Flash Crash: Wie das Depot davor schützen?
Investierst Du in Wertpapiere wie Aktien oder einen ETF, bist Du vor einem Flash Crash nicht sicher. Es handelt sich um einen kurzzeitigen Kurseinbruch, auf den eine schnelle Erholung folgt. Welche Ursachen hat ein solches Ereignis und wie wirkt es sich aus?
Was ist ein Flash Crash?
Flash Crash ist der englische Begriff für Blitzabsturz. Es handelt sich also um einen starken, schnellen Kursabsturz innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums. Dieses Ereignis dauert nur wenige Minuten an. Schon kurze Zeit später erfolgt eine schnelle Erholung. Dieses Ereignis kann die verschiedensten Anlageformen betreffen:
- Aktien
- Indizes
- ETFs
- Währungen
- Kryptowährungen
Ein solcher kurzfristiger Kurseinbruch ist eine Unterart des Börsencrashs. Erstmals wurde dieser Begriff am 6. Mai 2010 geprägt, als der US-Aktienindex Dow Jones seinen damals höchsten Kurseinbruch in seiner Geschichte verzeichnete. Er verlor zeitweise mehr als 9 Prozent, was einem Verlust von knapp 1.000 Punkten entsprach. Aufgrund einer geringen Marktliquidität, einer kurzzeitigen Marktenge, kommt es zu einer hohen Umschlagsgeschwindigkeit am Aktienmarkt. Das Szenario dauert nur wenige Minuten an. Inzwischen haben die Börsen einige Mechanismen entwickelt, um einen Flash Crash abzuschwächen oder zu unterbinden.
Flash Crash - nicht nur in eine Richtung möglich
Ein Flash Crash ist ein extremer Volatilitätsausbruch. Die Wertpapiere sacken schnell und ziemlich tief in ihrem Kurs ab, doch erholen sie sich außerordentlich schnell wieder und erreichen wieder ihr Ausgangsniveau. Bei einigen Wertpapieren kann sich die Erholungsphase jedoch verzögern. Da sich die Kurse oft schnell wieder erholen, wird ein solches Ereignis von den Anlegern häufig unterschätzt. Anleger, die beispielsweise in einen ETF investieren, erleiden kurzfristig einen hohen Verlust, wenn der zugrunde liegende Index rapide absinkt. Der Verlust ist nur kurzzeitig, da sich der Index ebenso schnell erholt. Das ist allerdings nicht immer gewährleistet.
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Häufig tritt ein schneller Kursverfall auf, nach dem die Erholung innerhalb weniger Minuten folgt. Ein solches Ereignis kann jedoch auch in die entgegengesetzte Richtung wirken. Ein Wertpapier steigt extrem rasch in die Höhe und verliert genauso schnell wieder, sodass es wieder auf das niedrige Ausgangsniveau zurückfällt. Ein plötzlicher Kursanstieg, gefolgt von einem ebenso schnellen Absturz, tritt jedoch seltener auf als ein Flash Crash mit kurzfristigem Kurseinbruch. Solche Ereignisse sind mitunter bei Währungen, im Forex-Handel, zu beobachten.
Welche Ursachen hat ein Flash Crash?
Ein Flash Crash kann durch Menschen oder Computer verursacht werden. Menschliche Fehler können ebenso eine Rolle spielen wie Manipulationen. Fehler können beim Traden entstehen, wenn eine Zahl falsch eingegeben oder eine Order zum falschen Zeitpunkt platziert wird. Beim CFD-Trading, dem kurzfristigen Handel mit Differenzkontrakten, versuchen Trader mitunter, den Markt durch illegale Machenschaften zu manipulieren. Ein Trader kann eine große Verkaufsorder zu einem Preis platzieren, der weit unterhalb des aktuellen Kurses liegt. So entsteht der Eindruck, dass ein großer Abverkauf ansteht. Aus Angst vor sinkenden Kursen möchten auch andere Marktteilnehmer verkaufen. Schnell entsteht ein Ungleichgewicht zwischen der Anzahl an Verkaufsordern und der Anzahl an Kaufordern. Der Kursrutsch wird durch dieses Ungleichgewicht verstärkt. Der Trader mit der anfänglichen Verkaufsorder hat zusätzlich Kauforder platziert, die weit unterhalb des Kurswertes liegen. Er storniert die Verkaufsorder, kurz bevor der Kurswert erreicht ist, zu dem die Order ausgeführt werden sollte. Der Trader kauft das Wertpapier am Tiefpunkt des Flash Crash und kann es nach der Erholungsphase zu einem deutlich höheren Kurs wieder verkaufen. Innerhalb weniger Sekunden können außerordentlich hohe Gewinne erzielt werden.
Computer als Verursacher von Flash Crashs
Nicht nur Menschen, sondern auch Computer können einen Flash Crash auslösen. Nicht immer können die durchschnittlichen Marktdaten effektiv genug zwischen den Börsenplätzen ausgetauscht werden. Ungenaue Kurse eines Wertpapiers werden dann übernommen. Das Auftreten von Flash Crashs wurde in der Vergangenheit durch den Hochfrequenzhandel und Algorithmen verstärkt. Extrem schnelle Computer führen auf der Basis von Algorithmen blitzschnell Trades aus. Eine Vielzahl von automatischen Verkaufsordern wird ausgelöst, wenn ein Wertpapier einen bestimmten Kurs erreicht. Der Kurs kann dann weiter nach unten rutschen. Sinkt der Kurswert, können weitere Algorithmen ausgelöst werden.
Kommt es nach einem Flash Crash zu einer Konsolidierung, sind dieselben Tradingsysteme involviert, die zuvor den Crash ausgelöst haben. Die Systeme wurden durch andere Algorithmen angewiesen, das Wertpapier zu einem niedrigen Kurs zu kaufen. Das Ungleichgewicht gleicht sich wieder aus, wenn die Algorithmen den Kaufauftrag für das Wertpapier auslösen. Fällt der Kurs dann auf einen niedrigen Stand, ist die Zahl der Käufe höher als die Zahl der Verkäufe. Der Kurs erholt sich dann wieder.
Flash Crashs haben zwar unterschiedliche Ursachen, doch gibt es auch einige Gemeinsamkeiten. Häufig entsteht ein Flash Crash bei einem geringen Handelsvolumen. Ist die Liquidität nur gering, kann die Kursbewegung durch große Order verschärft werden.
Beispiele für Flash Crashs in der Vergangenheit
Beispiele für Flash Crashs können verdeutlichen, was die Auslöser sind und wie sich ein solcher Flash Crash auswirken kann:
- Dow Jones am 6. Mai 2010
Der Flash Crash des Dow Jones am 6. Mai 2010 wird als die Mutter aller Flash Crashs bezeichnet. Innerhalb von 10 Minuten verlor der Dow Jones mehr als 1.000 Punkte. Da einige Einzelaktien noch heftiger abstürzten, kam es insgesamt zu Verlusten von mehr als 1 Billion US-Dollar. Am Ende des Tages konnte der Dow Jones in der Erholungsphase nicht mehr als 70 Prozent seines ursprünglichen Werts wiedererlangen. Ursache war Marktmanipulation durch einen englischen Trader. - DAX 6. Februar 2014
Auch der DAX hat schon einen Flash Crash erlitten. Ursache dafür war ein Zinsentscheid der EZB. - Great Treasury Flash Crash 2014
Der Great Treasury Flash Crash 2014 traf US-Staatsanleihen. Über die genauen Ursachen wird gestritten. Die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren brach innerhalb von zwölf Minuten erheblich ein. Sie konnte sich nur um 1,6 Prozent wieder erholen. Ein konkreter Auslöser für dieses Ereignis konnte nicht ermittelt werden. - Flash Crash beim FTSE 100
Der FTSE ist der wichtigste britische Aktienindex und erlitt im September 2015 einen Kurseinbruch von 1 Prozent. Der Index erholte sich schnell wieder, doch kam es auch zu einer automatischen Handelsaussetzung bei den wichtigsten Marktteilnehmern. - Dow Jones im August 2015
Im August 2015 erlitt der Dow Jones einen erneuten Flash Crash und brach innerhalb von fünf Minuten um 1.100 Punkte ein. Bereits kurz vor dem Ereignis kam es zu einem Abverkauf von Aktien. An vielen Börsen wurde der Handel unterbrochen. - Nordische Börsen Flash Crash 2022
Am 2. Mai 2022 erlebten die nordischen Börsenindizes (OMXS30, OBX, OMXC25, OMXH25) einen dramatischen Flash Crash. Die Indizes fielen innerhalb weniger Minuten um bis zu 7,5% und erholten sich dann schnell wieder. Der Crash wurde durch einen großen, versehentlichen Verkaufsauftrag (Fat-Finger-Error) eines Marktteilnehmers ausgelöst. Dieser Vorfall zeigt, dass auch in modernen Märkten menschliche Fehler schwerwiegende Folgen haben können.
Moderne Schutzmechanismen gegen Flash Crashs
Die Börsen haben in den letzten Jahren ihre Schutzmechanismen gegen Flash Crashs deutlich verstärkt. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:
- Automatische Handelsaussetzungen
Viele Börsen haben Circuit Breaker implementiert, die den Handel bei starken Kursveränderungen automatisch unterbrechen. Beispielsweise wird der Handel für 5 Minuten ausgesetzt, wenn ein Index innerhalb von 5 Minuten um mehr als 10% fällt. - Regulatorische Einschränkungen
Nach dem Flash Crash von 2010 haben Regulierungsbehörden wie die SEC neue Regeln eingeführt. Transaktionen, die unter 50% des Vortagswertes ausgeführt wurden, können für ungültig erklärt und rückabgewickelt werden. - Algorithmische Kontrollen
Börsen und Regulierungsbehörden haben die Überwachung von Algorithmen und Hochfrequenzhandelssystemen verstärkt. Neue Sicherheitsmechanismen stoppen oder dämpfen automatische Trades bei extremen Kursbewegungen. - Liquiditätsmanagement
Es wurden Systeme entwickelt, die die Marktliquidität kontinuierlich überwachen und bei kritischen Situationen eingreifen können.
Moderne Anlegerstrategien zum Schutz vor Flash Crashs
Als Anleger kannst du dich mit verschiedenen Strategien vor den Auswirkungen von Flash Crashs schützen:
- Sorgfältige Order-Überprüfung
Überprüfe den Ausführungskurs deiner Limit- oder Stop-Orders genau. Bei starken Abweichungen vom erwarteten Kurs solltest du umgehend deinen Broker kontaktieren. - Misstrade-Regelungen nutzen
Bei ungewöhnlichen Kursabweichungen können Trades als Misstrades deklariert und rückabgewickelt werden. Informiere dich über die entsprechenden Fristen und Prozesse bei deinem Broker. - Diversifikation
Eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen und Märkte kann das Risiko von Flash-Crash-bedingten Verlusten reduzieren. - Vorsicht bei automatischen Orders
Setze Stop-Loss-Orders mit Bedacht und berücksichtige dabei mögliche Flash-Crash-Szenarien.
Fazit: Flash Crashs bleiben eine Herausforderung
Flash Crashs bleiben trotz verbesserter Schutzmechanismen eine Herausforderung für Märkte und Anleger. Die Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass sowohl menschliche Fehler als auch technische Faktoren weiterhin zu plötzlichen Kurseinbrüchen führen können. Die Börsen haben zwar ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, doch eine vollständige Verhinderung von Flash Crashs ist noch nicht möglich. Für Anleger ist es wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und entsprechende Schutzmaßnahmen zu treffen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Regulierung und technischen Schutzmaßnahmen wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Prävention von Flash Crashs spielen.
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