Dachfonds im Vergleich: Wie schlägt sich deren Performance?

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Dachfonds haben, anders als der Name vielleicht vermuten lässt, nichts mit dem deutschsprachigen DACH-Raum zu tun. Sie heißen deshalb so, weil sie in der Hierarchie ganz oben stehen - und von da aus andere Fonds in sich bündeln. Macht das in ETF-Zeiten aber überhaupt noch Sinn?

Dachfonds im Vergleich: Wie schlägt sich deren Performance?

Funktionsweise und Struktur von Dachfonds

Bildlich lässt sich ein Dachfonds wie ein Unternehmensorganigramm darstellen. Das bedeutet: Ganz oben an der Spitze steht der Dachfonds, darunter dann viele verschiedene Einzelfonds. Selbiges wiederum hebt diese Dachfonds von anderen klassischen Hedgefunds oder generell aktiv verwalteten Fonds ab. Diese investieren in der Regel breit über verschiedene Assetklassen und Instrumente. Sie könnten Fonds enthalten, meist befinden sich da aber weitaus mehr Einzelaktien oder Derivate auf bestimmte Aktien.

In Deutschland haben Anleger bereits seit dem Jahr 1999 die Möglichkeit in solche speziell strukturierten Fonds zu investieren. Damals wurden sie als sichere, breitgestreute Alternative gegenüber Aktien empfohlen, was auch nicht verkehrt ist, zumal die ETF-Welt damals weitaus kleiner - oder in Deutschland auch kaum überhaupt vorhanden war.

Der eigentliche Dachfonds wird damit also aktiv verwaltet, ein Fondsmanager und sein Team legen fest, welche anderen Fonds und Produkte hinzugekauft werden und wie sich diese verteilen. Auf die eigentlichen Fonds hat der Fondsmanager dann aber keinen Einfluss - die folgen der Strategie ihrer jeweiligen Manager oder im Falle von ETFs einfach dem jeweiligen Index.

In einem Dachfonds könntest du beispielsweise diese Produkte finden:

  • diverse Aktienfonds
  • Anleihenfonds mit Staats- und/oder Unternehmensanleihen
  • ETFs
  • Rohstofffonds

Unterscheidung zwischen dem Risikoprofil

Da es keine verschiedenen Arten oder Formen gibt, werden solche Fonds gemeinhin nach ihrem Risikoprofil unterschieden. Die Fonds können, je nachdem welche Fonds sie bündeln, entweder eher spekulativ oder eher konservativ ausgerichtet sein - oder sich irgendwo in der Mitte bewegen. Bündelt der Fonds beispielsweise primär Aktien- und Rohstofffonds, ist er risikoreicher ausgerichtet als ein Fonds, der zum Gros in unterschiedlichen Anleihenfonds investiert ist.

Gesetzliche Auflagen müssen berücksichtigt werden

Damit diese Instrumente nicht zum vereinfachten Portfoliomanagement missbraucht werden oder Anleger versehentlich die "Katze im Sack" kaufen, hat der Gesetzgeber strikte Richtlinien für reine Dachfonds aufgelegt.

Das sind:

  • sie dürfen nicht in Einzelaktien investieren
  • es dürfen nicht mehr als 20 % des Kapitals in einen einzelnen Fonds fließen
  • die Fonds dürfen nicht mehr als 10 % der Anteile am Zielfonds besitzen
  • sie dürfen nicht in andere Dachfonds investieren

Vorteile und Nachteile dieser Struktur

Als Vorteil lässt sich eine doppelte Streuung des Risikos vorbringen. Einerseits durch die Zielfonds, andererseits dadurch, wie der Fondsmanager die Zielfonds zusammenstellt. Des Weiteren haben diese aktiv verwalteten Fonds oftmals eine geringere Mindestanlage als beispielsweise Hedgefonds, daher eignen sie sich auch für den Normalbürger ohne großes Vermögen. Außerdem gibt es am Markt verschiedene Spezialfonds, die individuelle Bedürfnisse befriedigen.

Nachteile gibt es natürlich ebenfalls, allen voran sind hier die doppelten Kosten zu nennen. Einerseits fallen Kosten bei den Zielfonds an, dann noch einmal beim Dachfonds, denn auch dessen Fondsmanager und Team möchten bezahlt werden. Simultan entsteht damit eine Abhängigkeit des Anlegers gegenüber der Fondsgesellschaft und dem Manager sowie seinem Team. Treffen sie schlechte Entscheidungen, kann das die eigentlich gute Performance verhageln, beispielsweise weil performante Fonds zu niedrig gewichtet wurden, Verlustbringer dafür zu hoch. Wie bei jeder anderen Geldanlage ebenso, besteht das Risiko eines Verlusts, natürlich auch eines Totalverlusts.

Spezialfall: ETF-Dachfonds

So bezeichnet man am Markt gemeinhin die Fonds, die verschiedene ETFs in einer vorgegebenen Gewichtung zukaufen. Das Argument des Dach-Managements lautet dann, dass die ETFs ja sehr günstige Produkte sind, weshalb sich in dem übergeordneten Fonds ebenfalls Kosten einsparen lassen. Bei genauerer Betrachtung ist das, aus Sicht der Anleger, natürlich eher ein schlechter Deal. Die wertvollen Pluspunkte von ETFs, die passive Index-Nachbildung sowie sehr effiziente Kostenstruktur, gehen damit verloren. Passiv sind zwar die Zielfonds, aber nicht das aktive Management des Dachfonds. Der verursacht außerdem Kosten, wodurch die günstigen ETFs effektiv gar nicht mehr günstig sind.

Das lässt sich an einem Beispiel relativ gut verdeutlichen: Wer in Deutschland breitgestreut in den S&P 500 investieren möchte, muss dafür nicht viel zahlen. Die günstigste Option ist der Invesco S&P 500 UCITS ETF (ISIN: IE00B3YCGJ38), den es schon für eine Kostenquote von 0,05 % zu haben gibt. Bei einem übergeordneten Dachfonds wäre das nicht zu halten, hier müssten Anleger dann mit 0,50+ % Kosten rechnen. Sie zahlen also das Zehnfache, um einen Fonds zu halten, der auf bestimmte Art und Weise den S&P 500 abbildet. Die Allokation wird zwar nicht identisch sein, aber ob der Mehrwert die hohen Kosten ausgleicht, bleibt stets fraglich.

Beispiele für Dachfonds

Es gibt im deutschsprachigen Raum einige Dachfonds, wobei einige bekannter als andere sind. Typische Beispiele sind beispielsweise:

  • ARERO - Der Weltfonds
  • Commerzbank IndexInvest
  • ING Global Index
  • Veri ETF-Dachfonds
  • BlackRock Managed Index

Von vielen davon, zum Beispiel BlackRock Managed Index, gibt es unterschiedliche Variationen, die sich hinsichtlich ihrer Gewichtung und damit des Risikoprofils unterscheiden. Sie alle hier einzeln aufzuführen, würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen. Selbiges gilt beispielsweise für die Commerzbank-Produkte, die mit "Substanz", "Balance", "Wachstum" und "Chance" verschiedene Risikoprofile abbilden.



Einige der Produkte unter die Lupe

ARERO - Der Weltfonds

Da der ARERO keine Unterscheidung zwischen mehreren Produkten vornimmt, beginnen wir mit diesem. Die Abkürzung steht für "Aktien, Renten & Rohstoffe", was auch genau das ist, was der Fonds in sich bündelt. Gekauft werden physisch hinterlegte Produkte, mit Ausnahme der Rohstoffe, wo Futures zugekauft werden.

Rebalancing erfolgt zweimal jährlich. Eine außerordentliche Anpassung ist möglich, sollte der Aktienanteil unter die vorgeschriebene Zielmarke von 52 % fallen. Der Fonds hat rechtlich außerdem die vorteilhafte Stellung, auch Einzelaktien kaufen zu können. Da er nur eine Kostenquote von 0,50 % sowie keinen Ausgabe- oder Rücknahmeaufschlag hat, trifft auch der Kritikpunkt der Kosten nicht auf den ARERO zu.

Arero Weltfonds: Weltportfolio mit einem Schlag
Seit 2008 können Anleger in den Weltfonds von ARERO investieren. Er ist kein ETF, da er mehrere Anlageklassen enthält. Er bietet Vorteile eines ETFs. Der Fonds verfolgt eine passive Anlagestrategie und investiert in die drei Anlageklassen Aktien, Renten und Rohstoffe.

Seine Performance kann sich risikoadjustiert sehen lassen. In zehn Jahren kam er auf 6,27 % p.a. Das ist zwar deutlich weniger als die mehr als 11 % p.a. beim FTSE All-World, der ist aber kaum vergleichbar. ARERO-Anleger entscheiden sich bewusst für mehr Sicherheit: Was die Renten- und Anleihenpapiere abdecken, während der FTSE All-World natürlich ein Aktienindex mit 100 % Aktien ist. Wie gut diese Sicherheit in der Praxis, die sich Anleger erhoffen, funktioniert, zeigt die aktuelle Situation. Während sich die breitgestreuten Indizes mit rund -20 % vom Top in einem Bärenmarkt befinden/befanden, hat der ARERO nicht einmal ganz 5 % eingebüßt. In der Summe also ein solides Produkt für alle, die mehr Sicherheit gegenüber 100 % Aktienquote suchen, über mehrere Assetklassen investiert sein und sich nicht um Rebalancing kümmern möchten.

Commerzbank IndexInvest Chance/BlackRock Strategic Funds - Managed Index Portfolios Growth IndexInvest Chance Fonds

Die Commerzbank vermarktet den genannten BlackRock-Fonds (ISIN: LU1733248121) unter eigenem Namen, es handelt sich aber um das identische Produkt. Das Produkt ist unter den Dachfonds die risikoreichste Alternative, da ein Aktienanteil bis zu 90 % angestrebt wird. In der Praxis ist der aber meist niedriger. Ergänzt wird beispielsweise mit Anleihen.

Da es das Produkt erst rund drei Jahre gibt, vergleichen wir ihn mit dem MSCI World auf 3-Jahres-Basis. Beide generierten in Euro eine Rendite, der "Chance-Dachfonds" von 14,8 % insgesamt, der MSCI World von 36,9 %. Zudem hat das BlackRock-/Commerzbank-Produkt die für Dachfonds typischen hohen Kosten. Die laufenden Kosten betragen 1,12 %, der Ausgabeaufschlag 3,09 %. Commerzbank-Kunden können sich einen Teil der Kosten normalerweise sparen.

Trotzdem ist die Performance eher mau. Die insgesamt hohen Kosten zeigen deutlich auf, wie sich eben diese nachteilig auf die Performance auswirken können. Im aktuellen Umfeld hat der Fonds ein Draw-Down von rund 15 %. Damit schneidet er sogar noch schlechter als der Draw-Down im MSCI World ab. Grund sind die hohen Verluste bereits bestehender Anleihen, sowie eben die Kostenquote.

Fazit: Einzig der ARERO dürfte überzeugen

Die weiteren einzelnen Dachfonds, von ING bis Veri und BlackRock, sparen wir uns an dieser Stelle, da sie kaum nennenswerte Unterscheide zum eben dargestellten Fonds aufweisen. Selbst die defensiv aufgestellten Dachfonds schneiden schlecht oder zumindest nicht besser als der MSCI World als Vergleich ab - da aufgrund der steigenden Leitzinsen die bereits bestehenden Anleihen hohe Kursverluste erhielten, während simultan auch Aktien korrigierten. Das, was zu einer besseren Performance verholfen hätte, wurde indes durch die hohen laufenden Kosten und Gebühren aufgefressen.

Lediglich der ARERO ist eine ernstzunehmende Alternative. Mit seiner Rohstoffkomponente und sehr flachen Gebührenstruktur, die teilweise sogar günstiger als viele Branchen-ETFs ausfällt, hat er Anleger zuletzt effektiv vor einem großen Draw-Down geschützt und über die Jahre eine anständige Rendite erzielt. Speziell für Anleger, die im mittleren und hohen Alter weniger Risiko eingehen wollen, ist er daher eine Alternative. Für jüngere Anleger sind FTSE All-World oder MSCI World ETFs die bessere Option, mit noch flacheren Kosten und einem höheren Risiko, das bei einem ausreichend langen Anlagezeitraum verwässert wird - und somit die zu erwartende Rendite da höher als beim ARERO liegt.

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