Die Value-Strategie des Benjamin Graham erklärt
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Benjamin Graham war der Mentor von Investorenlegende Warren Buffet. Er ist der Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse, die als Grundlage für Value Investing dient. Diese Strategie erlaubt, mit einfachen Prinzipien attraktive Gewinne zu erzielen.
Die Strategie des Value Investing
Benjamin Graham war der Mentor von Warren Buffett, einem der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten. Er hat die Strategie des Value Investing entwickelt, die darauf abzielt, den "wahren" Wert einer Aktie zu ermitteln, bevor man investiert. Das Ziel ist es, Aktien zu kaufen, deren Marktpreis unter diesem inneren Wert liegt – und das mit einem Sicherheitsabstand. Value-Investoren suchen also nach Schnäppchen an der Börse, bei denen der Kurs deutlich unter dem geschätzten inneren Wert liegt.
Die Grundidee von Graham basiert auf zwei Annahmen:
- Der innere Wert einer Aktie kann aus den fundamentalen Daten des Unternehmens abgeleitet werden. Der Börsenkurs schwankt um diesen Wert, nähert sich ihm aber langfristig an.
- Die Börsenkurse spiegeln nicht immer den wahren Wert wider. Emotionen wie Angst und Gier führen oft zu Über- oder Untertreibungen. Die Kurse finden erst mit der Zeit zum inneren Wert zurück.
Es kann jedoch dauern, bis sich der Kurs dem inneren Wert annähert. Geduld ist also gefragt. Aktuelle Markttrends zeigen, dass es immer noch Möglichkeiten gibt, unterbewertete Aktien zu finden, insbesondere in Branchen, die durch die COVID-19-Pandemie oder andere wirtschaftliche Herausforderungen betroffen sind. Diese Phasen bieten oft Chancen für Value-Investoren, da viele Unternehmen kurzfristig unterbewertet erscheinen. Auch geopolitische Spannungen und die steigende Inflation haben in den letzten Jahren zu Marktverwerfungen geführt, die Value-Investoren neue Chancen bieten. In solchen Zeiten kann es auch sinnvoll sein, sich mit Turnaround-Strategien zu beschäftigen, um von der Erholung angeschlagener Unternehmen zu profitieren.
Auswahlkriterien von Benjamin Graham
Wenn du die Value-Investing-Strategie von Benjamin Graham anwenden möchtest, musst du den inneren Wert eines Unternehmens möglichst genau bestimmen. Graham hat dafür einige einfache Kriterien aufgestellt:
- Die Liquidität (Current Ratio) sollte mindestens 2 betragen.
- Die langfristigen Schulden sollten nicht höher als das Umlaufvermögen sein.
- Der durchschnittliche Gewinn pro Aktie der letzten drei Jahre sollte mindestens 1,3-mal so hoch sein wie der durchschnittliche Gewinn der letzten zehn Jahre.
- Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der letzten drei Jahre sollte nicht höher als 15 sein.
- Das Produkt aus Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und KGV sollte mindestens 22 betragen.
- Dividenden sollten über mindestens 20 Jahre kontinuierlich gezahlt worden sein.
Viele Value-Investoren ignorieren heute das Kriterium der Dividendenzahlung über 20 Jahre, da es in der modernen Wirtschaft schwer zu erfüllen ist. Insbesondere im Technologiesektor bevorzugen viele Unternehmen, ihre Gewinne in Forschung und Entwicklung zu reinvestieren, anstatt Dividenden auszuschütten. Dies hat dazu geführt, dass die Dividendenrendite als Kriterium für die Bewertung von Unternehmen in bestimmten Branchen weniger relevant geworden ist. Stattdessen legen Investoren zunehmend Wert auf das Potenzial für zukünftiges Wachstum und Innovation. In diesem Zusammenhang kann es auch interessant sein, sich mit passivem Einkommen durch Dividenden-ETFs zu beschäftigen.
Kennzahlen von Benjamin Graham
Um die Value-Investing-Strategie anzuwenden, solltest du die wichtigsten Kennzahlen kennen:
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das KGV ist eine der am häufigsten verwendeten Kennzahlen zur Bewertung von Aktien. Es wird berechnet, indem der Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie geteilt wird. Ein niedriges KGV deutet darauf hin, dass die Aktie günstig ist. Ein KGV unter 10 bis 12 gilt als günstig, während ein KGV über 20 als teuer angesehen wird. Allerdings kann das KGV in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an Aussagekraft verlieren, da es auf zukünftigen Gewinnschätzungen basiert, die unsicher sein können. Aktuell liegen die KGVs vieler Unternehmen aufgrund der Marktvolatilität oft über diesen Werten, was darauf hindeutet, dass viele Aktien möglicherweise überbewertet sind. Besonders in den letzten Jahren, in denen die Inflation und die Zinssätze gestiegen sind, haben sich die Bewertungen vieler Unternehmen verändert. In solchen Phasen kann es hilfreich sein, sich auch mit Hedging-Strategien auseinanderzusetzen, um Risiken abzusichern.
Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)
Das KBV vergleicht den Aktienkurs mit dem Buchwert des Unternehmens. Der Buchwert ist das Eigenkapital des Unternehmens, also das, was übrig bleibt, wenn man alle Schulden vom Vermögen abzieht. Ein niedriges KBV kann auf eine Unterbewertung hindeuten. Aktuelle KBVs für viele Unternehmen liegen jedoch oft über 1, was bedeutet, dass die Aktien möglicherweise nicht so unterbewertet sind, wie es bei einer traditionellen Value-Investing-Strategie erwartet würde. Dies ist besonders in Sektoren wie Technologie und Gesundheitswesen der Fall, wo Investoren bereit sind, höhere Bewertungen für zukünftiges Wachstum zu akzeptieren.
Dividendenrendite
Die Dividendenrendite gibt an, wie viel Dividende ein Unternehmen im Verhältnis zum Aktienkurs zahlt. Sie wird berechnet, indem die Dividende durch den Aktienkurs geteilt und mit 100 multipliziert wird. Eine hohe Dividendenrendite kann attraktiv sein, aber sie sagt nichts über die Profitabilität des Unternehmens aus. Bei Technologieunternehmen ist die Dividendenrendite oft niedrig, da sie ihre Gewinne lieber in Forschung und Entwicklung investieren. Aktuelle Dividendenrenditen sind in vielen Branchen aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten ebenfalls gesunken. In Zeiten steigender Zinsen und Inflation bevorzugen viele Unternehmen, ihre Liquidität zu bewahren, anstatt hohe Dividenden auszuschütten. Für Investoren, die dennoch auf Dividenden setzen möchten, könnte ein Blick auf Dividenden-ETFs lohnenswert sein.
Verschuldungsgrad
Der Verschuldungsgrad zeigt, wie stark ein Unternehmen auf Fremdkapital angewiesen ist. Er wird berechnet, indem das Fremdkapital durch das Eigenkapital geteilt und mit 100 multipliziert wird. Ein hoher Verschuldungsgrad bedeutet, dass das Unternehmen viel Fremdkapital einsetzt. In der aktuellen Wirtschaftslage ist es besonders wichtig, auf den Verschuldungsgrad zu achten, da Unternehmen mit hoher Verschuldung in Krisenzeiten anfälliger sind. Die steigenden Zinssätze haben die Kosten für Fremdkapital erhöht, was Unternehmen mit hohem Verschuldungsgrad zusätzlich belastet.
Gewinnwachstum
Das Gewinnwachstum misst den prozentualen Anstieg des Gewinns von einem Jahr zum nächsten. Ein stabiles Gewinnwachstum ist ein gutes Zeichen für die langfristige Gesundheit eines Unternehmens. In der heutigen Zeit ist es jedoch wichtig, das Gewinnwachstum im Kontext der Branche und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage zu betrachten, da viele Unternehmen durch externe Faktoren wie die Pandemie, geopolitische Spannungen oder die Inflation beeinflusst werden. Besonders in volatilen Märkten kann das Gewinnwachstum stark schwanken, was die Bewertung von Unternehmen erschwert. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, auch auf Ad-hoc-Meldungen zu achten, die wichtige Informationen über die finanzielle Lage eines Unternehmens liefern.
Aktien nach Graham auswählen
Wenn du Aktien nach der Value-Investing-Strategie auswählst, solltest du auf niedrige KGVs und KBVs achten. Ein hohes KBV kann darauf hindeuten, dass der Markt die Aktie überbewertet hat. Es ist jedoch wichtig, diese Kennzahlen im Kontext der Branche zu betrachten, da sie je nach Sektor unterschiedlich ausfallen können. Beispielsweise haben Technologieunternehmen oft höhere KGVs und KBVs, da der Markt ihre zukünftigen Wachstumschancen höher bewertet. In den letzten Jahren haben sich die Bewertungen in vielen Sektoren aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten und der steigenden Inflation verändert, was es für Investoren schwieriger macht, unterbewertete Aktien zu finden. In solchen Fällen kann es auch hilfreich sein, sich mit Sanierungen von Unternehmen zu beschäftigen, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden, aber Potenzial für eine Erholung haben.
Wie bei jeder Fundamentalanalyse gibt es viele Faktoren, die die Interpretation dieser Kennzahlen beeinflussen können. Wenn der Aktienkurs beispielsweise kurzfristig stark schwankt, kann das das KBV verzerren. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, ist die Verwendung eines durchschnittlichen Aktienkurses über die letzten 12 Monate. Zudem nutzen viele Investoren heute auch technische Analyse-Tools, um die fundamentalen Kennzahlen zu unterstützen. Diese Tools können helfen, die Schwankungen der Aktienkurse besser zu verstehen und die Entscheidungen zu treffen, ob ein Kauf oder Verkauf sinnvoll ist. Die Kombination aus fundamentaler und technischer Analyse kann besonders in volatilen Märkten von Vorteil sein.
Warren Buffett, der wohl bekannteste Schüler von Benjamin Graham, sagt oft: "Preis ist, was du bezahlst. Wert ist, was du bekommst." Das bedeutet, dass man sich als Investor weniger um den aktuellen Preis sorgen sollte und mehr um den langfristigen Wert, den man in einem Unternehmen sieht. Buffett hat seine Erfolge durch die Anwendung der Value-Investing-Strategie gezeigt. Seine langfristigen Investitionen in Unternehmen wie Coca-Cola und American Express haben sich als sehr erfolgreich erwiesen. In den letzten Jahren hat Buffett jedoch auch in Technologieunternehmen wie Apple investiert, was zeigt, dass auch Value-Investoren ihre Strategien an die modernen Marktbedingungen anpassen müssen.
Der Sicherheitsabschlag nach Benjamin Graham
Benjamin Graham hat den Begriff "Sicherheitsmarge" geprägt. Das bedeutet, dass man Aktien von Unternehmen kaufen sollte, deren Marktpreis deutlich unter ihrem inneren Wert liegt. Je größer der Unterschied zwischen Kaufpreis und innerem Wert, desto attraktiver ist das Investment. Graham ging davon aus, dass der Markt oft falsch liegt und Aktien entweder über- oder unterbewertet sind. In der heutigen Zeit ist es jedoch wichtig, auch andere Faktoren wie die allgemeine wirtschaftliche Lage und die spezifischen Risiken eines Unternehmens zu berücksichtigen. Die steigende Inflation und die geopolitischen Spannungen haben die Märkte in den letzten Jahren stark beeinflusst, was es für Investoren schwieriger macht, den inneren Wert eines Unternehmens genau zu bestimmen. In solchen Fällen kann es auch sinnvoll sein, sich mit zyklischen Aktien zu beschäftigen, die in bestimmten Marktphasen besonders attraktiv sein können.
Diversifikation ist ein weiteres wichtiges Element, um das Risiko zu minimieren. Investoren sollten sich auf eine breite Streuung ihrer Investments konzentrieren, um langfristige Erfolge zu erzielen. Besonders in volatilen Märkten ist es wichtig, das Risiko zu streuen und nicht alles auf eine Karte zu setzen. Die Kombination aus einer breiten Diversifikation und der Anwendung der Value-Investing-Prinzipien kann dazu beitragen, langfristig stabile Renditen zu erzielen.
Wer genau war Benjamin Graham?
Benjamin Graham war der Begründer der Value-Investing-Strategie und der Mentor von Warren Buffett. Er hat erkannt, dass Emotionen wie Angst und Gier oft zu schlechten Anlageentscheidungen führen. In seinem Buch "The Intelligent Investor" beschreibt er, dass erfolgreiche Investoren vor allem Disziplin und Geduld brauchen. Diese Prinzipien sind auch heute noch relevant, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, in denen viele Investoren dazu neigen, impulsive Entscheidungen zu treffen. Grahams Lehren sind zeitlos und bieten auch in der heutigen, von Technologie und schnellen Marktveränderungen geprägten Welt, wertvolle Einsichten.
Fazit: Value Investing Strategie von Benjamin Graham kann langfristig erfolgreich sein
Die Value-Investing-Strategie von Benjamin Graham basiert auf der Fundamentalanalyse und der Geduld, in unterbewertete Aktien zu investieren. Es geht darum, den inneren Wert einer Aktie zu ermitteln und sie zu kaufen, wenn der Markt sie unterbewertet. Diese Strategie erfordert Geduld, da es oft eine Weile dauert, bis sich der Marktpreis dem inneren Wert annähert. Langfristig kann diese Strategie jedoch sehr erfolgreich sein. Investoren sollten jedoch auf die aktuellen Markttrends und die Anwendung neuer Kennzahlen und Indikatoren achten, um die Strategie an die heutigen Bedingungen anzupassen. Die steigende Inflation, geopolitische Spannungen und die Veränderungen in der globalen Wirtschaft machen es notwendig, die Value-Investing-Strategie flexibel zu gestalten. Diversifikation und Risikomanagement sind ebenfalls entscheidend, um langfristige Erfolge zu erzielen. Die Kombination aus fundamentaler Analyse, technischer Analyse und einer breiten Diversifikation kann Investoren helfen, auch in volatilen Märkten erfolgreich zu sein. Wer sich zusätzlich für alternative Anlagestrategien interessiert, könnte auch einen Blick auf Windenergie-ETFs werfen, die in Zeiten der Energiewende an Bedeutung gewinnen.
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