ETF-Rotation: Sektor- und Stilwechsel clever im Portfolio nutzen
ETF-Rotation: Die aktive Alternative zu Buy-and-Hold. Hier werden ETFs – wie passende Reifen – systematisch je nach Marktphase (Sektoren, Stile) gewechselt, um Zyklen & Momentum für eine dynamische Portfolio-Optimierung zu nutzen.

Was genau ist ETF-Rotation und wie hebt sie sich von Buy-and-Hold ab?
Stell dir vor, dein Portfolio ist ein Formel-1-Team und deine ETFs sind die Reifen. Je nach Wetterlage und Streckenbeschaffenheit brauchst du mal Slicks, mal Intermediates, mal Regenreifen. ETF-Rotation funktioniert ähnlich: Du wechselst systematisch zwischen verschiedenen ETFs, die unterschiedliche Sektoren (z.B. Technologie, Energie, Finanzen), Anlagestile (z.B. Value, Growth, Small Caps, Large Caps) oder auch Regionen abbilden. Das Ziel? Von aktuellen Marktzyklen, positivem Momentum oder günstigen Bewertungen zu profitieren.
Der fundamentale Unterschied zur Buy-and-Hold-Strategie liegt im aktiven Management. Während du bei Buy-and-Hold beispielsweise breit gestreut in einen Welt-ETF investierst und diesen idealerweise über Jahrzehnte hältst, triffst du bei der Rotation regelmäßig Entscheidungen zum Umschichten. Wenn beispielsweise Wirtschaftsdaten auf eine bevorstehende Wachstumsphase hindeuten, könntest du von defensiven Konsumgüter-ETFs in zyklischere Technologie- oder Industrie-ETFs wechseln. In Erwartung einer Rezession wäre die umgekehrte Bewegung denkbar, hin zu Sektoren wie Versorger oder Gesundheitswesen, die als krisenstabiler gelten.
Diese Strategie basiert auf der Beobachtung, dass nicht alle Marktsegmente gleichzeitig und gleich gut performen. Es gibt Phasen, da laufen Technologiewerte heiß, dann wieder sind es Substanzwerte (Value), die glänzen. Die ETF-Rotation versucht, diese Wellenbewegungen aktiv für sich zu nutzen. Es ist quasi der Versuch, nicht nur passiv im Strom mitzuschwimmen, sondern das Ruder selbst in die Hand zu nehmen und gezielt die Strömungen mit der größten Schubkraft anzusteuern.
Die Verlockung der Rotation: Welche Vorteile winken?
Warum solltest du dir den zusätzlichen Aufwand einer Rotationsstrategie überhaupt antun? Nun, die potenziellen Vorteile sind durchaus verlockend, auch wenn sie keine Garantie für Überrenditen darstellen.
Ein Kernargument ist das Risikomanagement durch Diversifikation. Indem du nicht starr auf eine Anlageklasse oder einen Sektor fixiert bist, sondern flexibel umschichtest, kannst du dein Portfolio potenziell besser an unterschiedliche Marktbedingungen anpassen, im Gegensatz zu einem klassischen 60/40-Portfolio, das statischer ausgerichtet ist. Fährt ein Sektor gerade gegen die Wand, bist du vielleicht schon rechtzeitig in einen anderen umgestiegen, der gerade Rückenwind hat. Dein Kapital ist also nicht permanent den Launen eines einzelnen Marktsegments ausgesetzt.
Der vielleicht spannendste Aspekt ist das Ausnutzen von Marktzyklen und Momentum. Verschiedene Wirtschaftssektoren und Anlagestile neigen dazu, in bestimmten Phasen des Konjunkturzyklus besser oder schlechter abzuschneiden. Studien deuten darauf hin, dass die Märkte oft schon drei bis sechs Monate vor einem tatsächlichen Zykluswechsel beginnen, die dann favorisierten Sektoren einzupreisen. Mit einer Rotationsstrategie versuchst du, diese Muster zu erkennen und frühzeitig auf die Gewinner von morgen zu setzen, auch wenn die Frage nach dem perfekten Zeitpunkt für den Markteinstieg stets komplex bleibt. Das kann bedeuten, die Performance unterschiedlicher ETFs über definierte Zeiträume (z.B. 3, 6 oder 12 Monate) zu vergleichen und auf die stärksten Performer umzuschichten.
Obwohl ETFs an sich schon kosteneffizient sind, kann eine clever umgesetzte Rotation theoretisch auch hier punkten – vorausgesetzt, die Transaktionskosten fressen die Vorteile nicht auf. Ziel ist es, durch die aktive Allokation, eine Strategie, die man auch bei aktiven ETFs findet, eine bessere risikoadjustierte Rendite zu erzielen, als es mit einem statischen Portfolio möglich wäre. Modelle wie das von iQUANT.pro, das technische Filter (z.B. den 9-Monats-Durchschnitt) mit Momentum-Rankings kombiniert, um vielversprechende Sektoren zu identifizieren, illustrieren solche Ansätze.


Kein Licht ohne Schatten: Die Risiken der ETF-Rotation
Bevor du jetzt euphorisch dein Depot umkrempelst: ETF-Rotation ist kein Selbstläufer und birgt signifikante Risiken. Der heilige Gral der Geldanlage ist sie definitiv nicht.
Das größte Damoklesschwert ist das Markt-Timing. Den perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu erwischen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Liegst du mit deinen Prognosen daneben, kannst du wichtige Aufwärtsbewegungen verpassen oder zu spät aus fallenden Märkten aussteigen. Das kann richtig ins Geld gehen und die erhoffte Outperformance zunichtemachen.
Nicht zu unterschätzen sind die Transaktionskosten. Jedes Umschichten kostet Geld – Brokergebühren und der Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs). Bei sehr liquiden ETFs auf große Indizes (z.B. ein S&P 500 ETF) mag der Spread minimal sein, vielleicht 0,01% bis 0,1%. Bei Nischen-ETFs oder solchen auf illiquide Märkte kann er aber deutlich höher ausfallen. Eine Studie des Center for Financial Stability wies darauf hin, dass die tatsächlichen Handelskosten bei bestimmten ETFs die sichtbaren Spreads übersteigen können, besonders bei komplexen oder internationalen Produkten wie einigen Emerging Markets ETFs (z.B. EEM). Häufiges Handeln summiert diese Kosten schnell auf.
Hinzu kommen steuerliche Aspekte. Jeder Verkauf eines ETFs mit Gewinn realisiert diesen auch steuerlich. In Deutschland bedeutet das Abgeltungsteuer, Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Bei häufigen Umschichtungen kann das deine Nettorendite empfindlich schmälern, besonders wenn du deinen Sparerpauschbetrag bereits ausgeschöpft hast.
Und dann wären da noch die emotionalen Fallstricke. Gier und Angst sind schlechte Ratgeber an der Börse. Die Versuchung, von der festgelegten Strategie abzuweichen, weil ein Sektor gerade "so gut läuft" oder Panik aufkommt, ist groß. Disziplin ist hier das A und O.
Zuletzt ist die Strategie an sich komplex. Das Erkennen von Mustern, die Interpretation von Indikatoren und die Auswahl der richtigen ETFs erfordern Wissen, Zeit und eine kontinuierliche Marktbeobachtung. Es besteht immer die Gefahr, auf falsche Signale hereinzufallen.
Die Qual der Wahl: Sektoren und Stile clever auswählen
Das Herzstück der ETF-Rotation ist die Auswahl der richtigen Bausteine. Wie entscheidest du, wann du in welchen Sektor oder Anlagestil investierst? Hier gibt es verschiedene Ansätze:
Sektorrotation anhand des Konjunkturzyklus: Diese klassische Methode orientiert sich an den vier Phasen der Wirtschaft:
- Früher Aufschwung (Early Cycle): Nach einer Rezession zieht die Wirtschaft wieder an. Unternehmen investieren, Konsumenten werden optimistischer. Typischerweise profitieren hier Sektoren wie Nicht-Basiskonsumgüter (z.B. Autos, Luxusartikel), Industrie und Technologie.
- Mittlerer Zyklus (Mid-Cycle): Das Wachstum stabilisiert sich auf hohem Niveau. Oft die längste Phase. Hier können weiterhin Technologie und Industrie gut laufen, aber auch Sektoren wie Informationstechnologie oder Kommunikationsdienste.
- Später Zyklus (Late Cycle): Die Wirtschaft überhitzt, Inflationsdruck nimmt zu, Zinsen steigen. Rohstoff- und Energie-Sektoren (z.B. Öl und Gas) sowie defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter (Nahrungsmittel, Getränke) oder Gesundheitswesen rücken in den Fokus.
- Rezession (Recession): Die Wirtschaft schrumpft. Anleger suchen Sicherheit. Hier glänzen klassischerweise defensive Werte: Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen und Versorger. Auch Anleihen-ETFs (z.B. auf Staatsanleihen) können gefragt sein.
Die Herausforderung ist, die aktuelle Zyklusphase korrekt zu identifizieren, was oft erst im Nachhinein eindeutig ist.
Stilrotation (z.B. Value vs. Growth, Small vs. Large Caps): Hier geht es um die Frage, welcher Anlagestil gerade en vogue ist.
- Value vs. Growth: Value-Aktien gelten als unterbewertet und locken mit soliden Kennzahlen, während Growth-Aktien hohes Wachstumspotenzial versprechen, oft aber auch teurer bewertet sind. Historisch gab es Phasen, in denen der eine Stil den anderen deutlich übertraf. Ein iQUANT.pro Style-Box-Modell könnte beispielsweise technische Indikatoren wie den 12-Monats-Durchschnitt nutzen, um unterbewerte Stile zu identifizieren.
- Small Caps vs. Large Caps: Kleine Unternehmen (Small Caps) können in bestimmten Marktphasen, oft zu Beginn eines Aufschwungs, dynamischer wachsen als etablierte Großkonzerne (Large Caps). Large Caps gelten hingegen oft als stabiler in unsicheren Zeiten.
Momentum-basierte Ansätze: Diese Strategien setzen auf den Trend: "The trend is your friend." Man investiert in die Sektoren oder Stile, die in der jüngeren Vergangenheit (z.B. letzte 3, 6 oder 12 Monate) die beste Performance gezeigt haben. Die Annahme ist, dass sich diese Trends zumindest kurz- bis mittelfristig fortsetzen. Ein Modell könnte die Top 3 oder Top 5 Sektoren nach Momentum auswählen, die gleichzeitig über einem wichtigen gleitenden Durchschnitt notieren (z.B. dem 9-Monats-Durchschnitt, wie es einige quantitative Modelle tun).
Am Puls des Marktes: Indikatoren und Signale für die Rotation
Um nicht im Nebel stochern zu müssen, nutzen Anwender von Rotationsstrategien verschiedene Indikatoren:
Wirtschaftliche Indikatoren: Hierzu zählen das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Inflationsraten (CPI), Zinsentscheidungen der Zentralbanken, Arbeitsmarktdaten (Arbeitslosenquote, Lohnentwicklung) und Einkaufsmanagerindizes (PMI/EMI). Ein steigender EMI kann beispielsweise ein Frühindikator für einen wirtschaftlichen Aufschwung sein und für zyklische Sektoren sprechen. Hohe Inflation könnte für Rohstoff-ETFs (z.B. Gold-ETFs wie GLD) oder inflationsgeschützte Anleihen sprechen, während steigende Zinsen tendenziell schlecht für Wachstumsaktien und Immobilien-ETFs (IYR) sind, aber gut für Banken (die dann in Finanz-ETFs wie XLF enthalten sind).
Technische Indikatoren: Diese basieren rein auf Kurs- und Volumendaten.
- Gleitende Durchschnitte (Moving Averages, MAs): Ein Kurs über einem langfristigen MA (z.B. 200-Tage-Linie) gilt als Kaufsignal, darunter als Verkaufs- oder Haltesignal. Der bereits erwähnte 9-Monats-Durchschnitt ist hier ein Beispiel.
- Relative Stärke Index (RSI): Misst die Geschwindigkeit und Richtung von Kursbewegungen. Werte über 70 deuten auf einen überkauften Markt hin, Werte unter 30 auf einen überverkauften. Ein RSI unter 30 könnte ein Kaufsignal für einen Sektor-ETF sein.
- Rate of Change (ROC): Misst die prozentuale Veränderung eines Kurses über einen bestimmten Zeitraum. Ein ROC von beispielsweise +7% über die letzten drei Monate zeigt ein starkes positives Momentum. Ein ROC > 0 ist oft eine Grundvoraussetzung für eine Aufnahme in ein Momentum-Portfolio.
Sentiment-Indikatoren: Diese versuchen, die allgemeine Stimmung der Marktteilnehmer zu erfassen (z.B. Fear & Greed Index). Extreme Angst kann ein Kontraindikator für Käufe sein, extreme Gier für Verkäufe.
Die Kunst besteht darin, diese Indikatoren nicht isoliert zu betrachten, sondern im Kontext zu interpretieren und ein Regelwerk für Kauf- und Verkaufssignale zu definieren.
Timing ist (fast) alles: Wie oft das Portfolio drehen?
Die Frequenz der Umschichtung ist ein weiterer wichtiger Parameter. Hier gibt es keinen Königsweg, sie hängt stark von der gewählten Strategie und den verwendeten Indikatoren ab.
Einige Momentum-Strategien setzen auf eine monatliche Anpassung. Das erlaubt eine relativ schnelle Reaktion auf sich ändernde Trends, verursacht aber auch höhere Transaktionskosten und einen größeren Überwachungsaufwand.
Andere Modelle, insbesondere solche, die stärker auf Sektorrotation basierend auf Konjunkturzyklen setzen, agieren mit quartalsweisen Anpassungen. Das iQUANT.pro-Modell erwähnt beispielsweise Anpassungen im Februar, Mai, August und November, was saisonale Muster berücksichtigen könnte. Dies reduziert die Kosten und den Aufwand, kann aber dazu führen, dass man auf kurzfristige Marktbewegungen langsamer reagiert.
Langfristiger orientierte Stilrotationen (z.B. zwischen Value und Growth) könnten sogar nur jährliche oder noch seltenere Anpassungen vorsehen, wenn die zugrundeliegenden Thesen sehr langfristig sind.
Signale für eine Rotation können vielfältig sein: Ein ETF fällt aus den Top-Performern eines Rankings, ein technisches Umkehrsignal tritt auf (z.B. Bruch einer wichtigen Unterstützungslinie), oder makroökonomische Daten deuten auf einen fundamentalen Wandel hin (z.B. eine unerwartete Zinssenkung).
ETF-Rotation in der Praxis: Wie gehst du vor? (Theoretischer Fahrplan)
Wenn du mit dem Gedanken spielst, eine ETF-Rotationsstrategie umzusetzen, ist ein strukturierter Ansatz unerlässlich. Hier ein theoretischer Fahrplan – denk daran, dies ist keine Anlageberatung, sondern eine Illustration des Konzepts:
- Definiere dein Anlageuniversum: Wähle eine überschaubare Anzahl von ETFs (z.B. 10-15), die verschiedene Sektoren (z.B. Technologie über QQQ, Finanzen über XLF), Regionen (z.B. Emerging Markets über EEM) und gegebenenfalls Anlagestile oder auch Anlageklassen wie Anleihen (z.B. US-Staatsanleihen über TLT) oder Rohstoffe abdecken. Ein Basis-ETF wie einer auf den S&P 500 (SPY) könnte ebenfalls Teil des Universums sein.
- Entwickle ein klares Regelwerk: Lege exakt fest, nach welchen Kriterien du umschichtest. Beispiel für eine einfache Momentum-Regel: "Investiere monatlich in die drei ETFs aus meinem Universum mit der besten Performance der letzten sechs Monate, vorausgesetzt, sie notieren über ihrem 200-Tage-Durchschnitt." Oder: "Halte 70% in den Top-Momentum-ETFs und 30% in einem Basis-ETF. Wenn die Märkte stark fallen (Signal z.B. Hauptindex unter 200-Tage-Linie), schichte in risikoarme Anlagen wie kurzlaufende Staatsanleihen (SHY) oder Cash um."
- Wähle die ETFs sorgfältig aus: Achte auf niedrige Gesamtkosten (TER), eine gute Liquidität (hohes Handelsvolumen, enger Spread) und eine präzise Abbildung des zugrundeliegenden Index (Tracking Differenz).
- Umschichtung und Rebalancing: Führe die Umschichtungen diszipliniert gemäß deinem Regelwerk durch. Überprüfe regelmäßig, ob die Zusammensetzung deines Portfolios noch deinen Regeln entspricht.
- Überwache, teste und passe an (mit Vorsicht!): Beobachte die Performance deiner Strategie. Nutze historische Daten (Backtesting), um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich deine Regeln in der Vergangenheit verhalten hätten – aber sei dir bewusst, dass vergangene Performance keine Garantie für zukünftige Ergebnisse ist. Überoptimierung auf Basis von Backtests ist ein häufiger Fehler.
Das Wichtigste ist, ein System zu haben, dem du vertraust und das du konsequent durchhältst, auch wenn es mal nicht so gut läuft.
Werkzeugkasten für Rotationsstrategen: Nützliche Helfer
Glücklicherweise musst du nicht alles per Hand und mit dem Taschenrechner machen. Es gibt diverse Tools und Ressourcen, die dich unterstützen können:
Analyseplattformen und Screener: Websites wie Finviz, TradingView oder Stock Rover bieten umfangreiche Screening-Funktionen, mit denen du ETFs nach Kriterien wie Performance, Sektor, Kosten oder technischen Indikatoren filtern kannst. TradingView ist besonders stark in der technischen Analyse und Chartdarstellung und erlaubt es, eigene Indikatoren oder Alarmfunktionen (z.B. einen kombinierten RSI-ROC-Momentum-Alert) zu erstellen.
Datenquellen: Für historische Kursdaten kannst du auf Portale wie Yahoo Finance zurückgreifen. Makroökonomische Daten findest du bei statistischen Ämtern, Zentralbanken oder spezialisierten Finanzinformationsdiensten. Für fundamentale Analysen und Marktstimmungen können Plattformen wie Seeking Alpha hilfreich sein.
Spezialisierte Dienste: Es gibt auch Anbieter, die fertige quantitative Modelle oder Signaldienste für ETF-Rotationen anbieten (wie die bereits erwähnten Beispiele iQUANT.pro oder Followthemoney.com). Diese sind oft kostenpflichtig und sollten gründlich auf ihre Methodik und Plausibilität geprüft werden.
Denk aber immer daran: Tools sind nur Werkzeuge. Die Interpretation der Daten und die letztendliche Entscheidung liegen bei dir.
Typische Stolpersteine: Diese Fehler solltest du vermeiden
Die Straße zur erfolgreichen ETF-Rotation ist mit einigen Fallstricken gepflastert. Hier die häufigsten Fehler:
- Überhandelung (Overtrading): Aus Ungeduld oder dem Gefühl, ständig aktiv sein zu müssen, wird zu oft umgeschichtet. Das treibt die Kosten in die Höhe und führt selten zu besseren Ergebnissen. Disziplinierte, regelbasierte Ansätze sind hier überlegen.
- Mangelnde Disziplin und emotionale Entscheidungen: Das beste Regelwerk nützt nichts, wenn es bei der ersten Marktturbulenz über Bord geworfen wird. Werden Verlustbringer aus Sentimentalität gehalten oder Gewinner zu früh verkauft, untergräbt das die Strategie. Erfolgreiche Modelle, wie das von Followthemoney.com, basieren auf strikten, emotionslosen Regeln.
- Falsche ETF-Auswahl: Die Wahl von zu teuren, illiquiden oder schlecht nachbildenden ETFs kann die Performance erheblich schmälern. Achte auf niedrige Spreads und ausreichendes Handelsvolumen (z.B. bei SPY oft nur 0,01-0,1%).
- Ignorieren von Makro-Risiken: Eine rein technische Strategie kann blind für fundamentale Umbrüche sein. Geopolitische Ereignisse (wie der Arabische Frühling 2011, der starke Schwankungen bei Emerging-Market-ETFs auslöste) oder überraschende Zinswenden können technische Signale ad absurdum führen.
- Unterschätzung des Zeitaufwands: Eine aktive Strategie erfordert kontinuierliche Marktbeobachtung, Analyse und disziplinierte Umsetzung. Das ist kein passives "Set it and forget it".
- Jagd nach der perfekten Vergangenheits-Performance (Curve Fitting): Werden Regeln so lange an historischen Daten optimiert, bis sie eine traumhafte Backtest-Rendite zeigen, ist die Gefahr groß, dass sie in Zukunft versagen, weil sie spezifische Muster der Vergangenheit abbilden, die sich nicht wiederholen.
Fazit: Ist ETF-Rotation die richtige Strategie für dich?
ETF-Rotation ist eine faszinierende Anlagestrategie, die das Potenzial bietet, von Marktzyklen und Momentum zu profitieren und möglicherweise eine bessere risikoadjustierte Rendite als klassische Buy-and-Hold-Ansätze zu erzielen. Sie kombiniert die Flexibilität des aktiven Managements mit den Vorteilen kostengünstiger und transparenter ETFs.
Allerdings ist sie kein Allheilmittel und definitiv nicht für jeden Anleger geeignet. Sie erfordert ein tiefes Verständnis der Märkte, ein klares Regelwerk, eiserne Disziplin und die Bereitschaft, Zeit in Analyse und Umsetzung zu investieren. Die Risiken, insbesondere durch falsches Timing und Transaktionskosten, sind nicht zu vernachlässigen. Wie du gesehen hast, können selbst scheinbar kleine Kosten bei häufigem Handel (Brokergebühren von z.B. 0 bis 5 Euro pro Trade) die Rendite empfindlich schmälern.
Diese Strategie ist eher etwas für erfahrene und aktive Anleger, die bereit sind, sich intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen und die auch Durststrecken wegstecken können. Es ist wichtig zu betonen, dass dieser Artikel keine Anlageberatung darstellt, sondern lediglich einen Überblick über eine anspruchsvolle Strategie gibt, die kontinuierliche Marktbeobachtung und aktives Management erfordert.
Wenn du dich für ETF-Rotation interessierst, beginne langsam. Informiere dich gründlich, teste deine Ideen (z.B. mit einem Paper-Trading-Konto) und sei dir der Fallstricke bewusst. Vielleicht ist ein hybrider Ansatz, bei dem ein Kernportfolio passiv investiert bleibt und nur ein kleinerer Teil aktiv rotiert wird, ein guter Kompromiss.
Bleib neugierig und kritisch – und informiere dich weiter, um die besten Entscheidungen für deine Geldanlage zu treffen. Vielleicht ist ja auch unser Newsletter etwas für dich, um am Ball zu bleiben!
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