Gold vs. Bitcoin: Welche Assets wann im Depot Sinn machen
Hohe Schulden & Inflation: Gold als Krisenanker oder Bitcoin als digitales Gold? Analyse für Privatanleger: Was gehört wann und in welcher Dosis zur Diversifikation ins Depot?

Gold oder Bitcoin: Was gehört wann ins Depot? Eine Analyse für Privatanleger
Die Weltwirtschaft im Jahr 2025 gleicht einem Hochseilakt ohne Netz. Rekordhohe Staatsverschuldung, allen voran die USA mit über 36 Billionen Dollar, hartnäckige Inflation und geopolitische Brandherde verunsichern die Märkte. In solchen Zeiten suchen Anleger nach Stabilität – und stoßen unweigerlich auf zwei sehr unterschiedliche Kandidaten: Gold, der seit Jahrtausenden bewährte Krisenanker, und Bitcoin, der digitale Herausforderer, der oft als "digitales Gold" bezeichnet wird. Doch sind sie wirklich vergleichbar? Und noch wichtiger: Welcher der beiden – oder vielleicht sogar beide – gehört in dein Depot, und wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Die Frage ist mehr als nur akademisch. Immer mehr institutionelle Investoren wie BlackRock entdecken Bitcoin für sich, während Zentralbanken ihre Goldreserven aufstocken. Gleichzeitig zeigen Studien, dass eine Beimischung beider Assets das Portfolio optimieren kann. Eine Analyse der ETC Group ergab beispielsweise, dass ein Portfolio mit 60% Aktien und 40% Anleihen durch eine 5%-Bitcoin-Allokation über fünf Jahre eine um 21% höhere Rendite erzielt hätte – bei nur moderat gestiegener Volatilität. Für Gold legen Langzeitstudien nahe, dass ein Anteil von bis zu 20% die risikoadjustierte Rendite maximieren kann. Lass uns also tief eintauchen und die Fakten checken.


Das Fundament: Knappheit als Werttreiber
Was macht Gold und Bitcoin überhaupt interessant als Wertspeicher? Der Kern liegt in ihrer Begrenztheit, ihrer Knappheit. Gold ist physisch endlich. Schätzungen zufolge wurden bisher rund 212.000 Tonnen gefördert, und nur etwa 50.000 Tonnen gelten noch als wirtschaftlich abbaubare Reserven. Jedes Jahr kommen nur etwa 1-2% zur bestehenden Menge hinzu. Das macht Gold relativ resistent gegen plötzliche Angebotsschwemmen. Bitcoin geht einen anderen Weg: seine Knappheit ist digital und im Code festgeschrieben. Es wird niemals mehr als 21 Millionen Bitcoins geben. Aktuell (April 2025) sind bereits über 19,9 Millionen davon geschürft. Die Neuproduktion halbiert sich zudem etwa alle vier Jahre durch das sogenannte "Halving". Diese algorithmische Verknappung ist ein direkter Gegenentwurf zu Fiat-Währungen wie Euro oder Dollar, deren Menge durch Zentralbanken potenziell unbegrenzt ausgeweitet werden kann – ein wichtiger Aspekt in Zeiten steigender Inflationssorgen.
Diese eingebaute Knappheit, ob physisch oder digital, ist die Basis für die Funktion als potenzieller Wertspeicher. Sie schützt – zumindest theoretisch – vor dem Wertverlust, der durch eine übermäßige Ausweitung der Geldmenge entstehen kann.
Zwei ungleiche Brüder: Eigenschaften im Vergleich
Obwohl beide oft in einem Atemzug genannt werden, unterscheiden sich Gold und Bitcoin in wesentlichen Punkten, die für deine Portfolio-Entscheidung wichtig sind. Volatilität: Hier klafft eine gewaltige Lücke. Gold ist bekannt für seine relative Preisstabilität, auch wenn es natürlich Schwankungen gibt. Bitcoin hingegen ist extrem volatil. Kurssprünge von 10% oder mehr an einem Tag sind keine Seltenheit. Das bietet Chancen auf hohe Gewinne, birgt aber auch erhebliche Risiken. Diese hohe Volatilität macht Bitcoin für viele als kurzfristigen Wertspeicher ungeeignet.
Korrelation mit anderen Anlageklassen: Das ist ein entscheidender Punkt für die Diversifikation deines Depots. Gold weist historisch eine sehr geringe oder sogar negative Korrelation zu Aktien auf. In Krisenzeiten, wenn Aktien fallen, steigt Gold oft – der klassische "sichere Hafen"-Effekt. Eine Studie der CPM Group zeigt, dass Gold in 19 von 20 US-Aktien-Baissephasen seit 1968 besser performte.
Bitcoin hingegen zeigt eine deutlich positivere Korrelation zu Aktien, insbesondere zu Tech-Werten. Das DIW Berlin fand Korrelationen von 0,28 zum DAX und 0,33 zum S&P 500. Das bedeutet: Wenn Aktien fallen, neigt auch Bitcoin dazu, zu fallen, wie etwa im März 2020 zu Beginn der Corona-Krise deutlich wurde. Langfristig sehen Experten wie BlackRock aber auch bei Bitcoin Diversifikationspotenzial aufgrund der niedrigen Korrelation über längere Zeiträume (0,15 zu Aktien über 10 Jahre).
Liquidität und Marktzugang: Der Goldmarkt ist riesig und etabliert. Mit täglichen Handelsvolumina von über 200 Milliarden Dollar[1] ist er extrem liquide. Du kannst Gold physisch in Form von Münzen oder Barren kaufen, aber auch über börsengehandelte Produkte (ETCs/ETFs) investieren. Bitcoin ist liquider geworden, insbesondere durch die Zulassung von Spot-ETFs in den USA[9]. Der Zugang ist über Krypto-Börsen, Broker oder sogar spezielle Geldautomaten (über 8.400 von Bitcoin Depot) relativ einfach. Das Handelsvolumen ist aber immer noch deutlich geringer als beim Gold.
Regulierung und Akzeptanz: Gold ist seit Jahrhunderten etabliert und global anerkannt. Die Regulierung ist klar. Bitcoin bewegt sich in einem jüngeren, sich dynamisch entwickelnden regulatorischen Umfeld. Während die Akzeptanz wächst (institutionelle Investoren, El Salvador als gesetzliches Zahlungsmittel), bleiben Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Regulierungen bestehen (Stichwort MiCA in der EU).
Lagerung und Sicherheit: Physisches Gold musst du sicher lagern – im Tresor zu Hause, im Bankschließfach oder bei spezialisierten Verwahrern. Das verursacht Kosten und birgt Diebstahlrisiken. Bei Gold-ETCs entfällt dies, dafür trägst du ein Emittentenrisiko. Bitcoin kannst du selbst verwahren (Hardware Wallet), was dir volle Kontrolle gibt, aber das Risiko des Verlusts der Zugangsdaten birgt ("Not your keys, not your coins"). Alternativ lagerst du es bei einer Börse, was bequem ist, aber ein Gegenparteirisiko darstellt (siehe FTX-Pleite).
Timing ist (fast) alles: Wann glänzt Gold, wann Bitcoin?
Die unterschiedlichen Eigenschaften führen dazu, dass Gold und Bitcoin in verschiedenen Marktphasen unterschiedlich reagieren. In Krisenzeiten (Rezession, Geopolitik): Hier spielt Gold traditionell seine Stärke als "sicherer Hafen" aus. Wenn die Angst an den Märkten umgeht, fliehen Anleger oft in Gold. Beispiele sind die Finanzkrise 2008 oder der Beginn des Ukraine-Kriegs 2022, wo Gold deutlich zulegte. Bitcoin hat sich in solchen Phasen bisher eher wie ein Risiko-Asset verhalten und tendenziell nachgegeben. Die Korrelation mit Aktien schlägt hier durch. Bei hoher Inflation: Gold gilt als klassischer Inflationsschutz. Steigen die Preise dauerhaft, suchen Anleger nach realen Werten, und Gold profitiert oft. Zwischen 2020 und 2023 legte Gold im Schnitt um 15% pro Jahr zu, während die Inflation hoch war. Bitcoins Rolle als Inflationsschutz ist umstrittener und weniger klar belegt. Zwar wird die Knappheit oft als Argument angeführt, doch die Preisfindung wird stark von anderen Faktoren (Zinserwartungen, Risikoappetit, Adoption) beeinflusst. 2021 stieg Bitcoin trotz hoher Inflation stark, 2022 fiel er jedoch massiv, obwohl die Inflation weiter hoch blieb.
Die Korrelation mit Zinserwartungen scheint hier stärker zu sein. In wirtschaftlichen Aufschwungphasen: Wenn die Wirtschaft brummt und die Risikobereitschaft der Anleger hoch ist ("Risk-on"), neigt Bitcoin dazu, Gold deutlich zu outperformen. Seine hohe Volatilität wirkt dann als Hebel nach oben. Gold kann in solchen Phasen eher seitwärts tendieren oder sogar fallen, da weniger Bedarf an "sicheren Häfen" besteht. Interessante Beobachtung: Einige Analysten sehen ein Muster, bei dem Goldpreis-Anstiege oft mit einer gewissen Verzögerung von starken Bitcoin-Rallyes gefolgt werden. Ob sich dieses Muster fortsetzt, ist natürlich offen, aber es deutet auf eine mögliche sequentielle Kapitalrotation hin.
Die Dosis macht das Gift: Wie viel Gold und Bitcoin gehören ins Depot?
Eine pauschale Antwort gibt es nicht, denn die optimale Allokation hängt stark von deiner individuellen Risikobereitschaft, deinem Anlagehorizont und deinen Zielen ab. Dennoch gibt es fundierte Empfehlungen:
Für die Basis-Diversifikation: Experten raten oft zu einer strategischen Allokation von 5-10% Gold im Portfolio. Dies kann helfen, Schwankungen zu glätten und das Depot in Krisen zu stabilisieren.
Für zusätzliches Renditepotenzial (und Risiko): Eine Beimischung von bis zu 5% Bitcoin kann die langfristige Rendite steigern, erhöht aber auch die Gesamtvolatilität des Portfolios. Wer sehr risikobereit ist, kann auch höhere Anteile in Betracht ziehen, sollte sich aber des Totalverlustrisikos bewusst sein. Eine Kombination beider Assets kann sinnvoll sein, um von den unterschiedlichen Eigenschaften zu profitieren. Ein Portfolio mit beispielsweise 7% Gold und 3% Bitcoin könnte ein ausgewogener Ansatz sein. Wichtig ist, die Allokation regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen (Rebalancing), um die gewünschte Gewichtung beizubehalten, besonders nach starken Kursbewegungen bei Bitcoin.
Ran an den Speck: Kauf, Verwahrung und Steuern in Deutschland
Okay, du hast dich entschieden, Gold oder Bitcoin (oder beides) ins Depot zu holen. Wie gehst du praktisch vor? Gold kaufen:
- Physisch: Münzen (z.B. Krügerrand, Maple Leaf) oder Barren von renommierten Edelmetallhändlern oder Banken. Achte auf zertifizierte Händler und bankübliche Standards (LBMA-zertifiziert). Lagerung: Bankschließfach oder sicherer Tresor zu Hause.
- Börsengehandelt (ETCs): Produkte wie Xetra-Gold oder EUWAX Gold II bilden den Goldpreis ab und sind physisch hinterlegt. Du kannst sie einfach über dein Wertpapierdepot kaufen und verkaufen. Vorteil: Keine Lagerungssorgen. Nachteil: Es fallen geringe jährliche Gebühren an.
Bitcoin kaufen:
- Krypto-Börsen/Broker: Plattformen wie Bison, Bitvavo, Kraken oder Coinbase ermöglichen den Kauf und Verkauf. Du zahlst per Überweisung oder Kreditkarte.
- Bitcoin-ETFs/ETNs: Seit kurzem auch in Europa verfügbar (z.B. über Xetra), bilden sie den Bitcoin-Preis nach. Einfacher Kauf über das Depot, aber wie bei Gold-ETCs mit Gebühren und Emittentenrisiko verbunden.
- Bitcoin-Automaten (ATMs): Für kleinere Beträge, oft aber mit hohen Gebühren verbunden.
Verwahrung von Bitcoin:
- Börse/Broker: Bequem, aber du vertraust dem Anbieter deine Coins an (Gegenparteirisiko).
- Software Wallet: App auf dem Smartphone oder PC. Du kontrollierst die Keys, aber anfällig für Hacks/Malware.
- Hardware Wallet (z.B. Ledger, Trezor): Gilt als sicherste Methode. Die privaten Schlüssel sind offline gespeichert. Erfordert technisches Verständnis und sichere Aufbewahrung des Wallets und der Backup-Phrasen.
Steuern in Deutschland (Stand April 2025): Hier gibt es einen wichtigen Unterschied!
- Physisches Gold & Bitcoin (Direktbesitz): Gewinne aus dem Verkauf sind nach einer Haltefrist von einem Jahr steuerfrei (§ 23 EStG - privates Veräußerungsgeschäft). Das wurde für Kryptowährungen 2023 vom Bundesfinanzhof bestätigt.
- Gold-ETCs/Bitcoin-ETNs: Gewinne unterliegen in der Regel der Abgeltungssteuer (zzgl. Soli und ggf. Kirchensteuer), unabhängig von der Haltedauer. Ausnahme: Manche Gold-ETCs mit physischer Auslieferungsoption (wie Xetra-Gold) können unter bestimmten Voraussetzungen wie physisches Gold behandelt werden – hier unbedingt die Details prüfen!
Diese steuerliche Regelung macht den Direktbesitz von physischem Gold und Bitcoin bei langer Haltedauer in Deutschland besonders attraktiv.
Blick in die Glaskugel: Was bringt die Zukunft?
Die Rahmenbedingungen bleiben günstig für alternative Wertspeicher. Die hohe Staatsverschuldung[7], die Tendenz zur Entdollarisierung und die anhaltende Suche nach Rendite in einem Niedrigzinsumfeld (auch wenn die Zinsen zuletzt gestiegen sind) könnten die Nachfrage nach Gold und Bitcoin weiter antreiben. Die institutionelle Adoption von Bitcoin ist ein Megatrend. Wenn große Player wie BlackRock und Fidelity nicht nur Produkte anbieten, sondern selbst investieren, schafft das Vertrauen und Liquidität. Regulatorische Fortschritte (wie MiCA in der EU) könnten ebenfalls für mehr Klarheit und Sicherheit sorgen. Technologisch entwickelt sich Bitcoin weiter (z.B. Lightning Network für schnellere Zahlungen), während Gold auf seine seit Jahrtausenden bewährte physische Beständigkeit setzt. Interessant sind auch Brücken zwischen beiden Welten, wie Plattformen, die den direkten Tausch von Bitcoin in physisches Gold ermöglichen.
Fazit: Ergänzung statt Konkurrenz
Gold und Bitcoin sind keine direkten Konkurrenten, sondern eher zwei unterschiedliche Werkzeuge im Koffer des smarten Investors.
Gold ist der Fels in der Brandung: ideal zur Stabilisierung des Portfolios, als Inflationsschutz und als Versicherung gegen systemische Krisen. Seine geringe Korrelation zu Aktien macht es zu einem wertvollen Diversifikator.
Bitcoin ist der dynamische Sprinter: hochvolatil, mit hohem Renditepotenzial, aber auch hohem Risiko. Es korreliert stärker mit Risiko-Assets, bietet aber durch seine digitale Knappheit und wachsende Adoption langfristige Chancen und Diversifikationsvorteile über andere Zyklen hinweg.
Für die meisten Privatanleger ist eine Kombination beider Assets wahrscheinlich der sinnvollste Ansatz. Eine Basis aus 5-10% Gold, ergänzt um eine spekulativere Position von 1-5% Bitcoin, kann das Risiko-Rendite-Profil des Gesamtportfolios verbessern. Die Entscheidung, was und wie viel in dein Depot kommt, triffst letztlich du – basierend auf deiner Strategie, deiner Risikotoleranz und deinem Wissen. Aber ignoriere diese beiden Anlageklassen nicht. In Zeiten wie diesen ist eine durchdachte Diversifikation über traditionelle Aktien und Anleihen hinaus wichtiger denn je. Bleib informiert und triff fundierte Entscheidungen für dein Vermögen.
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