Recycling & Kreislaufwirtschaft: Neuer ETF Megatrend?
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Kreislaufwirtschaft, meist schlicht als "Recycling" bezeichnet, schont nicht nur unsere Umwelt sowie die Ressourcen des Planeten, sondern kann für Anleger auch zu einem renditestarken Investment avancieren. VanEck erlaubt mit dem hauseigenen neuen ETF nun eine breitgestreute Investition.
Was steckt im VanEck Circular Economy UCITS ETF?
So heißt der neu aufgelegte ETF, den du bei deinem Broker entweder direkt über den Namen oder die ISIN "IE0001J5A2T9" findest. Einige der wichtigsten Eckdaten möchten wir dir direkt eingangs darstellen:
- TER von 0,40 %
- aktuell 30 enthaltene Werte
- Fondsgröße von etwas mehr als 5 Millionen Euro
- thesauriert Erträge
- bildet die enthaltenen Titel physisch ab
- wird in der Leitwährung US-Dollar geführt
Da die Kursbildung erst seit dem 21. Oktober 2022 erfolgt, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt natürlich noch nicht viel zur Kursentwicklung sagen. Wer aber direkt am Tag des Listings kaufte, hat immerhin schon einmal 2,15 % Rendite gemacht - wobei seither auch die breitgestreuten Indizes anstiegen, soweit ist die jüngste Entwicklung also nicht ungewöhnlich. Ebenfalls aufgrund des erst zwei Wochen alten Listings liegen aktuell keine Daten zur Tracking Difference vor. Diese sollten langfristig orientierte Anleger immer im Auge behalten, denn eine schlechte TD könnte die Kostenquote von 0,40 % indirekt steigern.
Der Fonds wird direkt von der VanEck Asset Management B.V. verwaltet und auf Xetra unter dem Ticker "REUS" geführt. Eine Neugewichtung erfolgt nach Angaben des Emittenten einmal im Quartal, das Fondsdomizil ist wenig überraschend Irland. Aufgrund der Notierung an der Deutschen Börse Xetra sollte der ETF sowohl bei klassischen Banken und Neobroker als auch bei Direktbanken handelbar sein.
Zur Allokation des ETF
Kreislaufwirtschaft beziehungsweise Recycling kennen mittlerweile die meisten Menschen. Das Prinzip dahinter ist nicht schwer zu erklären: Unternehmen machen sich Materialabfälle zu Nutze, indem sie diese aufbereiten und dann dem Warenwirtschaftskreislauf wieder zur Verfügung stellen.
Das hat zwei positive Effekte: Die Welt muss insgesamt mit weniger Müll fertig werden, da dieser eben kein Müll mehr ist, sondern erneut zu Produktionszwecken eingesetzt wird, andererseits müssen weniger neue Ressourcen von unserem Planeten abgeschöpft werden. Die Zuordnung des ETF zu den "Impact ETFs" des Vermögensverwalters ist daher nicht überraschend - diese ETFs sollen nachhaltiges und renditestarkes Investieren in Einklang miteinander bringen.
Hinsichtlich der Allokation sieht das dann so aus: Der ETF investiert ausschließlich in Unternehmen, die in gewisser Art und Weise einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und dem Recycling leisten. Wie dieser genau aussieht, kann sich selbstverständlich unterscheiden. Zudem sind Unternehmen enthalten, die Metalle oder erneut verwendbare Materialien zusammentragen und dann verarbeiten. Zu beachten ist aber, dass die Titel keinesfalls ausschließlich im Recycling tätig sein müssen - wie beispielsweise einer der Top-Werte, der amerikanische Abfalldienst Waste Management, zeigt.
Aufgeschlüsselt gestaltet sich die Allokation des neuen ETF wie folgt:
- von den 30 enthaltenen Positionen nimmt die Top-10 aktuell etwas mehr als 60 % des Portfolios ein
- Spitzenreiter im ETF sind Waste Connections Inc. aus Kanada sowie Waste Management aus den USA
- europäische Vertreter in den Top-10 sind Umicore, Smith (DS) plc, Severn Trent plc, Smurfit Kappa Group plc und UPM-Kymmene Oyi
- die USA macht am Fonds etwas mehr als 30 % aus, danach folgen Kanada (12,57 %), Australien (10,09 %) und die UK (9,89 %)
Deutschland, das sich gern als Umweltvorreiter präsentiert, ist hingegen nicht vertreten. Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass sich Deutschland nicht an Kreislaufwirtschaft und Recycling beteiligen würde, sondern lediglich am Umstand, dass die jeweiligen Unternehmen hierzulande nicht börsengehandelt sind.
Wenig überraschend deckt solch ein ETF natürlich vorwiegend klassische Sektoren ab. Titel aus der Industrie machen rund zwei Drittel des ETF aus, danach folgen Grundmaterialien-Firmen mit einer Gewichtung von rund 17 % und zyklische Konsumgüter mit etwa 10 %. Versorger bilden das Schlusslicht mit rund 4,30 %.
Ausschlusskriterien bei der Unternehmensauswahl
Vom Index ausgeschlossen sind Unternehmen, die zwar in irgendeiner Form an Kreislaufwirtschaft beteiligt sind, aber hohe Umsätze mit umstrittenen Gütern erzielen - also beispielsweise Tabak, Schusswaffen oder Kriegsgerät. Grundlage hierfür liefert der Index MVIS Global Circular Economy ESG ETF, den der VanEck ETF abbildet. Aufgrund der Einstufung als ESG-Index ist davon auszugehen, dass auch weitere Kriterien aus der ESG-Welt eine Berücksichtigung erhalten, genauere Angaben hierzu machen VanEck aber nicht.
Der ETF investiert zudem in "führende Unternehmen". Es sind also keine Titel mit kleiner Marktkapitalisierung, Start-ups oder vergleichbare Nebenwerte enthalten. Stattdessen bekommst du mit dem Fonds hauptsächlich eine weltweite Kombination aus echten Schwergewichten der Kreislaufwirtschaft.
Wie lohnend sind Kreislaufwirtschaft und Recycling aus Anlegerperspektive?
Die positiven Auswirkungen von Recycling auf die Umwelt sind unbestritten. Dazu ist zunächst wichtig zu wissen, dass die weltweite Linearwirtschaft jährlich beinahe 100 Milliarden Tonnen in verschiedenen Materialien verbraucht, wobei über 90 % davon vernichtet werden.
Laut VanEck erfolgt die Entsorgung von mehr als 70 % dieser Abfälle auf Deponien, rund ein Drittel davon entfallen auf offene Deponien. Mit dem ETF möchte der Emittent Anlegern eine Möglichkeit geben in Unternehmen zu investieren, die sich gegen diesen Trend stellen, indem sie sich Recycling zumindest zu erheblichen Anteilen zur Aufgabe gemacht haben. Die Angaben entstammen dem ESWET beziehungsweise dem Circularity Gap Report des Jahres 2022.
Umweltschutz, eine nachhaltige Ressourcenverwendung und Wirtschaftlichkeit müssen nicht auf zwei gegenüberliegenden Seiten stehen, sondern können und sollen Hand in Hand gehen - nur so ist sichergestellt, dass die Kreislaufwirtschaft nicht zur Geldverbrennungsanlage wird, sondern tatsächlich eine ebenso nachhaltige Zukunft hat.
Wusstest du schon?
- wird Papier aus recycelten Rohstoffen statt aus rohem Zellstoff produziert, reduziert das den damit einhergehenden Energieverbrauch um bis zu 40 %
- wird statt neu gefördertem Stahl recycelter Stahlschrott in der Produktion verwendet, reduziert das die Kohlenstoffemissionen um 58 %
- ebenso lässt sich bei diesem Prozess der Energieaufwand sogar bis um 72 % reduzieren
- noch deutlicher fallen die Zahlen bei Aluminium und Kupfer aus - aus recycelten Materialien gewonnen, fällt der Energieaufwand bei Aluminium um rund 95 % niedriger aus, bei Kupfer um etwa 85 % weniger
Ein kleiner Einblick in einige der enthaltenen Top-Werte
Es ist nicht ausgeschlossen, dass der ETF von VanEck in (naher) Zukunft noch Anpassungen vornimmt, wie das bei neu aufgelegten Produkten keinesfalls eine Ausnahme wäre. VanEck hat sich aber selbst das Ziel gesetzt, mindestens in 25 Unternehmen investiert zu sein, um eine ausreichend hohe Diversifikation innerhalb dieser Sektorwette zu gewährleisten. Daher ist davon auszugehen, dass zumindest die bekanntesten Vertreter und Schwergewichte mit Sicherheit auch nach den quartalsbasierten Rebalancings erhalten bleiben. Nachfolgend möchten wir dir eine kurze Vorstellung der wichtigsten Werte geben.
Waste Management Inc.
Der Abfalldienstleister ist in ganz Nordamerika aktiv und gilt seither als Value- sowie Dividendenunternehmen. Neben der Sammlung und des Transports, was beides Grundaufgaben eines Mülldienstleisters sind, ist der Konzern auch im Bereich der Ressourcenrückgewinnung aktiv. Außerdem betreibt Waste Management eigene Plantagen, auf denen aus Abfällen Energie gewonnen wird. Als größter Abfalldienstleister Nordamerikas zählen zu den Kunden von Waste Management Unternehmen ebenso wie die öffentliche Hand und Verbraucher.
Umicore
Umicore SA arbeitet mit unterschiedlichen Werkstoffen, sowohl zum Recycling als auch zur Gewinnung und Förderung dieser. Unter anderem schöpft das Unternehmen verschiedene seltene Erden, Lithium, Kupfer und Kobalt ab. Diese Materialien gelten als wichtige Eckpfeiler des globalen Wandels hin zu regenerativer Energiegewinnung, unter anderem kommen sie in Elektroautos und Batterien zum Einsatz. Des Weiteren führt das Unternehmen eigene Recyclinganlagen.
Darling Ingredients
Dieses Unternehmen fokussiert sich vorrangig auf Lebensmittelabfälle. Nebenprodukte aus der Fleischproduktion, die beim Fleischer und in Supermärkten keinen Platz finden, werden von Darling Ingredients aufgekauft und wiederverwertet. Die Rohstoffe werden dann zu verschiedenen Endprodukten weiterverarbeitet, zum Beispiel Knochenmehl oder Talg. Des Weiteren kauft das Unternehmen Speiseölrückstände der Gastronomie auf.
Befesa
Befesa wirtschaftet vor allem in der Industrie. Da, wo Sonderabfälle anfallen, wie beispielsweise Stahlstaub oder Aluminiumsalze, holt das Unternehmen diese eigenständig bei den jeweiligen Konzernen ab und recycelt sie dann in den eigenen Anlagen. Danach werden die Enderzeugnisse entweder direkt wieder zum Kunden gebracht oder auf globaler Ebene verkauft.
UPM-Kymmene
Der finnische Konzern ist in der Forstwirtschaft tätig. Unter anderem produziert der Konzern beispielsweise Verpackungen, sowohl für Gewerbe als auch Industrie, verschiedene spezialisierte Silikon- und Feinpapiere und Biokraftstoffe. Nicht der gesamte, aber ein großer Anteil der Rohstoffe kommt aus zuvor recycelten Fasern.
Video: Kreislaufwirtschaft
Fazit: Eine Sektorwette für ESG-Depots
Recycling ist die Umwandlung von Abfällen in neue Produkte. Es ist eine wichtige Möglichkeit, um unsere Umwelt zu schützen und unsere natürlichen Ressourcen zu bewahren. Recycling hat viele positive Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Welt wird immer mehr Müll produzieren, und es gibt immer mehr Unternehmen, die sich auf das Recycling von Müll spezialisieren. Dies bedeutet, dass die Nachfrage nach Recycling-Aktien langfristig wahrscheinlich weiter steigen wird.
Dennoch: Sektorwetten sind immer etwas riskanter, das liegt in der Natur der Sache, denn wie sich eine Branche künftig entwickelt, ist keinesfalls in Stein gemeißelt. Interessant dürfte der ETF vor allem für Anleger sein, die ihre Depots entweder komplett ESG-konform aufstellen oder zumindest die Diversifikation des Portfolios stärker in die ESG-Richtung treiben möchten. Ob diese spezialisierten Unternehmen aus der Industrie und den Basiskonsumgütern einen breitgestreuten Index outperformen, ist aber zurecht mit Zweifeln belegt.
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