Abgeltungssteuer bei Aktien und ETFs: Das musst Du beachten
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Investierst Du in Aktien oder ETFs, kannst Du von einer guten Rendite profitieren. Ein ETF zeichnet sich durch eine gute Risikostreuung aus. Von den Gewinnen in Form der Rendite und der Dividende kannst Du nicht alles behalten. Du musst darauf die Abgeltungssteuer zahlen.
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Wie sieht es mit der Abgeltungssteuer aus?
Ein leidiges Thema bei der Investition in ETFs und Aktien sind die Steuern, die Du auf die Gewinne zahlen musst. Bei den Gewinnen handelt es sich um Einkünfte aus Kapitalvermögen, auf die eine Abgeltungssteuer anfällt. Die Besteuerung ist ein ziemlich komplexes Thema und für viele Anleger schwer verständlich. Um die Besteuerung von ETFs zu vereinfachen, wurde 2018 eine Investmentsteuerreform eingeführt. Zuvor wurde zwischen steuereinfachen und steuerhässlichen ETFs unterschieden. Auch nach dieser Reform ist die Besteuerung noch ziemlich schwierig. Eine Schwierigkeit kann die Steuer auf ausländische ETFs darstellen, da im Ausland andere Regeln gelten. Auch dafür gibt es eine Vereinfachung für deutsche Anleger.
Die gute Nachricht: Du musst nicht immer Steuern auf die Gewinne aus Aktien oder ETFs zahlen, denn Du kannst einen Sparerpauschbetrag ausschöpfen. Der Sparerpauschbetrag beträgt aktuell 1.000 Euro für Einzelveranlagte und 2.000 Euro für Zusammenveranlagte. Nur auf den Betrag des Gewinns, der den Sparerpauschbetrag übersteigt, zahlst Du eine Abgeltungssteuer. Du musst auch die Steuer nicht selbst an das Finanzamt abführen, da das die depotführende Bank für Dich erledigt. Damit Du tatsächlich vom Freibetrag profitierst und weniger Steuern zahlst, darfst Du nicht vergessen, einen Freistellungsauftrag an die depotführende Bank zu stellen.
Wie hoch ist die Abgeltungssteuer?
Andere Bezeichnungen für die Abgeltungssteuer sind Kapitalertragssteuer oder Spekulationssteuer. Beim Handel mit Aktien, aber auch mit ETFs kannst Du Gewinne in Form einer Rendite und mitunter auch einer Dividende erzielen. Dabei handelt es sich um Einkünfte aus Kapitalvermögen, die auch als Kapitalerträge bezeichnet werden. Auf solche Kapitalerträge müssen Anleger seit 2009 die Abgeltungssteuer zahlen. Sie liegt bei 25 Prozent des Brutto-Ertrags. Von den Gewinnen aus Aktien oder ETFs gehören Dir also nur drei Viertel. Zusätzlich zu den 25 Prozent wird der Solidaritätszuschlag fällig, der 5,5 Prozent auf die Abgeltungssteuer beträgt. Insgesamt zahlst Du also 26,375 Prozent Steuern. Gehörst Du der Kirche an, fallen zusätzlich 8 oder 9 Prozent Kirchensteuer an. Sie wird nicht einfach zu den 26,375 Prozent addiert. Du musst nicht 34,375 Prozent oder 35,375 Prozent Steuern zahlen, sondern nur 27,819 oder 27,995 Prozent, wenn Du der Kirche angehörst. Der Solidaritätszuschlag wurde zwar 2021 in Deutschland weitgehend abgeschafft, doch betrifft das nicht die Kapitalerträge. Auf Kapitalerträge musst Du weiterhin den Solidaritätszuschlag bezahlen. Die Steuern werden dort erhoben, wo die Kapitalerträge entstehen, nämlich bei Deiner Depotbank. Sie führt die Steuern an das Finanzamt ab.
Vorsicht bei Neobrokern mit der Besteuerung
Hast Du ein Depot bei einer deutschen Filialbank, einer deutschen Direktbank oder einem deutschen Online-Broker, musst Du Dich nicht um die Abführung der Abgeltungssteuer an das Finanzamt kümmern. Die depotführende Bank führt die Steuer an das Finanzamt ab. Damit Du einen Nachweis über diese Steuer hast, bekommst Du von der depotführenden Bank einen Bescheid. Er informiert über die Höhe der mit den Wertpapieren erzielten Gewinne und die Höhe der Steuern.
Inzwischen erobern viele sogenannte Neobroker den deutschen Markt. Diese Online-Broker zeichnen sich durch günstige Konditionen wie den Wegfall der Orderprovision aus. Die Auswahl an Handelsplätzen ist oft deutlich eingeschränkt. Verschiedene solcher Neobroker kommen auch aus dem Ausland. Nicht alle diese Neobroker kümmern sich selbst um die Abgeltungssteuer und deren Abführung an das Finanzamt. Bevor Du dort investierst, solltest Du Dich informieren, wie es mit der steuerlichen Handhabung aussieht. Du bist verpflichtet, selbst die Steuer an das Finanzamt abzuführen, wenn das der Neobroker nicht erledigt. Du musst dann die Kapitalerträge in der Steuererklärung in der Anlage "Einkünfte aus Kapitalvermögen" angeben.
Freistellungsauftrag nicht vergessen
Um nicht zu viel Abgeltungssteuer zu zahlen, solltest Du gleich bei der Eröffnung des Depots einen Freistellungsauftrag an die entsprechende Bank stellen. Formulare dafür sind online verfügbar. Mit dem Freistellungsauftrag beauftragst Du die depotführende Bank, nur die Einkünfte aus Kapitalvermögen zu besteuern, die über den Sparerpauschbetrag hinausgehen. Dieser Sparerpauschbetrag ist ein Freibetrag, der bei Singles 1.000 Euro im Jahr und bei Ehepaaren 2.000 Euro im Jahr beträgt. Diesen Sparerpauschbetrag kannst Du auch splitten, wenn Du Depots bei mehreren Banken hast. Dort, wo Du den höchsten Gewinn aus Aktien oder ETFs erzielst, fällt die meiste Abgeltungssteuer an.
Um möglichst einen hohen Betrag an Steuern zu sparen, setzt Du dort den höchsten Betrag im Freistellungsauftrag an. So kannst Du beispielsweise bei einer Bank einen Freistellungsauftrag über 501 Euro und bei einer anderen Bank einen Freistellungsauftrag über 300 Euro stellen. Hast Du den Freistellungsauftrag einmal erteilt, musst Du ihn nicht ändern. Allerdings kann sich die Höhe der zu erwartenden Gewinne ändern. Hast Du ein Depot bei einer Bank aufgelöst oder zu einer anderen Bank übertragen, solltest Du Deine Freistellungsaufträge prüfen und gegebenenfalls ändern.
Hast Du vergessen, einen Freistellungsauftrag zu erteilen, führt die Bank die gesamte Abgeltungssteuer ab. Du hast dann zu viel Steuern gezahlt. Das Geld ist jedoch nicht verloren, denn Du kannst Dir das Geld bei der Steuererklärung vom Finanzamt zurückholen. In der Steuererklärung gibst Du Deine Gewinne aus Aktien und ETFs an. Du bekommst die Steuern erstattet, wenn die Gewinne unter dem Sparerpauschbetrag liegen.
Keine Abgeltungssteuer bei Verlusten
Mit Aktien oder ETFs kannst Du nicht nur Gewinne erzielen. Entwickelt sich eine Aktie oder ein ETF ungünstig und sinkt der Kurs, kannst Du, um Verluste zu vermeiden, verkaufen. Das ist nicht immer ohne Verlust möglich. Du bekommst bei einem Verkauf nicht das, was Du beim Kauf dafür bezahlt hast. Auf solche Verluste fällt keine Abgeltungssteuer an. Hast Du in Aktien von unterschiedlichen Unternehmen investiert und bei anderen Aktien einen Gewinn erzielt, kannst Du den Verlust mit dem Gewinn verrechnen, um weniger Steuern zu zahlen. Die depotführende Bank kümmert sich darum, wenn Du auf Deinem Depot verschiedene Aktien hast. Aktienverluste dürfen nur mit Gewinnen aus Aktiengeschäften verrechnet werden. Das gilt auch für Verluste aus ETFs und Gewinne aus ETFs. Übrig gebliebene Verluste können ins Folgejahr vorgetragen werden, ein Rücktrag auf das Vorjahr ist jedoch nicht möglich.
Besonderheiten bei der Abgeltungssteuer auf Aktien
Die Abgeltungssteuer auf Aktien ist ein ziemlich kompliziertes Thema. Sie fällt auf die gesamte Dividende und auf die Kursgewinne an, also die Gewinne beim Verkauf der Aktien. Nicht auf alle Aktien wird eine Dividende gezahlt, denn es handelt sich um eine freiwillige Leistung einer Aktiengesellschaft. Die Dividende ist der Teil des Gewinns, der an die Aktionäre gezahlt wird. Zahlt eine Aktiengesellschaft keine Dividende, musst Du Dir keine Sorgen um die Steuern machen. Die Abgeltungssteuer fällt dann nur auf den Gewinn aus dem Verkauf der Aktie an. Steuern musst Du auch nicht zahlen, wenn Du Aktien verkaufst, die Du vor 2009 gekauft hast. Für Wertpapiere, die vor dem 1. Januar 2009 erworben wurden, gab es bis 2018 einen Freibetrag von bis zu 100.000 Euro (bei gemeinsam Veranlagten 200.000 Euro). Diese Sonderregelung ist seit 2018 nicht mehr anwendbar.
Besteuerung von ausländischen Aktien
Auf ausländische Aktien musst Du in jedem Fall Steuern zahlen. Du zahlst eine Quellensteuer, die für das Land gilt, in dem die Aktien gehandelt werden. Abhängig vom Land ist diese Quellensteuer unterschiedlich hoch. Sie liegt in Japan bei 20 Prozent und in den USA bei 30 Prozent. Um die steuerliche Belastung für Anleger möglichst gering zu halten, hat Deutschland mit den entsprechenden Ländern ein Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen. Die Quellensteuer darf dann nicht höher als 15 Prozent sein. Hast Du zu viel Quellensteuer gezahlt, kannst Du sie Dir auf der Grundlage des Doppelbesteuerungsabkommens zurückholen. Du kannst die Quellensteuer auf die Erträge anrechnen lassen. Für weitere Details zu diesem Thema kannst Du auch einen Blick auf den Tradegate werfen, wo häufig mit ausländischen Aktien gehandelt wird.
Abgeltungssteuer auf ETFs
Noch komplizierter als die Abgeltungssteuer auf Aktien ist die Abgeltungssteuer auf ETFs. Um eine einheitliche Besteuerung zu schaffen und alle ETFs gleich zu behandeln, wurde mit der Investmentsteuerreform 2018 das Investmentsteuergesetz geändert. Das macht die Sache jedoch nicht unbedingt leichter. Die Abgeltungssteuer bei ETFs setzt sich genauso zusammen wie bei Aktien:
- Abgeltungssteuer 25 Prozent
- Solidaritätszuschlag 5,5 Prozent
- Kirchensteuer 8 oder 9 Prozent.
Die Behandlung von in- und ausländischen ETFs soll in der Steuererklärung vereinfacht werden. Für die Steuererklärung musst Du nur
- Höhe der Dividenden
- Wert des ETFs am Jahresanfang
- Wert des ETFs am Jahresende
- Art des ETFs
angeben.
Führt die depotführende Bank die Abgeltungssteuer an das Finanzamt ab und hast Du einen Freistellungsauftrag gestellt, musst Du Dich darum nicht kümmern. Immerhin waren vor der Investmentsteuerreform 2018 noch deutlich mehr Angaben erforderlich.
So wie bei Aktien gilt bei ausländischen ETFs eine Quellensteuer. Auch hier greift das Doppelbesteuerungsabkommen. Um ausländische und inländische ETFs steuerlich gleichzustellen, greift bei inländischen ETFs eine Körperschaftssteuer von 15 Prozent auf die Dividendenerträge. Die Erträge werden bei ETFs grundsätzlich jährlich besteuert. Das ist auch dann der Fall, wenn es sich nicht um einen ausschüttenden ETF handelt, bei dem die Dividende mindestens einmal jährlich ausgezahlt wird. Bei thesaurierenden ETFs wird die Dividende in Fondsvermögen reinvestiert, also nicht ausgezahlt. Auch dann fällt die Abgeltungssteuer auf die Dividende an, denn Du musst eine Vorabpauschale bezahlen. Sie wird von der depotführenden Bank an das Finanzamt abgeführt. Die Bank bucht diesen Betrag automatisch von Deinem Verrechnungskonto ab.
Quellensteuer bei ETFs nicht auf Abgeltungssteuer anrechenbar
Bei ausländischen ETFs ist die Quellensteuer seit der Investmentsteuerreform nicht mehr auf die Abgeltungssteuer anrechenbar, so wie das bei Aktien möglich ist. Eine steuerliche Entlastung für Dich als Anleger ist jedoch mit einer Teilfreistellung möglich. Die Erträge sind zu einem bestimmten Umfang steuerfrei. Wie hoch die Teilfreistellung ist, hängt vom Anteil an Aktien im ETF ab. Bei einer Aktienquote von mindestens 51 Prozent liegt die Teilfreistellung bei 30 Prozent. Das trifft für reine Aktien-ETFs zu. Liegt die Aktienquote mindestens bei 25 Prozent und ist sie niedriger als 51 Prozent, gilt noch eine Teilfreistellung von 15 Prozent. Das ist bei Mischfonds der Fall, die Aktien und andere Wertpapiere enthalten. Bei einer Aktienquote unter 25 Prozent, beispielsweise bei einem Anleihen-ETF, gilt keine Teilfreistellung. Für Anleger, die in Rentenfonds investieren, ist diese Regelung von besonderem Interesse.
Grundfreibetrag als Alternative zum Freistellungsauftrag
Eine Alternative zum Freistellungsauftrag stellt der Grundfreibetrag dar, der von Anlegern mit einem geringen Einkommen genutzt werden kann. Allerdings profitieren davon nur relativ wenige Anleger, denn schon bei einem jährlichen zu versteuernden Einkommen von 17.219 Euro für Singles fällt die Abgeltungssteuer auf Aktien und ETFs an. Du kannst dann beim zuständigen Finanzamt eine Nichtveranlagungsbescheinigung beantragen. Das Finanzamt nimmt eine Günstigerprüfung vor. Es prüft, welche Variante für Dich günstiger ist. Diese Nichtveranlagungsbescheinigung übermittelst Du an das Finanzamt. Der Grundfreibetrag beträgt zurzeit 9.744 Euro. Es spielt dabei keine Rolle, ob Deine Kapitaleinkünfte den Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro für Singles oder 2.000 Euro für Verheiratete übersteigen. Du zahlst dann keine Abgeltungssteuer, doch müssen Deine gesamten Einkünfte, also auch aus Deiner beruflichen Tätigkeit, insgesamt unter diesem Grundfreibetrag liegen. Nur für den Betrag, der den Grundfreibetrag übersteigt, musst Du Steuern zahlen. In diesem Kontext könnte es auch nützlich sein, über Risikomanagement nachzudenken.
Fazit: Abgeltungssteuer von 25 Prozent auf Aktien und ETFs
Investierst Du in Aktien oder ETFs und erzielst Du Dividenden oder Gewinne aus dem Verkauf, zahlst Du darauf eine Abgeltungssteuer von 25 Prozent. Darauf wird noch ein Solidaritätszuschlag berechnet. Gehörst Du der Kirche an, zahlst Du auch noch Kirchensteuer. Die depotführende Bank führt die Abgeltungssteuer an das Finanzamt ab. Du solltest einen Freistellungsauftrag erteilen, um Deinen Sparerpauschbetrag auszuschöpfen. Erzielst Du nur ein geringes Einkommen, kann das Finanzamt eine Günstigerprüfung vornehmen. Du kannst dann eine Nichtveranlagungsbescheinigung beantragen, um keine Abgeltungssteuer zu zahlen. Kompliziert wird es bei ausländischen Aktien und ETFs, da dann noch eine Quellensteuer anfällt. Für weiterführende Informationen und Tipps, wie Du Deine Geldanlage optimieren kannst, empfehle ich einen Blick auf den Zinseszinseffekt und dessen Potenziale bei ETF-Sparplänen.
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