Europa ETFs im Vergleich: Breitgestreut und günstig investieren
Einen Europa-ETF ins eigene Depot zu holen ist eine gute Möglichkeit, Europa stärker zu gewichten, ohne dafür auf einzelne Unternehmen und das damit verbundene, höhere Risiko bauen zu müssen.
Hier erfährst du, welche Indizes und daran gekoppelte ETFs für solch eine Europa-Investition in Frage kommen.
Warum überhaupt zusätzlich in Europa investieren?
Ob sich so ein ETF für dich persönlich lohnt, kannst nur du selbst dir beantworten. Maßgeblich ist das von deiner aktuellen Depot-Zusammensetzung abhängig. Hast du beispielsweise bereits einen stattlichen Anteil deines Vermögens in den deutschen DAX und noch in Einzelaktien wie ASML investiert, wird solch ein Europa-ETF für dich voraussichtlich nur wenig Sinn machen: schließlich hast du im genannten Beispiel schon "viel Europa" im Depot.
Anders verhält es sich, wenn du bisher vorzugsweise einen All-World-ETF oder eine Kombination aus World und Emerging Markets besparst beziehungsweise darin investiertest. In Emerging Markets-ETFs kommt Europa richtigerweise nicht vor, denn da sind Schwellenländer enthalten. Europa findet seinen Platz also im World- beziehungsweise All World-ETF, wobei dieser maßgeblich von den USA dominiert wird, die nicht selten rund die Hälfte des kompletten Fonds einnehmen. Verantwortlich dafür sind die großen US-Konzerne mit ihrer stattlichen Marktkapitalisierung und der Gewichtung der großen Indizes eben nach dieser.
Manch Anleger argumentiert dann zweierlei:
- Europa sollte gegenüber der USA nicht ganz so gering gewichtet werden, wie es die Marktkapitalisierung im All World-ETF automatisch macht
- Europas Unternehmen sind auch deshalb weniger wert, weil sie nicht so überbewertet wie die in den USA sind, oder anders gesagt: sie sind noch unter- oder fair bewertet
- durch eine aktive Beimischung von Europa lässt sich das effektive Währungsrisiko etwas abmildern, da der Anteil vom US-Dollar fällt und der Euro hinzugewinnt
Die ersten beiden Punkte sind ausgezeichnete Argumente, um ein aktuelles "All-World-Depot" um einen Europa-ETF zu erweitern. Tatsächlich sind europäische Unternehmen nach allen gängigen, bekannten Maßstäben weitaus weniger hoch bewertet als ihre amerikanischen Gegenspieler. Value-Investoren finden in Europa immer noch viele erstklassige Unternehmen, die seit Jahrzehnten eine dominante Marktposition unterhalten, Wachstum vorweisen und solide wirtschaften, aber nur einen Bruchteil der Marktkapitalisierung eines vergleichbaren amerikanischen Unternehmens haben.
Sich zusätzlich einen Europa-ETF ins Depot holen bedeutet auch nicht, Europa plötzlich überzugewichten. Im wohl beliebtesten ETF deutscher und europäischer Anleger, dem Vanguard FTSE All-World UCITS ETF, macht die Eurozone gerade einmal mickrige 8,5 % aus, Europa ex Euro kommt noch mit 4,5 % dazu. Zusammengerechnet sind das trotzdem "nur" 13 % für den Zusammenschluss von Industrieländern, die im Bund eigentlich fast auf Augenhöhe mit den USA agieren sollten. Mit einem Europa-ETF könntest du diesen Anteil, je nachdem was dein Zielwert ist, etwas erhöhen: zum Beispiel auf 15 oder 20 %.
Das Währungsrisiko ist ein insgesamt eher zu vernachlässigendes Argument. Sowohl amerikanische als auch europäische mittlere und große Unternehmen agieren global und sind keinesfalls nur an ihre Heimatwährung gebunden. Trotzdem ist ein stärker vermischter Währungskorb, was Währungsschwankungen angeht, kein Nachteil.
Welche Indizes kommen für Europa-ETFs in Frage?
Indizes gibt es viele: Obwohl viele davon ähnliche Namen und allesamt das "Euro" oder "Europe" tragen, unterscheiden sie sich doch im Detail. Wie du mit Sicherheit weißt, spiegeln ETFs nur Indizes ab: welches Indiz du wählst, bestimmt also auch, was später in deinem ETF enthalten ist.
Die bekanntesten und etabliertesten Indizes sind:
Außerdem gibt es von vielen Indizes noch SRI-Ableger, die dann wiederum solche Unternehmen herausfiltern, die nicht den jeweiligen ESG-Kriterien gerecht werden. Die SRI-Ableger sind eine gute Option für dich, wenn du nicht nur in Europa, sondern in besonders nachhaltige europäische Unternehmen investieren möchtest.
Außerdem wirst du anhand der Auflistung feststellen, dass sich viele Indizes sehr ähnlich sind und nur hinsichtlich des "Euro" beziehungsweise "Europe" unterscheiden. Diese unterschiedlichen Bezeichnungen haben einen Sinn. Mit "Euro" ist die "Eurozone" gemeint, deshalb findest du da beispielsweise Aktien aus Italien, Deutschland, Frankreich und Co. Mit "Europe" ist der Kontinent gemeint, da sind dann also auch Aktien von Unternehmen aus Großbritannien enthalten. Wir erinnern uns: Großbritannien gehört zwar nicht mehr zur EU, befindet sich geografisch aber natürlich nach wie vor in Europa. Die Entscheidung für "Euro" oder "Europe"-ETFs triffst du also hauptsächlich mit Hinblick darauf, ob du Großbritannien im ETF möchtest oder eben nicht. Die weiteren Länder sind aufgrund sehr kleiner Anteile am Fonds zu vernachlässigen.
Einige allgemeine Kennzahlen zu den jeweiligen Indizes:
MSCI Europe
- rund 450 Konzerne aus 15 europäischen Ländern
- nur mittelgroße und große Unternehmen
- enthält GB
Stoxx Europe 600
- die aktuell 600 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung
- kleine, mittlere und große Unternehmen enthalten
- enthält GB
Euro Stoxx
- enthält alle Titel des Stoxx Europe 600, aber nur dann, wenn sie der Eurozone zugehörig sind
- 11 Länder vertreten
- kein GB enthalten
MSCI Europe SRI
- filtert die Titel vom MSCI Europe nach SRI-/ESG-Kriterien
- GB ist enthalten
- nur Unternehmen mit mittlerer oder hoher Marktkapitalisierung
- rund 125 Aktien enthalten
- und rund 45 weitere Positionen (Bonds und Cash)
- ex fossil fuels
Euro Stoxx 50
- die 50 wertvollsten Unternehmen nach Marktkapitalisierung aus der Eurozone
- ausschließlich Standardwerte
- 19 Branchen und 11 Länder vertreten
- wird als Referenzindex benutzt, ähnlich wie der Dow Jones 30 für die USA
Top-ETFs für Europa im Vergleich
Anhand des Namens des jeweiligen ETFs erfährst du auch, welches Indiz da abgebildet wird. Welches sich davon in der Zukunft am besten entwickeln wird, kann dir natürlich niemand vorhersagen. Deine Entscheidung hängt vor allem von Fragen ab wie diesen:
- Möchte ich SRI-/ESG-Kriterien im ETF repräsentiert wissen?
- Sollen nur Standardwerte enthalten sein?
- Sollen nur mittlere und große Unternehmen oder alle Unternehmensgrößen enthalten sein?
- Möchte ich nur die Eurozone oder den Kontinent Europa erfassen?
Wir haben dir nachfolgend einige ETFs herausgesucht, mit denen du effizient und kostengünstig Europa in dein Depot beimischst. Um Überschneidungen zu vermeiden, würden wir dir aber stets empfehlen, dich für einen Europa-ETF zu entscheiden.
iShares Core MSCI Europe UCITS ETF EUR (Acc) (ISIN: IE00B4K48X80)
Der Standard-ETF für Europa enthält Werte von mittleren und großen Unternehmen aus 15 Industrieländern. Mit einer TER von 0,12 % ist er sehr günstig, investiert sind über 5.250 Millionen Euro, abgebildet wird physisch in Form des optimierten Samplings. Dieser ETF ist die Standardlösung und eignet sich auch für langfristige Anleger, da er die Dividendenerträge, die in Europa traditionell höher ausfallen als den USA, thesauriert.
Amundi MSCI Europe SRI UCITS ETF (ISIN: LU1861137484)
Filtert die im vorherigen ETF enthaltenen Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten oder den ESG-Kriterien nicht gerecht werden, schonungslos heraus. Wenn dir nachhaltiges Investieren am Herzen liegt, wäre dieser ETF daher eine gute Alternative. Die Filterung lässt er sich mit einer etwas höheren TER (0,18 %) kosten, investiert sind bereits knapp 2.000 Millionen Euro - Tendenz steigend! Insgesamt enthält dieser ETF rund 123 Aktienpositionen und rund 40 Bonds- beziehungsweise Cash-Positionen. Erträge thesauriert er.
HSBC EURO STOXX 50 UCITS ETF (ISIN: IE00B4K6B022)
Wenn du den europäischen Referenz- beziehungsweise Benchmark-Index als Investition im Depot möchtest, bekommst du hier eine besonders günstige (TER: 0,05 %) Variante geboten. Enthalten sind natürlich 50 Positionen, die Top-10 ist entsprechend hoch (rund 42 %) gewichtet. Erträge werden ausgeschüttet und entsprachen vor der Corona-Pandemie meist 3 oder mehr Prozent, zuletzt betrugen sie rund 2 %.
Lyxor Core STOXX Europe 600 (DR) UCITS ETF (Acc) (ISIN: LU0908500753)
Eine stattliche Vielfalt bietet dieser ETF, der immerhin knapp 600 Positionen enthält, darunter auch kleinere Unternehmen. Der Index bildet rund 90 % des investierbaren Marktes in Europa ab, weshalb du bei diesem ETF eine sehr breite Streuung zu einem zugleich sehr attraktiven Preis (TER: 0,07 %) bekommst. Abgebildet wird physisch, die Erträge werden thesauriert. Die Top-10 macht rund 18 % aus.
Rein historisch betrachtet, erzielt übrigens der Stoxx Europe 600 die beste Rendite. In den letzten 15 Jahren kam der Index auf eine Rendite p.a. von 6,4 %, was etwas höher als die des MSCI Europe mit 6,1 % war. Der Blue-Chip Index der 50 größten Werte fiel schon deutlicher ab und kam nur auf 4,8 % mit Großbritannien und Co. und 4,6 % als reiner Eurozonen-Index. Zuletzt lief der MSCI Europe SRI ETF sehr gut: seit seiner Auflage vor rund 2 Jahren erzielte er eine jährliche Rendite von knapp 14 % - was sicherlich nicht zuletzt dem Thema SRI/ESG geschuldet ist.
In Europa zu investieren und den Kontinent beziehungsweise die Eurozone stärker zu gewichten, kann also durchaus eine gute Idee sein - vor allem da die Bewertungen der europäischen Unternehmen nicht ansatzweise so astronomisch wie die ihrer amerikanischen Gegenspieler sind. Die traditionell hohe Ausschüttungsquote und niedrigere Verschuldungsquote im Euro-Raum könnte in einem Bärenmarkt außerdem Stärken ausspielen.
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