Wie funktioniert Hedging? Alles, was du über Hedging-Strategien wissen musst!

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Sicherlich hast du schon einmal von Hedgefonds gehört, wenn sie als aktive Fonds sicherlich auch nicht zu den präferierten Anlagevehikeln für passive ETF-Anleger zählen. Die haben ihren Namen deshalb bekommen, weil sie Hedging-Strategien einsetzen. Aber was ist das? Wir zeigen es dir!

Wie funktioniert Hedging? Alles, was du über Hedging-Strategien wissen musst!

Begriffsdefinition für Hedging

Wie man unschwer erkennen kann, stammt der Begriff aus dem angelsächsischen Raum und leitet sich von "to hedge [something]" ab. Der Begriff "hedge" als Verb wird mit Sicherung beziehungsweise Absicherung assoziiert, man sichert sich also gegen einen bestimmten Fall ab. Das Substantiv "hedge" wird in der Welt der Kapitalmärkte als "Sicherungsgeschäft" übersetzt, was ebenfalls bereits einen guten Ausblick darüber gibt, was es mit diesen Strategien auf sich hat.

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Hedging-Strategien bestehen in der Kapitalmarktwelt aus mindestens zwei Positionen, welche eine gegenteilige Ausrichtung haben. Damit gewinnt der Fonds, der diese Strategie betreibt, natürlich zunächst einmal in jede Richtung. Tritt ein bestimmtes Ereignis ein, gewinnt seine erste Position hinzu, die zweite Position verliert an Wert. 

Damit wird auch deutlich, warum es sich hierbei um Sicherungsgeschäfte handelt: Die für den Fonds (oder als Privatperson) gewählte Strategie soll also abgesichert werden, man möchte sich nicht ausschließlich auf ein explizites Ereignis verlassen.

Ein ganz klassisches Beispiel für Hedging im Alltag ist deine Haftpflichtversicherung. Die gehört zu den Policen, die die meisten Deutschen haben, oftmals ergänzt um eine Hausratversicherung. In beiden Fällen zahlst du dem Versicherer eine fortlaufende Prämie, im Gegenzug bist du im Ernstfall gegen potentiell hohe Kosten abgesichert. Tritt dieser Ernstfall nicht ein, hat dich die Absicherung zwar Geld gekostet, du hast sie aber immerhin gehabt. Kommt es tatsächlich zu dem Ernstfall, hast du dich erfolgreich mit vergleichsweise geringen Versicherungsprämien gegen potentiell sehr hohe Schadenskosten bewahrt.

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Hedging ist gleichbedeutend mit Risikomanagement

An der eben dargelegten Definition sowie dem Beispiel wird klar, worum es bei dieser Strategie geht: Absicherung. Von großem Vorteil ist dahingehend, dass es am Kapitalmarkt unzählige Instrumente und Möglichkeiten gibt, um sich abzusichern, die aber nicht allesamt identisch viel kosten.

Teil einer Hedging-Strategie können zum Beispiel diese Produkte und Instrumente sein:

  • klassische Aktien
  • Anleihen
  • sichere Häfen, wie Gold oder Cash
  • Derivate, wie Puts und Calls
  • eigens gezeichnete Derivate (beispielsweise covered Calls)
  • Devisenspekulationen

Beispiel aus der Praxis für eine Hedge-Strategie

Dazu ein klassisches Beispiel aus dem Risikomanagement: Ein Fonds eröffnet eine Long-Position auf Adobe und PayPal, weil diese beiden Titel aktuell weit von ihrem Hoch heruntergekommen sind, zuverlässig hohe Gewinne erwirtschaften und eine dominante Marktposition mit Preiselastizität haben. Der Fonds weiß aber natürlich nicht, ob die Gesamtmarkt- und Nasdaq-Korrektur nicht noch einige Zeit weitergeht. Korrigiert der Nasdaq, verlieren auch seine Aktien von PayPal und Adobe mit Sicherheit deutlich. Deshalb kauft er simultan noch Put-Positionen, was ihn erst einmal nicht viel Geld kostet.

Nun kann es zu zwei Szenarien kommen. Eventuell hat der Fonds richtig gelegen, Adobe und PayPal waren tatsächlich unterbewertet und legen eine Rallye hin. Seine Aktien steigen dann dementsprechend, während seine gekauften Puts wertlos verfallen. Der Fonds hat damit eine Rendite erwirtschaftet, bedingt durch seine Aktiengewinne. Die Gesamtrenditeformel lautet dann: Aktienrendite minus Put-Gebühren.

Das zweite Szenario ist das Gegenteil davon. Der Nasdaq hat weiter korrigiert, ist um 15 % abgestürzt, PayPal und Adobe sogar jeweils um 20 %. Seine Aktien haben also dementsprechend an Wert verloren. Simultan aber erreichten die vorher günstig gekauften Put-Positionen den Zielpreis, mit denen hat der Fonds eine Rendite gemacht, indem er sie verkaufte, statt die Aktien einbuchen zu lassen. In der Folge wird der Fonds insgesamt höchstwahrscheinlich Verlust gemacht haben, aber nicht die vollen 20 % aus den Aktienverlusten. Dem gegenzurechnen sind die Gewinne aus den Puts.

Wie das Szenario zeigt, ist eine Hedge-Strategie also nicht dazu gedacht, sich einfach immer auf der Gewinnerseite wiederzufinden. Das gibt es nicht, denn am Aktienmarkt kann es auch im Profi- und institutionellen Rahmen nicht einfach immer nur Gewinner geben. Was die Hedge-Strategie aber bewirkte ist die maximal erlittenen Verluste zu minimieren, auch wenn die eigene Einschätzung bezüglich der zwei Beispielaktien falsch war. Lag der Fonds mit seiner Einschätzung richtig, hat er durch die Puts etwas weniger als ohne eingenommen, war aber abgesichert - wie bei einer Versicherung eben.

Warum sichern Trader und Fonds ihre Portfolios mit Hedging ab?

  • sie möchten die erlittene Volatilität reduzieren
  • sie möchten insbesondere bei Einsatz von Fremdkapital Margin Calls (Zwangsliquidation der Aktien) vermeiden
  • sie möchten sich gegenüber oft unkalkulierbaren Währungsrisiken absichern
  • sie sind gezwungen das Gesamtrisiko zu reduzieren, zum Beispiel bei Hedgefonds mit bestimmten Kriterien, die sie gegenüber ihren Anlegern erfüllen müssen
  • sie verwalten mitunter so viel Kapital, dass sie selbiges stärker streuen und flexibler einsetzen müssen, um anderenfalls verschiedene negative Effekte (wie Frontrunning) zu verhindern

Welche Hedging Strategien gibt es?

Das Ziel eines solchen Hedges, das Risiko abzubilden und sich abzusichern, bleibt immer erhalten. Es gibt aber unterschiedliche Wege, um ans Ziel zu gelangen. Die Geschichte der großen Hedgefonds und ihrer klugen Köpfe zeigt, dass diese dabei durchaus kreativ agieren und die Hedge-Strategie keinesfalls immer so klar und verständlich wie in unserem obigen Beispiel mit Adobe, PayPal und dem Nasdaq ausfällt. Deshalb möchten wir dir an dieser Stelle einmal drei gängige Hedging-Strategien vorstellen.


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#1 - Hedging mit Pärchen-Trades

Für diese Strategie benötigt es umfassende Marktkenntnisse und Zugriff auf historische Daten. Es werden zwei Positionen eröffnet, die sich untereinander gegenseitig absichern. Ein Beispiel hierfür wären beispielsweise zwei Öl-Unternehmen, die auf historische Sicht immer ungefähr den gleichen Spread hatten. Befinden sich beide Positionen im Portfolio, kann entsprechend der Spreadentwicklung eine Aktie short verkauft und die andere long zugekauft werden, in Antizipation des Umstandes, dass sich beide langfristig wieder auf ihren historischen Spread angleichen. Da eine Position ein Short und die andere ein Long ist, werden solche Paar-Trades als marktneutral bewertet.


#2 - Direkte Hedging-Strategie

Diese Strategie entspricht weitgehend dem oben genannten Beispiel, es werden also eine Short- und eine Long-Position auf denselben Titel erworben. Kommt es zu einem Anstieg gewinnt die Long-Position und die Short-Position hat lediglich etwas die Rendite gemindert. Kommt es zu Kursverlusten hat der Trader die Möglichkeit an seiner Short-Position Geld zu verdienen, während die Long-Position verliert. Das gewonnene Geld wird dann oftmals eingesetzt, um die Long-Position weiter günstiger auszubauen, sofern die ursprüngliche These dahinter weiterhin intakt ist.

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#3 - Sichere Häfen als Hedge

Eine weitere Strategie sieht den Einsatz von sicheren Häfen vor. Sichere Häfen gibt es reichlich am Kapitalmarkt, aber auch außerhalb davon. Drei bekannte sichere Häfen sind: Gold, Cash und Staatsanleihen mit AAA-Rating. Trader versuchen die Auswirkungen auf ihr Portfolio zu minimieren, indem sie einen Teil ihrer Allokation in solche sicheren Häfen parken. Meistens gewinnen diese auf eine indirekte oder direkte Art und Weise hinzu. Das Ausfallrisiko bei US-Staatsanleihen ist kaum existent, Gold verhält sich vor allem in inflationären Zeiten positiv. Zuletzt aber sank auch der Goldpreis. Warum? Weil Cash durch den starken Dollar eine Überperformance lieferte und Anleihen durch Kursverluste wieder hohe Renditen generieren.



Für wen sind Hedging-Strategien nicht geeignet?

Nachdem wir viel über Hedging, verschiedene Strategien und Vorteile beziehungsweise Szenarien gesprochen haben, soll es abschließend auch darum gehen, für wen Hedging nicht geeignet oder schlicht und ergreifend uninteressant ist. Hedging empfiehlt sich pauschal nicht für Anleger mit kleinem Depot. Die Absicherung kostet nur Geld und lohnt sich nominell bei kleinen Depots sowieso nicht, zumal die Ordergebühren und weitere Kosten einen zu hohen Anteil ausmachen würden.

Hedging lohnt sich ebenfalls nicht für langfristig orientierte, passive Anleger. Deren Strategie ist bekanntlich den Markt "einfach machen zu lassen". Da sie sowieso oftmals einen Anlagehorizont von Jahrzehnten haben, würden kurzfristige Hedges keinen Sinn machen und langfristig angelegte Hedges nur viel Geld kosten.
Ebenfalls ungeeignet für den klassischen Anleger sind alle Hedges die Währungsrisiken abbilden sollen. Der Devisenmarkt ist selbst für höchst erfahrene Vollprofis ein wilder Ritt, Kleinanleger haben da keine Chance ein Währungsrisiko wirklich erfolgversprechend zu beziffern.

Wer langfristig orientiert anlegt und dabei auf Fremdkapital verzichtet, benötigt ebenfalls keinen Hedge, denn dann besteht kein Risiko eines Margin Calls. Das ist ein wichtiger Unterschied gegenüber Hedgefonds, die ihr sowieso schon hohes Kapital oftmals stark hebeln, weshalb sie auf eine Absicherung angewiesen sind.

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