Green Bonds - nachhaltige Anleihen ins Depot packen?
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Unter der Bezeichnung "Green Bonds" werden verschiedene Anleihen geführt, die ausschließlich in nachhaltige Projekte investieren - beispielsweise Windparks, große Solaranlagen oder energieeffiziente Immobilien. Für Anleger, privat wie institutionell, werden sie daher immer interessanter.
Zusätzliche Liquidität für nachhaltige Projekte
Green Bonds können sowohl von kleinen und mittelständischen Unternehmen als auch Konzernen und Staaten ausgegeben werden. Sowohl hinsichtlich ihres Risikoprofils als auch der Struktur heben sie sich nicht von gewöhnlichen Anleihen ab, wie du sie ebenso von Unternehmen und Staaten erwerben kannst. Der große Unterschied ist die Zweckgebundenheit, die Green Bonds als nachhaltige Anleihen automatisch besitzen und welche sie überhaupt erst als solche klassifiziert.
Über die generierte Liquidität durch gewöhnliche Anleihen kann der Emittent frei verfügen. Gibt ein Staat also Anleihen aus, finanziert er damit quer seinen Haushalt, ein Unternehmen kann den Ertrag sowohl für Neuinvestitionen als auch kurzfristige Liquiditätsengpässe oder Umschuldung einsetzen. Bei nachhaltigen Anleihen ist das nicht möglich, denn diese sind an eine Investition in nachhaltige, umweltbewusste Projekte gekoppelt.
Das kommt sowohl bei privaten als auch institutionellen Anlegern gut an - natürlich weil derartige Anleihen die Verschuldung verzinsen, der Käufer also eine Rendite erwirtschaftet, aber auch weil sie das persönliche Anlageprofil nachhaltiger gestalten. Der Verband der Wirtschaftsprüfer in Deutschland E.V. zeigt, wie stark sich in den letzten zehn Jahren Green Bonds durchsetzen konnten: Bezifferte sich ihr Volumen im Jahr 2010 noch auf rund 2,5 Milliarden US-Dollar, waren es 2020 schon deutlich mehr als 250 Millionen US-Dollar. Der Markt für nachhaltige Anleihen hat sich also um einen Faktor von mehr als zehn vergrößert.
Die Europäische Union mischt mit: Im Herbst des Jahres 2021 feierten die EU-Green-Bonds ihr Debüt. Zum Einstand konnte die EU so etwas mehr als 12 Milliarden US-Dollar einsammeln, bis 2026 verfolgt sie das ehrgeizige Ziel aus den insgesamt emittierten Anleihen etwa 250 Milliarden US-Dollar auszulösen.
Gesetzliche Vorgaben und Regeln für Green Bonds
Für Investoren, die sich für derartige Anleihen entscheiden, dürfte die strikte Einhaltung der Gesetzgebung eine große Rolle spielen - schließlich möchte niemand vermeintlich nachhaltige Anleihen kaufen, die dann am Ende doch gar keine sind. Trotzdem soll und darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass es bis dato noch gar keine wirklich bindenden Vorgaben gibt. Es fehlt also an einem einheitlichen Standard, weshalb sich durchaus unterscheiden kann, wie "grün" die jeweiligen Anleihen tatsächlich sind. Aufgrund ihrer Zweckgebundenheit darf zwar unterstellt werden, dass sie durchaus nachhaltig oder zumindest nachhaltiger als gewöhnliche Anleihen sind, aber das tatsächliche Ausmaß der Nachhaltigkeit variiert.
Was hingegen bereits existiert sind die sogenannten "Green Bond Principles", die von der "International Capital Market Association ICMA" herausgegeben werden. Diesen Richtlinien kann sich der Emittent freiwillig unterstellen, in selbigen ist unter anderem festgehalten, welche Ausgabeziele für das generierte Kapital in Frage kommen. Die ICMA sieht außerdem vor, dass eine unabhängige Agentur das Investitionsziel für die jeweiligen Anleihen überprüft, bevor diese tatsächlich mit dem Zusatz "Green" klassifiziert werden dürfen. Erst wenn die Agentur als neutrale dritte Partei ihr "okay" gibt, dürfen nach den ICMA-Regeln nachhaltige Anleihen emittiert werden.
Insgesamt stützen sich diese Richtlinien auf vier Bestandteile:
- korrekter Einsatz (umweltbewusste, nachhaltige Projekte) des Erlöses
- transparenter, geprüfter Prozess zur Projektbewertung und -auswahl
- transparentes Management der Erlöse
- umfassende, transparente Reportings zur Mittelverwendung und Nachhaltigkeit
Insbesondere die schlecht geführten, intransparenten und manchmal gar nicht publizierten Reportings sorgen bei Green Bonds noch immer für eher häufig aufkommende Kritik.
Ergänzend zu den "Green Bond Principles" gibt es daher seit einiger Zeit noch die "Climate Bond Initiative", welche eine "Climate Bond Certification" vergibt. Deren Richtlinien werden für gewöhnlich als strenger erachtet, weshalb diese Zertifizierung einen höheren Stellenwert hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Anleihen hat.
Stellung von Green Bonds gegenüber Aktien
Nachhaltige Anleihen sind, wie eingangs bereits dargestellt, nicht anders als gewöhnliche Anleihen aufgebaut - der Unterschied ist die zweckgebundene Verwendung der Mittel. Das bedeutet gleichermaßen, dass sich der Emittent (zum Beispiel das Unternehmen oder der Staat) zu einer jährlichen Verzinsung sowie am Ende der Laufzeit einer Rückzahlung des Betrages verpflichtet. Käufer solcher Anleihen erhalten also eine Forderung gegenüber dem Emittenten.
Damit sind die Anleihenkäufer im Ernstfall zugleich besser als Aktionäre gestellt. Bei einem Staat, insbesondere westlichen Industrienationen, spielt das keine entscheidende Rolle, denn hier ist vorweg nicht von einem Zahlungsausfall auszugehen - was aber auch ein niedrigeres Zinsniveau mit sich bringt. Einen größeren Effekt hat die präferierte Stellung bei Unternehmensanleihen. Kommt es zum Insolvenzfall, werden Anleihengläubiger bevorzugt gegenüber Aktionären behandelt. Anleihenkäufer haben so zwar kein Stimmrecht und keine Ansprüche auf eine Dividende, im Falle einer Insolvenz würde der Insolvenzverwalter aber zunächst die Anleihengläubiger auszahlen, bevor überhaupt ein Schadensersatz für Aktionäre im Raum steht.
Weitere wissenswerte Fakten zu nachhaltigen Anleihen:
- da diese öffentlich gehandelt werden kann es zu Kursschwankungen kommen
- derartige Kursschwankungen sind vor allem relevant, wenn die Anleihen vor Laufzeitende am Markt verkauft oder gekauft werden
- Anleiheninvestoren können direkt vom Emittenten oder am freien Markt (zum Beispiel nach Kursverfällen) kaufen
- reduzierte Kurse steigern den Yield, also die Verzinsung, da die Differenz zwischen Kurs und Rückkaufkurs steigt
- speziell bei in Fremdwährungen geführten Anleihen existiert außerdem ein Wechselkursrisiko, was sich sowohl nachteilig als auch positiv für bereits investierte Gläubiger auswirken kann
Beispiele für Green Bonds
Wie du bereits anhand des massiv gestiegenen Volumens für Green Bonds festgestellt hast, handelt es sich hierbei um einen fortlaufend stark wachsenden Markt. Es werden also immer mehr solcher Anleihen ausgegeben, was einerseits den Wettbewerb unter den Emittenten steigert und den potentiellen Gläubigern mehr Auswahl bietet.
Beispiele für derartige nachhaltige Anleihen gibt es reichlich: In Deutschland sind es insbesondere Energieversorger, die an diesem Markt mitmischen - zum Beispiel BayWa, RWE oder E.ON, aber auch Vertreter aus der Industrie (BASF) oder der Immobilienwirtschaft (Deutsche Wohnen) haben solche Anleihen im Umlauf. Zudem findest du unter den unterschiedlichen Anleihen auch noch solche von Staaten, wie zum Beispiel Polen oder Österreich, sowie solche von staatlichen Banken wie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der European Investment Bank EIB.
Hinsichtlich ihres Zinsniveaus unterscheiden sie sich teilweise deutlich, was vor allem abhängig von der Laufzeit und dem Emissionsdatum ist. Das Spektrum reicht hier von rund 0,25 % bis etwa knapp 4 %. Ein höheres Festzinsniveau haben tendenziell die jüngst emittierten Anleihen, was wiederum sowohl an der Inflation als auch an der Zinswende liegt. Die meisten dieser Anleihen haben aber, ebenso wie klassische Anleihen, jüngst Kursverluste hinnehmen müssen. Auch das begründet sich mit der Zinswende: Erwarten Händler und Anleger fortan steigende Zinsen, sortieren sie die alten, schlechter verzinsten Papiere aus, um dann solche mit einem höheren Zinssatz zu kaufen.
Video: Welchen Impact haben Green Bonds?
In nachhaltige Anleihen mit einem ETF investieren
Es gibt von der DWS zudem einen ETF, der verschiedene solcher Anleihen bündelt. Der DWS Invest Green Bonds LD (ISIN: LU1873225616) investiert mindestens zu 70 % in Green Bonds nach dem eigenen DWS-Standard. Bis zu maximal 30 % werden in Unternehmensanleihen investiert, die die DWS ESG Investment Standards erfüllen. Wenigstens 80 % entfallen auf verzinste Schuldpapiere mit Investment-Grade-Rating. Das Fremdwährungsrisiko wird teilweise abgesichert, Derivate werden sporadisch zur Abbildung eingesetzt.
Der ETF hat zum aktuellen Zeitpunkt knapp 200 solcher Anleihen im Portfolio, die Top-10 macht rund 11 % aus, was in einem Anleihen-ETF aber eher zu vernachlässigen ist. Weniger zu vernachlässigen sind die hohen laufenden Kosten von 0,80 %, denen eine durchschnittliche Ausschüttungsquote von rund 0,3 % gegenübersteht. Aufgrund der Zinswende schrieb der ETF zuletzt Verluste. Seit der Auflegung zu Anfang des Jahres 2019 zum Einstandspreis von 100 Euro hat sich der Wert um rund 10 % reduziert, zuletzt notierte der ETF noch bei 91 Euro. Selbst inklusive der Ausschüttungen sind frühe Anleger also weiterhin in der Verlustzone. Kommt es zu einer strikteren Zinswende, würden sich diese Verluste weiter steigern. Stagniert das Zinsniveau oder reduziert es sich sogar, würde sich der Kurswert der enthaltenen Anleihen wieder steigern.
Fazit: Anleihen für umweltbewusste Anleger - mit überschaubaren Renditechancen
Green Bonds sind als Finanzierungsinstrument für nachhaltige Projekte gefragt - und werden das auch in Zukunft sein. Ein Einstieg ist in den genannten ETF schon ab kleinen Summen möglich, bei vielen Anleihen gilt aber ein hoher Mindesteinsatz, sofern sich diese speziell an institutionelle Investoren richten. Die Renditechancen waren zuletzt überschaubar, was wie auch im herkömmlichen Anleihenmarkt an der prognostizierten beziehungsweise erwarteten Zinswende liegt, die bei bereits emittierten Anleihen zu teils hohen Kursverlusten führte.
Für umweltbewusste Anleger sind solche Green Bonds trotzdem eine zu berücksichtigende Möglichkeit: Sie können damit relativ gezielt in Projekte und Nachhaltigkeit investieren, sofern diese im eigenen Depot eine größere Rolle spielen soll. Zudem ist aufgrund der Festverzinsung eine Rendite zu erwarten. Ob diese letztlich über der bis dahin stattgefundenen Inflationsrate liegt, darf hingegen bezweifelt werden. Deshalb bleiben die Renditechancen zwar existent, aber überschaubar.
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