ETFs für Anfänger: Welche sind das und was gibt es zu beachten?
Breitgestreute Fonds sind auch für Laien eine unkomplizierte und effiziente Möglichkeit, um an den Wertzuwächsen und Renditechancen des Kapitalmarktes zu partizipieren. In diesem Beginners-Guide erfährst du, welcher ETF sich für Anfänger eignet und was die bei ihrer Geldanlage beachten sollten.
Einleitung: Das kleine Einmaleins der Aktien und ETFs
Bevor wir uns den Details und spezifischen ETF-Möglichkeiten widmen, soll es zunächst darum gehen, in was überhaupt investiert wird und wie das funktioniert. "ETF" ist die Abkürzung für "Exchange Traded Fund". In diesen Produkten werden verschiedene Aktien von unterschiedlichen Unternehmen gebündelt und nach einem Index abgebildet.
Daraus ergeben sich zwei große Unterschiede. Anders als bei einer "normalen" Aktie, erwirbst du nicht "nur" ein Unternehmen, sondern alle Aktien der Unternehmen, die in diesem ETF beziehungsweise dem Index abgebildet werden. Normalerweise haben die wertstärksten Unternehmen auch die größten Anteile. Ein sehr großes Unternehmen wie Apple ist in so einem ETF also wertmäßig stärker vertreten als ein eher kleines Unternehmen wie beispielsweise der deutsche Autovermieter Sixt.
Der zweite große Unterschied ergibt sich aus der Abgrenzung gegenüber "aktiven Fonds". Bei aktiven Fonds, wie sie auch häufig von Banken beworben werden, kümmert sich ein Fondsmanager mitsamt seinem Team um die Zusammenstellung. Die Aktien und ihre Anteile werden also nicht rein nach Unternehmenswert (Marktkapitalisierung) erfasst. In der Praxis hat das für die meisten Anleger vor allem Nachteile, denn bei aktiven Fonds entstehen hohe Gebühren, die schlimmstenfalls die Rendite komplett "auffressen". Außerdem ist gar nicht sichergestellt, dass der Fondsmanager tatsächlich bessere Entscheidungen als der Markt in seiner Ganzheit bildet.
Gerade aber den Markt in seiner Ganzheit bilden die meisten ETFs ab. Natürlich lässt sich das noch eingrenzen, beispielsweise wenn sich ein ETF nur kleineren Unternehmen oder nur solchen aus dem Gesundheitswesen oder nur solchen die mit Energie und Rohstoffen zu tun haben widmet. Für Anfänger ist das aber zunächst weniger relevant.
Das brauchen Anfänger, um in einen ETF zu investieren
Der Einstieg in den Kapitalmarkt ist mittlerweile nicht mehr schwer. Alles, was du dafür benötigst, ist:
- ein Depot bei einer Bank oder einem zugelassenen Dienstleister (beispielsweise auch Neobroker)
- ein Verrechnungskonto, von welchem das Depot das Geld einzieht, wenn du einen ETF kaufst
Dann kann es eigentlich, zumindest sobald du einen ETF gefunden hast, der dir gefällt, auch schon losgehen. Ein weiterer Unterschied besteht zwischen der Art und Weise, wie und wann du Geld investierst. Da hast du die Wahl zwischen einem einfachen Kauf beziehungsweise einer Einmalanlage und einem Sparplan. Beim einfachen Kauf kaufst du einfach dann Anteile von dem ETF, wenn du eben Kapital über hast und dieses investieren möchtest. Bei einem Sparplan wird in festen Intervallen, normalerwiese monatlich, immer der ausgewählte ETF für einen zuvor festgelegten Betrag gekauft. Wie viele Anteile du dann erhältst, ist vom jeweiligen Kurs abhängig, der am Tag der Sparplanausführung vorlag.
Weitere wichtige Begrifflichkeiten, die du vor deiner Investition kennen solltest
Da wir uns mit diesem Beitrag dem klassischen Aktien- und Kapitalmarkt-Anfänger widmen, behandeln wir nachfolgend absichtlich nur die wichtigsten Begriffe.
TER - Das sind die laufenden Kosten, die ein ETF verursacht. Bei den meisten marktbreitgestreuten ETFs bewegen sich diese zwischen etwa 0,10 und 0,25 %. Zum Vergleich: In der Summe fallen bei aktiv verwalteten Fonds häufiger eher 3-6 % Kosten an. Alle Kosten werden automatisch mit dem ETF verrechnet, es entsteht also kein weiterer Geldabzug von deinem Konto.
Risiko und Rendite - Beide Begriffe sollte jemand, der am Kapitalmarkt unterwegs ist, kennen. Die Rendite ist der Wertzugewinn, den der genutzte Index (und damit der ETF) über einen bestimmten Zeitraum erzielte. Das Risiko ist, dass du auch Geld verlieren kannst. Eine einfache wie immer gültige Grundregel besagt: Keine Rendite ohne Risiko.
Diversifizierung - Das ist eine der großen Stärken von ETFs. Sie streuen das Kapital marktbreit, also über viele verschiedene Unternehmen, teilweise sogar mehrere tausende Unternehmen. Dadurch ist es für dich als Anleger quasi unerheblich, wenn eines der Unternehmen pleitegeht, schließlich verbleiben viele andere Unternehmen, die diesen Verlust kompensieren können. ETFs sind vor allem auch mit kleinem Kapital die beste Möglichkeit zu diversifizieren, da nur ein Kauf notwendig ist, wodurch du Brokergebühren und Aufwand sparst.
Thesaurierung oder Ausschüttung - Viele Unternehmen zahlen regelmäßig Dividende. Bei einem thesaurierenden Fonds werden diese ohne dein Zutun direkt reinvestiert. Das maximiert über die Jahre den Zinseszinseffekt. Alternativ kannst du ETFs wählen, die diese Erträge ausschütten - du bekommst sie dann regelmäßig, meist halbjährlich, auf das Konto als Geldbetrag überwiesen.
Diese Sicherheiten und Vorteile bieten dir ETFs
Die Vorteile gelten nicht nur für Anfänger, sondern für alle investierten Anleger.
- ETFs sind transparent, sehr kostengünstig und einfach zu handhaben
- sie sind während der Handelszeiten jederzeit handelbar, du bindest dein Kapital nicht fest
- du musst keine einzelnen Unternehmen analysieren und Wetten auf diese treffen, sondern partizipierst einfach an der marktbreiten oder sektorweiten Wertentwicklung
- ETFs werden als Sondervermögen gehandhabt, selbst bei dem unwahrscheinlichen Szenario einer Bankenpleite wären sie also geschützt
- in Deutschland gelten für ETFs einige Steuervorteile durch eine nachgelagerte Besteuerung, was dir in der Ansparphase indirekt hilft, um weiteres Kapital aufzubauen
- du kannst jederzeit nachschauen, welche Unternehmen in deinem ETF vertreten sind, wie viel Kapital da investiert ist und wie sich dieser historisch entwickelte
Diese ETFs sind für Anfänger eine gute Wahl
Vorweg sei gesagt: Die nachfolgenden ETFs sind für alle Anfänger eine gute Wahl, ebenso aber für Kapitalmarktexperten. Die effiziente Markthypothese unterstellt anhand historischer Daten, dass niemand durch aktives Zutun den Markt überhaupt schlagen kann. Demzufolge wären breitgestreute, kostengünstige ETFs, die man einfach nur für möglichst viele Jahre hält, immer die effizienteste und renditestärkste Möglichkeit, das eigene Geld anzulegen.
Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Dist) (ISIN: IE00B3RBWM25)
Das ist mit Sicherheit der bekannteste ETF in Deutschland überhaupt - und das aus gutem Grund. Der Vanguard All-World bildet repräsentativ den quasi kompletten Kapitalmarkt aller Industrie- und Schwellenländer ab. Du bekommst also die maximale Diversifikation und zugleich eine sehr günstige Kostenquote (0,22 %). Insgesamt erwirbst du mit diesem ETF etwas mehr als 3.700 Aktien, die allesamt in diesem Fonds gebündelt sind.
Der ETF ist die optimale Lösung, um an der Wertentwicklung der Weltwirtschaft teilzuhaben, ganz ohne Bias oder Favoriten. Da sich in den USA die wertvollsten Unternehmen der Welt befinden, hat dieses Land einen sehr hohen Anteil am ETF. Deutsche Unternehmen spielen ebenso eine, aber eher eine untergeordnete Rolle, da unsere Unternehmen hierzulande im Vergleich zu den USA eine eher überschaubare Marktkapitalisierung haben.
Historisch betrachtet, ist dieser ETF die effizienteste Lösung. Außerdem kennt der Kapitalmarkt seit seines Bestehens nur eine Richtung: nach oben. Diese Richtung kann zwar temporär durch Rücksetzer, Krisen, Korrekturen und Crashes einmal unterbrochen werden und auch Wertverluste sind dann normal, langfristig hat der Kapitalmarkt diese aber immer locker hinter sich gelassen.
Unternehmen, die in diesem ETF mit hohen Anteilen enthalten sind, sind zum Beispiel:
- Apple, Microsoft, Google, Netflix, Facebook und Amazon
- Tesla und Nvidia
- JPMorgan Chase
- Adobe und PayPal
- ASML
- BASF, Bayer, SAP und die drei großen deutschen Autobauer
Vorteil, wenn du noch keine Kapitalerträge hast: Da der Vanguard All-World Erträge ausschüttet, kannst du die aktuelle Freigrenze von 801 Euro nutzen und damit effektiv Steuern optimieren. Der ETF schüttet rund 1,5 % seines Wertes pro Jahr als Ertrag aus, was sich aus den Dividenden der einzelnen Unternehmen ergibt.
Xetra-Gold (ISIN: DE000A0S9GB0)
Vielleicht hast du schon einmal davon gehört, dass Gold ein verlässlicher Inflationsschutz ist? Wenn du das auch und an eine positive Wertentwicklung des Goldpreises glaubst, kannst du in Gold mit diesem ETC investieren. Er bildet die Wertentwicklung vom Goldpreis ab und hinterlegt das jeweilige Gold zugleich als Sicherheit. Emittiert wird er von der Deutsche Börse.
Ein weiterer Vorteil speziell in Deutschland: Wenn du diesen ETC mindestens ein Jahr gehalten hast, kannst du ihn fortan verkaufen, ohne die möglichen Gewinne versteuern zu müssen.
iShares Core MSCI World UCITS ETF (ISIN: IE00B4L5Y983) & iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (ISIN: IE00BKM4GZ66)
Beide ETFs sind letztlich nur das, was der oben genannte Vanguard ETF in einem Produkt ist. Manche Anleger erachten es aber als Vorteil, die Schwellenländer selbst freier gewichten zu können. Der EM IMI ETF ist der für die Schwellenländer.
Du könntest über deine Investitionen damit selbst steuern, welche Anteile in deinem Depot du den Industrie- und welche du den Schwellenländern (allen voran China) zuschreiben möchtest - beispielsweise 70/30 oder 60/40. Beide besitzen eine sehr günstige TER und thesaurieren Erträge. Sie werden vom größten Vermögensverwalter der Welt BlackRock emittiert.
Damit sind eigentlich schon alle ETFs aufgezählt, die Anfänger kennen sollten. Sektorwetten, Small Caps, Momentum und so etwas wie Rohstoff-ETFs (außer Gold) sind eher für Fortgeschrittene geeignet. Anfänger fahren mit dem Vanguard oder beiden iShare-ETFs hingegen sehr gut - mit Gold als optionale Ergänzung. Jeder der hier vorgestellten Fonds kann mit einem kostenlosen Scalable Capital ETF Sparplan monatlich bespart werden.
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