dollar berechnet. Wenn du aber in Euro rechnest (weil du hier lebst und dein Geld ausgibst), muss dieser Dollar-Wert umgerechnet werden. Steigt der Euro gegenüber dem Dollar, bekommst du für jeden Dollar weniger Euro zurück. Deine Rendite schmilzt also, selbst wenn die Aktie in Dollar eigentlich gut performt hat.
Ein Beispiel aus den letzten Monaten verdeutlicht das: Stell dir vor, der MSCI World Index legt in US-Dollar um 5 Prozent zu. Gleichzeitig wertet der Euro aber um 10 Prozent gegenüber dem Dollar auf. Für dich als Euro-Anleger bedeutet das unterm Strich einen Verlust. Der Indexgewinn wird von der Währungsbewegung mehr als aufgefressen. Tatsächlich sahen wir Anfang 2025, dass einige globale ETFs in Euro gerechnet trotz positiver US-Börsenentwicklung im Minus lagen, während etwa gleichgewichtete Indizes mit geringerem US-Anteil besser abschnitten.
Allerdings gibt es auch hier Nuancen. US-Unternehmen, die viel exportieren (zum Beispiel große Tech-Konzerne), können von einem schwachen Dollar sogar profitieren. Ihre Produkte werden im Ausland billiger, was den Absatz ankurbeln kann. Ihre Auslandseinnahmen, etwa aus Europa, sind in Dollar umgerechnet mehr wert. Microsoft zum Beispiel konnte im ersten Quartal 2025 seine operativen Gewinne aus Europa steigern, was teilweise auf diesen Effekt zurückzuführen war. Umgekehrt leiden US-Unternehmen, die stark importieren oder hauptsächlich im Inland agieren, unter einem schwachen Dollar, da Importe teurer werden und die Kaufkraft sinken kann.
Europäische Aktien im Fokus: Gewinner und Verlierer des starken Euro
Und was ist mit europäischen Aktien und ETFs? Hier ist das Bild gemischt. Für Unternehmen, die stark exportieren, ist ein starker Euro eine Herausforderung. Ihre Produkte werden auf dem Weltmarkt teurer, was die Wettbewerbsfähigkeit schmälert. Deutsche Autobauer oder Maschinenbauer spüren das oft deutlich. Ein 10-prozentiger Anstieg des Euro kann die Gewinnmargen hier schnell um ein bis zwei Prozentpunkte drücken. Das spiegelt sich dann auch in der Performance von Indizes wie dem DAX wider, der im ersten Quartal 2025 unter Druck geriet.
Auf der anderen Seite profitieren Unternehmen, die viel importieren oder hauptsächlich im Euroraum tätig sind. Importierte Vorprodukte oder Waren werden günstiger. Zudem gibt es viele große europäische Konzerne (man denke an Luxusgüterhersteller oder Konsumgüterriesen), die global aufgestellt sind und einen erheblichen Teil ihrer Umsätze außerhalb der Eurozone erwirtschaften. Für sie ist der starke Euro zwar auch nicht ideal, aber die globalen Einnahmeströme diversifizieren das Risiko. Ein starker Euro kann hier sogar dazu führen, dass in Euro ausgewiesene Gewinne steigen, wenn die Auslandsumsätze entsprechend hoch sind. Der EURO STOXX 50 zeigte sich daher zuletzt relativ robust.
Für dich als Anleger bedeutet das: Auch innerhalb Europas lohnt sich ein genauer Blick. Nicht alle europäischen Aktien oder Sektoren reagieren gleich auf einen starken Euro.
Dein Spielplan: Strategien im Umgang mit Währungsschwankungen
Angesichts dieser Gemengelage stellt sich die Frage: Was tun? Panikverkäufe sind selten ein guter Ratgeber, aber Nichtstun ist auch nicht immer die beste Option. Hier sind ein paar Überlegungen:
- Die Langfrist-Perspektive: Wenn du einen Anlagehorizont von 15, 20 oder mehr Jahren hast und breit diversifiziert bist (z. B. über einen MSCI World oder FTSE All-World ETF), kannst du die aktuellen Währungsschwankungen möglicherweise aussitzen. Historisch gesehen haben sich solche Effekte über lange Zeiträume oft neutralisiert. Die Rendite in Euro entsprach dann ungefähr der Rendite in den lokalen Währungen.
- Währungsgesicherte ETFs (Hedged ETFs): Wenn dich die Währungsschwankungen nervös machen oder du kurz- bis mittelfristig Verluste vermeiden willst, kannst du auf währungsgesicherte ETFs setzen. Diese nutzen Finanzinstrumente (Derivate), um den Einfluss von Wechselkursänderungen auf die ETF-Performance zu neutralisieren. Der Xtrackers MSCI World UCITS ETF 1D (EUR Hedged) ist ein Beispiel. Der Vorteil: Du eliminierst das Währungsrisiko. Der Nachteil: Das kostet. Hedging verursacht zusätzliche Gebühren (oft 0,2% bis 0,5% pro Jahr) und du verzichtest auch auf mögliche Währungsgewinne, falls der Dollar wieder stärker wird. Zuletzt haben solche Hedged-Varianten aber oft eine deutliche Outperformance gegenüber ihren ungesicherten Pendants erzielt.
- Taktische Anpassungen im Portfolio: Du könntest dein Portfolio aktiv an die Währungssituation anpassen. Das könnte bedeuten:Das erfordert aber mehr Aufwand, Markt-Timing und birgt das Risiko von Fehlentscheidungen.
- US-Aktien oder US-lastige ETFs temporär untergewichten.
- Europäische Aktien oder ETFs stärker gewichten, insbesondere solche, die weniger exportabhängig sind oder vom starken Euro profitieren könnten (z.B. binnenmarktorientierte Unternehmen).
- Investments in andere Regionen prüfen, deren Währungen sich möglicherweise anders entwickeln (z.B. Schwellenländer, Asien – aber Achtung, hier kommen andere Risiken ins Spiel).
- Auf Small Caps setzen: Kleinere Unternehmen sind oft weniger international tätig und damit weniger währungsanfällig.
- Diversifikation beibehalten oder ausbauen: Ein breit gestreutes Portfolio über verschiedene Regionen, Sektoren und Anlageklassen hinweg ist immer noch der beste Schutz gegen unvorhergesehene Entwicklungen – auch bei Währungen. Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, die eigene Diversifikation zu überprüfen.
Welche Strategie die richtige ist, hängt stark von deiner persönlichen Risikobereitschaft, deinem Anlagehorizont und deiner Markterwartung ab. Für die meisten langfristigen ETF-Sparer dürfte die erste Option (Aussitzen) kombiniert mit breiter Diversifikation die pragmatischste sein.
Der Blick nach vorn: Politik, Zinsen und die Zukunft des Dollars
Wie geht es weiter? Die Zinspolitik von Fed und EZB wird ein entscheidender Faktor bleiben. Sollte die Inflation in den USA hartnäckig bleiben, könnte die Fed gezwungen sein, doch wieder restriktiver zu werden, was den Dollar stützen würde. Umgekehrt könnte die EZB bei einer schwächelnden Konjunktur im Euroraum die Zinsen weiter senken, um die Wirtschaft anzukurbeln, was den Euro schwächen könnte.
Auch die Politik bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Die US-Handelspolitik und die damit verbundenen Zölle könnten die Inflation anheizen und den Dollar weiter unter Druck setzen. Gleichzeitig beobachten viele Zentralbanken weltweit diese Entwicklungen genau. Die Dominanz des US-Dollars als globale Reservewährung ist zwar immer noch gegeben (rund 58% der globalen Währungsreserven Ende 2024), aber sie bröckelt langsam. Der Euro hat seinen Anteil auf etwa 22% ausgebaut. Diese langfristige Verschiebung könnte europäische Assets strukturell attraktiver machen.
Für dich als Anleger heißt das: Es bleibt spannend. Die aktuelle Phase der Euro-Stärke muss kein Dauerzustand sein, aber sie unterstreicht, wie wichtig es ist, Währungsrisiken zu verstehen und in der eigenen Anlagestrategie zu berücksichtigen.
Fazit: Kühlen Kopf bewahren, Strategie prüfen
Ein schwacher Dollar und ein starker Euro – das ist die aktuelle Momentaufnahme an den Währungsmärkten im April 2025. Für dich als Euro-Anleger bedeutet das vor allem Gegenwind bei Investments in US-Aktien und globalen ETFs mit hohem US-Anteil. Die Renditen werden durch den Umrechnungseffekt geschmälert. Europäische Exportunternehmen stehen vor Herausforderungen, während andere Sektoren profitieren können.
Was tun? Kurzfristig können währungsgesicherte ETFs Verluste abfedern, verursachen aber Kosten und kappen Chancen. Taktische Anpassungen sind möglich, erfordern aber Know-how und Timing. Für die meisten langfristig orientierten Anleger bleibt die Devise: Ruhe bewahren, auf breite Diversifikation setzen und die eigene Strategie nicht überstürzt über Bord werfen. Währungsschwankungen gehören zum globalen Investieren dazu und gleichen sich oft über die Jahre aus.
Wichtig ist, die Mechanismen zu verstehen und die eigene Risikotoleranz zu kennen. Prüfe dein Portfolio, bleib informiert über die Schritte der Zentralbanken und die politischen Entwicklungen. Aber lass dich nicht von kurzfristigen Währungskapriolen verrückt machen. Ein solider, langfristiger Plan ist meist der beste Kompass im manchmal stürmischen Meer der Finanzmärkte.
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