VIX Index: Volatilität verstehen und selbst nutzen
Der VIX Index ist eine Besonderheit für sich, denn er repräsentiert zumindest nicht in direkter Art und Weise Aktien und Unternehmen, sondern erfasst die kurzfristigen Wertschwankungen durch Optionen. Gekoppelt ist er an den S&P 500.
Zur Erklärung: Das bedeutet VIX und das sagt der dazugehörige Index aus
Die Abkürzung "VIX" steht für "Chicago Board Options Exchange Volatility Index". Dieser Index wird von der Optionsbörse in Chicago verwaltet und ist an den S&P 500 gekoppelt. Dadurch hat er eine größere Bedeutung als andere Volatilitätsindizes wie der VXN, der an den NASDAQ 100 oder der VXD, der an den Dow Jones gekoppelt ist. Es gibt viele weitere solcher Indizes, die jedoch bei Anlegern und institutionellen Investoren weniger Beachtung finden.
Der VIX ist von besonderer Bedeutung, da er der erste Volatilitätsindex überhaupt war. Sein Ziel ist es, die erwarteten kurzfristigen Marktschwankungen zu erfassen. Dabei geht es nicht darum, den Kursverlauf der enthaltenen Werte abzubilden, sondern die Stärke der Schwankungen zu messen. Ein hoher VIX-Wert deutet auf eine hohe Volatilität hin, während ein niedriger Wert auf eine ruhigere Marktphase schließen lässt.
Um die Volatilität zu ermitteln, misst der VIX nicht direkt die Kursveränderungen, sondern die Verteilung der Optionen auf die Werte des S&P 500. Die Chicago Board Options Exchange analysiert dazu Calls und Puts und stellt diese prozentual dar. Dadurch kann der VIX kurzfristige Ausblicke auf die Marktschwankungen geben, ohne der eigentlichen Volatilität hinterherzuhinken.
Einige Grundregeln, die sich aus der Berechnung des VIX ergeben, sind:
- Ein hoher VIX-Wert deutet statistisch darauf hin, dass der S&P 500 im Wert fallen könnte.
- Ein niedriger VIX-Wert lässt vermuten, dass wenig Bewegung am Markt stattfindet oder der S&P 500 leicht zulegt.
Diese Regeln sind jedoch nicht in Stein gemeißelt. Der VIX kann keine sicheren Vorhersagen treffen, sondern gibt lediglich Hinweise darauf, wie stark Schwankungen ausfallen könnten.
Welchen Effekt des VIX Index machen sich Trader zu Nutze?
Professionelle Trader ignorieren den VIX nicht, sondern beziehen seinen Wert in ihre Entscheidungen ein. Der VIX hat eine negative Korrelation zum S&P 500, da ein hoher VIX-Wert oft auf einen schlechten Verlauf des S&P 500 hindeutet. Institutionelle Investoren sichern sich in stürmischen Marktphasen mit Optionen ab, um die Volatilität ihres Portfolios zu verringern. Diese Absicherungsstrategien sind für Profis von großer Bedeutung. Mehr über die Funktionsweise von Hedgefonds und deren Strategien erfahren Sie hier.
In der Praxis könnte eine Trading-Strategie so aussehen:
- Ein Trader erwartet mittel- und langfristig Wertzuwächse im S&P 500.
- Er vermutet jedoch, dass besondere Umstände den positiven Verlauf beeinträchtigen könnten, z.B. eine bevorstehende FED-Entscheidung.
- Er möchte seine Long-Positionen nicht verkaufen, aber sich nach unten absichern.
- Er eröffnet eine Position auf den VIX, da dieser in turbulenten Marktphasen steigt, selbst wenn seine Long-Positionen fallen.
Solche Strategien kombinieren Positionen im Volatilitätsindex mit Long-Positionen im S&P 500, um das Marktrisiko zu reduzieren. Der Trader könnte weniger verdienen, wenn keine turbulente Phase eintritt, profitiert aber weiterhin von seiner Long-Position. Diese Absicherungsstrategien sind auch mit anderen Instrumenten wie Optionsscheinen möglich.
Lag der Trader falsch und es kommt doch nicht zu einer turbulenten Marktphase, wird er mit seiner Position in den VIX ein wenig Geld verlieren, profitiert aber weiter von seiner Long-Position. So hat er zwar im Endeffekt weniger verdient als ausschließlich mit seiner Long-Position, er hat sich aber gegen die potentiell auftretende, turbulente Marktphasen abgesichert. Derartige Absicherungsstrategien sind natürlich auch auf andere Art und Weise möglich, beispielsweise mit Covered Calls und Puts oder anderen Optionen.
Volatilitätsindex zur Eröffnung einer Position nutzen
Manchmal wird der VIX-Index auch als "Angsthasen-Index" bezeichnet. Mit den "Angsthasen" sind aber nicht die gemeint, die in den investieren, sondern die Marktteilnehmer, die überhaupt erst für Bewegung im VIX sorgen. Da diese nämlich Optionen zu hohen Volumina kaufen, deutet das daraufhin, dass sie sich selbst absichern möchten - also vor einem möglicherweise schlechten Verlauf Angst haben. Eine exakte Wissenschaft ist das natürlich nicht, aber prinzipiell lässt sich dieser Philosophie nach also messen, wie viel "Angst" gerade "im Markt steckt".
Dazu gibt es ein weiteres Mantra, das viele angelsächsische Trader fast schon gebetsmühlenartig wiederholen: "Is the VIX high, then it's time to buy, if VIX is slow, it's time to go". Zur Eröffnung von Positionen kann man diesen, zumindest dem Mantra nach, also ebenfalls heranziehen. Dann wäre es vorteilhaft Positionen zu kaufen, wenn er gerade hoch steht, da die hohen Optionsvolumina einen möglichen Kursverlust einerseits abfedern könnten und andererseits positive Verläufe begünstigen würden, wenn die jeweiligen Halter der Optionen diese dann schließen. Im Gegenzug soll man den Markt verlassen, wenn der Vola-Index niedrig ist, denn dann ist die Richtung weniger klar.
Kann man den VIX selbst traden?
Direkt in den VIX zu investieren ist schwierig, da er nicht aus einem festen Korb von Titeln besteht, sondern ständig mit neuen Optionen zusammengesetzt wird. Es gibt jedoch Möglichkeiten, über Futures in den VIX zu investieren, die jedoch nur für erfahrene Anleger geeignet sind. Bei Futures können Rollover-Verluste auftreten, die selbst bei korrekter Vorhersage das gesamte Kapital kosten können. Optionen auf den VIX sind meist nur bei amerikanischen Brokern verfügbar. CFDs, die sich an den Futures auf den VIX orientieren, sind für Privatanleger schwer zu verstehen und bergen ein hohes Risiko. Für eine umfassende Risikoanalyse und Tipps für sicheres Trading, lesen Sie mehr über die Gefahren von CFDs.
Den VIX in unruhigen Zeiten berücksichtigen
Einige Marktteilnehmer hoffen auf eine Alpha-Rendite, wenn sie frühzeitig in den VIX investieren, z.B. vor einer US-Präsidentschaftswahl. Dies kann funktionieren, ist jedoch aufgrund der variierenden Zusammensetzung und möglicher Rollover-Kosten komplex. Der VIX erfasst tatsächlich unruhige Marktphasen, wie 1993 mit einem Tiefstand von 8,86 Punkten und 2008 mit einem Hoch von 80,86 Punkten während der Weltwirtschaftskrise. Im Nachhinein wäre es eine gute Idee gewesen, in solchen Phasen zu investieren, doch erfordert dies Mut angesichts realer Probleme. Weitere Informationen zur Globalisierung und deren Auswirkungen auf Geldanlagen finden Sie hier.
Fazit
Der Direkthandel auf den VIX ist für erfahrene Anleger geeignet. Regelmäßige Sparer können den VIX aufgrund der effizienten Markthypothese ignorieren. Trader, die häufiger handeln, können die Volatilität in ihre Entscheidungen einfließen lassen. Um fundierte Entscheidungen zu treffen, sollten aktuelle Statistiken und Marktanalysen berücksichtigt werden, um die Argumente zu untermauern und die Chancen und Risiken besser abzuwägen. Für weitere Informationen zur Optimierung Ihrer Anlagestrategie, lesen Sie unseren Artikel über ETF Rebalancing.
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