ETF vs. Future: Sind Futures die besseren ETFs?
Der Vergleich mag weit hergeholt erscheinen, schließlich spielen Futures in den meisten Portfolios von Privatanlegern kaum eine Rolle - ganz anders als bei institutionellen Anlegern, die weitaus häufiger auf Future-Kontrakte als einen ETF als Portfolio-Baustein zurückgreifen. Aber was ist besser?
ETF - Definition und Nutzen
Den meisten Lesern dürfte an dieser Stelle bereits relativ klar sein was ein ETF (kurz für "Exchange Traded Fund") ist: Dabei handelt es sich um passive, börsengehandelte Indexfonds, die die eigene Zusammensetzung automatisch entsprechend ihres Vorbilds (dem Index) anpassen. Besonders gut sind sie bekanntlich geeignet um die Aktienmärkte kostengünstig und breitgestreut abzubilden, denn ohne einen aktiven Fondsmanager und sein Team fallen nur überschaubare Kosten an, zudem erzielt der Anleger mit breitgestreuten ETFs immer exakt die durchschnittliche Marktperformance - die oftmals sowieso besser ist als die von aktiven Fonds.
Viele ETFs halten die darin abgebildeten Aktien physisch, sie werden also tatsächlich erworben. Manchmal wird der jeweilige Index stattdessen über Swap-Verträge oder nur als Sampling abgebildet. Beim Sampling wird ein kleiner Teil der Aktien aus dem Index aufgenommen, um diesen über die kleinere Auswahl repräsentativ darzustellen. Mit diesen Informationen im Hinterkopf können wir uns nun anschauen, was genau ein Future ist und warum dieses Kapitalmarktinstrument häufiger von professionellen und institutionellen Anlegern eingesetzt wird.
Future - Definition und Nutzen
Futures gibt es schon seit Anfang der 1980er-Jahre, wo sie zunächst an der Chicago Mercantile Exchange und später der New York Stock Exchange populär wurden. Heute ist der größte Markt für Futures der von Rohöl. Sowohl ETFs als auch Futures gelang ein größerer Durchbruch zum Ende der 1990er-Jahre. Obwohl den meisten Kleinanlegern eher der ETF ein Begriff sein dürfte, ist der Future-Markt weitaus größer - um einen Faktor von etwa 10.
Als Basiswert kommt so ziemlich alles in Frage, was irgendwie handelbar ist: Aktien zum Beispiel, aber ebenso Indizes wie der S&P 500 oder DAX, genauso auch verschiedene Rohstoffe oder Lebensmittel. Es gibt beispielsweise Futures auf Rohöl, der wie schon eingangs dargestellt größte Markt in diesem Bereich, genauso aber beispielsweise auf Weizen oder Orangensaft.
Bei einem Future werden die Basisinformationen sofort bei Abschluss des Kontrakts festgehalten:
- der Kauftag
- der Verkaufstag
- der Preis
- der Wert des Basiswerts
Was Futures damit von Optionen unterscheidet, ist die Verbindlichkeit des Kontrakts. Bei klassischen Optionen hat der Nutzer die Möglichkeit seine Option auszulösen - also den Basiswert zum vereinbarten Preis zu erwerben. Bei Futures ist der Erwerb hingegen bindend. Der Verkäufer eines Future-Kontrakts verpflichtet sich folglich zum abgemachten Zeitpunkt und festgelegten Preis die Ware zu liefern, während der Käufer sich verpflichtet sie abzunehmen. Dabei ist der gehandelte Wert vom Basiswert zum finalen Datum des Future-Kontrakts unerheblich. Aus diesem Grund werden Futures als "unbedingte Termingeschäfte" bezeichnet, während Optionen, Swaps und Zertifikate "bedingte Termingeschäfte" sind.
Unterscheidung zwischen ETFs und Future-Kontrakten
Anders als (physisch replizierende) ETFs werden nicht tatsächlich Aktien gehalten, auch bekommst du kein Wertpapier in dein Depot eingebucht, sondern lediglich den vereinbarten Kontrakt. Zudem muss eine, relativ überschaubare, Margin-Zahlung als Sicherheit hinterlegt werden. Das eingesetzte Kapital bleibt aber vorerst vorhanden. Aus diesem Grund agieren Futures auch als effektiver Hebel auf das eigene Kapital.
Futures sind im Regelfall aber für die meisten Kleinanleger ungeeignet. Ein hohes Anlagevolumen ist auf diesem Markt gewissermaßen eine Grundvoraussetzung und bereits daran dürfte es beim Großteil der Kleinanleger scheitern. Gerade das macht die Futures aber für institutionelle Anleger und Profis attraktiv, denn selbst bei sehr hohen Anlagevolumina entstehen bei Futures nur sehr überschaubare Kosten. Da fällt, anders als bei einem ETF, nämlich keine Verwaltungsgebühr (TER) an. Außerdem sind Futures über die gängigen Broker günstiger zu handeln und die Kosten machen angesichts der hohen Anlagevoraussetzungen nur sehr, sehr geringe Beträge aus.
Der Future-Markt ist zudem weitaus liquider als der ETF-Markt. Nur wenige Anleger dürften wissen, dass allein der Future-Markt auf den S&P 500 bereits liquider als der gesamte ETF-Markt in seiner Ganzheit ist. Das liegt selbstverständlich daran, dass ETFs primär Instrumente von Privat- und Kleinanlegern sind, während sich Futures an professionelle Anleger richten, die mehrere Millionen und Milliarden investieren. Folglich vergrößern sich damit sowohl das Marktvolumen als auch die Marktliquidität. Beides dürfte für Kleinanleger aber weitgehend uninteressant sein, denn alle gängigen ETFs und selbst Nischenprodukte besitzen typischerweise eine ausreichend hohe Liquidität, um die gewöhnlichen "Privatanlegersummen" vollständig zu tragen. Große Spreads sind bei breitgestreuten ETFs nur sehr, sehr selten und resultieren dann eher aus einem illiquiden Handelsplatz als einem illiquiden Produkt.
Übrigens: Über bestimmte Broker lassen sich derartige Derivate mittlerweile kostengünstig handeln oder sie bieten sogar nur ausschließlich solche Derivate, statt "echten" Wertpapieren an. Über Jahrzehnte ist man als "Buy and Hold"-Anleger aber weitaus besser aufgestellt, indem man einen Index oder bestimmte Themenbereiche einfach über die im ETF gebündelten Wertpapiere breitgestreut und kostengünstig abbildet. Solche ETFs können zudem als Kreditsicherheit eingesetzt werden, was bei Privatanlegern mit Future-Kontrakten nicht möglich ist, da diese indirekt über die niedrigen Margin-Voraussetzungen schon einen eingebauten Hebel haben. Das Gesamtrisiko ist bei ETFs also immer niedriger und sie sind "wartungsärmer".
Der direkte Vergleich zwischen ETFs und Futures
Verwaltungsgebühren
Bei ETFs fällt eine Verwaltungsgebühr (TER) an, bei Futures gibt es diese nicht. In der Regel werden schon bei Kauf eines Futures die Gebühren in den Spread eingerechnet. Der Spread ist die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Je nach Future können noch Rollover-Kosten hinzukommen.
Kapitaleffizienz/Hebel
Futures erfordern nur einen geringen Margin-Einsatz von etwa 5 % oder weniger. Bei ETFs beträgt die effektive Sicherheitsleistung etwa 50 %, zudem wird das Wertpapier direkt im Depot gehalten. Futures erlauben also einen weitaus größeren Hebel auf das eigene Kapital und erhalten zudem besser die eigene Liquidität.
Handelszeiten
Futures werden sechs Tage in der Woche rund um die Uhr gehandelt. ETFs kann man zwar über ausländische Börsen und den nachbörslichen Handel ebenfalls die meisten Stunden am Tag traden, normalerweise aber nicht rund um die Uhr.
Liquidität und Volumen
Futures sind weitaus liquider und haben ein größeres Volumen. Dazu ein Beispiel: Das Tagesvolumen des S&P 500 Futuremarktes beziffert sich auf etwa 192 Milliarden US-Dollar, das vom ETF-Äquivalent im US-amerikanischen Raum $SPY lediglich auf rund 19,6 Milliarden. Bei Rohöl zeigt sich eine besonders große Differenz. Rohöl-Futures haben ein tägliches Volumen von rund 150 Milliarden US-Dollar, ETF-Äquivalente wie $USO lediglich von 0,4 Milliarden. Der Rohöl-Future-Markt ist also um den Faktor ~130 liquider.
Tracking-Differences
Bei ETFs kommt es häufiger zu (überschaubaren) Tracking Differenzen, insbesondere solchen, die die Werte physisch und vollständig replizieren. Future-Kontrakte bilden einen Index präziser ab, die Abweichungen sind marginal.
Sind Futures damit tatsächlich die besseren ETFs?
Nein, auch wenn man das anhand der Übersicht und den scheinbaren Vorteilen zunächst annehmen könnte. Futures haben selbstverständlich absolut ihre Daseinsberechtigung, für institutionelle Anleger sind sie unverzichtbar und wichtige Portfolio-Bausteine, weitaus wichtiger als ETFs, auf die die Profis sowieso wenig bis gar nicht zurückgreifen. Das Gros aller Vorteile ist für den Klein- und Privatanleger aber unerheblich.
Das wichtigste Gegenargument für Futures ist schon der Umstand, dass zur Beteiligung am Markt hohe Anlagesummen fällig werden, die Privatleute gar nicht aufbringen können und ganz besonders nicht mit einer sinnvollen Diversifikation. Zudem sind Futures aufgrund möglicher Rollover-Kosten und der Kontraktlaufzeiten nicht wirklich für eine "Buy and Hold"-Strategie geeignet, welche aber genau die ist, die die meisten ETF-Anleger präferieren.
Futures sind weitaus besser für Daytrader oder generelle aktive Marktteilnehmer geeignet, da sie nur eine sehr geringe Kostenquote haben und der Markt sehr liquide ist, was besonders bei großen Summen eine Schlüsselrolle spielt. ETFs hingegen sind nicht unbedingt für Daytrading geeignet, was einerseits aus den Spreads und andererseits den üblicherweise hohen Brokergebühren resultiert. Andererseits werden nur wenige Anleger eine ETF-Strategie fahren, um diese dann täglich oder sogar mehrmals täglich neu anzupassen.
Futures können außerdem, ebenso wie andere Derivate, zur Risikominimierung genutzt werden, indem zwei gegenteilige Positionen eröffnet werden. Ein Future-Kontrakt ist also, aus Sicht von institutionellen Anlegern, geeignet die Volatilität zu minimieren. Das ist ein weiterer Umstand, der für den klassischen ETF-Anleger mit einer "Buy and Hold"-Strategie keine Rolle spielt.
Fazit
Als Fazit lässt sich damit sagen: ETFs sind ganz klar die bessere Wahl für den Privatanleger. Damit erwirbt er tatsächlich physische Wertpapiere, die immer noch eine geringe Kostenquote haben und sich sehr gut für Buy and Hold eignen. Der Future-Markt ist aufgrund der hohen Kapitalvoraussetzungen sowieso meist keine realistische Option und viel mehr das Instrument der Wahl von aktiv handelnden Profis, die ihre Portfolios und Positionen teilweise mehrmals täglich oder sogar stündlich neu anpassen. Wenn du stattdessen eine Sektor- oder einfach All-World-Strategie fährst, bist du mit einem kostengünstigen ETF mit geringer Tracking-Difference aber immer besser beraten.
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