Ethisches Investment: Geldanlage mit moralischem Kompass
Die wenigsten privaten Anleger wollen oder können sich intensiv mit der komplexen Materie befassen - und die Auswahl an Fonds und Einzelwerten ist enorm. Sie benötigen also bestimmte Kriterien, mit deren Hilfe sie ihre Anlageziele selektieren. Dabei spielt die Ethik eine immer größere Rolle - und das hat triftige Gründe.
Die gängigen Kriterien: Was macht ein gutes Investment aus?
Üblicherweise gibt es drei Eigenschaften, die eine Geldanlage beschreiben: Risiko, Rendite und Verfügbarkeit. Die Wechselwirkungen sind dir sicher bekannt: Präferierst du eine der Eigenschaften, geht das immer zu Lasten der anderen beiden. Die zahlreichen Anlageprodukte bilden deswegen die unterschiedlichen Risikostrukturen der Anleger ab: Sie können beispielsweise wählen zwischen
- Unternehmensbeteiligungen bzw. Aktien,
- Investmentfonds mit speziellen Ausrichtungen sowie
- Indexfonds bzw. ETFs.
Doch längst ist eine weitere Dimension hinzugekommen, denn mit jedem Investment bewirkst du etwas: Du unterstützt ein Unternehmen oder mehrere mit deinem investierten Geld. Die Frage danach, wofür die Unternehmen stehen, ist also völlig legitim. Und genau hier greift dein moralischer Kompass.
Der aktuelle Paradigmenwechsel: Welche Unternehmen sind zukunftsfähig?
Der Fokus unserer Gesellschaft verschiebt sich, von Themen wie Umweltschutz, Schonung natürlicher Ressourcen und Armutsbekämpfung hängt die Zukunft ab. Umso wichtiger wird auch die Zielsetzung einer Geldanlage und damit die Frage, wer oder was vom Investment profitiert. Die Auswahlkriterien reichen also deutlich weiter, denn die Beurteilung der vom jeweiligen Unternehmen gelebten Nachhaltigkeit und Ethik gewinnt an Bedeutung. So übernehmen Anleger Verantwortung: Sie prüfen im Vorfeld genau, ob sie sich mit den jeweiligen Unternehmenszielen identifizieren können. Wichtige Punkte können dabei sein, ob die Branche zum Beispiel
- für den Raubbau an natürlichen Ressourcen,
- für die Herstellung von Waffen,
- für die Ausbeutung von Kindern oder
- für eine Zusammenarbeit mit menschenfeindlichen Regimen
verantwortlich ist. Fühlst du dich mit einem Investment in derartige Unternehmen nicht wohl, dann suche interessante Alternativen - schließlich würdest du auch einem Kriminellen kein Geld geben, damit dieser seine Aktivitäten noch verstärken kann. Im Gegenteil, du willst mit Sicherheit etwas Gutes mit deinem Geld bewirken - und dafür stehen ethische und nachhaltige Geldanlagen.
Die einschlägigen Kriterien: Was sind nachhaltige und ethische Investments?
Das Angebot nachhaltiger Geldanlagen wächst fast täglich - aber welche ist die richtige für mich? Hier wird es schwierig, denn Nachhaltigkeit ist ein Trend, dem sich kaum ein Unternehmen entziehen kann. Es stellt sich nur die Frage, wie ernsthaft dies geschieht: Greenwashing ist kein Einzelfall, Unternehmen präsentieren sich mit einem grünen Anstrich, ohne den Nachhaltigkeitsgedanken wirklich umzusetzen. Hier genauer hinzuschauen, lohnt sich in jedem Fall: Folgt das Unternehmen bzw. die Branche wirklich dem damit beschriebenen Handlungsprinzip, Ressourcen so schonend zu nutzen, dass die Regenerationsfähigkeit der relevanten Systeme erhalten und eine dauerhafte Befriedigung der Bedürfnisse möglich ist?
Die andere Seite der Medaille, nämlich die Ethik, ist ebenso wichtig: Hier geht es um Werte, um den Schutz von Mensch und Natur - also um eine in Bezug auf Ökologie, Soziales und Menschenliebe gesunde Welt. Wie sieht aber die Praxis aus? Enorme Anlagebeträge fließen nach wie vor in Unternehmen, deren Profite auf der Ausbeutung von Menschen aller Altersklassen und unseres Ökosystems beruhen.
Du hast es also selbst in der Hand, dich für ethische Investments zu entscheiden, die sich so definieren lassen: Dabei handelt es sich nicht um Geldanlagen, die moralische Bedenken auslösen - also schließen viele Anleger auch die Rüstungsindustrie aus. Um es genauer auf den Punkt zu bringen:
Ethische Geldanlagen sind nachhaltig - sie stellen gleichzeitig die nachhaltige Vermögensvermehrung sicher und fördern das ökologische und faire Handeln, indem sie Ressourcen und die Natur schonen.
Angesichts der enormen Auswahl an Unternehmen, Fonds und ETFs stellt sich die logische Frage: Wie kannst du Anlageziele finden, die einerseits zu in Bezug auf Risiko, Rendite und Verfügbarkeit zu deinem Risikoprofil, andererseits zu deinen moralischen Ansprüchen passen? Um es vorwegzunehmen: Einheitliche und verbindliche Kriterien gibt es noch nicht.
Eine Frage des Anspruchs: Welche Kriterien können als Maßstab dienen?
Derzeit nutzen viele Anleger die ESG-Kriterien zur Orientierung, auch wenn diese nach wie vor nicht mit strengen nachhaltigen oder ethischen Geldanlagen gleichzusetzen sind. Sie stellen aber einen Schritt in die richtige Richtung dar, denn Sie befassen sich mit folgenden Schwerpunkten:
Environmental (Umwelt)
Bei der Bewertung werden Fragen danach beantwortet,
. wie umweltfreundlich Unternehmen agieren,
. ob das Unternehmen nachhaltig vorgeht,
. ob sich für klimafreundliche Verfahren engagiert und
. wie es sich für erneuerbare Ressourcen einsetzt.
Social
Diese Kriterien beziehen sich auf Arbeitsbedingungen, Arbeitssicherheit und faire Bezahlung der Arbeitskräfte.
Governance
Auch das Management wird bewertet - und zwar in Bezug auf Aufsicht, Qualität der Unternehmensführung sowie Machtmissbrauch und Korruption.
Die steigende Nachfrage: Wird dieser Ansatz der Geldanlage angenommen?
In jedem Fall: Allein in Deutschland ist das Anlagevolumen nachhaltiger Investmentfonds im Zeitraum 2019 - 2021 deutlich gestiegen - mit 409 Milliarden Euro (2021) auf mehr als das Doppelte. Der Marktanteil stieg somit auf 9,4 Prozent, so das Umweltbundesamt. Demnach handelt es nicht um Anlageinstrumente, die die ESG-Kriterien als Bedingung für eine Geldanlage berücksichtigen. Unter dem Strich kommen also die nachhaltig verwalteten Eigenanlagen mit einem Volumen von 46,1 Milliarden Euro ebenso noch dazu wie die 45,8 Milliarden Euro umfassenden Einlagen von Spezialbanken, die sich auf Nachhaltigkeitsthemen fokussieren.
Statista bestätigt diesen Trend und erweitert die Betrachtung auf den Zeitraum von 2005 bis 2021 - und hier ist eine dramatische Zunahme zu sehen: Belief sich das Volumen nachhaltiger Investmentfonds und Mandate im Jahr 2005 auf gerade einmal 5 Milliarden Euro, waren es im Jahr 2021 bereits 409,5 Milliarden Euro. Der Trend zeigt klar nach oben - und die Angebotsseite trägt diesem (so langsam) Rechnung.
Die richtigen Angebote: Wie lassen sich nachhaltige und ethische Geldanlagen identifizieren?
Auch wenn laut BVI zum Ende des letzten Jahres rund 25 Prozent aller in Deutschland aufgelegten Investmentfonds sogenannte Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen waren, haben andere europäische Länder die Nase noch deutlich vorn: Schweden kommt auf 79 Prozent, die Niederlande auf 69 und Frankreich auf 60 Prozent. Der EU-Durchschnitt beläuft sich auf 40 Prozent - es gibt also noch Luft nach oben. Gleichzeitig ist es natürlich für dich als Anleger bereits jetzt schon schwierig, einzelne Unternehmen oder Fonds akribisch zu untersuchen.
Als gangbare Alternative kommen hier nachhaltige ETFs ins Spiel: Dabei handelt es sich um Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds, die kein eigenständiges (und kostenintensives) Fondsmanagement betreiben, sondern einen Index 1 : 1 abbilden. In einen Index, wie beispielsweise den DAX, werden nur Unternehmen aufgenommen, die die strengen Kriterien erfüllen. Die Auswahl wird in bestimmten Intervallen überprüft und bei Bedarf verändert. ETFs realisieren also kostengünstig die Performance der jeweiligen Indizes, zu denen auch erfolgreiche nachhaltige gehören.
Die wichtige Entscheidung:
Wie wirkt sich der Fokus auf nachhaltige und ethische Geldanlagen aus?
Mit jedem investierten Euro üben Anleger einen Einfluss aus - sie stärken bestimmte Unternehmen, Branchen und Regionen. Folgst du deinen eigenen Werten und legst diesen Maßstab auch an deine Geldanlage an, übernimmst du Verantwortung. Und ja, es kann durchaus sein, dass andere, weniger ethische und nachhaltige Geldanlagen (noch) eine höhere Rendite einspielen, weil die Unternehmen Waffen herstellen und wegen militärischer Konflikte höhere Umsätze realisieren oder knappe natürliche Ressourcen unter menschenunwürdigen Bedingungen abbauen lassen. Die Frage ist also: Kannst du mit dem Gedanken leben, dass du diese Unternehmen finanziell unterstützt und deine Rendite zu Lasten unserer Zukunft geht? Wenn nicht, dann hast du mit nachhaltigen und ethischen Geldanlage eine echte Alternative - und die wird sich auf lange Sicht in jedem Fall rechnen.
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