Langweilige Giganten: Kern-ETFs für langfristigen Depot-Erfolg
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Sie sind das Gegenteil von Hype: Kern-ETFs. Warum diese „langweiligen Giganten“ durch niedrige Kosten und breite Streuung das Fundament für jeden cleveren Vermögensaufbau sind und langfristig die meisten teuren Anlagestrategien schlagen.

Was genau sind diese "langweiligen Giganten"?
Bevor wir tief in die Materie eintauchen, klären wir kurz, worüber wir hier eigentlich reden. Kern-ETFs (oder Core-ETFs) sind das genaue Gegenteil von spezialisierten Nischenprodukten. Anstatt auf eine einzelne Branche, ein Land oder einen Megatrend zu wetten, bilden sie breite, etablierte Marktindizes ab. Denk an den MSCI World oder den S&P 500.
Ein einziger ETF auf den MSCI World investiert dein Geld automatisch in rund 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Du kaufst also mit einer einzigen Transaktion winzige Anteile an Apple, Microsoft, Nestlé, Siemens und hunderten weiteren etablierten Firmen. Du setzt nicht auf ein einzelnes Pferd, sondern kaufst praktisch die ganze Rennbahn. Das ist das Prinzip der maximalen Streuung – und der erste Grund, warum diese ETFs so grundsolide sind.
Diese breite Abdeckung macht sie zum idealen Fundament für jedes Portfolio. Sie sind der stabile Betonkern, auf dem du später, wenn du möchtest, mit riskanteren "Satelliten"-Investments experimentieren kannst. Aber der Kern bleibt. Unerschütterlich und breit aufgestellt.
Die stille Macht der Zahlen: Kosten und Rendite im Fokus
Der vielleicht überzeugendste Grund für Kern-ETFs lässt sich in zwei simplen Zahlen ausdrücken: Kosten und Rendite. Und hier deklassieren die langweiligen Giganten die meisten ihrer glamourösen Konkurrenten.
Fangen wir bei den Kosten an. Da Kern-ETFs passiv einen Index nachbilden, entfallen teure Fondsmanager, Analystenteams und aufwendige Research-Abteilungen. Das Ergebnis sind extrem niedrige laufende Kosten, die sogenannte Total Expense Ratio (TER). Diese liegt oft zwischen 0,05 % und 0,3 % pro Jahr. Zum Vergleich: Aktiv gemanagte Fonds verlangen nicht selten Gebühren von über 1,5 %.
Das klingt nach Peanuts? Lass uns rechnen. Angenommen, du investierst 50.000 € über 30 Jahre bei einer angenommenen Rendite von 7 % pro Jahr.
- Mit einem Kern-ETF (TER 0,2 %): Dein Vermögen wächst auf rund 360.000 €.
- Mit einem aktiven Fonds (TER 1,5 %): Dein Vermögen wächst auf nur etwa 255.000 €.
Der Kostenunterschied hat dich über die Laufzeit mehr als 100.000 € gekostet. Das ist die stille, aber brutale Macht des Zinseszinseffekts, der bei niedrigen Kosten für dich arbeitet – und bei hohen Kosten gegen dich.
Und die Performance? Zahlreiche Studien belegen immer wieder, dass die überwältigende Mehrheit der aktiven Fondsmanager es nach Abzug ihrer hohen Gebühren nicht schafft, ihren Vergleichsindex langfristig zu schlagen. Der MSCI World hat historisch eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 7-8 % erzielt. Warum also teuer für eine Leistung bezahlen, die du mit einem simplen ETF günstiger und oft sogar besser bekommst? Die Daten lügen nicht: Langfristig gewinnt fast immer der Markt selbst – und mit einem Kern-ETF bist du direkt dabei.
Stabil durch stürmische Zeiten: Die Kunst, nichts zu tun
Wir schreiben das Jahr 2025. Die Märkte sind volatil, geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten gehören zum Alltag. Gerade in solchen Phasen neigen viele Anleger zu hektischem Aktionismus. Sie verkaufen in Panik oder jagen dem nächsten vermeintlich krisensicheren Trend hinterher. Meistens ist das der schnellste Weg, Geld zu verlieren.
Hier zeigt sich eine weitere Superkraft der Kern-ETFs: Sie erziehen dich zur Gelassenheit. Da du in den gesamten globalen Markt investiert bist, musst du dir keine Sorgen machen, wenn eine einzelne Branche einbricht oder ein Land in eine Rezession rutscht. Das Klumpenrisiko ist minimal. Schwächelt die Automobilindustrie in Deutschland, fangen das vielleicht starke Tech-Unternehmen in den USA oder stabile Konsumgüterhersteller in der Schweiz wieder auf.
Natürlich sind auch Kern-ETFs nicht immun gegen Marktabstürze. Wenn die globalen Börsen fallen, fällt auch dein ETF. Das ist das Marktrisiko, das du immer trägst. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, was danach passiert. Während eine einzelne gehypte Aktie nach einem Crash für immer am Boden bleiben oder sogar pleitegehen kann, hat sich der breite Markt historisch noch von jeder Krise erholt. Deine Anlage ist so robust wie die Weltwirtschaft selbst. Deine Aufgabe als Investor reduziert sich auf das, was am schwersten fällt: abwarten und nichts tun.
Ein weiterer, oft unterschätzter Vorteil ist die hohe Liquidität. ETFs werden wie Aktien an der Börse gehandelt. Du kannst sie an jedem Handelstag problemlos kaufen und verkaufen. Das gibt dir die Flexibilität, jederzeit auf dein Geld zugreifen zu können, ohne auf das Ende eines Quartals oder andere Fristen warten zu müssen.
Dein Fundament für den Erfolg: Der Kern-Satelliten-Ansatz
Heißt das alles, du sollst ab sofort nur noch einen einzigen ETF im Depot haben und alle anderen Ideen begraben? Nicht unbedingt. Ein bewährtes Modell für den Depotaufbau ist der Kern-Satelliten-Ansatz. Und wie der Name schon sagt, bilden die "langweiligen" Kern-ETFs dabei das Zentrum deines Investment-Universums.
So funktioniert es in der Praxis:
- Der Kern (ca. 70-90 % deines Depots): Dieser Teil besteht aus einem oder zwei breit gestreuten Kern-ETFs, zum Beispiel einem auf den MSCI World (Industrieländer) und eventuell einem weiteren auf den MSCI Emerging Markets (Schwellenländer). Dieser Kern sorgt für Stabilität, Diversifikation und das solide Basiswachstum.
- Die Satelliten (ca. 10-30 % deines Depots): Hier ist Platz für deine "Wetten". Du glaubst an das Potenzial von Wasserstofftechnologie, Cybersicherheit oder Medizintechnik? Super. Mit einem kleinen Teil deines Portfolios kannst du gezielt in solche Themen-ETFs oder auch Einzelaktien investieren.
Dieser Ansatz kombiniert das Beste aus zwei Welten. Dein Vermögen ist größtenteils sicher und solide aufgestellt, während du mit einem kleineren, überschaubaren Teil deines Geldes Chancen in riskanteren Segmenten wahrnehmen kannst. Sollte einer deiner Satelliten abstürzen, reißt er nicht dein gesamtes Depot in den Abgrund. Der stabile Kern fängt die Verluste ab. Performt ein Satellit hingegen überdurchschnittlich, freust du dich über eine nette Zusatzrendite.
Fazit: Langeweile ist das neue Sexy
Die Jagd nach dem schnellen Geld und dem nächsten großen Ding ist menschlich. Doch an der Börse ist der disziplinierte, fast schon langweilige Ansatz oft der erfolgreichste. Kern-ETFs sind keine Sprinter, sie sind Marathonläufer. Sie werden dir keine Geschichten für den Stammtisch liefern, bei denen du von einer Kursverzehnfachung in drei Monaten berichten kannst.
Was sie dir stattdessen bieten, ist die mathematische Gewissheit, dass niedrige Kosten, breite Streuung und der Zinseszinseffekt die mächtigsten Verbündeten für deinen langfristigen Vermögensaufbau sind. Sie schützen dich vor emotionalen Fehlentscheidungen, minimieren Risiken und lassen dich nachts ruhig schlafen.
Der globale ETF-Markt ist nicht ohne Grund auf über 14 Billionen US-Dollar angewachsen. Millionen von Anlegern haben die stille Kraft dieser Giganten erkannt. Es ist an der Zeit, die Faszination für das Spektakuläre abzulegen und die Schönheit der Einfachheit zu umarmen. Schau dir dein Depot an. Steht dein Fundament? Wenn nicht, weißt du jetzt, wo du anfangen kannst. Denn langfristiger Erfolg an der Börse ist oft das Ergebnis der unspektakulärsten Entscheidungen.
Der Turbo für dein Depot: Thesaurierer nutzen den Zinseszins maximal
Eine letzte, aber entscheidende Weiche musst du bei der Wahl deines Kern-ETFs stellen: Soll er ausschüttend oder thesaurierend sein? Ein ausschüttender ETF zahlt dir die Dividenden der enthaltenen Unternehmen direkt auf dein Konto aus. Das schafft einen regelmäßigen Cashflow, kann aber für den langfristigen Vermögensaufbau hinderlich sein, da du das Geld selbst wieder anlegen musst.
Hier kommt der Thesaurierer ins Spiel. Er legt die Dividenden automatisch wieder im Fondsvermögen an. So kaufst du quasi von selbst neue Anteile und der Zinseszinseffekt entfaltet seine volle Kraft – ein echter Turbo für dein Wachstum. Für die meisten Anleger, die über Jahrzehnte Vermögen aufbauen wollen, ist die thesaurierende Variante daher die logische und effizientere Wahl. Einmal einrichten, zurücklehnen und den Compounding-Effekt die Arbeit machen lassen.
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