Durch einen Bärenmarkt mit Aktien und ETFs: Wir zeigen wie!
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Nach jedem technischen und praktischen Indikator befindet sich der Aktien- in einem Bärenmarkt - und große Teile der Welt kurz vor oder schon in einer Rezession. Das ist zunächst für das Depot nicht schön anzuschauen, aber bietet langfristigen Anlegern zugleich vielversprechende Chancen!
In Bärenmarkten werden künftige Überrenditen gemacht
Jeder Anleger, der schon einen breit gestreuten ETF im Depot hat, kennt die vielversprechenden Langzeitgraphen – unabhängig davon, ob sie sich auf den Nasdaq, S&P 500 oder den MSCI All World beziehen. Langfristig haben Aktien stets anständige Renditen abgeworfen und sich kontinuierlich positiv entwickelt. Natürlich gibt es auch in langfristigen Graphen Dellen – wie die 1970er-Jahre mit ihren großen Wirtschaftskrisen, Ölkrisen, der Dot-Com-Blase oder der Finanzkrise 2008. Doch all dies konnte den Aktienmarkt langfristig nicht aufhalten – und auch die aktuellen Krisen und Probleme werden mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Zukunft nur noch als kleine Dellen im Rückspiegel erscheinen.
Gerade in schwierigen Börsenphasen, Korrekturen oder ausgewachsenen Bärenmärkten liegen große Chancen für langfristig orientierte Anleger. Diese Marktphasen bieten günstige Einkaufsmöglichkeiten, bei denen Aktien oder ETFs zu reduzierten Preisen erworben werden können. Sobald die aktuellen Probleme gelöst sind, besteht die Möglichkeit, dass die Kurse wieder steigen – in Form von verbesserten wirtschaftlichen Kennzahlen und generell gestiegenen Bewertungsniveaus.
Zum günstigen Scalable Depot
Unser Tipp daher direkt am Anfang dieses Artikels: Lass dich nicht verunsichern! Es ist verständlich, dass es zunächst unangenehm ist, wenn der letzte Aktien- oder ETF-Kauf zwei Wochen später im Minus steht. Doch zwei Wochen oder Monate sind kein adäquater Anlagehorizont.
Immer bedenken: Die Wirtschaft ist zyklisch!
Viele Anleger wissen, dass der Zustand einer Wirtschaft in vier Phasen unterteilt werden kann. Zwei dieser Phasen sind Wachstumsphasen (Expansion und Boom), während die anderen beiden Kontraktionsphasen (Rezession und Depression) sind. Befand sich die Wirtschaft in den vergangenen Jahren in einer Boom-Phase, möglicherweise bedingt durch das niedrige Zinsniveau, sind die großen Weltwirtschaften nun in einer Rezession. Eine ausgewachsene Depression ist nicht ausgeschlossen, historisch gesehen jedoch, bis auf wenige Ausnahmen, nur kurz bemessen.
Auch die Aktienmärkte verhalten sich ähnlich, wobei zu beachten ist, dass der Kapitalmarkt als Ganzes kontinuierlich die Zukunft antizipiert, sie mit Wahrscheinlichkeiten versieht und zukünftige Entwicklungen vorwegnimmt. Deshalb sind die Kurse im aktuellen Bärenmarkt schon seit Jahresbeginn im Sinkflug, obwohl die Wirtschaft zu diesem Zeitpunkt noch starke Zahlen lieferte, trotz der Belastungen durch die zweijährige Corona-Pandemie.
Ein ähnliches Phänomen wird bei der Umkehr vom Bärenmarkt zu beobachten sein: Während die Wirtschaft noch schwach dasteht, Unternehmenszahlen nicht überzeugen und möglicherweise die Inflation noch ein Thema ist, wird der Aktienmarkt die zukünftigen Entwicklungen bereits vorwegnehmen – und zu einem Zeitpunkt wieder steigen, an dem die Realwirtschaft noch Schwächen zeigt.
Wie meisterst du mit Aktien und ETFs einen Bärenmarkt?
Hier sind einige wichtige Grundregeln und Informationen, die du konsequent berücksichtigen solltest. Du musst (und sollst) nicht jeden Tag darüber nachdenken; der Aktienmarkt ist wahrscheinlich nicht dein Job. Diese Informationen sind jedoch wertvolle Hilfen und gedankliche Stützen, die dich auch als Buy-and-Hold-Anleger begleiten können.
Was wir dir empfehlen können:
- Verunsichern dich die Verluste in deinem Depot? Lass es ruhig ein paar Wochen geschlossen! Als langfristiger Anleger sollte dich die tagesaktuelle Entwicklung eher weniger interessieren.
- Lass dich nicht zu Panikreaktionen verleiten. Das gilt für Käufe ebenso wie Verkäufe. Manche Unternehmen stehen heute mit Recht 90 % niedriger als vor zwei Jahren, was nicht automatisch eine Kaufgelegenheit darstellt. Andere wurden von der Marktentwicklung heruntergezogen, sind jedoch stabile und profitable Unternehmen: Warum sollte man diese verkaufen, obwohl der Markt heute weniger dafür bietet als vor 12 Monaten?
- Vielen Anlegern hilft es in einem Bärenmarkt, wenn sie weiterhin Einkommen aus ihrer Anlage erhalten. Dividendenaktien und -ETFs können daher eine psychologische Stütze sein, auch wenn die Kurse vorübergehend stagnieren. Allerdings sind Dividenden kein "geschenktes" Geld, denn sie werden aus den Kursen herausgerechnet.
- Einzelaktien in einem Bärenmarkt zu kaufen ist schwieriger als in einer Hausse. Wenn du über Einzelaktien nachdenkst, solltest du dich auf robuste Unternehmen mit Preissetzungsmacht, überschaubarer Verschuldung und krisensicheren Geschäftsmodellen konzentrieren. Siehe auch Zyklische Aktien für mehr Informationen.
- Vor allem Wachstumsaktien wie z. B. Cloudflare, DigitalOcean oder Netflix sind zinsanfälliger. In Phasen von hohen und/oder steigenden Zinsen erscheinen sie unattraktiver, da steigende Zinsen sowohl die Fremdkapitalkosten erhöhen als auch die erwartete Rendite/Profitabilität mindern. Wachstumsaktien, insbesondere solche, die noch defizitär sind, haben in einem Bärenmarkt daher ein weitaus höheres Risiko. Weitere Einblicke findest du im Artikel ETFs vs. P2P-Kredite.
- Cashquote: Nicht alles Geld muss sofort in den Aktienmarkt fließen. In schwachen Phasen bestimmte Grenzen der Cashquote nicht zu unterschreiten, kann eine psychologische Unterstützung sein. Außerdem hast du so immer Geld zur Hand, um bei großen Einbrüchen zu reagieren. Auf deinen Notgroschen solltest du jedoch nicht zugreifen, denn dieser kann in einer schwachen Realwirtschaft durchaus noch im "echten Leben" notwendig werden.
3 Beispiele, wie du im Bärenmarkt reagieren kannst
Mit dem MSCI-All-World der Strategie treu bleiben
Unsere treuen Leser wissen sicherlich, was wir hier an erster Stelle nennen: Den Vanguard FTSE All-World UCITS ETF weiter füttern! Historisch, wissenschaftlich und statistisch hat passives und breit gestreutes Investieren langfristige Anleger glücklich gemacht. Auch wenn es in Krisen Mut erfordert: Die Kurseinbrüche am breit gestreuten Aktienmarkt kannst du gut für deine zukünftige Rendite nutzen, indem du deinem Plan treu bleibst und weiterhin in breit gestreute Indizes und ihre ETFs investierst. Weitere Tipps erfährst du unter Erfolgreich Fondssparen.
Krisengebeutelte Unternehmen/Märkte aufsammeln
Eine Strategie mit weitaus höherem Risiko! Du könntest die besonders starken Einbrüche in einzelnen Märkten und bei Unternehmen nutzen. Beispiele dafür gibt es reichlich: Die europäischen Märkte haben unter der Gaskrise und dem Ukraine-Krieg besonders zu leiden, wie sowohl der Euro Stoxx als auch der DAX zeigen. Ebenso leiden Schwellenländer unter dem starken Dollar und den gestiegenen Energiepreisen, auch diese haben deutlich Federn gelassen. Tech- und Wachstumswerte wurden rund um den Globus massiv abgestraft, auch eigentlich robuste Unternehmen mit Namen wie PayPal oder Adobe. Mehr über das Thema erfährst du in unserem Artikel Rezession 2024.
Das aktuelle Zinsniveau für dich nutzen
Viele Anleger stehen heute vor einer Situation, die sie in ihrem Anlegerleben noch nie erlebt haben: Eine grassierende Inflation und ein durchaus schon moderat hohes Zinsniveau, das wahrscheinlich noch steigen wird. Dadurch rücken Produkte in den Fokus, die man viele Jahre gar nicht auf dem Schirm hatte – wie etwa US-Staatsanleihen. Restläufer am kurzen Ende, beispielsweise mit Laufzeiten bis Mitte 2024, rentieren auf Verfall heute schon bei etwa 4 bis 5 % p.a.
Ebenso bieten Anleihen am langen Ende eine attraktive Chance, die du z. B. mit dem iShares $ Treasury Bond 20+yr UCITS ETF (ISIN: IE00BSKRJZ44) abdecken kannst. Der Anleihenmarkt gilt als weitaus effizienter als der Aktienmarkt. Potentielle Entwicklungen werden hier also früher und effizienter bepreist. Einen Plan solltest du aber dennoch haben. Speziell bei den Langläufern in dem genannten ETF könnte der zum Beispiel so aussehen, dass du dir vier bis sechs Tranchen zurücklegst und alle 0,x % steigende Zinsen "nachschießt". So würdest du dir ein hohes und steigendes Zinsniveau direkt zunutze machen, unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung der breiten Unternehmensmasse am Aktienmarkt in einer Rezession. Siehe auch Was verändert die Zinswende?.
Achtung: Aufgrund des zuletzt massiv gefallenen Euros gegenüber dem US-Dollar, wurden für Deutsche an vielen Stellen Verluste minimiert – so auch bei den genannten Anleihenprodukten oder den breit gestreuten Aktien-ETFs. Ein Erstarken des Euros könnte die Verluste weiter ausbauen. Vor allem bei Anleihen ist das zu bedenken, da sie eine geringere Volatilitäts- und Renditespanne haben. Schlimmstenfalls sind daher Währungsverluste in US-Staatsanleihen höher als deren Rendite auf Verfall, obwohl diese eigentlich positiv ist. Die Lösung könnte sein, sich für einen Euro-hedged Anleihen-ETF zu entscheiden – bei einem weiteren Verfall des Euros würde genau das aber nach hinten losgehen. Erfahre mehr zum Thema in unserem Artikel Das Währungsrisiko mit Hedged ETF absichern.
Unser Tipp: Bei Scalable Capital kannst Du rund 2000 ETFs von iShares, Lyxor, Xtrackers, WisdomTree und Amundi von 7:30 bis 23 Uhr für nur 0,99 € handeln und dauerhaft kostenlos besparen. Monatliche Sparraten schon ab 1 €.
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