Bye-bye Wirecard: Delivery Hero steigt in den DAX auf
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Nach der Insolvenz des Zahlungsdienstleisters Wirecard steigt der Essenslieferdienst Delivery Hero in den DAX auf. Der internationale Online-Bestelldienst nimmt den Platz des Finanzdienstleisters ein. Er ist seit September 2017 an der Börse gelistet und war zuvor im MDAX notiert.
Delivery Hero löst Wirecard im DAX ab
Am Abend des 19. August 2020 teilte die Deutsche Börse in Frankfurt am Main mit, dass der Essenslieferdienst Delivery Heroin den DAX aufsteigt. Der Lieferdienst löst den insolventen Finanzdienstleister Wirecard ab und nimmt dessen Platz im deutschen Leitindex ein. Nach dem Immobilienkonzern Deutsche Wohnen vor wenigen Wochen ist der Online-Bestelldienst das zweite Berliner Unternehmen, das in den Leitindex aufsteigt. Die Hauptstadt war zuvor 14 Jahre lang nicht im DAX vertreten. Grund für den Aufstieg von Delivery Hero waren der Börsenwert des Streubesitzes und der Handelsumsatz. Der Lieferdienst lag auf der maßgeblichen Rangliste der Deutschen Börse vom Juli 2020 auf dem 27. Platz beim Börsenwert und auf dem 33. Platz beim Handelsumsatz.
Delivery Hero als börsennotiertes Unternehmen
Der Lieferdienst mit Sitz in Berlin war ein Start-up, das schon im Mai 2011 gegründet wurde und weltweit Online-Plattformen zur Bestellung von Essen betreibt. Ein Börsengang wurde im Herbst 2015 geprüft. Der Börsengang sollte 2016 erfolgen. Der Lieferdienst ging jedoch erst am 18. September 2017 an die Börse. Beim Börsengang wurde eine Aktie mit 25,50 Euro platziert. Der Wert des Unternehmens entsprach mit 153 Millionen Altaktien und 19 Millionen neu emittierten Aktien beim Börsengang 4,4 Milliarden Euro. Bis zum 18. Juni 2018 war das Unternehmen im Nebenwerte-Index SDAX gelistet. Vor dem Aufstieg in den DAX war es im MDAX notiert. Offiziell nimmt Delivery Hero am 24. August 2020 den Platz von Wirecard im DAX ein.
Wer ist Delivery Hero?
Das einstige Start-up ist in mehr als 40 Ländern aktiv und betreibt Online-Plattformen für die Bestellung von Essen bei lokalen Anbietern. Von den ungefähr 25.000 Mitarbeitern weltweit sind etwa 1.300 Mitarbeiter in Berlin tätig. Die Mitarbeiter sind mit der Vermittlung von Lieferdiensten zwischen Restaurants und deren Kunden beschäftigt. Das Unternehmen verdient sein Geld vorrangig mit Provisionen, die von den teilnehmenden Restaurants gezahlt werden. Das Unternehmen betreibt jedoch auch eigene Großküchen und Lieferdienste.
Kunden aus Deutschland können nicht bei Delivery Hero bestellen, da das Deutschlandgeschäft mit Lieferheld, Foodora und Pizza.de im April 2019 an das niederländische Konkurrenzunternehmen Takeaway.com verkauft wurde. Das deutsche Unternehmen erzielte 2019 mehr als die Hälfte seines Umsatzes in Nordafrika und im Nahen Osten. Noch im dritten Quartal 2020 will der Lieferdienst auch in Japan aktiv werden.
Profiteur in der Corona-Krise
Auch wenn Delivery Hero zu den Profiteuren der Corona-Krise zählt, schreibt das Unternehmen gegenwärtig noch rote Zahlen. Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, bereinigt um Sonderposten, lag im ersten Halbjahr 2020 nach vorläufigen Zahlen bei 319,5 Millionen Euro. Erst am 27. August 2020 wird die endgültige Halbjahresbilanz vorliegen. Einen Aufschwung konnte das Unternehmen aufgrund der starken Nachfrage nach Essenslieferungen während der Corona-Krise verzeichnen. Das Unternehmen hat daher seine Prognose für das Gesamtjahr 2020 erhöht. Es erwartet einen Umsatz von 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Verdoppelung.
Vorzeitiger Austritt von Wirecard aus dem DAX
Der insolvente Finanzdienstleister Wirecard verlässt den DAX bereits vorzeitig, am 24. August 2020. Ursprünglich hätte er den deutschen Leitindex erst am 21. September 2020 verlassen müssen. Nach dem Bilanzskandal von Wirecard brach der Börsenwert des Unternehmens auf 200 Millionen Euro ein. Die bisherigen Regelungen wurden aufgrund einer Umfrage der Deutschen Börse unter den Marktteilnehmern geändert. Die Mehrheit der Marktteilnehmer sprach sich für eine Änderung der Regelungen und für eine Verbannung von Wirecard aus dem deutschen Leitindex aus. Insolvente Unternehmen müssen aufgrund der neuen Regelungen kurzfristig die DAX-Auswahlindizes, zu denen auch MDAX, SDAX und TecDAX gehören, verlassen. Das war nach den alten Regelungen erst bei der nächsten regulären Überprüfung notwendig, die alle drei Monate stattfindet. Erst im September 2018 hatte Wirecard den freigewordenen Platz der Commerzbank im DAX eingenommen.
Wirecard steht gegenwärtig im DAX an letzter Stelle, also auf Platz 30. Diesen Platz wird Delivery Hero einnehmen. Weiterhin wurde das Regelwerk des Indizes geändert. Zukünftig können insolvente Unternehmen innerhalb weniger Tage aus dem DAX entfernt werden.
Mehr als nur Prestige für Delivery Hero
Der Aufstieg von Delivery Hero in den DAX ist für das Unternehmen mehr als nur Prestige. Der Lieferdienst kann mit der Notierung im DAX von einigen Vorteilen profitieren. Die Börsenindizes, darunter der DAX, werden durch ETFs exakt nachgebildet. Wer in einen ETF auf den DAX investiert, muss also auch Aktien von Delivery Hero erwerben. Das könnte zu einem Kurs-Anstieg führen.
Unter den Lieferdiensten herrscht ein harter Verdrängungswettkampf. Experten rechnen damit, dass der Weltmarkt der Essenslieferanten bald nur noch unter wenigen Lieferdiensten aufgeteilt wird. Der Aufstieg in den deutschen Leitindex könnte daher ein entscheidender Vorteil für Delivery Hero sein. Die Aktie des Unternehmens hat seit Beginn 2020 um 47 Prozent auf ungefähr 104 Euro zugelegt.
Fazit: Delivery Hero wird DAX-Nachfolger von Wirecard
Am 24. August 2020 verlässt der insolvente Finanzdienstleister Wirecard den DAX. Grund für den vorzeitigen Ausstieg ist eine Änderung der Regelungen aufgrund einer Umfrage der Deutschen Börse bei den Marktteilnehmern. Nachfolger von Wirecard im deutschen Leitindex wird der Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero. Das Berliner Unternehmen konnte während der Corona-Krise ein starkes Wachstum verzeichnen.
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