Core Satellite Strategie mit ETFs umsetzen: 4 Beispiele
strategieCore-SatelliteFTSE All-World IndexETF
Ursprünglich stammt der Begriff "Core Satellite Strategie" aus der Welt des Stockpickings und der Anleihen: also eines aktiven verwalteten Portfolios. Das bedeutet aber noch längst nicht, dass sich ähnliches nicht auch mit ETFs umsetzen lässt - oftmals für Privatanleger sogar kosteneffizienter.
Was genau ist eine Core Satellite Strategie?
Um was es sich hierbei genau handelt, verrät zumindest im Ansatz bereits der Name. Die Strategie besteht, vereinfacht ausgedrückt, darin, das Portfolio in einen Core-Anteil (Kern) und einen Satellite-Anteil (kleinere Nebeninvestments) aufzuteilen. Eine Abgrenzung ist dadurch zwangsläufig gegenüber der Portfoliotheorie und Asset Allokation notwendig. Letztere sieht einen risikoreichen Teil (für die Rendite) und einen größeren risikoarmen Teil (nach Inflation ohne Rendite, zum Werterhalt) vor.
Die Core-Satellite-Strategie wurde von den beiden amerikanischen Ökonomen Fischer Black und Jack Treynor entwickelt.
Bei der Core Satellite Strategie hingegen gibt es zwei Bausteine, wovon beide eine Rendite erwirtschaften sollen. Möchte man diese Strategie in die Portfoliotheorie und Asset Allokation einbeziehen, dann würde sich alles aus dieser Strategie im "Portfoliostück" des risikoreichen Teils wiederfinden - da beides eine Rendite erwirtschaften soll.
Ebenfalls ist erwähnenswert, dass eine Core Satellite Strategie nicht beiläufig entstehen kann, oder die Chance dafür zumindest sehr gering ist. Einfach "irgendeinen" ETF ins Depot zu packen und das dann mit einer Immobilie oder "irgendeiner" Aktie zu verfeinern, ist zwar der Diversifizierung zuträglich, aber trotzdem noch längst keine Core Satellite Strategie.
Was macht der "Core" und was die "Satelliten"?
Der "Core" oder Kern ist der Teil des Portfolios, der bei ausreichender Sicherheit eine Grundrendite erwirtschaften soll. Im Kontext des Kapitalmarkts und speziell von ETFs ist damit in der Regel ein marktbreitgestreuter ETF gemeint, der folglich eine Grundrendite erwirtschaftet, die wiederum der Marktrendite entspricht.
Die "Satelliten" sind kleinere Nebeninvestments, die in der Regel ein höheres Risiko und damit zugleich höhere Renditechancen vorweisen. Sie sollen also dazu dienen, das Portfolio einerseits zu diversifizieren, was aber nicht zwingend notwendig ist, vor allem aber sollen sie die Portfoliorendite steigern.
Mit der Core Satellite Strategie verfolgst du also das Ziel, mit dem größten Teil deines Kapitals den Markt für dich wirtschaften zu lassen und eine Grundrendite zu erzielen, während der wesentlich kleinere Teil der verschiedenen Satelliten in erster Linie der Renditeoptimierung dient.
Im Idealfall geht der Plan insofern auf, dass du deine Grundrendite steigerst und folglich die marktweite Rendite schlägst. Falls dem nicht so ist, weil deine Investments in den "Satelliten" nicht rentabel waren oder zumindest nicht so stark wie der Markt rentierten, tut das dir und deinem Portfolio aber nicht sonderlich weh - da sie ja nur einen kleinen Teil davon darstellen.
Und wer hat's erfunden?
Das waren die US-Wissenschaftler Jack Treynor und Fischer Black. Schon zum damaligen Zeitpunkt war die Markteffizienzhypothese von Fama weitverbreitet und anerkannt. Beide Wissenschaftler wollten sich mit dem Ansatz, man könne nicht dauerhaft eine höhere Rendite als der Markt erzielen, nicht einverstanden erklären und untersuchten stattdessen, welchen Anteil an der Gesamtrendite Nischen- und Nebeninvestitionen ausmachen.
Traditionell wird die Core Satellite Strategie mit einem Verhältnis von 80/20 verfolgt, wobei die "80" meist auf den marktbreit gestreuten ETF entfallen (müssen sie aber nicht zwangsläufig komplett), die 20 % auf die Satelliten. Prinzipiell kannst du dieses Verhältnis aber entsprechend deiner persönlichen Vorliebe und Risikobereitschaft anpassen, was du bei der nachfolgenden Darstellung der Core Satellite Strategie mit ETFs berücksichtigen solltest.
Letztlich gilt: Je höher der Anteil der Satelliten, desto höher dein Risiko, desto höher auch die potentielle Mehrrendite gegenüber der marktbreit erzielten Rendite. Andersherum gilt das natürlich ebenso. Rentieren deine Satelliten schlechter und sind anteilsmäßig stärker vertreten, manifestiert sich das zuvor aufgenommene Risiko in einer stärkeren Unterrendite gegenüber dem Markt.
Beispiele für Core Satellite Strategie mit ETFs
Es gibt viele Möglichkeiten, um solch eine Core Satellite Strategie in die Praxis umzusetzen. Da dieser Beitrag aber speziell von der mit ETFs handeln soll, wird darauf auch der Fokus liegen. Wie strikt du das definierst, bleibt dir selbst überlassen. Es ist nicht verkehrt zu argumentieren, dass bei einer Core Satellite Strategie mit ETFs tatsächlich ausschließlich ETFs verwendet werden sollten. Andere sind der Meinung, es würde schon zutreffen, wenn nur der Core-Anteil durch ETFs gebildet wird, bei den Satelliten sei man aber frei.
Beispiel 1: traditionelle Core Satellite Strategie mit ETF-Produkten
Im ersten Beispiel verfolgen wir die wohl klassischste Variante, die sich insbesondere für jüngere Menschen und solche im mittleren Alter empfiehlt, da sie zu 100 % Unternehmensanteile enthält, aber keine Anleihen.
Der Core? Der ist mit dem Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Dist) (ISIN: IE00B3RBWM25) schnell und effizient gestellt. Marktbreiter kannst du den breiten Markt gar nicht abbilden.
Komplizierter wird es, nicht nur hier, sondern generell, bei der Auswahl der Satelliten. Denkbar wäre, weitere 10 % auf den iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (ISIN: IE00BKM4GZ66) zu verteilen, da die Schwellenländer in den vergangenen Jahren weitaus schlechter als die Industrieländer (speziell die USA) liefen. Das könnte man als günstigen Einstieg und künftige Überrendite interpretieren und würde zugleich die Schwellenländer damit stärker im Portfolio gewichten.
Weitere 10 % könnte man entweder direkt in Kryptowährungen investieren, also konkret als Coins/Token, oder man holt sich ein Zertifikat wie das 21Shares Ethereum ETP (ISIN: CH0454664027) und CoinShares Physical Bitcoin (BTC) (ISIN: GB00BLD4ZL17). Dann hätte man also einen großen Satelliten (alle Schwellenländer) und jeweils zwei kleine Satelliten (Ethereum und Bitcoin als zwei größte Kryptowährungen) zu jeweils 5 %.
Beispiel 2: Core Satellite Strategie mit Sektoren-Satelliten
Der Kern ist in diesem Beispiel wieder der All-Word Vanguard ETF aus dem vorherigen Beispiel.
Die Satelliten wählst du diesmal entsprechend der Branchen, denen du in Zukunft eine Überrendite und damit sehr gute Aussichten unterstellst. Wenn wir beim Verhältnis von 80/20 bleiben, könntest du beispielsweise vier solcher Sektoren/Branchen zu jeweils 5 % auswählen oder zwei zu jeweils 10 %.
Jeweils 5 % könnten auf diese Sektoren entfallen:
- L&G Cyber Security UCITS ETF (ISIN: IE00BYPLS672)
- Rize Sustainable Future of Food UCITS ETF (ISIN: IE00BLRPQH31)
- Xtrackers MSCI World Health Care UCITS ETF (ISIN: IE00BM67HK77)
- iShares S&P U.S. Banks UCITS ETF (ISIN: IE00BD3V0B10)
Um welche Sektoren es sich handelt, kannst du unschwer an den Namen der ETFs erkennen. Selbstverständlich ist das nur ein Vorschlag, denn welchen Satelliten du die Überrendite zumisst, ist ja dir überlassen. Du solltest potentielle, sehr große Klumpenrisiken aber bedenken. Es ist beispielsweise fraglich, ob ein Tech-Satellite Sinn ergibt, wenn der Großteil der Top-10 im All-World-ETF sowieso schon fast ausschließlich von Tech gebildet wird.
Beispiel 3: Core Satellite Strategie nach Geographie und mit Einzelaktien
Erneut: Den Kern machen 80 % über den All-World-ETF.
Die Satelliten könntest du nach präferierten Kapitalmarktchancen nach geografischer Lage bilden. Vermutest du in Indien und Großbritannien starke Renditepotentiale? Dann packst du die beiden in dein Portfolio. Siehst du auch hier und da noch attraktive Unternehmensbewertungen, könntest du einige Prozent des Portfolios in ein oder einige Einzelunternehmen investieren.
Auch hier gilt es wieder Klumpenrisiken zu bedenken. Die USA über Satelliten separat abzubilden, mindert deine Diversifikation tatsächlich und erhöht das Risiko, aufgrund des Klumpen, effektiv stärker. Selbiges gilt, wenn deine Einzelaktien-Satelliten Apple, Microsoft und Amazon heißen.
Beispiel 4? Kommen Anleihen überhaupt noch in Frage?
In den 1970er-Jahren, als die Core Satellite Strategie definiert wurde, rentierten Anleihen vielfach höher als in der heutigen Zeit. Die Sinnhaftigkeit, Risiko im Portfolio zu reduzieren, indem man den Core-Anteil um mit 0,01 oder 0,20 % rentierten Anleihen erweitert, darf in Frage gestellt werden.
Überhaupt von Staatsanleihen als Notwendigkeit zu sprechen, ist schon eine steile These. Für den Großteil der Privatanleger sind Renditen von Unternehmensanleihen und deren Risiko kaum verlässlich zu kalkulieren, Staatsanleihen rentieren überall da, wo nicht schon finanzielles Chaos oder größte Unsicherheit herrscht, sowieso effektiv kaum noch. Gerade junge, risikoaffinie Anleger tendieren stattdessen eher zu Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum wie im ersten Beispiel.
Vor- und Nachteile von der Core Satellite Strategie
Das ultimative Ziel für jeden Investor ist es, ein optimiertes Portfolio zu haben, das Risiko und Rendite so weit wie möglich ausgleicht, um den Bedürfnissen der Investoren gerecht zu werden. ETFs können dabei eine ausgezeichnete Hilfe sein; in diesem Sinne betrachten wir den Einsatz von ETFs in einem "Core-Satellite"-Ansatz für Investitionen, einem beliebten Ansatz der Vermögensverwaltung - im Kern des Anlageportfolios haben Sie ein risikoarmes und kostengünstiges Portfolio.
Die Vorteile lassen sich recht schnell zusammenfassen. Idealerweise geht deine Satelliten-Wette auf und du generierst eine höhere Rendite für dein Gesamtportfolio. Je nach Zusammenstellung der Satelliten, kannst du deine Diversifizierung maßgeblich, geringfügig oder effektiv gar nicht erhöhen.
Die Nachteile liegen erfahrenen Anlegern auf der Hand. Wer sich ein festes Verhältnis vorschreibt, sowohl in Bezug auf den Anteil zwischen Core und Satelliten als auch den Anteilen der Satelliten selbst, muss sich zwangsläufig einmal im Jahr im Rebalancing üben. Das wiederum verursacht Steuern, Gebühren und reduziert den Zinseszinseffekt. Es ist außerdem mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden.
Fazit: Macht die Core Satellite Strategie Sinn?
Das kommt in erster Linie auf die Satelliten an. Ebenso auf dein Können, Überrenditen zu erkennen, bevor sie schon eingetreten sind. Ein Stück weit ist das Market-Timing: Ob du glaubst, dass Market-Timing funktioniert, sei dir überlassen. Du solltest dir aber im Klaren darüber sein, dass Satelliten zwangsläufig die oben erwähnten Nachteile haben und die Überrenditen nicht wahrscheinlicher als Unterrenditen sind.
Die Kern-Satelliten-Investition basiert auf der Prämisse, ein Portfolio in zwei Segmente aufzuteilen: Der erste ist der Kern, der die Grundlage für die Strategie bildet, um die spezialisierteren Satelliten-Investitionen hinzuzufügen; die Kern-Investitionen machen den größten Teil des Gesamtportfolios aus, das tatsächliche Verhältnis hängt von der Höhe des Risikos ab, das ein Investor tolerieren kann.
Der Kern besteht aus einem oder mehreren ETFs, die ein vielfältiges risikoarmes Portfolio bilden, das durch das Gesamtrisikoprofil des Anlegers geprägt sein kann, mit dem Ziel, eine marktgerechte Rendite - die Beta-Rendite - zu erzielen.
Das zweite Segment besteht aus dem Satelliten, d.h. einem Portfolio von Aktien, Derivaten oder anderen Instrumenten, oder spezialisierteren/konzentrierteren ETF-Portfolios, die auf Überrendite ausgerichtet sind (Alpha), die ein höheres Risiko und höhere Gebühren mit sich bringen; ein selbst investiertes Aktienportfolio trägt in der Regel höhere Transaktions- und Depotkosten; als taktische Investition wird der Satellit aktiver gehandelt, so dass die Investoren aussteigen würden, sobald sich die kurzfristige Gelegenheit ergibt; es ist wichtig, diszipliniert zu sein: Wenn sich die Chance nicht wie vorhergesagt ergibt, schließen Sie die Position.
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