Konjunkturzyklus: Wie wirkt er sich auf deine Geldanlagen aus?

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Du hast in Aktien oder einen ETF investiert und wunderst Dich, dass der Kurs auf einmal stark abrutscht? Ein Grund dafür kann der Konjunkturzyklus sein. Er tritt in Deutschland und anderen Volkswirtschaften auf und ist durch vier Phasen geprägt. An verschiedenen Indikatoren kannst Du ihn erkennen.

Konjunkturzyklus: Wie wirkt er sich auf deine Geldanlagen aus?

Was ist der Konjunkturzyklus?

Der Konjunkturzyklus beschreibt die regelmäßigen Schwankungen einer Volkswirtschaft zwischen Phasen des Wachstums und des Rückgangs. Er besteht aus vier Phasen:

  1. Aufschwung (Expansion)
  2. Hochkonjunktur (Boom)
  3. Abschwung (Rezession)
  4. Tiefphase (Depression)

Diese Phasen sind normal und wiederholen sich in einem Zyklus. Unterschiedliche Branchen können sich dabei in verschiedenen Phasen befinden, auch wenn die Gesamtwirtschaft in einer bestimmten Phase steckt. Ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Lage ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das die gesamte Wirtschaftsleistung eines Landes misst. Im Jahr 2023 betrug das BIP Deutschlands etwa 4,07 Billionen Euro, was auf eine langsame, aber stetige Erholung nach den wirtschaftlichen Herausforderungen der COVID-19-Pandemie und den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs hindeutet.

Um die Konjunktur zu bewerten, wird oft die Auslastung der Produktionskapazitäten herangezogen. Das bedeutet, wie stark die vorhandenen Ressourcen (z.B. Maschinen, Arbeitskräfte) genutzt werden. Wenn die Nachfrage hoch ist, sind die Kapazitäten gut ausgelastet, was auf eine starke Konjunktur hinweist. Ist die Nachfrage gering, bleiben viele Kapazitäten ungenutzt, was auf eine schwache Konjunktur hindeutet. Im Jahr 2023 lag die Kapazitätsauslastung in der deutschen Industrie bei etwa 82%, was auf eine moderate wirtschaftliche Erholung hindeutet.

Der Konjunkturzyklus und seine Phasen

Jede Phase des Konjunkturzyklus hat ihre eigenen Merkmale und wird durch bestimmte wirtschaftliche Indikatoren angezeigt:

  • Aufschwung (Expansion): Die Wirtschaft wächst, die Auftragslage verbessert sich, und die Produktionskapazitäten werden stärker ausgelastet. Typische Branchen wie die Autoindustrie oder der Maschinenbau verzeichnen mehr Aufträge. Die Arbeitslosigkeit sinkt, und die Zinsen sowie Preise steigen leicht. Im Jahr 2023 lag die Arbeitslosenquote in Deutschland bei etwa 5,7%, was auf eine moderate Erholung nach der Pandemie hindeutet.
  • Hochkonjunktur (Boom): Die Wirtschaft erreicht ihren Höhepunkt. Die Produktionskapazitäten sind voll ausgelastet, es herrscht Vollbeschäftigung, und die Nachfrage ist sehr hoch. Dies führt zu steigenden Löhnen und Preisen. In dieser Phase besteht die Gefahr einer Inflation, da die Preise schneller steigen als die Produktion. Die Inflationsrate in Deutschland lag im August 2023 bei 6,1%, was auf die anhaltenden Energiepreissteigerungen und Lieferkettenprobleme zurückzuführen ist.
  • Abschwung (Rezession): Die Nachfrage geht zurück, die Produktion wird gedrosselt, und die Arbeitslosigkeit steigt wieder. Unternehmen investieren weniger, und die Preise sowie Zinsen sinken. Der Staat oder die Zentralbank können eingreifen, um den Abschwung zu bremsen, z.B. durch Zinssenkungen oder staatliche Investitionen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Jahr 2023 die Leitzinsen auf 4,5% angehoben, um die Inflation zu bekämpfen, was jedoch das Risiko einer Rezession erhöht.
  • Tiefphase (Depression): Die Wirtschaft befindet sich auf einem Tiefpunkt. Die Produktionskapazitäten sind kaum ausgelastet, die Arbeitslosigkeit ist hoch, und die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen ist gering. Die Preise sinken, was zu einer Deflation führen kann. Sobald die Preise stabil bleiben, beginnt die Nachfrage wieder zu steigen, und der Zyklus startet von vorn. Ein Beispiel für eine solche Phase war die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren, als die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf über 30% stieg.

Arten von Konjunkturzyklen in der Volkswirtschaftslehre

Es gibt verschiedene Arten von Konjunkturzyklen, die sich in ihrer Dauer und Ursache unterscheiden:

  • Saisonale Schwankungen: Diese dauern nur wenige Monate und betreffen oft einzelne Branchen, wie z.B. das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel oder die Spargelernte in der Landwirtschaft. Sie sind vorhersehbar und wiederholen sich jedes Jahr. Im Jahr 2022 verzeichnete der Einzelhandel in Deutschland im Dezember einen Umsatzanstieg von 5,4% im Vergleich zum Vorjahr, was auf das Weihnachtsgeschäft zurückzuführen ist.
  • Konjunkturelle Schwankungen: Diese mittelfristigen Schwankungen betreffen die gesamte Wirtschaft und dauern mehrere Jahre. Sie entstehen durch Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage und können zu wirtschaftlichen Krisen führen. Ein Beispiel hierfür ist die Finanzkrise 2008, die durch eine Überhitzung des Immobilienmarktes in den USA ausgelöst wurde und weltweit zu einer Rezession führte. Mehr Informationen zu den besten Anlagemöglichkeiten in Krisenzeiten finden Sie in unserem Festgeld Vergleich.
  • Strukturelle Schwankungen: Diese langfristigen Schwankungen erstrecken sich über Jahrzehnte und werden durch technologische oder gesellschaftliche Veränderungen verursacht. Ein Beispiel wäre die Digitalisierung, die viele Arbeitsplätze in traditionellen Branchen überflüssig macht, aber neue in anderen Bereichen schafft. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) könnten bis 2030 etwa 1,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland durch Automatisierung und Digitalisierung wegfallen, während gleichzeitig neue Jobs in der IT- und Technologiebranche entstehen. Wenn Sie sich für die besten Plattformen für den Handel mit digitalen Währungen interessieren, werfen Sie einen Blick auf unseren Krypto Börsen Vergleich.

Indikatoren, die den Konjunkturzyklus beeinflussen können

Es gibt verschiedene Indikatoren, die Aufschluss über die wirtschaftliche Lage geben. Diese Indikatoren lassen sich in drei Kategorien einteilen:

  • Mengenindikatoren: Dazu gehören Auftragseingänge und Arbeitslosenzahlen. Sie zeigen, wie stark die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen ist. Im Jahr 2023 stiegen die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland um 2,9% im Vergleich zum Vorjahr, was auf eine Erholung der Nachfrage hindeutet.
  • Preisindikatoren: Hierzu zählen Immobilienpreise, Aktienkurse und Lebensmittelpreise. Sie geben Hinweise auf die Preisentwicklung und damit auf die Inflation oder Deflation. Die Immobilienpreise in Deutschland verzeichneten im Jahr 2023 in einigen Großstädten wie Berlin und München einen Rückgang um bis zu 5%, was auf die steigenden Zinsen und die sinkende Nachfrage zurückzuführen ist. Wenn Sie auf der Suche nach einem günstigen Depot für Ihre Aktien- und ETF-Investitionen sind, empfehlen wir unseren Online Broker Vergleich 2024.
  • Frühindikatoren: Diese Indikatoren, wie Aktienindizes oder Rohstoffpreise, zeigen an, wie sich die Wirtschaft in naher Zukunft entwickeln könnte. Der DAX, der wichtigste deutsche Aktienindex, stieg im Jahr 2023 um 12%, was auf eine positive Erwartung der Anleger hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung hindeutet.
  • Präsenzindikatoren: Diese Indikatoren, wie das Bruttoinlandsprodukt oder die Zinsen, geben Auskunft über die aktuelle wirtschaftliche Lage. Das BIP Deutschlands wuchs im ersten Quartal 2023 um 0,3%, was auf eine langsame, aber stetige Erholung hindeutet.
  • Spätindikatoren: Diese Indikatoren, wie die Arbeitslosenquote oder die Inflationsrate, zeigen die wirtschaftliche Entwicklung der Vergangenheit an. Die Inflationsrate in Deutschland lag im August 2023 bei 6,1%, was auf die anhaltenden Energiepreissteigerungen und Lieferkettenprobleme zurückzuführen ist.

Die Dauer des Konjunkturzyklus

Ein vollständiger Konjunkturzyklus kann mehrere Jahre dauern, typischerweise zwischen drei und fünf Jahren. Saisonale Schwankungen sind hingegen kurzfristiger und dauern nur wenige Monate. Der Staat kann durch Maßnahmen wie Steuerpolitik oder Zinssenkungen in den Zyklus eingreifen, um extreme Ausschläge zu verhindern. Beispielsweise können in einer Hochkonjunktur die Steuern erhöht werden, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden, während in einer Rezession Steuersenkungen oder staatliche Investitionen die Wirtschaft ankurbeln können. Im Jahr 2023 hat die Bundesregierung ein Entlastungspaket in Höhe von 65 Milliarden Euro beschlossen, um die Auswirkungen der hohen Energiepreise auf die Bevölkerung abzufedern und die Wirtschaft zu stabilisieren. Wenn Sie mehr über die besten Anlagemöglichkeiten in unsicheren Zeiten erfahren möchten, besuchen Sie unseren Robo Advisor Vergleich.

Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen

Der Konjunkturzyklus hat direkte Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen. Anleger sollten ihre Strategien an die jeweilige Phase des Zyklus anpassen:

  • Wachstumsaktien: In Phasen des Aufschwungs bieten sich oft Wachstumsaktien an, da Unternehmen in dieser Phase expandieren und Investitionen tätigen. Ein Beispiel ist die Technologiebranche, die in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Der NASDAQ-100, der viele Technologieunternehmen umfasst, stieg im Jahr 2023 um 15%, was auf die hohe Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen und Produkten zurückzuführen ist.
  • Defensive Anlagen: In einer Rezession sind defensive Anlagen wie Anleihen oder Gold sinnvoll, da sie weniger anfällig für Schwankungen sind und als Refugium dienen können. Der Goldpreis stieg im Jahr 2022 um 7,5%, da viele Anleger in unsicheren Zeiten auf sichere Häfen setzen. Wenn Sie nach einer Plattform suchen, um sicher und günstig zu handeln, empfehlen wir unseren Neo Broker Vergleich.
  • Immobilien: In einer Hochkonjunktur können Immobilienpreise steigen, da die Nachfrage nach Wohnraum und Geschäftsflächen hoch ist. In einer Rezession können Immobilienpreise jedoch sinken, was Investitionen in Immobilien riskanter macht. Im Jahr 2023 verzeichneten einige deutsche Großstädte wie Berlin und München einen Rückgang der Immobilienpreise um bis zu 5%, was auf die steigenden Zinsen und die sinkende Nachfrage zurückzuführen ist.
  • Rohstoffe: Rohstoffe wie Öl und Gas sind stark von der Konjunktur abhängig. In einer Hochkonjunktur steigt die Nachfrage nach Energie, was die Preise in die Höhe treibt. Im Jahr 2022 stieg der Ölpreis auf über 120 US-Dollar pro Barrel, was auf die hohe Nachfrage und die geopolitischen Spannungen zurückzuführen ist. In einer Rezession sinkt die Nachfrage nach Rohstoffen, was zu einem Preisverfall führen kann.

Fazit: Wirtschaftliche Lage eines Landes ist am Konjunkturzyklus erkennbar

Der Konjunkturzyklus gibt einen guten Überblick über die wirtschaftliche Lage eines Landes. Die vier Phasen – Aufschwung, Hochkonjunktur, Abschwung und Tiefphase – wiederholen sich regelmäßig. Verschiedene Indikatoren helfen dabei, die aktuelle Phase zu erkennen und mögliche Entwicklungen vorherzusagen. Für Anleger ist es wichtig, diese Zyklen zu verstehen, um ihre Investitionen entsprechend anzupassen. In Phasen des Aufschwungs bieten sich oft Wachstumsaktien an, während in einer Rezession defensive Anlagen wie Anleihen oder Gold sinnvoll sein können. Auch Immobilien und Rohstoffe sind stark von der Konjunktur abhängig, weshalb Anleger ihre Strategien regelmäßig überprüfen sollten, um von den Schwankungen zu profitieren oder Risiken zu minimieren.

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