Bitcoin vs. Gold: Taugt Bitcoin als Gold-Ersatz? Nicht unbedingt!
Schon seit geraumer Zeit wird Bitcoin als "digitales Gold" bezeichnet - und soll in Portfolios damit entweder eine Gold-Position ersetzen oder sie zumindest ergänzen. Ob die digitale Kryptowährung dazu überhaupt eine Eignung hat, darf aber durchaus in Frage gestellt werden.
Woher kommt der Zusammenhang zwischen Bitcoin und Gold?
Die Assoziation zwischen beiden, dem physischen und dem digitalen "Edelmetall", beruft sich insbesondere auf Bitcoins vermeintliche Stellung als Inflationsschutz. Selbige resultiert, ebenso wie bei Edelmetallen, aus der begrenzten Verfügbarkeit des Guts. Es gibt nur eine ganz bestimmte, verhältnismäßig lukrativ zu schürfende Menge Gold auf der Welt, ebenso wie die Zahl von Bitcoin auf exakt 21 Millionen begrenzt ist. Die Verknappung ist bei beiden Anlageklassen also durchaus gegeben.
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In der jüngeren Vergangenheit wurde Bitcoin zudem zusehends seine Eignung als Währung aberkannt. Also das, was eigentlich einmal im Vordergrund stand. Der Grund hierfür ist in den relativ hohen Transaktionskosten leicht gefunden. Zwar arbeitet die Entwicklercommunity hinter der digitalen Kryptowährung konsequent daran, mit Hilfe von zusätzlichen "Layern" und vergleichbaren Technologien Transfers zu vergünstigen, nachhaltig und vor allem auch für Laien leicht machbar ist das aber bisher noch nicht.
Damit veränderte sich das Narrativ. Aus einer Währung, mit der ursprünglich unterwegs selbst kleine Summen für ein Eis oder einen Cappuccino bezahlt werden sollten, wurde ein digital verknapptes Gut, das teuer zu bewegen und dafür leicht aufzubewahren ist. Zumindest die Kosten für Transfers, die beim Gold ebenfalls hoch sind, aufgrund des Aufwands, Gewichts und der Versicherungen, haben beide Anlageklassen also gemeinsam. Bei Edelmetallen fallen hingegen noch zusätzliche Kosten für die Lagerung an, die es bei Bitcoin effektiv zum Nullpreis gibt - wobei auch hier der Aufwand mit eigenen Keys und Wallets nicht zu unterschätzen ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Ebenso wie Gold unterliegt der Bitcoin nicht direkt den Machtsphären der Notenbank. Die bestimmt zwar den Leitzins und kann die Geldmenge erweitern, das ist für so vermeintliche "Inflationsschutz-Güter" aber eher vorteilhaft als schlecht. Sie kann aber keinen konkreten Einfluss auf die Menge an Gold oder Bitcoin nehmen.
Worin unterscheiden sich beide voneinander?
Der offensichtliche Unterschied: Bitcoins sind ausschließlich digital innerhalb der Blockchain verfügbar, sie existieren nicht physisch und nicht außerhalb dieser Blockchain. Gold hingegen ist natürlich physisch verfügbar, auch wenn mittlerweile über Zertifikate und vergleichbare Anlageprodukte durchaus die Möglichkeit besteht, nur einen "digitalen Goldanteil" zu erwerben.
Auf beide gibt es mittlerweile einige börsengehandelte Produkte. Der Herausgeber des ETFs/ETCs besichert den Fonds hierbei in der Regel physisch mit Gold bzw. Bitcoins:
Einen weiteren großen Unterschied offenbaren die Geschichtsbücher. Als Geburtsstunde des Bitcoins wird in der Regel der 3. Januar 2009 genannt. Der Erfinder des Bitcoins, Satoshi Nakamoto, was aber nur ein Pseudonym für eine unbekannte Person oder eine nicht näher benannte Gruppe von Menschen ist, hat an diesem Tag den Bitcoin ins Leben gerufen und simultan die erste digitale Münze "gemined".
Gold hingegen gibt es seit Jahrhunderten. Schon in frühzeitlichen Zivilisationen war das glänzende Edelmetall Zeichen von Reichtum und/oder Handelsware, was sich mit den fortschreitenden Jahrhunderten nur noch weiter verstärkte. Selbst große Währungen, unter anderem der US-Dollar, waren zumindest für einige Zeit mit Gold hinterlegt, um deren Stabilität zu gewährleisten. Das Edelmetall hat sich also über nahezu die gesamte zivilisierte Menschheitsgeschichte bewiesen, Bitcoin gibt es dagegen erst rund 13 Jahre.
Noch dazu hat die digitale Kryptowährung nie einen ernsthaften Crash oder längeren Bärenmarkt mitgemacht. Erfunden wurde sie als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise 07/08, als die erste digitale Münze gemined wurde, war diese aber zumindest schon einigermaßen überstanden. Der Corona-Crash bot hingegen so schnelle Erholung, gepaart mit einer expansiven Geldpolitik der Notenbanken, dass gar kein wirklicher Test der Inflationsstabilität stattfand. Stattdessen schwang sich Bitcoin, gepaart mit vielen anderen Kryptowährungen, zu luftigen neuen Höhen auf.
Warum ist Bitcoin nun doch kein adäquater Ersatz für Gold?
Die Gründe dafür sind vielschichtig, zusammengefasst wären das unter anderem:
- die Kryptowährung ist weitaus volatiler
- sie bewegt sich zumindest in der Vergangenheit stärker mit Tech-Aktien als dem Edelmetall
- die Kryptowährung wird im absoluten Ernstfall nie einen physischen Handel erlauben, sondern ist auf das digitale Netzwerk angewiesen
- zumindest theoretisch kann Bitcoin durch externes Staking, wenn er selbst auch Proof-of-Work nutzt, einen Zins generieren, Gold hingegen nicht
Allen voran aber ist der Bitcoin weitaus spekulativer, was sich auch in seiner sehr hohen Volatilität zeigt. Gold bewegt sich in der Regel, zumindest auf Tages- oder Wochensicht, nur wenig. Außerdem generiert Gold in der Regel nur eine sehr geringe oder gar keine Rendite, wenn man sie um die Inflation bereinigt. Das ist in diesem Fall nicht zwangsläufig schlecht, denn das Edelmetall soll in erster Linie Kaufkraft erhalten, nicht sie steigern. Dafür ist es ebenso weitaus weniger volatil als beispielsweise Aktien.
Eben Aktien sind es aber, die sich der Bitcoin die letzten Jahre zum Vorbild nimmt. Das lässt sich sogar relativ gut auf Tagesbasis feststellen. Größere Einbrüche oder Korrekturen im Technologieindex NASDAQ folgt der Bitcoin mit fast schon sonderbarer Verlässlichkeit, während Gold bei derartigen Einbrüchen normalerweise gegensätzlich läuft. Das Edelmetall gewinnt also oftmals hinzu, wenn Aktien schlecht laufen. Bitcoin hingegen fällt nahezu immer im Tandem mit Technologie-Werten.
Korreliert Bitcoin eher mit dem NASDAQ und ARKK?
Die ARK-Fonds von Cathie Wood galten lange Zeit als absolute Highflyer an der Börse. In Deutschland sind sie in der Regel nicht handelbar, zumindest nicht, wenn du nicht einen amerikanischen Broker wie Interactive verwendest. Es gibt zwar mehrere ARK-Fonds, normalerweise sind diese aber gespickt mit hochspekulativen Tech-Werten (wie ARKK), bei denen sich Fondsmanagerin Wood große Chancen für die Zukunft ersehnt. Gemeinsam haben sie luftige Bewertungen.
Zusammen mit den ARK-Werten schwang sich der Bitcoin auf ein neues Rekordhoch von ungefähr 69.000 US-Dollar. Seither sind viele dieser ARK-Werte deutlich korrigiert. Titel wie Palantir, Teladoc, Peloton und sogar Schwergewichte wie PayPal oder Netflix sind teilweise rund die Hälfte von ihrem Rekordhoch entfernt. Was das mit Bitcoin zu tun hat? Auch der befindet sich seit einiger Zeit im Korrekturmodus. Zum Zeitpunkt dieses Artikels bewegt er sich um die Marke von 37.000 US-Dollar, er stand aber auch schon auf rund 32.000 US-Dollar.
Erneut lässt sich an dieser Stelle eine Gemeinsamkeit ableiten: In eben diesem Zeitraum sind auch die Aktienmärkte korrigiert, vor allem die Tech-lastigen NASDAQ ETFs hat es erwischt. Er befindet sich aktuell rund 15 % vom Allzeithoch entfernt. Gold hingegen bewegte sich in dieser Zeit komplett gegenteilig. Zwar ist Gold ebenfalls vom Allzeithoch, einer Marke etwas oberhalb der 1.900 US-Dollar entfernt, trotzdem aber befindet sich das Edelmetall seit Ende November in einem Aufwärtstrend - während die Aktienmärkte und Kryptowährungen korrigieren. Wenig überraschend hat es die "Alt-Coins", also Ethereum, Polkadot, Chainlink und Co., noch wesentlich stärker erwischt.
Die Situation abseits des Offensichtlichen
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zeigt sich abseits der eigentlichen Kursbewegungen. Bitcoin ist ausgesprochen konzentriert, Gold hingegen weniger. Die digitale Währung befindet sich zu weiten Teilen in den Händen von sogenannten "Walen", was nicht selten Privatpersonen sind, die sehr früh eingestiegen sind und teilweise irgendetwas zwischen 1.000- und 10.000-Baggern oder mehr erzielten. Gold hat sich über die Jahrhunderte und -zehnte zwar ebenfalls konzentriert, längst aber nicht so stark. Die Goldschürfung verteilt sich zudem relativ normal, während das Bitcoin-Mining ebenfalls hochkonzentriert in den Händen weniger Personen und Unternehmen liegt.
Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen für ein inflationssicheres Anlagegut oder generell einen sicheren Hafen. Zumal das Edelmetall von einer Reihe von institutionellen Anlegern, darunter sogar Notenbanken und das US-Schatzamt, profitiert. Das sind tendenziell Marktteilnehmer, bei denen nicht davon auszugehen ist, dass sie Gold je abstoßen. In schlechten Zeiten wirken solche Teilnehmer preisstabilisierend. Hingegen reicht schon ein einziger Wal oder großer Miner, der größere Bestände des Bitcoins abstoßen möchte, um Turbulenzen heraufzubeschwören. Dann nämlich steigt die Angebotsseite sprunghaft an, im Gegenzug müssen ausgesprochen viele kleinere Marktteilnehmer gefunden werden, die idealerweise unmittelbar mit sehr hoher Nachfrage den Preis stützen.
Gold hat zudem zumindest ein wenig eine beständige Nachfrage, die über Spekulation und Inflationsschutz hinausgeht. Das Edelmetall spielt in der Industrieproduktion zwar keine große, aber zumindest eine kleine Rolle. Bitcoin hat sich hingegen als Währung nicht durchgesetzt und erfüllt zunächst, abseits des vermeintlichen Inflationsschutzes und seiner künstlichen Verknappung sowie der daraus resultierenden Spekulation, keinen konkreten Nutzen.
Fazit: Gold durch Bitcoin ersetzen ist keine gute Idee
All diese Argumente und Ausführungen bedeuten nicht, dass Kryptowährungen pauschal "schlecht" wären oder sich keinen Anteil am eigenen Portfolio verdient hätten. Lediglich Gold, für das Stabilität charakteristisch ist, durch Bitcoin zu ersetzen, gibt definitiv keine gute Idee ab. Besser ist wohl eher, wenn Anleger die spekulativen Kryptowährungen als effektiven Hebel auf Tech-Aktien verstehen. Genau das sind sie nämlich die letzten Jahre, indem sie jede Bewegung am NASDAQ und an hochspekulativen Aktien noch multiplizieren - und damit in kurzer Zeit für sehr hohe Gewinne oder eben durchaus stattliche Verluste im Portfolio sorgen.
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