Was sind Swap-ETFs und wie funktionieren sie?
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Immer wieder sind Anleger verunsichert, ob sie in einen Swap bzw. synthetischen ETF investieren sollen, oder lieber einen physisch replizierenden Fonds bevorzugen sollten. Da es keine allgemeingültige Antwort auf dieses Thema gibt, sollte sich jeder selbst dazu eine Meinung bilden. Der erste Schritt: Verstehen, was ein Swap-ETF eigentlich ist, wie er funktioniert und welche Vor- und Nachteile diese Art der Replizierung mit sich bringt.
Wie funktionieren Swap-ETFs?
Swap-ETFs investieren nicht in die Aktien des Index den sie abbilden wie z. B. dem MSCI World Index. Stattdessen investieren sie in einen Mix aus Aktien die sehr liquide, d.h. in ausreichend großen Stückzahlen gut handelbar an den Wertpapierbörsen sind. Die Rendite dieser Aktien tauscht (swap) der ETF in regelmäßigen Abständen mit seinem sog. Swap-Kontrahenten. Dieser garantiert dem Fonds vertraglich zu 100% die Index-Performance.
Angenommen wir haben einen Lyxor Nasdaq 100 ETF, der als Swap abgebildet werden soll. Das Trägerportfolio besteht aus diversen US-Aktien die nichts mit dem Nasdaq 100 Index zu tun haben. Steigt der Index nun gegenüber dem Portfolio um 5% auf 105 Euro, muss die Commerzbank als Kontrahent in diesem Beispiel der Lyxor 5 Euro überweisen. Bleibt der Index unverändert und das Portfolio steigt stattdessen um 5%, dann muss der ETF an die Commerzbank 5 Euro überweisen. Diesen Hin und Her ist im Prinzip schon das Kernprinzip der Swap-ETFs. Es gibt permanent Zahlungsströme in Beide Richtungen, je nachdem ob sich gerade der Index oder das Portfolio besser entwickelt hat. So ein Swap geschieht OTC (Over The Counter) und damit nicht öffentlich an einer Börsen sondern nur zwischen den beiden beteilligten Parteien.
Laut den EU-Gesetzen darf der Unterschied zwischen einem Index und dem Swap-Portfolio nie mehr als 10% betragen. Die meisten Anbieter swappen allerdings schon deutlich früher um das Risiko noch weiter zu reduzieren.
Swap-Kontrahenten sind oftmals nah "verwandte" Investmentbanken der ETF-Anbieter. Bei db x-trackers war es z. B. die Deutsche Bank und bei Lyxor war es u. a. die Commerzbank. Lyxor wurde mittlerweile von Lyxor aufgekauft und schreibt nun alle drei bis sechs Monate die Kontrahenten neu aus. So ein Swap-Partner hat allerdings auch Kosten. Z. B. muss er sich gegen starke Schwankungen und großen Abweichungen zwischen dem eigentlichen Index und dem Swap-Trägerportfolio absichern (hedgen). Dafür wird er vom ETF finanziell entschädigt.
Was ist ein Trägerportfolio bei einem ETF?
Ein ETF-Trägerportfolio ist nichts anderes als die Liste der Wertpapiere (meist Aktien), die ein ETF tatsächlich an der Börse kauft und verkauft. Es ist der Wertpapierkorb (engl. Basket) in welches das Geld der Anleger investiert wird.
Warum ist das wichtig? Nicht jeder ETF investiert in alle Aktien, die der zugrundeliegende Index abbildet. MSCI World ETFs z. B. investieren oftmals nicht in alle 1600 Aktien des Index. Denn einige Aktien sind sehr illiquide. Es ist aufwändig und teuer diese Aktien an der Börse zu handeln. Um die Abbildung zu vereinfachen lassen sog. physisch optimierte ETFs solche Aktien weg, sofern sie nur eine geringe Gewichtung im Index haben und damit wenig zur Gesamtperformance beitragen. Anleger profitieren durch niedrigere Fondskosten ohne dabei Verluste bei der Rendite zu haben.


Das Swap-Trägerportfolio
Bei Swap-ETFs sieht die Sache nochmal etwas anders aus. Diese Form der passiven Indexfonds würde nämlich in keine einzige MSCI World Aktien investieren (höchstens zufällig), sondern lediglich in einen Aktienkorb der u. a. folgende Kriterien erfüllt:
- Aktien müssen hochgradig liquide sein (z. B. DAX40-Aktien)
- Aktiengesellschaften müssen groß genug sein um nicht bestimmte Wertpapierquoten zu überschreiten (Stichwort Wertpapiergesetz)
- Keine Steuereinschlüsse auf den Fonds, Vermeidung von Quellsteuer
- Vermeidung Dividendenmaßnahmen. Aktien die Dividenden ausschütten, werden kurz vor dem Termin ausgetauscht
- Währung sind oftmals gleich, um Währungsrisiken zu vermeiden
- Ethisch korrekte Unternehmen. Z. B. keine Herstellung von Streubomben
Wie sieht ein Swap-Trägerportfolio aus?
Das Trägerportfolio eines ETF-Fonds kann in der Regel im Rechenschaftsbericht des ETF-Herausgebers eingesehen werden. Beispielhaft haben wir das Trägerportfolio des Lyxor Nasdaq 100 ETF bei Lyxor angefragt.
Hier finden Sie beispielhaft das komplette Trägerportfolio des Lyxor Nasdaq 100 UCITS ETFs. Stand 06.01.2020.

Die Mehrzahl der Aktiengesellschaften kommen in diesem Beispiel aus den USA und sind bekannte und große "Bluechip"-Aktien. Weitere Informationen zu Nasdaq-ETFs.
Während im Jahr 2014 die Lyxor für ihre Swap-ETFs noch ein übergreifendes Trägerportfolio für alle Fonds verwendete, besitzt heute jeder ETF sein eigenes. Jeder ETF besitzt einen Fondsmanager. Dieser entscheidet in Absprache mit dem Swap-Kontrahenten ob und wann eine Aktie ausgetauscht werden soll. Wie oft das geschieht, kann ebenfalls im Rechenschaftsbericht abgelesehen werden. Ausschlaggebend ist hierfür die Portfolio Turnover Rate (PTR). Ein geriner Wert (10-30%) würde eine Buy-And-Hold-Strategie gleichkommen.
Vorteile von Swap-ETFs
Tracking Error
In der Regel performt ein Index besser als die ETFs die ihn versuchen abzubilden, da sie Kosten haben. Vor allem die Transaktionskosten, die bei Kauf und Verkauf von Wertpapieren bei dem Broker des Fonds anfallen, erhöhen die Kosten und damit die Abweichung zum Index (der sog. Tracking Error). Da Swap-ETFs günstiger betrieben werden, sind die Tracking Errors zum Index niedriger.
Gebühren
Die Swap-ETFs können nicht selten viel günstiger betrieben werden als ihre physischen Geschwister. Sie investieren in hochgradig liquide Aktien, die sehr günstig in großen Stückzahlen gehandelt werden können. Aufwand und Kosten können weiter reduziert werden, wenn sich mehrere ETFs ein Trägerportfolio teilen. Auch Steuern können bei swap-basierten Fonds reduziert oder ganz vermieden werden. Aufgrund einer Steuerregelung sind Swaps, genau wie Futures, auf den S&P 500 Index aus US-Sicht steuerbefreit.
Vielfalt
Swap-ETFs sind nicht nur sehr kosteneffizient, sie sind auch das Mittel durch das sich überhaupt erst manche Strategien an den Kapitalmärkten abbilden lassen. Ohne sie würde es sehr wahrscheinlich kaum ETFs auf exotische Indizes geben. Früher konnten solche Strategien nur über Zertifikate abgebildet werden.
Die Risiken von Swap-ETFs
Der Hauptgrund für die Vorsicht gegenüber Swap-ETFs liegt in den zusätzlichen Risiken, die sie im Vergleich zu physisch replizierenden ETFs mitbringen. Im Folgenden werden die wichtigsten Risiken erläutert.
Kontrahentenrisiko
Das sogenannte Kontrahentenrisiko ist das Risiko, dass der Swap-Kontrahent (meist eine Bank) seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Fonds nicht nachkommt. Dies kann zum Beispiel aufgrund einer Insolvenz oder einer Marktstörung eintreten. In einem solchen Fall würde der ETF die Wertentwicklung des abgebildeten Index nicht mehr korrekt nachbilden können, was zu Verlusten für die Anleger führen kann.
Substitutionsportfolio-Risiko
Ein weiteres Risiko bei Swap-ETFs besteht in der Zusammensetzung und Wertentwicklung des Substitutionsportfolios. Da dieses Portfolio in der Regel aus Wertpapieren und Finanzinstrumenten besteht, die nicht zwangsläufig mit dem abgebildeten Index in Zusammenhang stehen, können hierdurch zusätzliche Risiken entstehen. Beispielsweise können Engagements in illiquiden oder unzugänglichen Märkten oder in hochspekulativen Finanzinstrumenten wie Derivaten das Substitutionsportfolio-Risiko erhöhen.
In der Praxis liegt das Risiko ohnehin noch tiefer. ETFs mit einem solchen theoretischen Kontrahentenrisiko sind übrigens leicht durch das UCITS im Namen zu erkennen.
Bei Swap-Fonds wird zusätzlich zwischen Unfunded Swap, Funded Swap und Fully Funded Swap unterschieden.
- Unfunded Swap: Es sind keine Sicherheiten hinterlegt
- Ein Funded Swap ETF ist zusätzlich durch z. B. deutsche Staatsanleihen besichert und reduziert auf diese Weise das Kontrahentenrisiko
- Ein Fully Funded Swap ETF ist in der kompletten Höhe des Swaps besichert und schließt auf diese Weise das Kontrahentenrisiko komplett aus
Alternativen zu Swap-ETFs
Angesichts der Risiken von Swap-ETFs sind deutsche Privatanleger gut beraten, auf physisch replizierende ETFs auszuweichen. Diese sind in der Regel transparenter, sicherer und besser nachvollziehbar als synthetisch replizierende Fonds. Im Folgenden werden einige Beispiele für physisch replizierende ETFs vorgestellt, die sich gut für den langfristigen Vermögensaufbau eignen.
- iShares Core MSCI World UCITS ETF (ISIN: IE00B4L5Y983, WKN: A0RPWH): Dieser physisch replizierende ETF bildet den MSCI World Index ab und investiert direkt in die darin enthaltenen Aktien. Damit ermöglicht er Anlegern eine breite Streuung über verschiedene Branchen und Länder hinweg.
- iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF (ISIN: IE00BKM4GZ66, WKN: A111X9): Anleger, die gezielt in Schwellenmärkte investieren möchten, können dieses physische ETF wählen. Es bildet den MSCI Emerging Markets Investable Market Index ab und investiert entsprechend direkt in die darin enthaltenen Aktien.
Können Swap-ETFs ihren eigenen Index schlagen?
Es gibt große Unterschiede, wie gut verschiedene ETFs einen Index abbilden können. Einige ETFs können ihren Index schlagen, andere fallen mehrere Punkte darunter. Der Unterschied zwischen den besten und schlechtesten S&P 500 Trackern beträgt über 6% auf 3 Jahre kumulierte Renditen. Einige ETFs sind sogar in der Lage, ihre eigene Benchmark zu übertreffen, teilweise dank der Dividendenreintegration. Abgesehen von unterschiedlichen Gebühren - eine offensichtliche Belastung der Performance - bilden ETFs Indizes mit unterschiedlicher Dividendenpolitik ab.
Diese Dividendenpolitik kann mit den Steuergesetzen verschiedener Länder ineinandergreifen und zu teilweise stark abweichenden Wertentwicklungen führen. Die Abweichungen können auch von bekannteren Stellen kommen, wie z.B. der Replikationsmethode. Synthetische ETFs, die Swaps von großen Investmentbanken verwenden, können ihre Indizes perfekt nachbilden - abzüglich der Gebühren.
Ob ein ETF den eigenen Benchmark schlagen kann, hängt vor allem von der Art des Index ab. Die meisten der wichtigsten Plain-Vanilla-Indizes verwenden eine Netto-Gesamtrenditen-Strategie. Das bedeutet, dass die Indizes die Dividendensteuer berücksichtigen, die die Anleger zu entrichten haben. Sie reintegrieren also nur einen Teil dessen, was an Dividenden ausgeschüttet wird.
Fazit
Jeder Anleger muss für sich selbst entscheiden, ob er oder sie mit den bekannten Nachteilen und Risiken swapbasierter ETFs leben kann oder nicht. Einige Indizes lassen sich ohne Swap jedoch gar nicht erst abbilden. Auch die Kosten und Gebühren sind nicht selten geringer als bei physisch replizierenden Indexfonds. Unserer Meinung nach sind die EU-Regelungen bereits so straff, dass das Risiko überschaubar ist. Eines ist allerdings sicher: Die ETF-Anbieter entwickeln ihre synthetischen Fonds stetig weiter und so werden sie uns noch lange begleiten.
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