4 MDAX-ETFs im Vergleich
MDAX-ETFs im Vergleich: Welche Fonds bilden die deutschen Nebenwerte effizient ab? Bei Kosten, Größe gibt es große Unterschiede.
Der deutsche MDAX enthält mittelgroße Unternehmen aus der Bundesrepublik. Bis kürzlich waren das noch insgesamt 60 Nebenwerte, nach der DAX-Aufstockung musste der MDAX aber Federn lassen und hat nun nur noch 50 Unternehmen im Index. Wer ihn ganzheitlich abbilden möchte, kann das aber natürlich weiterhin mit einem passenden ETF.
Zunächst: Zur aktuellen Situation nach der DAX-Anpassung
Zum 20. September 2021 erhielt der deutsche DAX, der Index mit den kapitalstärksten und größten Unternehmen des Landes, eine Frischzellenkur verpasst. Er wurde um 10 Unternehmen erweitert, deren Aktien fortan nicht mehr stiefmütterlich als "Nebenwerte" bezeichnet werden, sondern im wichtigsten und kapitalintensivsten Index der Bundesrepublik notieren. Im gleichen Atemzug fanden einige weitere Anpassungen statt, so sollen die Unternehmen im DAX fortan zweimal im Jahr statt nur einmal jährlich überprüft werden. Das wiederum könnte in der Folge zu regelmäßigen Anpassungen führen, die auch auf einen MDAX-ETF Auswirkungen hätten - schließlich würden durch die Prüfung "gefallene" Unternehmen in eben diesen absteigen.
Die Anpassung hat das Spielfeld innerhalb des MDAX zudem grundlegend verändert. Der verlor in der Folge nämlich seine 10 finanziell und wirtschaftlich stärksten sowie generell größten Unternehmen, da diese fortan im DAX notieren. Einige Experten kamen zu dem Schluss, dass das den MDAX unattraktiv werden lässt. Viele Wachstum-Stars, darunter beispielsweise HelloFresh, die vor allem in den USA sehr populär sind, mussten den Index verlassen, um in den DAX aufzusteigen.
Weiterhin enthält der MDAX 50 mittelgroße Unternehmen, nachdem die stärkeren in den DAX aufgestiegen sind. In den letzten 12 Monaten zeigte der MDAX eine schwache Performance mit -2,87 % bis November 2024. Der MDAX-Kurs liegt aktuell bei etwa 26.264,49 Punkten, was eine leichte Steigerung gegenüber dem Vortag darstellt.
Wenn du dich heute für eine Investition in den MDAX entscheidest, dann bekommst du aber immer noch viele interessante Unternehmen - auch wenn es nur noch 50 an der Zahl statt 60 sind.
Zur steuerlichen Behandlung der Dividenden im MDAX
Bevor wir den Index symbolisch auseinandernehmen, solltest du dir schon einmal Gedanken machen, ob du einen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF bevorzugst. Beim MDAX spielt das noch eine etwas größere Rolle, denn die deutschen Unternehmen sind, wenig überraschend, auch in Deutschland ansässig. Das wiederum führt dazu, dass Dividenden keiner Quellensteuer unterliegen. Insbesondere dann, wenn du den steuerlichen Freibetrag für Kapitalanlagen noch nicht ausschöpfst und somit keine internationale Quellensteuer anrechnen lassen kannst, spielt deine Entscheidung eine große Rolle. Es kann hier steuerlich weitaus lukrativer sein, ausschüttende Fonds zu wählen, sofern du deinen Freibetrag mit den ausgeschütteten Dividenden nicht überschreitest.
Aktuelle Zusammensetzung des MDAX
Wie du mit Sicherheit schon weißt, bildet jeder ETF den jeweiligen Index ab: in diesem Fall also den MDAX. Das hat zur Folge, dass sich die verschiedenen ETFs hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und Gewichtung natürlich nicht wirklich voneinander unterscheiden können, bestenfalls kommt es zu geringfügigen Schwankungen aufgrund einer verschieden hohen Tracking-Differenz oder versetzten Aktualisierungen.
An dieser Stelle möchten wir dir daher zunächst aufzeigen, wie sich der MDAX überhaupt zusammensetzt. Dafür empfiehlt sich ein Blick auf die Top-10-Holdings, also die zehn am höchsten gewichteten Werte. Zum Zeitpunkt dieses Artikels sind die drei Spitzenreiter:
- Beiersdorf
- Hannover Rück SE
- LEG Immobilien
... mit jeweils knapp 5 % Gewichtung. In der zweiten Riege ordnen sich die verbleibenden sieben Unternehmen in etwa um die 3-Prozent-Marke ein. Das sind:
- Knorr-Bremse
- Carl Zeiss Meditec
- Kion Group
- GEA Group
- Commerzbank
- Aroundtown
- Evonik Industries
Je nachdem, wie gut du dich in der deutschen Unternehmenslandschaft auskennst, hast du mitunter schon einmal von einigen oder sogar allen Unternehmen gehört. Es wäre unserer Meinung nach aber auch nicht so überraschend, wenn du auf den ersten Blick nur Beiersdorf und die Commerzbank wiedererkennst. Beide sind in den Top-10 ohne Zweifel die größten und bekanntesten Marken. Ebenfalls interessant ist ein Blick auf die Branchen, die in solch einem ETF vertreten sind. Deutschland ist seit jeher bekanntlich ein Industrieland und ein ETF auf die mittelgroßen Nebenwerte kommt um eine entsprechende Gewichtung nicht herum. Industrieunternehmen machen den Löwenanteil des Fonds aus und kommen auf rund 20 % Gewichtung. Danach kommen die Branchen Immobilien und Kommunikation mit jeweils etwa 12 %.
Technologie, in den USA stets die größte Branche, spielt in Deutschland eher eine untergeordnete Rolle und belegt daher auch nur den vierten Rang mit etwa 10 %. Zu gleichen Anteilen sind Unternehmen enthalten, die Grundmaterialien herstellen oder verarbeiten, danach folgen mit jeweils 9 % zyklische Konsumgüter und die Finanzbranche. Das Gesundheitswesen kommt immerhin noch auf rund 8 %, bevor die Branchenverteilung doch deutlich abfällt. Basiskonsumgüter und Versorger markieren die Schlusslichter, jeweils mit knapp 5 % und rund 1,5 %.
Übersicht über die ETFs, die den MDAX abbilden
Nun, wo du weißt wie sich diese zusammensetzen, sollen die Fonds einmal separat voneinander beleuchtet werden. Dabei geht es weniger um die Zusammensetzung, denn die unterscheidet sich ja nicht, sondern weitere Kriterien, darunter zum Beispiel:
- die Kostenquote (TER) sowie TD (Tracking-Differenz)
- die Fondsgröße und damit Liquidität
- die Ertragsverwendung, ob thesaurierend oder ausschüttend
- die Art und Weise, wie der Index abgebildet wird
- die historische Renditeentwicklung
Letzteres ist bei allen ETFs logischerweise relativ ähnlich, aber eben nicht identisch. Vor allem die TD beeinflusst die historischen Renditen, aber auch die Kostenquote und wie effizient der Fonds neu balanciert wird.
iShares MDAX UCITS ETF (Acc) (DE) (ISIN: DE0005933923)
Der Platzhirsch von iShares ist der älteste und leider auch der teuerste MDAX-ETF. Eine TER von 0,51 % ist schon eine stolze Kostenquote, die die Konkurrenten mittlerweile deutlich unterbieten. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass iShares in Zukunft einmal, genau aus diesem Grund, eine Reduzierung veranlasst. Die TD beziffert sich auf 0,62 %. Aktien werden physisch abgebildet und Erträge thesauriert.
Eine besondere Stellung hat der iShares ETF auch deshalb, weil er historisch trotz der hohen Kosten die drittbeste Rendite aufs Parkett bringt. Im 5-Jahres-Vergleich kommt der iShares Fonds auf eine Rendite von 53,82 %, auf drei Jahre auf 38,23 % und auf ein Jahr auf 25,29 %. Behalte diese Werte für den nächsten ETF am besten im Hinterkopf. Die historische Renditeentwicklung zeigt weiterhin eine starke Performance, aber mit geringerem Vorsprung gegenüber anderen ETFs.
Deka MDAX UCITS ETF (ISIN: DE000ETFL441)
Der historisch starke Renditebringer kommt aus dem Hause Deka. Mit einer Fondsgröße von lediglich rund 720 Millionen Euro ist er ein gutes Stück kleiner, aber auch dieser ETF bildet den Index physisch ab, thesauriert Erträge und hat eine durchschnittliche TD von 0,47 %. Der Deka ETF ist aber weitaus günstiger und kostet Anleger lediglich eine TER von 0,30 % p.a.
Was die Rendite anbelangt, so kommt die Deka-Lösung auf 55,19 % auf 5 Jahre, auf 41,17 % auf drei Jahre und auf 23,35 % auf ein Jahr. Lediglich auf 1-Jahres-Sicht hat der iShares ETF also minimal die Nase vorn, bei drei und fünf Jahren führt hingegen der Deka-Fonds. Du solltest natürlich bedenken, dass sich das schnell ändern kann und die vergangene Rendite beziehungsweise Outperformance keine Garantie für die künftigen Erträge darstellt. Aufgrund der signifikant niedrigeren Kosten sollte der Deka Fonds aber in den eigenen Überlegungen eine Rolle spielen.
Lyxor German Mid-Cap MDAX UCITS ETF (ISIN: FR0011857234)
Der Lyxor ETF versucht mit einer besonders niedrigen TER von lediglich 0,20 % zu punkten, dafür hat er aber auch Nachteile: zum Beispiel das Fondsdomizil in Frankreich statt in Deutschland. Außerdem bildet er den Index "nur" synthetisch ab, was manche Anleger als einen Nachteil bewerten. Mit lediglich rund 80 Millionen Euro investiert, ist er zudem nicht unbedingt liquide für Anleger, die größere Beträge investieren wollen.
Seine Rendite kann sich aber sehen lassen und schlägt weitgehend den iShares-ETF. Auf 5-Jahres-Sicht erzielte er eine Rendite von 54,86 %, auf drei Jahre 39,17 % und auf ein Jahr immerhin noch 23,85 %. Auf 1-Jahres-Sicht wird er also geschlagen, drei und fünf Jahre als Referenz schlagen hingegen iShares. Außerdem schüttet der ETF die Dividenden aus. Das dürfte für Anleger wichtig sein, die eben einen ausschüttenden Fonds suchen.
Invesco MDAX UCITS ETF (ISIN: IE00BHJYDV33)
Eine noch günstigere Lösung gibt es von der Fondsgesellschaft Invesco, diesmal mit einer TER von 0,19 % bei einer Fondsgröße von knapp 300 Millionen Euro und einer TD von zuletzt 0,58 %. Auch hier werden Erträge thesauriert und Aktien physisch gehalten. Der Fonds hat seinen Sitz in Irland.
Da er noch nicht mal drei volle Jahre existiert, ist ein historischer Renditevergleich nicht möglich. Zumindest auf 1-Jahres-Sicht erzielte er unter allen ETFs aber das beste Ergebnis: mit einer Rendite von stattlichen 26,11 %. Im laufenden Jahr führt der Invesco-MDAX-ETF übrigens ebenfalls das Feld an.
Zwar nur geringe, aber existente Unterschiede
Mit diesen ETFs sind alle "wichtigen" Player der MDAX-Index-Szene abgedeckt. Dabei fällt vor allem auf, dass der ehemalige Platzhirsch von iShares mit seinen hohen Kosten ein wenig aus der Zeit gefallen ist. Mit Deka, Invesco und Lyxor gibt es genügend Alternativen, die den MDAX schon zur Hälfte der Kosten oder sogar für noch weniger abbilden. Ob du den Fonds ausschüttend oder thesaurierend möchtest, ist indes von deiner steuerlichen Ausgangssituation abhängig.
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