Rohstoff- & Infrastruktur-ETFs: Diversifizierung jenseits von Aktien & Anleihen

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Die Zeiten des Autopiloten sind vorbei: Das klassische Aktien-Anleihen-Portfolio verliert seine Stoßdämpfer-Wirkung. Erfahren Sie, wie Sie Ihr Depot mit Rohstoffen und Infrastruktur widerstandsfähiger machen und für unruhige Marktphasen wappnen.

Rohstoff- & Infrastruktur-ETFs: Diversifizierung jenseits von Aktien & Anleihen

Wenn der Autopilot an seine Grenzen stößt: Das klassische Portfolio unter der Lupe

Jahrzehntelang galt die Mischung aus Aktien für das Wachstum und Anleihen für die Stabilität als das Nonplusultra der Geldanlage. Wenn die Aktienkurse fielen, stiegen die Kurse sicherer Staatsanleihen – so die Theorie. Diese negative Korrelation war der eingebaute Stoßdämpfer des Portfolios. Doch die letzten Jahre haben dieses Zusammenspiel empfindlich gestört. Phasenweise fielen beide Anlageklassen gleichzeitig, angetrieben von einer hartnäckigen Inflation und den darauffolgenden, aggressiven Zinserhöhungen der Zentralbanken.

Für Anleger bedeutete das: Der sichere Hafen war plötzlich gar nicht mehr so sicher. Das Risiko im Depot war höher als gedacht, weil der eingebaute Puffer nicht mehr funktionierte. Das ist kein Grund, das Handtuch zu werfen und alles auf den Kopf zu stellen. Aber es ist ein klares Signal, dass eine breitere Diversifikation über nur zwei Anlageklassen hinaus sinnvoll sein kann. Es geht darum, neue Bausteine zu finden, die sich anders verhalten als der Mainstream – und genau hier kommen Rohstoffe und Infrastruktur ins Spiel.

Rohstoffe: Mehr als nur Öl und Gold im Tank

Wenn die meisten an Rohstoffe denken, kommen ihnen sofort Öl und Gold in den Sinn. Doch die Welt der Commodities ist weitaus bunter. Sie umfasst drei große Sektoren:

  1. Energie: Rohöl, Erdgas, Benzin
  2. Metalle: Industriemetalle wie Kupfer und Aluminium sowie Edelmetalle wie Gold und Silber
  3. Agrarrohstoffe: Weizen, Mais, Kaffee, Zucker, Baumwolle

Die Investition erfolgt dabei nicht durch den physischen Kauf, sondern elegant über ETFs oder ETCs (Exchange Traded Commodities), die breite Rohstoffindizes abbilden. Ein bekannter Vertreter ist der Bloomberg Commodity Index, der rund 23 verschiedene Rohstoffe bündelt und so eine breite Streuung sicherstellt.

Der entscheidende Vorteil für dein Portfolio: Rohstoffe tanzen oft nach ihrer eigenen Musik. Ihre Preise werden von ganz anderen Faktoren bestimmt als Aktienkurse. Angebot und Nachfrage, Ernteausfälle, geopolitische Spannungen oder die globale Konjunktur spielen hier die erste Geige. Das führt zu einer geringen Korrelation mit Aktien und Anleihen. Wenn die Börsen also mal wieder verrücktspielen, weil die Quartalszahlen eines Tech-Giganten enttäuschen, kann der Preis für Kupfer oder Weizen davon völlig unbeeindruckt bleiben – oder sogar steigen. Diesen Effekt nennt man Diversifikation, und er ist das beste Mittel gegen schlaflose Nächte.

Ein weiterer, viel diskutierter Pluspunkt ist der eingebaute Inflationsschutz. Steigen die allgemeinen Preise, ziehen die Rohstoffpreise oft mit. Energie wird teurer, Lebensmittel kosten mehr, und die Kosten für industrielle Produktion steigen. Eine Beimischung von Rohstoffen kann daher helfen, die Kaufkraft deines Vermögens in inflationären Phasen zu erhalten. Ein Blick auf die Energiepreiskrise der letzten Jahre hat diesen Zusammenhang eindrücklich bewiesen.

Aber natürlich gibt es keine Rendite ohne Risiko. Rohstoffmärkte sind bekannt für ihre hohe Volatilität. Die Preise können stark schwanken und sind von globalen Zyklen abhängig. Rohstoffe sind daher kein Basisinvestment, sondern eine strategische Beimischung, die mit Bedacht eingesetzt werden will.

Infrastruktur: Das stabile Fundament für unruhige Zeiten

Was haben Stromnetze, Autobahnen, Mobilfunkmasten und Flughäfen gemeinsam? Sie sind das Rückgrat unserer modernen Gesellschaft. Und sie sind eine eigene Anlageklasse. Infrastruktur-ETFs investieren in Aktien von Unternehmen, die diese essenziellen Anlagen besitzen und betreiben. Dazu gehören Versorger, Betreiber von Pipelines und Mautstraßen, Telekommunikationsfirmen oder Hafenbetreiber.

Der Charme dieser Anlageklasse liegt in ihrer Beständigkeit. Die Nachfrage nach Strom, Wasser oder Datenübertragung ist weitgehend konjunkturunabhängig. Du schaltest das Licht auch in einer Rezession an und nutzt dein Smartphone weiterhin. Das sorgt für stabile, vorhersehbare und oft langfristig durch Verträge gesicherte Cashflows bei den Betreiberfirmen. Viele dieser Unternehmen agieren zudem in Märkten mit hohen Eintrittsbarrieren oder als regulierte Monopole, was den Wettbewerb begrenzt und die Erträge zusätzlich absichert.

Diese Stabilität macht Infrastrukturaktien zu einem hervorragenden Diversifikator. In turbulenten Börsenphasen zeigen sie oft eine geringere Volatilität als der breite Aktienmarkt. Sie werfen zudem in der Regel attraktive und verlässliche Dividenden ab, was für einen stetigen Ertragsstrom im Portfolio sorgt. Auch als Inflationsschutz können sie punkten, da viele Infrastrukturunternehmen die Möglichkeit haben, steigende Kosten über Preisanpassungsklauseln direkt an die Kunden weiterzugeben.

Die Kehrseite der Medaille: Infrastrukturunternehmen sind oft hoch verschuldet, um ihre kapitalintensiven Projekte zu finanzieren. Das macht sie anfällig für Zinsänderungen. Steigende Zinsen verteuern die Refinanzierung und können die Gewinne belasten. Auch regulatorische Eingriffe durch den Staat stellen ein Risiko dar. Dennoch überwiegen für viele Anleger die Vorteile des stabilen, defensiven Charakters.

Kein Hexenwerk: So mischst du Alternativen sinnvoll bei

Jetzt stellt sich die wichtigste Frage: Wie integrierst du diese Bausteine sinnvoll in dein bestehendes Portfolio? Die Antwort lautet: als Beimischung. Du musst dein bewährtes Weltportfolio nicht über den Haufen werfen. Es geht darum, es durch eine strategische Allokation in alternative Anlageklassen zu ergänzen und robuster zu machen.

Experten empfehlen oft eine kombinierte Beimischung von Rohstoffen und Infrastruktur in einer Größenordnung von 5 % bis 15 % des Gesamtportfolios. Eine mögliche Aufteilung könnte beispielsweise 5 % in einen breit gestreuten Rohstoff-ETF und weitere 5 % in einen globalen Infrastruktur-ETF sein. Diese 10 % dienen als "Satelliten", die um den Kern deines Portfolios (z. B. 90 % in einem globalen Aktien-ETF) kreisen.

Das Ziel dieser Beimischung ist nicht primär die Maximierung der Rendite, sondern die Verbesserung des Chance-Risiko-Verhältnisses deines Gesamtportfolios. Durch die geringe Korrelation der neuen Bausteine werden die Schwankungen (Volatilität) deines Depots geglättet. In guten Börsenjahren werden sie die Performance deines Aktien-ETFs vielleicht nicht übertreffen, aber in schlechten Jahren können sie die Verluste abfedern und für die entscheidende Stabilität sorgen. Du kaufst dir damit quasi ein ruhigeres Händchen und eine bessere Nachtruhe.

Die Spreu vom Weizen trennen: Worauf es bei der ETF-Auswahl ankommt

Der Markt für Themen-ETFs ist groß. Damit du nicht den Überblick verlierst, sind hier ein paar Kriterien, auf die du bei der Auswahl achten solltest:

  1. Kosten (TER): Wie immer gilt: Kosten fressen Rendite. Die Gesamtkostenquote (TER) sollte so niedrig wie möglich sein. Bei Rohstoff- und Infrastruktur-ETFs liegt sie typischerweise zwischen 0,20 % und 0,65 % pro Jahr. Vergleiche die Angebote genau.
  2. Breite Diversifikation: Vermeide Klumpenrisiken. Wähle bei Rohstoffen einen ETF, der einen breiten Index mit vielen verschiedenen Commodities abbildet, statt alles auf einen einzigen Rohstoff wie Öl oder Lithium zu setzen. Gleiches gilt für Infrastruktur: Ein global diversifizierter ETF ist einem reinen Fokus auf eine Region oder einen Sub-Sektor (z. B. nur erneuerbare Energien) vorzuziehen.
  3. Index und Replikation: Schau dir genau an, welcher Index abgebildet wird. Bekannte Indizes sind der S&P Global Infrastructure Index oder der Bloomberg Commodity Index. Bei Rohstoffen gibt es zudem einen wichtigen Unterschied: ETCs auf Edelmetalle sind oft physisch besichert (das Gold liegt wirklich im Tresor), während breite Rohstoff-ETFs meist über Futures-Kontrakte funktionieren. Hier können durch das "Rollen" der Kontrakte zusätzliche Kosten entstehen (Rollverluste).
  4. Fondsgröße und Liquidität: Ein hohes Fondsvolumen (über 100 Mio. Euro) und hohe Handelsumsätze an der Börse sind ein gutes Zeichen. Sie stellen sicher, dass du den ETF jederzeit fair kaufen und verkaufen kannst.

Megatrends als Rückenwind: Warum die Zukunft diesen Anlagen in die Karten spielt

Der Blick nach vorn zeigt, dass die Relevanz von Rohstoffen und Infrastruktur eher zu- als abnehmen wird. Megatrends wie die globale Energiewende, die Digitalisierung und das Bevölkerungswachstum sind massive Treiber für beide Bereiche.

Die Transformation hin zu einer grünen Wirtschaft verschlingt Unmengen an Industriemetallen. Ohne Kupfer für Stromleitungen, Lithium und Kobalt für Batterien oder Silber für Solarpaneele ist die Energiewende nicht machbar. Gleichzeitig treiben staatliche Konjunkturpakete weltweit den Ausbau der Infrastruktur voran – von schnellen 5G-Netzen über die Modernisierung von Schienenwegen bis hin zum Bau neuer Stromtrassen.

Diese langfristigen Treiber sorgen für eine strukturell hohe Nachfrage und könnten beiden Anlageklassen über Jahre hinweg Rückenwind verleihen. Eine Investition heute ist also nicht nur eine Reaktion auf aktuelle Unsicherheiten, sondern auch eine Positionierung für die bestimmenden Themen der Zukunft.

Fazit: Ein Portfolio, das nur auf Aktien und Anleihen setzt, ist gut. Ein Portfolio, das zusätzlich auf die Diversifikationskraft von Rohstoffen und Infrastruktur baut, ist besser – und vor allem resilienter. Es geht nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern dein finanzielles Vehikel für unwegsames Gelände fit zu machen. Schau dir deine Strategie an und überlege, ob diese Bausteine nicht auch deinem Depot mehr Stabilität verleihen könnten. Dein zukünftiges Ich wird es dir in der nächsten Marktkrise danken.

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