Stop-Loss-Order zur Begrenzung von Verlusten sinnvoll?
Nicht jeder Anleger hat die Zeit, täglich sein Wertpapierdepot auf Kursveränderungen zu beobachten. Fehlt das Risikomanagement, werden Verluste oft erst zu spät beobachtet. Mit einer Stop Loss Order legst Du ein Limit fest, bei dem ein Verkauf erfolgt. So kannst Du Verluste vermeiden.

Warum ist eine Stop Loss Order sinnvoll?
Gerade dann, wenn Du bereits mehrere ETFs oder Aktien in Deinem Portfolio hast, fehlt oft die Zeit, um täglich die einzelnen Wertpapiere auf Kursveränderungen zu beobachten. Bist Du berufstätig, kannst Du nicht immer zu den Börsenzeiten das Wertpapierdepot umschichten, indem Du Wertpapiere verkaufst und andere Wertpapiere kaufst. Du kannst auch nicht immer während der Börsenzeiten verkaufen, wenn Du berufstätig bist. Eine Stop Loss Order ist sinnvoll, um Verluste zu begrenzen, bevor der Kurs in den Keller rutscht.
Ein Beispiel dafür ist ein ETF auf den DAX, beispielsweise
iShares Core DAX UCITS ETF (DE) ISIN DE0005933931, WKN 593393
Während der Corona-Krise im März 2020 rutschte der Kurs dieses ETFs stark in den Keller. Viele Anleger erlitten herbe Verluste.
Hättest Du Mitte Februar 2020 mit einer Stop Loss Order ein Limit gesetzt, zum Beispiel bei 110 Euro, wäre Dir ein hoher Verlust erspart geblieben.
Du kannst für ausgewählte Wertpapiere in Deinem Portfolio mit einem Stop Loss Verluste begrenzen. Ist das von Dir festgelegte Limit erreicht, wird die Order ausgeführt. Auf diese Weise können auch Einsteiger in den Wertpapierhandel Verluste begrenzen und Gewinne mitnehmen. Du musst Deine Wertpapiere nicht ständig auf Kursveränderungen kontrollieren. Der Vorteil liegt in einem verbesserten Risikomanagement.

Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an
Du solltest Dein Portfolio von Zeit zu Zeit kontrollieren und auf die aktuellen Kurse achten. Ist ein ETF im Plus, gehen die meisten Anleger davon aus, dass der Kurs weiterhin ansteigt oder zumindest nicht gefährlich absinkt. Gerade dann, wenn ein Index wie zum Beispiel der MSCI World stark steigt, ist mit Gewinnmitnahmen vieler Anleger zu rechnen.
Unweigerlich führt das zu Kursverlusten beim entsprechenden ETF, zum Beispiel
iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) ISIN IE00B4L5Y983, WKN A0RPWH.
Um Dich vor hohen Verlusten zu schützen und Gewinne zu sichern, kannst Du dann, wenn mehrere Anzeichen auf eine baldige Kurskorrektur hindeuten, eine Stop Loss Order setzen. Du legst ein Limit fest, bei dem der ETF verkauft werden soll. Ein Verkauf erfolgt nur dann, wenn der von Dir festgelegte Wert erreicht ist. So kannst Du verhindern, dass bei starken Kursverlusten ein hoher Verlust bei Deinem ETF eintritt.
Stop Loss Order - wie funktioniert das?
Bei einer Stop Loss Order legst Du mit dem Stop-Preis ein Limit fest. Um beim Beispiel des iShares Core DAX UCITS ETF (DE) zu bleiben, der gegenwärtig knapp im Plus steht und einen Kurs von ungefähr 115 Euro hat, kannst Du bei 110 Euro einen Stop-Preis festlegen. Ist das von Dir festgelegte Limit von 110 Euro erreicht, wird automatisch eine Market Order übermittelt. Ein Verkauf des ETFs erfolgt zum nächstmöglichen Kurs.

Der Verkaufskurs kann unter dem Stop-Kurs liegen. So kann zum Beispiel ein Verkauf erfolgen, wenn der Kurs nicht bei 110 Euro, sondern bei 109 Euro liegt. Solche Abweichungen sind oft nur gering, doch stellen sie Verluste dar. Es kann daher sinnvoll sein, auf die Börsenplätze zu achten und den richtigen Börsenplatz auszuwählen.
Welche Rolle spielt der Börsenplatz?
Mit der Wahl des geeigneten Börsenplatzes verringerst Du mit einem Stop Loss Verluste. Du solltest möglichst einen liquiden Handelsplatz wie die deutsche elektronische Börse Xetra auswählen. Bei kleineren Börsenplätzen besteht das Risiko, dass es aufgrund der geringeren Umsätze zu größeren Kurslücken kommt, wenn eine starke Handelsaktivität vorliegt.
Nicht immer ist ein liquider Handelsplatz jedoch tatsächlich von Vorteil. An der Xetra wird von 09:00 bis 17:30 Uhr gehandelt. Nach Xetra-Schluss kann eine Gewinnwarnung für eine Stop Loss Order, die am nächsten Tag ausgeführt wird, gefährlich sein. Daher spielt es auch eine Rolle, wann Du Deine Stop Loss Order platzierst. Liegt der Kurs Deines ETFs vor Börsenschluss noch leicht über dem Stop-Preis, kann die Order nicht ausgeführt werden. Eröffnet der Markt am nächsten Tag mit einem starken Kursabschlag, kann es zu hohen Kursverlusten kommen. Es gelingt dann nicht, mit einem Stop Loss Verluste zu begrenzen. Du solltest das Overnight-Risiko nicht unterschätzen.

Die Kursdifferenz beachten
Möchtest Du Verluste mit einem Stop Loss begrenzen, kommt es darauf an, ihn an der richtigen Stelle zu setzen. Es kommt also auf die Kursdifferenz zwischen der aktuellen Notierung und dem Stop Preis an. Ein Anlass, um eine Stop Loss Order zu platzieren, ist die Veröffentlichung von Quartalszahlen. Hast Du einen ETF auf den US-amerikanischen S&P 500 in Deinem Portfolio, zum Beispiel den iShares Core S&P 500 UCITS ETF (Acc) ISIN IE00B5BMR087, WKN A0YEDG, so kannst Du einen Stop Loss setzen, wenn die Quartalszahlen der USA veröffentlicht werden. Kurseinbrüche sind oft nur kurzzeitig und gleichen sich mitunter innerhalb weniger Stunden wieder aus. Daher kann es ärgerlich sein, wenn Du die Kursdifferenz für den Stop-Preis zu niedrig wählst. Im umgekehrten Fall kann es auch problematisch werden, wenn Du eine zu hohe Kursdifferenz wählst.
Es gibt keine Faustregel, bei welcher Kursdifferenz Du einen Stop Loss setzen solltest. Einige Experten raten zu einer Differenz von 10 Prozent unter dem aktuellen Kurs. Wie groß die Kursdifferenz sein sollte, hängt davon ab, welche Wertpapiere Du handelst. Bei einem volatilen ETF, zum Beispiel auf den MSCI Emerging Markets, kann eine Abweichung von 20 Prozent oder mehr zum aktuellen Kurs sinnvoll sein. Ist das Stop-Loss zu dicht am Kurs, kann es zu schnell ausgelöst werden und anschließend steigt der Kurs. Als Tipp können wir nur folgendes geben: Beschäftige dich mit dem Wertpapier. Schau dir die historische Schwankungsbreite der Kurse auf z. B. Tagesbasis an. Gerade bei langfristigen Strategien darf es gerne mal etwas weiter weg sein, da kurzfristige Einbrüche durchaus ausgesessen werden können. Hier gilt es lediglich sog. "Black Swan Events" zu vermeiden. Also das Eintreten höchst unwahrscheinlicher Szenarien die an der Börse zu schnellen, sehr starken Kurseinbrüchen führen.
Um Verluste zu vermeiden, setzen viele Anleger einen Stop Loss beim ursprünglichen Einstandskurs. Sie hoffen, den ETF zu dem Preis verkaufen zu können, zu dem sie ihn ursprünglich gekauft haben. Eine solche Strategie ist nicht zu empfehlen, da Du Dir möglicherweise Gewinne entgehen lässt, wenn sich der Kurs schnell wieder erholt.
Entscheidend für die Wahl der Kursdifferenz sind
- Deine persönliche Risikobereitschaft
- Volatilität eines Wertpapiers
- aktuelle Marktsituation.
Liegt das Stop Loss Limit knapp unter einer starken Kursunterstützung, kannst Du Dir gravierende Verluste ersparen. Einen solchen Stop-Preis kannst Du zum Beispiel bei einem bisherigen Verlaufstief oder am unteren Rand einer längerfristig ausgebildeten Handelsspanne setzen.
Stop Loss Kurs nachziehen?
Verfolgst Du eine Stop Loss Strategie, solltest Du nicht beim ursprünglich festgelegten Stop-Preis bleiben. Du solltest die Kurse beobachten und Dein Limit von Zeit zu Zeit an den Kurs anpassen. So vermeidest Du eine zu große Kurslücke, wenn sich ein Index und der ETF auf diesen Index stark nach oben entwickelt. Die Anpassung solltest Du jedoch nicht zu häufig vornehmen, da einige Depotbanken Gebühren für Anpassungen der Order Gebühren verlangen.
Solche Gebühren kannst Du vermeiden, wenn Du eine automatische Orderanpassung mit einem Trailing Stop vornimmst. Bei einem steigenden Kurs passt sich der Stop Loss Wert automatisch nach oben an. Den Abstand kannst Du als fixen Betrag oder als Prozentbetrag festlegen. So kannst Du von Kursanstiegen profitieren und zu hohe Verluste vermeiden.
Limit für den Kauf setzen
Du kannst nicht nur beim Verkauf Verluste begrenzen mit einem Stop Loss. Möchtest Du einen ETF oder eine Aktie kaufen, kannst Du auch ein Limit für den Kauf festlegen. Mit einer Limit Order legst Du einen Preis fest, zu dem das Wertpapier gekauft wird. Die Order wird nur dann ausgeführt, wenn der ETF zum von Dir gewählten Kurs oder besser gekauft werden kann. Auch hier gilt, dass Du das Limit nicht zu eng festlegen solltest.
Gültigkeit für Stop Loss oder Limit Order festlegen
Erstellst Du eine Stop Loss Order, da Du ein Wertpapier verkaufen möchtest, oder eine Limit Order, da Du ETF-Anteile kaufen möchtest, kannst Du für Deine Order eine Gültigkeit festlegen. Verzichtest Du auf die Festlegung einer Gültigkeit, ist es völlig unklar, wann die Order ausgeführt wird. Das kann kurzzeitig erfolgen, wenn der von Dir festgelegte Wert schnell erreicht wird. Es kann aber auch sehr lange dauern, bis dieser Wert erreicht ist und die Order ausgeführt wird. Legst Du eine tagesgültige Order fest, umgehst Du das Overnight-Risiko. Mit dem Zusatz "ultimo" ist die Order bis zum Ende des Monats gültig, in dem Du sie erteilst. Wird der von Dir festgelegte Wert innerhalb des von Dir festgelegten Zeitraums nicht erreicht, verliert die Orderihre Gültigkeit und wird nicht ausgeführt. Du kannst dann eine neue Order mit einem Stop Loss für den Verkauf oder einem Limit für den Kauf erteilen und eine neue Frist festlegen.
Fazit: Stop Loss kann Verluste beim Wertpapierhandel begrenzen
Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass die Kurse der Wertpapiere in Deinem Portfolio schnell nach unten abrutschen. Möchtest Du hohe Verluste vermeiden, kannst Du eine Stop Loss Order erteilen und einen Stop-Preis festlegen, zu dem das Wertpapier verkauft wird. Risiken sind dabei jedoch nicht auszuschließen. Es kommt auf die Wahl der Kursdifferenz an, die bei weniger volatilen Wertpapieren ungefähr bei 10 Prozent und bei stark volatilen Wertpapieren ungefähr bei 20 Prozent liegen sollte. So vermeidest, Du, dass Dein Wertpapier zu zeitig verkauft wird und Dir Gewinne entgehen, wenn sich der Kurs schnell wieder erholt.
Die Kurse können sich auch über Nacht schnell ändern. Mit dem Overnight-Risiko können Verluste eintreten, wenn die Stop Loss Order erst am nächsten Tag ausgeführt wird. Das kannst Du vermeiden, indem Du eine Gültigkeit festlegst, zum Beispiel einen Tag. Das gilt nicht nur für den Verkauf, sondern auch bei einem Limit für den Kauf.
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