Euro-Absturz: Auswirkungen auf ETFs & Aktien

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Die Zeiten, in denen du für deinen Euro (weit mehr) als einen US-Dollar bekamst, sind zumindest aktuell vorbei. Tatsächlich ist der einzelne Euro aktuell weniger wert als ein einzelner US-Dollar. Eine erstaunliche Entwicklung, die du auch im Depot feststellen kannst - und das nicht nur aktuell.

Euro-Absturz: Auswirkungen auf ETFs & Aktien

Eine Momentaufnahme: Was passiert mit unserer Heimwährung?

Zum Zeitpunkt dieses Artikels liegt der EUR-USD-Kurs bei 0,9741 USD. Unsere ehemals (scherzhaft) als "Teuro" bezeichnete Heimatwährung hat sich also massiv abgewertet. Ein Blick in die Geschichte und den Kursverlauf zeigt, dass das keinesfalls immer so war. Ursprünglich betrug das Verhältnis 1,30, während der Jahrtausendwende erreichte der Euro seinen Tiefpunkt und war nur noch 0,85 US-Dollar wert, danach zog er aber kräftig an und erreichte am Höhepunkt der Finanzkrise 2008 einen Gegenwert von knapp 1,60 US-Dollar - seither geht es kontinuierlich bergab.

Die aktuelle Euroschwäche kommt natürlich keinesfalls zufällig zustande, sondern ist das direkte Ergebnis aus dem Zinsniveau im Euro-Raum sowie in den USA und der aktuell immer noch omnipräsenten Energiekrise. Während die FED als Amerikas Notenbank das Zinsniveau mittlerweile schon auf um die 4 % anhob und diesen Kurs wahrscheinlich noch mindestens für ein bis drei Zinsschritte beibehalten wird, hat die europäische EZB diese Freiheiten nicht - zu schwach sind die hochverschuldeten Südländer, denen unter einem hohen Zinsniveau massive Verwerfungen drohen. Weitere Zinsschritte wird die EZB zwar dennoch nicht vermeiden können, dass sie jemals das Zinsniveau des US-Dollars erreicht, wäre aber eine steile These.

Der US-Dollar hat außerdem einen weiteren entscheidenden Vorteil, weshalb auch weitere Währungen, insbesondere solche aus den Schwellenländern, gegen ihn abwerteten. Aufgrund der Ölpreis-Bindung in US-Dollar wird die Nachfrage nach der US-Währung, die sowieso schon die Weltwährung darstellt, kontinuierlich aufrechterhalten. Andere Länder sind also darauf angewiesen ständig über ausreichend hohe Dollar-Vorräte zu verfügen, um wiederum Energie international einkaufen zu können. Ebenso halten viele internationale Staaten sowieso US-Anleihen, um ihren eigenen Haushalt zu stabilisieren und um international zu handeln. Diesen Luxus hat der Euro nicht, weswegen er wie viele andere Währungen ebenso dem freien Fall ausgesetzt war.

Chart: EUR/USD seit 1990
EUR/USD Kurs-Entwicklung seit 1982 (Quelle: Google Finance)

Zuletzt ist als Grund auch der Equity-Markt nicht zu vergessen: US-Aktien und US-lastige ETFs dominieren die Portfolios von Privatpersonen ebenso wie Institutionellen, wobei natürlich auch diese Stärke positiv auf den Dollar einwirkt. Sollte es tatsächlich zu einer ausgewachsenen Rezession kommen, die sich rund um den Globus spannt, trauen die meisten Anleger den USA am ehesten zu, sich da zeitnah wieder heraus zu wirtschaften.

Welche Folgen hat ein schwacher Euro insgesamt?

  • Deutschlands Exporte verbilligen sich, denn ausländische Unternehmen (und ebenso Touristen) können ihre eigene starke Währung nutzen, um mehr für ihr Geld im Euro-Raum zu erhalten
  • Importe werden hingegen teurer, denn für den Euro der inländischen Unternehmen und Personen gibt es im Ausland fortan weniger Waren
  • unsere internationale Kaufkraft verringert sich, da unsere Guthaben (zum Beispiel auf dem Girokonto) und in Euro notierten Vermögenswerte gegenüber der Weltwährung weniger wert sind

Einen ganz anderen Effekt, den Anleger wahrscheinlich weitaus "näher" empfinden, hat die Euroschwäche auf das eigene Depot.

Auswirkungen der Währungsentwicklung auf ETFs und Aktien

Die weltweiten Indizes sind in diesem Jahr deutlich eingebrochen. Der S&P 500 hat sich von rund 4.800 Punkten auf aktuell knapp 3.600 Punkte reduziert - damit kann man prozentual definitiv von einem Crash sprechen. Noch deutlicher wird das im Tech-lastigen NASDAQ, der sich von rund 16.000 Punkte auf aktuell etwa 10.300 Punkte reduzierte. So viel fehlt also eigentlich gar nicht mehr, dann hätte der NASDAQ einen 50-Prozent-Einbruch hinter sich.

Und unsere Depots? Die blieben von diesen massiven Verlusten weitgehend verschont, zumindest wenn sich darin weltweit gestreute ETFs und US-Aktien befanden. Das wiederum liegt an den eingangs beschriebenen Währungsverlusten vom Euro zum US-Dollar. Während zeitgleich nämlich alle Aktien und damit auch die breitgestreuten ETFs Federn lassen mussten, ist der US-Dollar gegenüber unserer Heimwährung um mehr als 30 % erstarkt. Das führte zwar nicht dazu, dass wir als Deutsche mit Euro-Depots gar keine Verluste hätten, die Fallhöhe wurde durch die Schwäche des Euros aber massiv ausgebremst.

Das lässt sich gut am breitgestreuten Evergreen ablesen, dem Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Dist) (ISIN: IE00B3RBWM25). Der steht im laufenden Jahr nämlich "nur" bei rund -13 %, was natürlich weitaus weniger ist, als die Verluste in den US-Indizes vermuten lassen würden. Das Prinzip dahinter ist ganz einfach: Da der Dollar so erstarkte und gegenüber dem Euro weitaus mehr wert ist als noch Anfang des Jahres, haben wir in unseren Depots große Währungsgewinne erzielt - wenn auch nur rein zufällig.

Dieser Vorteil gilt natürlich nur dann, wenn du schon viele eigentlich in US-Dollar notierte Werte im Depot hast. Möchtest du nun neue Aktien oder ETFs kaufen, wird die Euroschwäche zu einem Verhängnis, denn durch den schwachen Euro bekommst du effektiv weniger für dein Geld als noch Anfang des Jahres.


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Welche Risiken drohen für dein Depot durch die Euroschwäche?

Blenden wir die im Vakuum stattgefundene Performance der Indizes einmal aus, war die Euroschwäche zumindest in der Aktien- und ETF-Welt bisher für dich sehr positiv. Sie dämpfte deine Verluste und du hast effektiv deine Kaufkraft gesteigert, die in deinem Depot schlummert.

Aber dadurch ergeben sich auch Risiken. Allen voran der eben erwähnte Umstand, dass du momentan mit deinen Euros weniger kaufen kannst als noch vor zehn Monaten. Aber auch wenn der Euro wieder erstarkt, wird das deutliche Spuren in deinem Depot hinterlassen. Nehmen wir beispielsweise einmal an, dass sich der Euro wieder so erstarkt, dass er auf dem Niveau Anfang des Jahres (1,15) angelangt ist: Die Stärke wäre dann eine Schwäche für dein Depot, denn der Wechselkurs deiner US-Aktien und der US-lastigen ETFs würde sich verschlechtern, wodurch also weniger "Geld" in deinem Depot ankommt.

Ein Beispiel kann das gut verdeutlichen: Nehmen wir an du hast aktuell 10.000 Euro in deinem Depot in verschiedenen US-Werten oder US-lastigen ETFs. Nun gehen wir davon aus, dass die Aktienmärkte komplett stagnieren, sie also ihr aktuelles Niveau weitgehend halten. Wenn dann zeitgleich der Euro um 20 % aufwertet, würde das für dein Depot effektiv Währungsverluste von 20 % bedeuten, da der Wechselkurs dann nachteilig für dich wäre.

Natürlich ist das nur ein hypothetisches Beispiel, denn ein so plötzlicher Run-up des Euros ist nicht nur höchst unwahrscheinlich, auch komplett stagnierende Aktienmärkte und Indizes wird es wohl so eher nicht geben. Dennoch ist keinesfalls auszuschließen, dass der Euro nicht zumindest einmal wieder etwas nach oben "bounced" - und dann bekommst du plötzlich weitaus mehr von den eigentlich hohen Kursverlusten in den Indizes und bei Aktien mit, als das bisher der Fall war. Der "Dämpfer" des schwachen Euros fehlt dann also.

Zusammengefasst bedeutet die Euroschwäche also:

  • die aktuellen Verluste in den Indizes für deine Bestandsaktien und -ETFs wurden gedämpft, da der Euro so schwach ist
  • wenn du jetzt weiter breitgestreute ETFs oder US-Aktien kaufst, sind diese noch anfälliger für einen sich erholenden Euro, da du sie aktuell mit einer schwachen Heimwährung kaufst
  • die Dividenden und Erträge von US-lastigen ETFs und Aktien fielen für dich dieses Jahr höher aus, da ein schwacher Euro da vorteilhaft ist

Unternehmen spüren ebenfalls die Auswirkungen

Auch auf die Unternehmenskennzahlen und damit ihre Bewertung wirken sich solche Effekte aus. Ob sie nun Apple, Microsoft oder Johnson & Johnson heißen: Die US-Unternehmen verdienen aktuell im Ausland weniger, da sie zu den jeweiligen lokalen schwachen Währungen verkaufen, wodurch weniger Ertrag in ihrer Heimwährung (dem Dollar) ankommt. Das versuchten zuletzt schon mehrere Unternehmen auszugleichen, beispielsweise haben Microsoft ihre Cloud-Lösungen für Euro-Kunden verteuert, auch das neue iPhone kostet währungsbereinigt nun mehr.

Wie sollte man nun weiter verfahren?

Was ist also der Plan? Dabei ist zunächst zu sagen, dass Währungsspekulationen nicht grundlos so heißen. Selbst absolute Profis können kaum vorhersagen, was eine Währung morgen, in einem Monat oder einem Jahr macht. Währungsrisiken komplett isolieren ist ebenfalls kaum möglich, wenn du nicht in den USA wohnst und deine Kaufkraft in Dollar notiert.

Eine Option wäre auf währungsgesicherte ETFs zu bauen. Diese eliminieren das Währungsrisiko, was aber zu einer höheren Kostenquote führt. Das kann aber, aus offensichtlichen Gründen, auch zum Fiasco werden. Wer beispielsweise bisher nur währungsabgesicherte ETFs hatte, hat keinerlei dämpfenden Effekt durch den schwachen Euro gehabt und stattdessen die breiten Verluste der Indizes in voller Höhe mitgetragen.

Der beste Weg: Einfach ruhig bleiben und Währungen weitgehend ignorieren! Devisenspekulationen sind etwas, wo schon Profis fortlaufend scheitern, als Privatanleger hält man sich da am besten einfach raus. Deine breitgestreuten World- und All-World-ETFs enthalten indirekt, durch die internationalen operierenden Unternehmen, sowieso einen Währungsmix. Bestenfalls könntest du dich aktuell mit Direktinvestitionen in US-Aktien zurückhalten und warten, bis du wieder etwas mehr Anteile für deinen Euro bekommst - oder du machst einfach mit deiner passiven Anlagestrategie so weiter wie bisher, was keinesfalls ein falscher Ansatz ist.

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