Value Aktien: Welche haben noch Potential?

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In Zeiten steigender Inflation und potenziellen Zinserhöhungen rückten Value-Aktien wieder in den Fokus der Anleger: Nachdem sie über viele Jahre gegenüber den vielversprechenden Growth-Highflyern und Tech-Aktien das Nachsehen hatten. Value kann ein Depot sinnvoll ankern: Aber mit welcher Aktie?

Value Aktien: Welche haben noch Potential?

Wie wird "Value" überhaupt definiert?

Bevor wir eine einzelne Aktie überhaupt hervorheben können, gilt es eine verlässliche Definition für den Begriff zu finden. Üblicherweise gelten Value-Aktien als sehr robuste, seit vielen Jahren bestehende Unternehmen, zugleich sind das normalerweise auch Titel mit einem relativ niedrigen KGV (im Vergleich zu Growth-Titeln), da sie ihre großen Wachstumsphasen oftmals schon hinter sich haben - was aber nicht schlimm ist. Die Unternehmen generieren fortlaufend Gewinne, zahlen häufig eine Dividende und sind normalerweise so fest in der Wirtschaft beziehungsweise unser aller Leben etabliert, dass ein plötzlicher Wegfall des lukrativen Geschäftsmodells eigentlich auf absehbare Zeit undenkbar ist.

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Es gibt natürlich auch einige echte Koryphäen am Markt, die sich teilweise über Jahrzehnte als sogenannte "Value-Investoren" etabliert haben. Besondere Bekanntheit unter ihnen genießt sicherlich Warren Buffett, aber auch Investoren wie Joel Greenblatt oder Mohnish Pabrai gelten als etablierte Value-Investoren.

Die Unternehmen selbst sollten das mitbringen:

  • ein bewiesenes, kompetentes Management
  • ein bewiesenes Geschäftsmodell, das bereits seit Jahren Gewinne erwirtschaftet
  • eine starke Wettbewerbsposition, idealerweise mit einem deutlichen Burggraben
  • idealerweise ein breitgefächertes Produkt- und Markenportfolio mit klaren Cash-Cows

Die Aktie eines solchen Unternehmens sollte ebenfalls einigen Kriterien entsprechen:

  • attraktive Kennzahlen, wie beispielsweise KuV, KGV und KBV
  • gegebenenfalls eine Dividende
  • positive operative Cashflows
  • überschaubare Verschuldung

Idealerweise hat das Unternehmen zudem eine entsprechende Marktkapitalisierung, denn Pennystocks und Small-Caps qualifizieren sich nicht unbedingt als Value-Unternehmen, selbst wenn sie vielleicht unterbewertet sein mögen.


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Zu welchen Aktien könntest du für dein Depot greifen?

Es gibt zwar ein allgemeines Verständnis darüber, welche Aktie als Value-Titel in Frage kommt, letztlich liegt das aber immer auch ein Stück weit im Auge des Betrachters. Insbesondere natürlich was die Investition in so eine Aktie anbelangt, denn wo ein Anleger mitunter eine Unterbewertung sieht, sieht ein anderer Anleger die gleiche Aktie vielleicht als fair oder sogar überbewertet.

Eine gute Orientierung über Kandidaten für dein Depot liefert beispielsweise der MSCI World Value Index. Wie der Name schon verrät, sind da von MSCI erwählte Value-Aktien aus insgesamt 23 Industriestaaten enthalten. Die Schwellenländer erfasst der Index also nicht, aber generell ist es auch noch einmal schwieriger, überhaupt Value-Kandidaten zu finden. Die Sicherheit, die mit dem Unternehmen und seiner Aktie einhergeht, ist in Schwellenländern kaum gegeben. Das zeigen beispielsweise die jüngsten politischen Entscheidungen in China, die auch vermeintliche Value-Kandidaten "runtergeprügelt" haben. Auch russische Titel wie ein Gazprom galten unter einigen Value-Investoren als attraktive Anlagen - bis es zum Angriffskrieg gegen die Ukraine kam und jegliches Value ausradiert wurde.

Wenn du dich für Value Aktien entscheidest, ist also definitiv eine Präferenz von Unternehmen aus westlichen Ländern und Industrieländern zu empfehlen. Der eingangs erwähnte MSCI World Value Index spiegelt das wider, da sind nämlich alle Top-10-Werte in den USA beheimatet.

Value Kandidaten aus den USA

Bevor wir uns andere Länder und Kontinente anschauen, soll es um den größten und wichtigsten Kapitalmarkt mitsamt seinen Value-Titeln gehen: den USA. Selbstverständlich sind die nachfolgenden Titel keinesfalls komplett und außerdem ist ihre Einordnung ein Stück weit subjektiv. Was zudem gut in dein Depot passt, hinsichtlich der Diversifikation nach Ländern, Märkten und Sektoren, bleibt zudem immer deine Entscheidung.

Berkshire Hathaway B

Berkshire ist als das Steckenpferd von Warren Buffett deshalb interessant für Value-Investoren, weil diese mit der Holding-Gesellschaft in einen Korb aus Unternehmen investieren können, die der Value-Investor schlechthin als attraktiv erachtet. Man muss sich demzufolge also nicht mehr selbst um die Beurteilung kümmern, sondern überlässt das stattdessen Buffett und seinem Team. Hinsichtlich des fairen Wertes ergeben sich dahingehend aber auch Schwierigkeiten, denn als Holding-Gesellschaft, aktiver Investor und Unternehmensteileigner ist Berkshire nicht so "einfach" zu bewerten wie ein eigenständiges Unternehmen.

Anleger, die zum Börsengang in 2000/2001 einstiegen, durften sich seither über eine Rendite von knapp 650 % freuen. In den letzten fünf Jahren verdoppelte sich die Aktie. Damit ist die Performance natürlich ein gutes Stück hinter dem S&P 500 oder gar dem NASDAQ zurück, aber das ist eben auch bei einer Value-Strategie nicht ungewöhnlich: Mit den Renditen der risikoreichen Highflyer können die etablierten Titel kaum mithalten. Eine weitere Unsicherheit müssen Anleger ebenfalls berücksichtigen, nämlich wie Berkshire performen wird, sobald sich Buffett entweder altersbedingt zurückzieht oder stirbt - schließlich geht er, ebenso wie sein Partner Charlie Munger, so allmählich auf die 100 Jahre zu.

Intel

Der Chiphersteller fiel unlängst in Ungnade und hat zumindest nach aktuellem Stand den Anschluss an AMD verloren. Trotzdem ist Intel nach wie vor hochprofitabel und verdient ausgesprochen viel Geld, zudem wird auch eine üppige Dividende gezahlt. Intels größter Vorteil als Titel in dieser Auflistung ist eben der Umstand, dass das Unternehmen gerade nicht so beliebt unter Investoren ist. Was in einer historisch niedrigen Bewertung mündet - ganz im Gegensatz zu beispielsweise AMD oder NVIDIA, bei denen man eher über eine (starke) Überbewertung diskutiert.

Bei Intel steht für das Jahr 2022 ein erwartetes KGV von rund 13, was weit unter dem Branchendurchschnitt liegt. Analysten raten aktuell mehrheitlich zum Halten oder zum Verkaufen. Oftmals sind es aber genau diese Zeiten, wo Anleger ein etabliertes Unternehmen günstig einkaufen und in den nächsten 20 Jahren von ihrem Einstiegspreis profitieren können.

Pfizer und Johnson & Johnson

Beide entstammen dem Pharma-Sektor und werden hier zusammen genannt, da sie beide zuletzt sehr gut performten - was natürlich an den Impfstoffen der Corona-Pandemie lag. Als etablierte Titel gelten beide ohne jeden Zweifel, Anleger müssen aber einkalkulieren, ob durch die Impfstoff-Gewinne nicht eine temporäre Überbewertung vorliegt. Wachstum können beide Titel verzeichnen, wobei Pfizer noch wesentlich stärker auf den Pharmasektor ausgerichtet ist.

Bei der Bewertung der Aktien solltest du die Corona-Sondereffekte nicht ausklammern. Bei Pfizer wird zwar im Jahr 2022 nur ein KGV von rund 6 erwartet, das liegt eben aber auch an den großen Gewinnen mit dem BioNTech-Impfstoff. Zuletzt konnten beide Unternehmen im Regelfall drei Impfdosen pro Kopf verkaufen, was in der Zukunft kaum noch der Fall sein wird. Bestenfalls, aus Sicht der Unternehmen, kommt es vielleicht zu einer sporadischen Auffrischung. Die ganz große Nachfrage, von denen beide Unternehmen profitierten, ist aber erst einmal vorbei.

Value-Titel aus Deutschland

Deutschland hat seit jeher niedrigere Bewertungsniveaus als die USA. Manch Anleger hofft noch immer darauf, dass sich diese einmal angleichen werden, was vielen Aktien, vor allem im DAX, zu einem heftigen Kurssprung verhelfen würde. Trotzdem solltest du nicht den Fehler begehen und deutsche Unternehmenskennzahlen mit denen aus den USA vergleichen, da die Bewertungsniveaus einfach seit jeher grundverschieden sind. Einige Kandidaten für dein Depot gibt es natürlich auch hier. Zuletzt die wohl erfolgreichste Value-Aktie war die Allianz, die sich seit der Jahrtausendwende und dem damaligen Einbruch ausgezeichnet entwickelte.

BASF

Die Aktie von BASF entwickelt sich die letzten Jahre eher unschön, auch wenn das Unternehmen selbst nicht schlecht läuft. Zuletzt gab es bei BASF einen großen Umsatzzuwachs- und Gewinnsprung, wie die Zukunft aussieht lässt sich aber nur schwer sagen: Vor allem die Situation um das russische Gas und generell hohe Energiepreise belasten BASF als enorm "energiehungriges" Chemie-Unternehmen. Die Aktie wird für 2022 mit einem KGV von 9 bewertet, außerdem gibt es eine Dividendenrendite von rund 6,66 %. Für Dividenden-Investoren kommt der Titel also auch in Frage. Bei BASF ist aber eine noch stärkere Volatilität zu erwarten. Reduzieren sich die Energiepreise oder wird die Situation um Russland entschärft, wird es wohl einen Kurssprung geben. Sollte es in Europa zu einer Gasknappheit kommen, wäre BASF hingegen der große Leidtragende.

Deutschlands Autobauer

VW, Mercedes/Daimler oder BMW: Sie alle gelten als etablierte Unternehmen, erwirtschaften fortlaufend Gewinne und haben eine (halbwegs) sichere Wettbewerbsposition. Kritiker würden vorbringen, dass die deutschen Autobauer den E-Auto-Trend verschlafen haben, von dem aktuell Tesla und Co. profitieren. Ob dem so ist, ob die deutschen E-Autos mittelfristig mithalten oder sogar den Teslas Konkurrenz machen können, musst du selbst entscheiden. Alle drei Autobauer sind aber moderat bewertet und werden so schnell nicht verschwinden, schließlich gehören sie in der Bundesrepublik fast schon zum Kulturgut - und sind mit Marken wie Mercedes, Audi, Porsche und Co. durchaus Aushängeschilder in der ganzen Welt. Da die Aktien zuletzt ebenfalls nicht so gut liefen, könnten Value-Investoren einen Einstieg in Erwägung ziehen.

Titel aus Europa

Auch in Europa gibt es natürlich reichlich Kandidaten für ein Value-Portfolio: Zum Beispiel der Luxus-Konglomerat LVMH aus Frankreich, der zweifelsohne alle Kriterien erfüllt, für einige Anleger aber mitunter schon zu sportlich bewertet ist. Unternehmen wie Shell oder BP sind weitere Kandidaten, die jüngst aber schon sehr gut liefen - trotzdem werden sie ihr Geschäftsmodell, das des Öls, nicht plötzlich verlieren. Unilever oder beispielsweise Nestlé gehören ebenfalls in die Value-Riege.

Alternative: Breit gestreut investieren mit Value ETFs

Value Aktien ETFs sind eine gute Möglichkeit, in Aktien zu investieren. Sie bieten eine breite Streuung und sind daher risikoärmer als ein direktes Investment in eine bestimmte Aktie. ETFs sind auch eine gute Wahl für Anleger, die in Aktien investieren wollen, aber nicht die Zeit oder das Wissen haben, um ein aktives Portfolio zu verwalten. Beispielhaft wollen wir den Xtrackers MSCI World Value erwähnen.

Wer gleichzeitig nachhaltig investieren will, kann Value mit ESG kombinieren und sich den iShares MSCI World Value Factor ESG UCITS ETF näher anschauen. Mit jählichen Gebühren von 0,25 bis 0,30% liegen beide im Rahmen für World ETFs.

Fazit

Value Aktien sind eine der besten Möglichkeiten, um in Aktien zu investieren. Sie bieten eine gute Kombination aus hohen Dividenden, niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen und soliden Unternehmensfundamentaldaten. Value Aktien sind ideal für langfristige Anleger, die einen hohen Ertrag erzielen und das Risiko minimieren möchten.

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