ETFs vs. P2P-Kredite: Lohnt sich eine Beimischung im Depot?
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P2P-Kredite sind eine neue Form der Geldanlage und versprechen hohe Zinsen. Sind sie langfristig vielleicht sogar besser als ETFs? Wir schauen auf Rendite & Risko beider Investments.
Insbesondere seit der jüngeren Vergangenheit gehören große ETFs, beispielsweise ein World-, All-World- und/oder EM-Fonds, bei vielen Deutschen (und in vielen anderen Ländern) zu den eigenen Vermögenswerten: und sollen da entweder über einige Jahre oder bis zum Renteneintritt Rendite erwirtschaften. Weitaus weniger bekannt ist eine Alternative: P2P-Kredite. Vergleichbar mit ETFs sind sie deshalb, weil sie seit rund 1 bis 2 Jahren (mal wieder) eine Renaissance erleben. Aber können sie wirklich mit ETFs mithalten, sie vielleicht langfristig sogar outperformen?
Kurze Erklärung zum Einstieg: Was sind P2P-Kredite?
"P2P" steht kurz für "Peer to Peer", ins Deutsche übersetzt bedeutet das so viel wie von "Mensch zu Mensch" oder einfach "in direkter privater Tätigkeit". Im Fachjargon des Finanzwesens lässt es sich auch einfach so darstellen, dass der sonst bei Krediten typische Mittelsmann fehlt. Kreditnehmer leihen sich ihr Geld dann nicht mehr bei der Bank, sondern bei dir und anderen P2P-Kreditgebern, die in einem der zahlreichen Netzwerke angemeldet sind. Sicherheiten bekommst du dafür, anders als die Bank, keine. Wohl aber eine bessere Rendite, die die fehlenden Sicherheiten und den generellen Umstand, dass du als Privatperson keinerlei eigene Bewertungsmöglichkeiten über die Bonität des Kreditnehmers hast, ausgleichen sollen.
Wer sich also die Frage stellt, ob ein ETF oder P2P-Kredite ins Vermögensportfolio gehören, wie sie gewichtet werden sollten und ob man auf eine der beiden Möglichkeiten vielleicht pauschal verzichten könnte, muss sich zuerst mit dem Risikobefassen. Dazu an dieser Stelle noch einmal zur Erinnerung: jede Investition trägt ein Risiko, anderenfalls wäre sie keine Investition, sondern ein Geschenk. Es geht also nicht darum zu ermitteln, "ob" ein Risiko besteht, denn das existiert in jedem Fall, sondern wie hoch es einzuschätzen ist.
Muss man sich für einen ETF oder P2P-Kredite entscheiden?
Die Frage nach dem "und" beziehungsweise "oder" kommt normalerweise auf, wenn eine Portfolio-Zusammenstellung diskutiert wird. Das impliziert bereits, dass in dem "Portfolio" verschiedene Investitionen und damit Anlageformen enthalten sind. Es geht also nicht unbedingt um einen Verzicht: zumal ETFs, die letztlich nur die Wirtschaft und die internationalen Kapitalmärkte widerspiegeln, über Jahrzehnte erprobt die mit großem Abstand beste und sicherste Anlageform darstellen. Das Fundament in jedem Anlageportfolio sollte in der Regel immer der Kapitalmarkt sein: der sich am breitesten gestreut und einfachsten nun einmal über ETFs abbilden lässt.
Sobald dieses Fundament steht, geht es an die nächste Frage: "Was könnte noch in das Portfolio?". Das bekannte Mantra, niemals alle Eier in einen Korb zu legen, trifft durchaus auf das eigene Portfolio zu. Folglich ist es mitunter sinnvoll, wenn das eigene Vermögen nicht zu 100 % aus ETFs besteht, sondern auch noch zu bestimmten Anteilen aus Immobilien, Kryptowährungen, Einzelaktien, Unternehmensbeteiligungen oder eben P2P-Krediten. Vorweg darf dir also gesagt sein: dein ETF wird nicht obsolet, ganz besonders nicht durch P2P-Kredite, die neben Kryptowährungen generell wohl die schlechteste Variante darstellen, um ein solides Fundament wie breitgestreute Kapitalmarktinvestitionen zu ersetzen.
Typische Fragen, die du dir bei einem Vergleich beider Anlageformen stellen solltest:
- Welche Anlageform hat das höhere Risiko?
- Wo erwartet mich die bessere Rendite?
- Haben ETFs oder P2P-Kredite die größere Volatilität?
- Wo droht mir eher ein Totalverlust?
- Womit baue ich langfristig solide Vermögen auf?
- Wo erwartet mich relativ zeitnah das große Geld?
Diese Faktoren spielen bei deiner Entscheidung eine Rolle
Die eben dargestellten Fragen lassen sich durchaus pauschal beantworten, solch pauschalisierte Antworten musst du im Gegenzug aber auf deine persönliche Situation ummünzen. Deine eigene Lebenssituation sollte bei deinen Investmententscheidungen immer den Ton angeben: aber auch welche Ziele zu verfolgst, wie lang du gewillt bist, Kapital zu binden und wie du damit umgehen kannst, selbiges mitunter vollständig oder zu großen Teilen zu verlieren. Nicht zuletzt ist immer wichtig, dass du in der Nacht noch ruhig schlafen kannst: anderenfalls ist dein Risiko-Level zu hoch angesetzt.
Als Beispiel: Möchtest du dein Kapital nur für zwei oder drei Jahre binden, ist ein ETF mitunter nicht die optimale Lösung. Schwankungen an den Kapitalmärkten sind keine Seltenheit, folglich ist durchaus denkbar, dass du vielleicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt investierst, die Märkte fallen oder gar crashen und du dann zwei oder drei Jahre später weniger Kapital als vorher hast. Für solche kurzfristigen Anlagehorizonte könnte eine Investition in P2P-Kredite mitunter sinnvoll sein. Aber auch dann ist zu bedenken, dass du genauso gut all dein Geld verlieren kannst, wenn es beispielsweise zu einem Crash der Wirtschaft kommt und die Kreditnehmer reihenweise ausfallen, ohne dass die Plattform diesen Verlust auffangen kann.
Dein Risikoprofil muss so gewählt sein, dass du in der Nacht noch gut schläfst, zeitgleich aber eine attraktive Rendite erwirtschaftest. Erfahrungsgemäß kannst du das nur selbständig herausfinden. Viele Privatanleger halten sich anfänglich für relativ risikogewillt und souverän, bekommen aber schnell kalte Füße, wenn sie ihre erste Korrektur oder gar einen Crash miterleben müssen. Selbiges gilt für Kreditausfälle im P2P-Universum. Ein guter Tipp ist daher, das Risiko anfänglich eher niedrig anzusetzen: es ist einfach sehr schwer zuvor abzuschätzen, wie souverän du tatsächlich agierst, wenn du siehst, wie sich dein Erspartes (temporär) in Luft auflöst.
Der direkte Vergleich: ETF vs. P2P
#1 - das Risiko
Bei beiden Anlageformen hast du die Möglichkeit, dein Risiko höher oder niedriger anzusetzen. Wenn du beispielsweise in einen All-World-ETF einzahlst, bist du sehr solide und mit überschaubarem Risiko aufgestellt. Investierst du hingegen in einen SmallCap- oder beispielsweise Asia-Growth-ETF, hast du schon ein weitaus höheres Risiko, einfach deshalb, weil die im Fonds enthaltenen Unternehmen weniger solide sind.
Im Gegenzug kannst du auch bei P2P-Krediten dein Risiko zumindest teilweise definieren, indem du vorab analysierst, wem du überhaupt Geld leihst. Das Risiko bleibt aber unabhängig dessen ausgesprochen hoch. Kreditnehmer (und Kredite verkaufende Banken) sind deshalb auf solchen Plattformen, weil sie keinen Kredit mehr bei einer "klassischen" Bank erhalten oder als Bank einen Teil des eigenen Risikos auf fremde Schultern verteilen möchten. Größere P2P-Plattformen wie Mintos* bieten dir verschiedene Tools um dein Portfolio nach beliebigen Risikoaspekten zu definieren. Bondora* geht mit dem Produkt "Go & Grow" einen anderen Weg. Hierbei erhalten Anleger 6,75% p.a. Rendite, also deutlich weniger als die P2P-Durchschnittsrendite. Dafür ist das Geld allerdings täglich verfügbar, ähnlich wie bei einem Tagesgeldkonto. Die Plattform trägt außerdem das Ausfallrisiko bei den Krediten selbst und die Zinsen werden jeden Tag direkt auf das Konto gutgeschrieben. Eine Einlagensicherung gibt es bei P2P grundsätzlich nicht.
Zusammengefasst sind ETFs weitaus fundierter und weniger riskant, vor allem dann, wenn du dich für einen großen, breitgestreuten ETF entscheidest. Eine wichtige Regel lautet: Finger weg von Trend-ETFs wie Clean Energy oder Cannabis!
#2 - die Rendite
Die historische Durchschnittsrendite des Kapitalmarktes beträgt 7 % p.a. Bei P2P-Krediten ist mehr drin, normalerweise rund 9 bis 13 % - je nachdem, was für Kredite du ausgibst. Beides fällt in Deutschland unter die Kapitalertragssteuer. Ein wichtiger Unterschied, der deine Rendite effektiv mindert: bei P2P-Krediten kannst du die Kapitalertragssteuer nicht versetzt ansetzen, wie bei einem ETF. Dein Zinseszins-Effekt ist bei P2P-Krediten also geringer (da direkt die ganze Steuerlast abgeht) und damit auch die effektive Rendite.
#3 - die Volatilität
ETFs bilden den Kapitalmarkt ab, der immer schwanken wird: je nachdem, in welche ETFs du investiert, mal stärker und mal schwächer. Crashs können ein (temporäres) Loch in dein Portfolio und deine Nerven reißen, genauso gibt es aber auch Boomphasen mit mehr als 10 % p.a.
Bei P2P-Krediten sind die Konditionen vorab klar, wodurch sich die Volatilität reduziert. Der größte Volatilitäts-Faktor sind hier unvorhergesehene Kreditausfälle. Auch aus diesem Grund ist immer ratsam, als P2P-Kreditgeber das Kapital großzügig zu streuen.
Fazit: Was ist langfristig nun besser?
Die Antwort ist ganz einfach: ETFs beziehungsweise der Aktienmarkt. P2P-Kredite weisen ein hohes Risiko auf, die Rendite von 9 bis 13 % wird dem nicht unbedingt gerecht. Außerdem erhältst du keine Möglichkeit zur nachgelagerten Versteuerung, weshalb sich ETFs und P2P-Kredite hinsichtlich des Zinseszinseffektes näher beieinander befinden, als die isolierte jährliche Rendite vermuten lassen würde. Um dein Investment-Portfolio etwas abzurunden, kommen P2P-Kredite mitunter in Frage: dann zu überschaubaren Anteilen. Generell werden die P2P-Kredite zeitnah nicht verschwinden: allein deshalb, weil die Plattformen großzügige Provisionen auszahlen, wenn Kreditgeber (wie du) angeworben werden.
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