MSCI oder FTSE? Unterschiede und welche ETFs besser sind
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Sowohl MSCI als auch FTSE sind Indexanbieter, folglich spielen sie in der Welt der ETFs zwangsläufig eine große Rolle, da die Emittenten da lediglich derartige Indizes abbilden. Aber welche Option ist besser, insbesondere mit Hinblick auf ein klassisches World- oder All-World-Depot?
FTSE und MSCI im Kapitalmarkt
Zunächst einmal: Keines der beiden Unternehmen ist "schlecht", auch ihre Indizes sind es nicht und beide sind als absolute seriöse und wichtige Vertreter am Kapitalmarkt zu erachten. Unabhängig davon, für was du dich genau entscheidest, triffst du also nie eine schlechte Entscheidung.
Aktien & ETFs günstig traden bei Scalable CapitalDes Weiteren ist natürlich zu bedenken, dass die für dein Depot wichtigsten Kennziffern sowieso der Emittent des ETF festlegt - zum Beispiel ob Erträge ausgeschüttet oder thesauriert werden, wie hoch die Kosten für den ETF sind oder wie häufig ein Rebalancing stattfindet. Auch hat der Indexanbieter keinerlei Einfluss darauf, ob der ETF Anbieter die Werte im ETF nun physisch oder beispielsweise über Swaps abbildet. All das musst du also gesondert vom eigentlichen Index betrachten und evaluieren.
Unterschiede zwischen beiden Varianten
Ausschlaggebend für deine Entscheidung sind die Unterschiede zwischen beiden Indizes. Dabei gehen wir speziell auf den World-Index ein, denn normalerweise hängt die Entscheidung mit eben diesen ETFs zusammen. Beide Indizes und Anbieter sind außerdem fest in den Kapitalmärkten und der ETF-Welt verankert. Der größte und offensichtlichste Unterschied mit Hinblick auf die Emittenten ist sicherlich, dass iShares von BlackRock vorwiegend MSCI nutzt, während der All-World-Platzhirsch Vanguard den FTSE verwendet.
Bei der Zusammensetzung gibt es ebenfalls Unterschiede. Dabei ist zu erwähnen, dass FTSE hier stellvertretend als Abkürzung für "FTSE Developed Index" steht - der vollständige Name des Index. Aus dieser Bezeichnung lässt sich der wichtigste Unterschied ableiten. Der MSCI-World-Index kommt insgesamt auf knapp 1.600 Einzelwerte, die in 23 Industrieländern beheimatet sind. Der FTSE Developed Index hingegen enthält rund 2.150 Werte.
Im beliebten Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing (ISIN: IE00B3RBWM25) sind deshalb noch mehr Werte enthalten, weil der FTSE Developed Index hier durch den FTSE All-World Index ersetzt wird. Dieser enthält den Developed Index sowie die Schwellenländer.
Wenn du wirklich beide Optionen vergleichen möchtest, solltest du das berücksichtigen und stattdessen nur den reinen "World"-Index (Developed) verwenden, statt beispielsweise den iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) (ISIN: IE00B4L5Y983) mit dem Vanguard All-World zu vergleichen. Ersterer enthält nur die Industrieländer, der Vanguard sowohl Industrie- als auch Schwellenländer.
Der Unterschied in den Indizes selbst entsteht aus zwei Gründen. Die Schwelle zu den Small Caps ist beim FTSE etwas niedriger. Das bedeutet, dass einige Werte, die im MSCI Index aufgrund ihrer geringen Marktkapitalisierung nicht enthalten sind, sehr wohl aber Bestandteil vom FTSE Developed Index sind. Der zweite Grund ist in Südkorea zu finden. Südkorea wird von MSCI als Schwellenland gewertet, von FTSE aber als Industrieland. Folglich ist Südkorea nicht im oben genannten MSCI Core World von iShares enthalten, wäre es aber sehr wohl in einem FTSE World. Selbiges gilt zudem für Polen.
In Zahlen ausgedrückt sieht der Unterschied so aus: Der FTSE Index erfasst rund 90 % des globalen Kapitalmarktes, der MSCI World lediglich rund 85 %. Damit ist der FTSE zwangsläufig breitgestreuter und somit diversifizierter. Er enthält mehr Werte und lässt dich damit an mehr Unternehmen am Kapitalmarkt teilhaben. Im Gegenzug entstehen dadurch natürlich messbare Auswirkungen auf die Gewichtung. Die Werte, die im MSCI abgebildet sind, haben eine höhere Gewichtung, einfach weil da eben weniger Unternehmen enthalten sind.
Was bedeuten diese Unterschiede für meine Performance?
Tatsächlich nicht viel, manch Anleger würde sogar sagen, sie haben gar keinen nennenswerten Einfluss. Die großen ETFs werden, aufgrund ihrer Gewichtung nach Marktkapitalisierung, vorwiegend durch sehr große Unternehmen getrieben. Selbst im großen Core MSCI World von iShares macht allein die Top-10 aktuell rund 18 % vom ganzen ETF aus. Da spielt es wenig bis keine Rolle, was auf den "hinteren Rängen" passiert. Selbst wenn da zwei oder drei Titel Kursexplosionen erleben, sind sie so geringfügig gewichtet, dass du keinen Unterschied am ETF-Kurs selbst bemerken wirst.
Die Auswirkungen auf die Performance sind also bestenfalls homöopathisch. Natürlich ist es in der Theorie immer sehr gut, wenn der breitgestreute ETF besonders breitgestreut ist und einfach mehr Unternehmen am Kapitalmarkt erfasst. In der Praxis ist der Unterschied aufgrund der erheblichen Marktkapitalisierungen der Top-100-Werte in diesen Indizes aber nun einmal so klein, dass sich über die Performance Gedanken machen fast schon Zeitverschwendung gleichkommt.
Warum dann überhaupt wählen?
Wichtiger als die sehr geringfügigen Performanceunterschiede, die natürlich sowohl negativ als auch positiv sein können, ist der Unterschied für die Zusammensetzung deines Depots. Insbesondere Südkorea ist hier zu bedenken. Um das zu verdeutlichen ein Beispiel:
Wenn du die Industrie- und Schwellenländer getrennt abbilden und manuell gewichten möchtest, musst du dafür einen ETF mit den Industrienationen und mit den Schwellenländern (Emerging Markets) nehmen. Wenn du nun den iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) (ISIN: IE00B4L5Y983) wählst, hast du alle Industrienationen enthalten, aber nicht Südkorea. Wählst du deinen Emerging Markets ETF dann aber von einem Anbieter, der den FTSE-Index abbildet (zum Beispiel den Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF (Dist) (ISIN: IE00B3VVMM84), hast du auch da kein Südkorea enthalten. MSCI sieht das Land nämlich nicht als Industrienation und FTSE nicht als Schwellenland. Folglich ist Südkorea dann komplett aus deinem Depot verschwunden.
Wenn du also auf so eine Teilung und manuelle Gewichtung setzt, solltest du dich für einen Anbieter entscheiden. World- und Schwellenland-Index sollten also über einen ETF abgebildet werden, der entweder auf FTSE oder MSCI setzt, nicht aber beide Indizes miteinander vermischen.
Wenn du einfach nur den All-World-ETF von Vanguard wählst, spielt das gar keine Rolle, denn da sind sowieso Industrie- und Schwellenländer enthalten. Die Teilung beider über separate ETFs wäre nur für Anleger interessant, die die Meinung vertreten, die Schwellenländer bieten aktuell perspektivisch bessere Chancen. Sie wollen diese dann natürlich höher gewichten, als sie aktuell in so einem All-World-Index enthalten sind.
Unterschiede nach Sektoren
Die Branchenverteilung ist zwischen beiden ETFs relativ identisch, es gibt aber einen Unterschied, der hier ebenfalls erwähnt werden soll - selbst wenn er auf deine Entscheidung mitunter keinen nennenswerten Einfluss nimmt. Im FTSE Index ist der Finanzsektor im Vergleich zu MSCI leicht übergewichtet. Zudem wird er anders aufgeschlüsselt. Während MSCI alles als "Finanzdienstleister" bezeichnet, trennt FTSE zwischen "Finanzdienstleistern" und "Banken". Deshalb wirkt der Finanzsektor auf den ersten Blick im MSCI wesentlich höher. Das ist aber nicht unbedingt so, du musst beim FTSE einfach nur die Finanzdienstleister und die Banken zusammenaddieren.
Tatsächlich entsteht dann eher eine leichte Übergewichtung zu Gunsten von FTSE. Auch diese hat aber keinen nennenswerten Einfluss auf die Performance.
Unterschiede bei Top-Werten
Schon eingangs haben wir darauf hingewiesen, dass die Top-10 bei MSCI höher gewichtet ist. Das ist mathematisch nur logisch, denn wo weniger Werte enthalten sind, ist automatisch mehr von eben dem Vorhandenen enthalten - es landet also einfach mehr des Kapitals da, weil es sich über weniger Werte verteilt.
Zur Verdeutlichung kannst du dir den Anteil dieser drei Top-Werte anschauen:
- Apple hat bei MSCI eine Gewichtung von 4,68 %, beim Konkurrenten nur von 4,47 %
- Amazon kommt bei MSCI auf 2,41 %, beim Konkurrenten auf 2,15 %
- NVIDIA bei MSCI auf 1,02 % vs. 0,97 %
Manchmal gibt es dahingehend Verwerfungen. Aktuell enthält der MSCI beispielsweise eine niedrigere Microsoft-Gewichtung als der FTSE. Das liegt aber nur daran, dass beide zu unterschiedlichen Zeitpunkten Rebalancing betrieben haben und sich der Microsoft-Kurs seither deutlich veränderte. Diese Verwerfungen sind immer nur temporär und spielen, wieder einmal, keine nennenswerte Rolle für deine Performance.
Haben die Indizes Einfluss auf die Kosten?
Die Kosten für den ETF bestimmt sein Emittent, nicht der Index-Anbieter. In der Regel sind die Vanguard-ETFs etwas günstiger die von iShares. Das liegt auch daran, dass iShares der Vorreiter war und zu weiten Teilen an den ursprünglich angesetzten Kosten festhielt. Beide Varianten sind teurer als vergleichbare ETFs in den USA, was aber systemische Ursachen hat und sich nicht mit der Auswahl des Indexanbieters begründen lässt.
Fazit: Keine großen Unterschiede, aber ein Stolperstein
Der "Stolperstein" ist in erster Linie Südkorea und tritt nur dann auf, wenn du World- und EM-ETFs getrennt abbildest. Dann solltest du darauf achten, FTSE und MSCI nicht miteinander zu vermischen. Außer natürlich, wenn du wirklich konkret auf Südkorea im Depot verzichten möchtest. Ansonsten sind die Unterschiede marginal und werden keinen erheblichen Einfluss auf die Performance nehmen. Wenn du eine 1-ETF-Lösung präferierst, zum Beispiel über den Vanguard All-World, hast du das Problem sowieso nicht, da dann sowohl Industrie- als auch Schwellenländer enthalten sind. Sofern du nicht über Südkorea "stolperst", kann dir der genaue Index vom jeweiligen ETF also relativ egal sein.
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