Der Cum-Ex-Skandal: Was wirklich geschah

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Entdecken Sie den Cum-Ex-Skandal: ein komplexes Netz aus illegalen Finanztransaktionen, das das Vertrauen in das Finanzsystem erschüttert und politische Wogen geschlagen hat.

Der Cum-Ex-Skandal: Was wirklich geschah

Einblick in die Schattenwelt der Finanzen

Es gibt Ereignisse in der Finanzwelt, die mehr nach einem Thriller klingen, als nach der Realität. Der Cum-Ex-Skandal in Deutschland gehört zu diesen und ist gezeichnet von Komplexität, raffinierten Machenschaften und einem Schlag gegen das Vertrauen in die Integrität des Finanzsystems. In diesem Artikel beleuchten wir, was wirklich hinter diesen dubiosen Transaktionen steckt und warum selbst Politiker wie Olaf Scholz in den Strudel der Ermittlungen gezogen werden.


Das Prinzip der Cum-Ex-Geschäfte

Um zu verstehen, was den Skandal überhaupt ermöglichte, müssen wir zuerst einen Blick auf das zugrunde liegende Konzept der Cum-Ex-Geschäfte werfen. Vereinfacht gesagt, nutzten Banken und Investmentfonds eine Lücke im Steuersystem aus, um sich Kapitalertragsteuern, die bereits gezahlt waren oder rechtlich gesehen gar nicht erst erhoben worden sein sollten, mehrfach erstatten zu lassen.

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Cum-Ex leitet sich von den lateinischen Begriffen „cum“ (mit) und „ex“ (ohne) ab. Die Geschäfte bezogen sich auf den Handel von Aktien mit („cum“) und ohne („ex“) Dividendenanspruch rund um den Stichtag der Dividendenausschüttung.

Durch Leerverkäufe, Aktienleihen und blitzschnellen Handel (oft innerhalb eines Tages) von Aktien mit Dividendenansprüchen um den Dividendenstichtag herum, gestalteten die Akteure den Anschein, als hätten mehrere Parteien Anspruch auf die Erstattung der Kapitalertragsteuern – für manche Akteure bedeutete das eine sogenannte "Steuererstattung" für Steuern, die niemals abgeführt worden waren.


Kernelemente eines ausgeklügelten Betrugs

Der Skandal konnte dank mehrerer Faktoren gedeihen: Unklarheiten im Gesetz, die Internationalität der Finanzmärkte, die Nutzung von Schnelllebigkeit des Handels sowie die Involvierung von renommierten Banken und Finanzinstitutionen, die normalerweise für Seriosität und Stabilität stehen. Die Geschäfte wurden oft über Ländergrenzen hinweg von Aktienhändlern, Banken und Fonds initiiert. Dabei wurden die Papiere kreuz und quer durch verschiedene Staaten, Käufer und innerhalb verschiedenster Firmenkonstrukte geschoben. Diese Komplexität machte es für Außenstehende und ebenso für die Finanzbehörden schwierig, den Überblick zu behalten und die illegalen Aktivitäten zu erkennen.


Das Ausmaß des Schadens

Die genaue Summe, die dem deutschen Fiskus durch die Cum-Ex-Geschäfte entgangen ist, ist schwer zu beziffern. Die Schätzungen gehen von über 30 Milliarden Euro aus, die durch diese Aktivitäten illegal erstattet oder nicht bezahlt wurden. Diese Zahl macht deutlich, warum der Cum-Ex-Skandal als der größte Steuerskandal in der Geschichte Deutschlands gilt. Diese enormen Verluste sind nicht nur für den Fiskus schmerzhaft. In letzter Instanz sind es die Bürgerinnen und Bürger, die durch höhere Steuern oder verringerte Staatsleistungen den Preis für diesen Betrug bezahlen. Das Vertrauen in das Finanzsystem und seine Kontrollmechanismen wurde schwer erschüttert.


Politische Verstrickungen und Untersuchungen

Der Skandal erreichte eine neue Dimension, als renommierte Politiker in den Fokus der Ermittlungen gerieten. Der ehemalige Hamburger Bürgermeister und jetzige Finanzminister Olaf Scholz rückte ins Zentrum der Debatten, da seine Amtsführung in Hamburg während des Höhepunkts der Geschäfte hinterfragt wurde. Konkret geht es darum, ob Scholz und seine Verwaltung Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Hamburger Finanzbehörden genommen haben, als es darum ging, Millionenforderungen gegen die Privatbank M.M.Warburg & CO nicht zu erheben. Bisher konnte Scholz jedoch keiner direkten Verwicklung überführt werden – seine Aussagen in den Ausschüssen waren eher allgemeiner Natur und die Beweislage ist dünn.


Die Reaktion der Öffentlichkeit und die Folgen

In der deutschen Öffentlichkeit hat der Cum-Ex-Skandal für Empörung und Frustration gesorgt. In einer Zeit, in der viele Menschen das Gefühl haben, dass die „kleinen Leute“ die Lasten tragen und die Reichen ungeschoren davonkommen, wurde dieser Eindruck durch die Ereignisse rund um Cum-Ex bestärkt. Forderungen nach einem Untersuchungsausschuss, strengeren Kontrollen im Finanzsektor und besserem Schutz für Whistleblower wurden laut. Während der deutsche Staat tatsächlich neue Gesetze zum Schutz von Whistleblowern in Betracht zieht, wird der vorgelegte Gesetzentwurf von Kritikern als unzureichend bezeichnet. Die Bürger wünschen sich entschiedene Maßnahmen, die solchen Betrügereien in Zukunft effektiv den Riegel vorschieben.


Brisanz bis heute: Die aktuellen Entwicklungen

Obwohl die Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals schon seit Jahren andauert, ist das Thema weiterhin aktuell. Neue Ermittlungen, Prozesse und Enthüllungen halten die Brisanz aufrecht und speisen die Befürchtung, dass ähnliche Geschäfte auch weiterhin abgewickelt werden könnten. Politiker und Gerichte sind damit beschäftigt, das komplexe Geflecht zu entwirren und Gerechtigkeit herzustellen. Doch die Schwierigkeit, konkrete Beweise zu sichern und die globale Dimension der Fälle, stellen Ermittler und Justiz vor signifikante Herausforderungen.


Cum-Ex und die Lehren für den Finanzmarkt

Die Enthüllungen um den Cum-Ex-Skandal haben gezeigt, dass es trotz der Fortschritte seit der Finanzkrise von 2008 noch immer gravierende Mängel im internationalen Finanzsystem gibt. Es gilt, die Regulierungen zu verschärfen und die Zusammenarbeit zwischen den Behörden der verschiedenen Länder zu intensivieren, um solchen Praktiken in Zukunft effektiv entgegentreten zu können. Die Fragen, die der Skandal aufwirft, sind grundlegender Natur: Wie kann die Integrität des Finanzsystems sichergestellt werden? Und wie lässt sich ein Gleichgewicht herstellen zwischen der notwendigen Freiheit der Märkte und dem Schutz des Staates und seiner Bürgerinnen und Bürger vor Betrug und Ausbeutung?


Nützliche Fakten rund um den Cum-Ex-Skandal

Ein Überblick in Tabellenform kann helfen, die Komplexität des Themas greifbarer zu machen. Hier sind einige Schlüsselfakten, die für einen besseren Überblick über den Cum-Ex-Skandal sorgen:

Schlüsselelement Beschreibung
Zeitraum der Geschäfte 2001-2016
Geschätzter Schaden Über 30 Milliarden Euro
Beteiligte Länder Deutschland, Dänemark, Belgien u.a.
Beteiligte Banken Deutsche Bank, HypoVereinsbank, M.M.Warburg u.a.
Politische Verstrickungen Untersuchungen gegen führende Politiker, darunter Olaf Scholz
Rechtliche Folgen Zahlreiche Untersuchungen, Prozesse und einige Verurteilungen
Öffentliche Reaktion Empörung, Forderung nach Konsequenzen und verbessertem Whistleblowerschutz

Fragen zum Thema

Was versteht man unter Cum-Ex-Geschäften?

Unter Cum-Ex-Geschäften versteht man Finanztransaktionen, bei denen mehrere Beteiligte Aktien mit Dividendenanspruch rund um den Dividendentag handeln, um sich eine nur einmal gezahlte Kapitalertragsteuer mehrfach erstatten zu lassen, was letztendlich einen illegalen Steuervorteil darstellt.

Wie hoch schätzt man den Schaden des Cum-Ex-Skandals?

Der Schaden, der durch die Cum-Ex-Geschäfte entstand, wird auf über 30 Milliarden Euro geschätzt. Dabei handelt es sich um Kapital, das dem deutschen Fiskus und somit indirekt auch den Steuerzahlenden entzogen wurde.

Welche Banken waren in den Cum-Ex-Skandal verwickelt?

Unter den in den Cum-Ex-Skandal verwickelten Banken befanden sich unter anderem die Deutsche Bank, die HypoVereinsbank sowie das Privatbankhaus M.M.Warburg & CO.

Inwiefern ist Olaf Scholz mit dem Cum-Ex-Skandal in Verbindung gebracht worden?

Olaf Scholz, der ehemalige Bürgermeister von Hamburg und aktuelle Finanzminister, wird untersucht, weil er möglicherweise Einfluss auf Entscheidungen der Hamburger Finanzbehörden genommen haben könnte. Diese sollten Steuerforderungen gegen die Warburg-Bank geltend machen. Ein Beweis für direktes Fehlverhalten von Scholz liegt bis dato nicht vor.

Was sind die Folgen des Cum-Ex-Skandals für den Finanzmarkt?

Die Folgen des Cum-Ex-Skandals für den Finanzmarkt sind vielseitig: Sie reichen von erschüttertem Vertrauen der Öffentlichkeit, über verschärfte gesetzliche Regulierungen und Maßnahmen zur Prävention solcher Fälle, bis hin zu einem verstärkten Fokus auf internationale Zusammenarbeit bei Finanztransaktionen und Steuergesetzgebungen.


Rolle der Whistleblower und der mediale Einfluss

Der Cum-Ex-Skandal trat nicht zufällig ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, sondern hatte seine Enthüllung den mutigen Schritten einzelner Whistleblower zu verdanken. Personen, die aus dem Inneren des Systems heraus mit Hinweisen und Dokumenten an die Medien und Behörden herantraten und dadurch auf Missstände aufmerksam machten, spielten eine entscheidende Rolle in der Aufdeckung der komplexen Betrugsstrukturen.

Medien, durch investigative Journalismusprojekte wie die Panama Papers und Paradise Papers bereits erfahren im Umgang mit Datenbergen und komplexen internationalen Finanzstrukturen, griffen diese Informationen auf und machten sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Die Fähigkeit der Medien, komplexe Sachverhalte in verständliche Sprache zu übersetzen und die Brisanz der Informationen hervorzuheben, hatte nicht nur einen aufklärenden Effekt, sondern erhöhte auch den Druck auf politische und juristische Institutionen, zu handeln.

Die Berichterstattung sorgte für eine Sensibilisierung der Bevölkerung und erhöhte die Erwartungen an politische Lösungen und rechtliche Konsequenzen. In der Folge wurden juristische Prozesse gegen Beteiligte eingeleitet und die politische Debatte um die Regulierung des Finanzmarkts intensivierte sich. Das steigende Bewusstsein über die Wichtigkeit von Whistleblowern mündete auch in Diskussionen um deren rechtlichen Schutz und Anreize für vergleichbare Enthüllungen in der Zukunft, um Skandalen präventiv entgegenzuwirken.

Diese Entwicklungen offenbaren, dass in der modernen Gesellschaft neben den staatlichen Kontrollmechanismen auch die Medien und Zivilgesellschaft eine wachsame Rolle einnehmen, die für die Aufdeckung und Prozessierung von komplexen Wirtschaftsdelikten unerlässlich ist.


Die internationale Dimension und ihre Herausforderungen

Der Cum-Ex-Skandal ist nicht nur ein nationales, sondern ein internationales Phänomen, das deutlich macht, wie sehr die globalen Finanzströme miteinander verwoben sind. Während die primären Opfer in Deutschland und einige andere europäische Staaten zu finden sind, erstreckt sich das Netzwerk der Beteiligten weit über die Grenzen Europas hinaus. Dies stellt für die Justiz und die Steuerbehörden eine besondere Herausforderung dar.

Die Globalität des Falles erfordert eine internationale Zusammenarbeit, die sich oftmals schwierig gestaltet. Differierende Rechtssysteme und Steuergesetze, aber auch voneinander abweichende Interessen und Prioritäten sind nur einige der Hürden, die es zu überwinden gilt. Dies hat zur Folge, dass die Aufarbeitung der Fälle und die Strafverfolgung zäh und komplex sind und oft Jahre in Anspruch nehmen können.

Die gegenseitige Rechtshilfe, der Austausch von Steuerdaten und die Koordination der Ermittlungen sind essentiell, um gegen solche grenzüberschreitenden Wirtschaftsdelikte vorzugehen. Die Europäische Union und andere internationale Organisationen wie die OECD haben zwar schon Schritte unternommen, um den Informationsaustausch zu verbessern und gemeinsame Standards zu etablieren, aber der Cum-Ex-Skandal verdeutlicht, dass weitere Anstrengungen notwendig sind.

Schließlich ruft der Cum-Ex-Skandal auch nach einer Reflexion über die Solidarität innerhalb der Europäischen Union. Es geht dabei nicht nur um finanzielle Solidarität, sondern auch um eine rechtliche und ethische — dass Mitgliedsstaaten sich gegenseitig unterstützen, um gegen Missbräuche vorzugehen, die das Fundament der Union und ihr wirtschaftliches Wohlergehen bedrohen.

Angesichts dieser internationalen Dimension wird deutlich, dass die Bekämpfung von Steuerbetrug und -vermeidung eine globale Aufgabe ist und nur mit vereinten Kräften bewältigt werden kann. Nationale Alleingänge reichen bei weitem nicht aus, um derartige kriminelle Strukturen aufzudecken und zu sanktionieren. Der Fall Cum-Ex ist daher auch ein Appell an die Staatengemeinschaft, die internationale Kooperation zu stärken und sich gemeinsam für mehr Transparenz und Gerechtigkeit im Finanzsystem einzusetzen.

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