Festgeld-Zinsen: Lohnt sich das noch?
In Zeiten der Nullzinspolitik der EZB werden klassische Geldanlagen wie Sparbücher, Tagesgeld oder Festgeldkonten zunehmend unattraktiver. Einige Banken erheben sogar schon Negativzinsen. Etwas besser als für Tagesgeld und Sparbücher fallen die Zinsen für Festgeld aus. Lohnt sich die Anlage noch?
Für wen ist Festgeld noch attraktiv?
Suchst Du nach einer sicheren Geldanlage, kannst Du zwischen einem klassischen Sparbuch, Tagesgeld und Festgeld wählen. Das Problem besteht darin, dass angesichts der Nullzinspolitik der EZB kaum noch Zinsen dafür gewährt werden. Für Sparbücher und für Tagesgeld erheben einige Banken sogar schon Negativzinsen. Werden tatsächlich noch Zinsen für Tagesgeld gewährt, fallen sie außerordentlich niedrig aus. Sie liegen meistens unter 1 Prozent. Tagesgeld ist geeignet, wenn Du Dein Geld zwischenparken und schnell wieder darüber verfügen möchtest.
In der Regel gewähren die Banken für Festgeld bessere Zinsen als für Tagesgeld. Die Zinsen fallen oft umso höher aus, je länger Du Dein Geld festlegst. Allerdings lohnt sich ein Vergleich. Bei einigen Banken fallen Negativzinsen an, wenn Dein Guthaben einen bestimmten Betrag übersteigt.
Festgeld ist geeignet, wenn Du nach einer sicheren Geldanlage suchst und ein bestimmtes Ziel verfolgst, da Du beispielsweise für ein neues Auto oder für die Modernisierung Deines Hauses sparst. Möchtest Du einen Kredit aufnehmen und kannst Du ein Festgeldkonto nachweisen, wird es als Sicherheit für den Kredit anerkannt.
Generell ist eine breite Streuung Deiner Geldanlagen sinnvoll. Du profitierst von einer besseren Rendite und gehst ein geringes Risiko ein. Neben alternativen Geldanlagen wie ETF-Anteilen, einem kostenlosen ETF-Sparplan, Investmentfonds oder Aktien solltest Du auch ein Festgeldkonto eröffnen, um eine bessere Streuung und mehr Sicherheit zu erhalten. Festgeld dient als sichere Komponente Deines Portfolios.
Was zeichnet Festgeld aus?
Ein Festgeldkonto kannst Du bei Deiner Hausbank, aber auch online bei einer Direktbank eröffnen. Die Direktbanken bieten deutlich günstigere Konditionen als die Hausbanken, da sie bessere Zinsen gewähren. Abhängig von der Bank kannst Du verschiedene Laufzeiten wählen, von 12 Monaten bis hin zu 120 Monaten. Je nach Bank können für die Geldanlage Mindest- und Höchstbeträge gelten. Die Zinsen werden bei der Eröffnung des Festgeldkontos festgeschrieben und bleiben während der gesamten Laufzeit unverändert. Sie sind abhängig von der marktüblichen Zinssituation, die wiederum durch den Leitzins der EZB bestimmt wird. Ändern sich die marktüblichen Zinsen, bleibt Dein Festgeld davon unberührt, wenn Du das Festgeldkonto bereits vor der Veränderung der marktüblichen Zinsen eröffnet hast. Zur Zeit der Nullzinspolitik solltest Du möglichst nur eine kurze Laufzeit für das Festgeld wählen, um dann, wenn der Leitzins wieder angehoben wird, ein neues Festgeldkonto zu eröffnen und Dir bessere Zinsen über einen längeren Zeitraum zu sichern.
Keine Verfügbarkeit während der Laufzeit
Während der Laufzeit kannst Du über Dein Festgeld nicht verfügen. Einige Banken erheben Strafzinsen, wenn Du während der Laufzeit Geld abheben möchtest. Die bereits gezahlten Zinsen gehen Dir dann verloren.
Bei vielen Banken verlängert sich Dein Festgeldkonto wieder um die vereinbarte Laufzeit, wenn Du die Kündigungsfrist zum Ende der Laufzeit nicht einhältst oder nicht über das Geld verfügen möchtest. Allerdings gilt dann der aktuelle Zinssatz. Du kannst aber das Festgeldkonto fristgemäß kündigen und den zuvor angelegten Betrag über einen von Dir gewählten Zeitraum erneut festlegen. Dafür gilt der aktuelle Zinssatz Deiner Bank.
Keine Verluste beim Festgeld
Entscheidest Du Dich für Festgeld, erleidest Du keine Verluste. Das, was Du am Ende der Laufzeit ausgezahlt bekommst, ist planbar. Neben Deinem festgelegten Geldbetrag bekommst Du die Zinsen ausgezahlt. Die Zinsen können je nach Bank über die Laufzeit wiederangelegt werden. So profitierst Du vom Zinseszins. Bei einigen Banken erfolgt auch eine jährliche Zinsgutschrift. Abhängig vom Zinssatz, der von der Bank gewährt wird, kannst Du ermitteln, welcher Betrag Dir am Ende der Laufzeit ausgezahlt wird. Auch der Termin, zu dem die Auszahlung erfolgt, steht bereits bei der Eröffnung des Festgeldkontos fest.
Ein weiterer Vorteil von Festgeld ist die Einlagensicherung. Innerhalb der EU gilt bei jeder Bank pro Kunde mindestens eine Einlagensicherung von 100.000 Euro. Bis zu diesem Betrag sind die Einlagen eines jeden Kunden bei einer Bank sicher und können nicht in die Insolvenzmasse einfließen, wenn die Bank insolvent wird. Viele Banken in Deutschland gewähren eine noch höhere Einlagensicherung pro Kunde, da sie in einem Einlagensicherungsfonds organisiert sind. Auch bei einigen ausländischen Banken kann eine Einlagensicherung von mehr als 100.000 Euro gelten. Bevor Du ein Festgeldkonto eröffnest, solltest Du den Festgeldvergleich nutzen und Dich über die Einlagensicherung bei den verschiedenen Banken informieren.
Wie sieht es mit den Steuern aus?
Die Zinsen auf Festgeld sind Einkünfte aus Kapitalvermögen und müssen versteuert werden. Du zahlst die Abgeltungssteuer, die bei 25 Prozent liegt. Gehörst Du der Kirche an, musst Du auf die Abgeltungssteuer noch die Kirchensteuer zahlen, die je nach Bundesland bei 8 oder 9 Prozent liegt. Bei einer deutschen Bank musst Du Dich nicht um die Steuern kümmern, da die Bank die Steuern an das Finanzamt abführt. Du kannst jedoch den Sparerpauschbetrag nutzen und Deiner Bank einen Freistellungsauftrag erteilen, damit Du keine Steuern zahlen musst. Der Sparerpauschbetrag beträgt für Alleinstehende 801 Euro und für Ehepaare 1.602 Euro im Jahr. Hast Du Geldanlagen bei mehreren Banken, kannst Du den Sparerpauschbetrag splitten und an alle Banken, bei denen Du Geldanlagen hast, einen Freistellungsauftrag erteilen. Dort, wo Du die meisten Erträge erwartest, erteilst Du einen Freistellungsauftrag über die höchste Summe.
Hast Du ein Festgeldkonto bei einer ausländischen Bank, die über keine deutsche Niederlassung verfügt, musst Du Dich selbst um die Steuern kümmern. Du musst die Zinsen für Festgeld in Deiner Einkommenssteuererklärung angeben.
Warum ist Festgeld besser als Tagesgeld?
Tagesgeld ist geeignet, wenn Du schnell wieder über das Geld verfügen möchtest. Jederzeit kannst Du das Geld abheben. Anders sieht es beim Festgeld aus, über das Du während der Laufzeit nicht verfügen kannst. Es hängt also davon ab, wie schnell Du das Geld benötigst, für welche Art der Geldanlage Du Dich entscheidest. Für Festgeld bekommst Du höhere Zinsen als für Tagesgeld. Das ist darin begründet, dass die Bank mit Deinem Geld bei Festgeld länger arbeiten kann und es nicht kurzfristig bereitstellen muss. Die Bank muss sich also nicht darum sorgen, dass Du das Geld schnell wieder abhebst. Sie kann daher höhere Zinsen gewähren.
Besten Anbieter finden mit dem Festgeldvergleich
Die Konditionen für Festgeld unterscheiden sich bei den verschiedenen Banken. Du solltest den Festgeldvergleich nutzen, der Dir im Internet kostenlos zur Verfügung steht. Er informiert über
- Höhe der Zinsen
- Art der Zinsgutschrift
- Mindest- und Höchstanlagebeträge
- verfügbare Laufzeiten
- Höhe der Einlagensicherung.
Einige Anbieter gewähren auch einen Anreiz für Neukunden, beispielsweise ein Startguthaben oder eine kostenlose Kreditkarte. Hast Du eine Bank gefunden, kannst Du Dich dorthin klicken, Dich informieren und Dein Festgeldkonto eröffnen.
Gibst Du in den Festgeldrechner den Betrag ein, den Du anlegen möchtest, und die gewünschte Laufzeit, erfährst Du, wie hoch die Zinsen sind und welche Auszahlung Du am Ende der Laufzeit erwarten kannst.
Gute Zinsen sichern mit der Treppenstrategie
Da die Zinsen für Festgeld aktuell nur niedrig sind, solltest Du die Treppenstrategie nutzen, um Dir gute Zinsen zu sichern. Legst Du verschiedene Beträge über unterschiedliche Zeiträume fest, kannst Du die mangelnde Flexibilität ausgleichen.
Möchtest Du einen größeren Geldbetrag, vielleicht 10.000 Euro, über einen längeren Zeitraum anlegen, kannst Du diesen Betrag staffeln, beispielsweise
- 2.500 Euro über 12 Monate
- 2.500 Euro über 24 Monate
- 2.500 Euro über 36 Monate
- 2.500 Euro über 48 Monate.
So wird über einen Zeitraum von vier Jahren in jedem Jahr eine Auszahlung mit den entsprechenden Zinsen fällig. Über den ausgezahlten Betrag kannst Du frei verfügen. Du kannst ihn auch erneut in Festgeld zu den aktuell geltenden Zinsen anlegen. Brauchst Du das Geld nicht dringend, kannst Du es wieder über 48 Monate anlegen. So sicherst Du Dir in jedem Jahr eine Auszahlung und profitierst davon, wenn für Festgeld wieder höhere Zinsen gewährt werden.
Festgeld als sichere Komponente für Dein Portfolio
Bei Geldanlagen kommt es immer auf eine breite Risikostreuung an. ETFs bieten eine gute Streuung, da sie gleich mehrere Wertpapiere enthalten und einen Index abbilden. Für eine gute Risikostreuung, kombiniert mit Flexibilität, kannst Du in verschiedene ETFs investieren und auch mit ETF-Sparplänen langfristig mit niedrigen Einzahlungen Vermögen aufbauen. Du kannst auch in Aktien, aktiv gemanagte Investmentfonds, Zertifikate und Edelmetall investieren. Welche Geldanlagen Du für Dein Portfolio wählst, hängt von Deinen Anlagezielen und Deinem Risikoprofil ab. Um auch eine sichere Komponente für Dein Portfolio zu nutzen, kannst Du ein Festgeldkonto eröffnen. Welchen Betrag Du in Festgeld anlegst, hängt von Deiner Risikobereitschaft ab. Bei einer höheren Risikobereitschaft legst Du nur einen geringen Betrag in Festgeld an, während es bei einer geringen Risikobereitschaft ein höherer Betrag sein darf.
Festgeldkonto eröffnen - so geht's
Hast Du Dich anhand des Festgeldvergleichs über die Konditionen bei den verschiedenen Banken informiert und die geeignete Bank ausgewählt, kannst Du dort Dein Festgeldkonto eröffnen. Du eröffnest ein Konto und machst persönliche Angaben. Im PostIdent-Verfahren wird Deine Identität geprüft. Du benötigst dazu Deinen Personalausweis oder Reisepass. Der Angestellte in einer Postfiliale prüft Deine Identität. Einige Direktbanken bieten auch die Identitätsprüfung im VideoIdent-Verfahren an. Sie funktioniert mit dem Smartphone und erfolgt deutlich schneller. Für das Festgeld legst Du einen Geldbetrag und eine Laufzeit fest. Du zahlst das Geld auf das Konto ein. Ist das Geld eingegangen, beginnt die Laufzeit, während der Du nicht über das Geld verfügen kannst.
Alternativen zu Festgeld
Suchst Du nach einer Alternative zu Festgeld, kannst Du in Zeiten niedriger Zinsen Dein Geld für lange geplante Anschaffungen verwenden, beispielsweise für ein neues Auto. Hast Du ein Haus und möchtest Du es modernisieren, kannst Du die Gelegenheit nutzen und das Geld für die energetische Sanierung verwenden. Für die energetische Sanierung kannst Du ein Darlehen der KfW mit günstigen Zinsen oder einen Zuschuss bekommen. Auch die Kommunen oder Bundesländer fördern mitunter die energetische Sanierung.
Suchst Du nach einer sicheren Geldanlage und planst Du den Hausbau oder die Modernisierung für Dein Haus, kannst Du als Alternative zu Festgeld einen Bausparvertrag abschließen. Auch hier besteht das Problem in den niedrigen Zinsen.
Hast Du kein Haus, das Du modernisieren möchtest, und planst Du keinen Hausbau, eignen sich ETFs als Alternativen zu Festgeld. Sie sind mehr oder weniger risikoreich.
In einen ETF als Alternative zu Festgeld investieren
Ein ETF ist risikoreicher als Festgeld, doch verspricht er eine bessere Rendite. Die Rendite fällt höher aus als die Zinsen für das Festgeldkonto. Im Schnitt sind Renditen um 6 Prozent möglich. Wie hoch die Rendite tatsächlich ausfällt, hängt von der Anlageklasse und vom abgebildeten Index ab. Die höchste Rendite versprechen ETFs auf Aktien, doch ist auch das Risiko am höchsten. Weniger risikoreich sind ETFs auf Anleihen, vor allem, wenn es sich um Staatsanleihen aus Industrieländern mit guter Bonität handelt. Allerdings fällt die Rendite geringer aus.
Ein ETF bietet auch mehr Flexibilität als Festgeld. Jederzeit kannst Du Deine ETF-Anteile verkaufen. Du musst für einen ETF ein Depot eröffnen, auf dem Du Deine Anteile hinterlegst. Bei den meisten Online-Brokern ist das Depot kostenlos.
Möchtest Du langfristig mit geringen Einzahlungen Vermögen aufbauen, kannst Du einen Sparplan auf einen ETF eröffnen. Du findest zahlreiche sparplanfähige ETFs auf verschiedene Anlageklassen. Die Sparrate und das Sparintervall kannst Du abhängig von Deiner finanziellen Situation verändern. Bei einem finanziellen Engpass kannst Du auch die Sparrate aussetzen. Möchtest Du über das Geld verfügen, ist der Sparplan jederzeit kündbar. Du leistest dann keine Einzahlungen mehr und verkaufst Deine Anteile.
Einen ETF-Sparplan kannst Du auch mit einem Festgeldkonto kombinieren, wenn Du eine sichere Komponente für Dein Portfolio suchst. Gegenüber den aktiv gemanagten Investmentfonds haben ETFs einen Preisvorteil. Du musst keinen Ausgabeaufschlag auf einen ETF zahlen, so wie er bei den Investmentfonds anfällt.
Fazit: Festgeld kann sich noch lohnen
Auf Festgeld bekommst Du höhere Zinsen als für Tagesgeld. Du kannst verschiedene Laufzeiten wählen. In der Regel fallen die Zinsen höher aus, je länger Du die Laufzeit wählst. Während der Laufzeit kannst Du über das Festgeld nicht verfügen. Festgeld lohnt sich, wenn Du nach einer sicheren Geldanlage suchst. Du kannst es als sichere Komponente für Dein Portfolio nutzen, wenn Du zusätzlich in ETFs oder Aktien investierst. Möchtest Du mehr Flexibilität gewinnen und einen höheren Betrag anlegen, kannst Du die Treppenstrategie nutzen und Deinen Anlagebetrag auf verschiedene Zeiträume aufteilen. Du kannst als Alternative zu einem Festgeldkonto ETF-Anteile mit einer Einmalzahlung erwerben oder einen ETF-Sparplan mit geringen monatlichen Beträgen besparen.
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