Breit gestreut oder konzentriert wie Buffett investieren?
Zwischen breiter Diversifikation und Buffettscher Konzentration
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem erstklassigen Restaurant und erhalten eine umfangreiche Speisekarte: Von Vorspeisen über Hauptgerichte bis hin zu Desserts ist wirklich alles vertreten. Während manche Gäste von jeder Kategorie ein bisschen probieren und so das Risiko minimieren wollen, etwas zu erwischen, das ihnen gar nicht schmeckt, entscheiden sich andere sehr zielgerichtet für nur eine oder zwei Spezialitäten, von denen sie überzeugt sind, dass sie ein unvergessliches Geschmackserlebnis bieten werden. Dieses Bild lässt sich erstaunlich gut auf die Finanzwelt übertragen: Die eine Seite plädiert für eine breite Streuung via ETFs oder andere diversifizierte Vehikel, während die andere Seite auf eine konzentrierte Herangehensweise setzt – verkörpert durch den legendären Investor Warren Buffett, der auf wenige, sorgfältig ausgewählte Aktien vertraut.
In diesem Artikel widmen wir uns einer ausführlichen Betrachtung dieser beiden Strategien. Welche Vor- und Nachteile bieten sie? Wie unterscheiden sich ihre Rendite- und Risikoprofile? Und muss es wirklich nur eine Methode sein, oder gibt es auch clevere Mischformen? Wir werden auf die wissenschaftlichen Grundlagen (Stichwort: Moderne Portfoliotheorie) ebenso eingehen wie auf praktische Tipps zur Umsetzung und Beispiele aus der Praxis. Dabei werden wir, wo sinnvoll, auf Quellen und Zahlen verweisen, um die genannten Punkte mit Fakten zu untermauern.
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1. Die Macht der Diversifikation
1.1 Fundament der Diversifikation: Die Moderne Portfoliotheorie
Die Grundidee der breiten Diversifikation reicht in der wissenschaftlichen Aufarbeitung zurück bis zur Modernen Portfoliotheorie, entwickelt von Harry Markowitz im Jahr 1952. Markowitz stellte fest, dass sich das Risiko eines Portfolios reduzieren lässt, wenn man es geschickt auf unterschiedliche Anlageklassen oder zumindest unterschiedliche Einzelwerte verteilt. Der Hauptgedanke liegt darin, dass nicht alle Werte in gleichem Maße von konjunkturellen Schwankungen oder Branchentrends betroffen sind.
- Korrelation: Wenn beispielsweise Technologieaktien stark fallen, kann es sein, dass andere Sektoren – wie Versorger oder Gesundheitsunternehmen – weniger betroffen sind. In einem diversifizierten Portfolio gleicht sich das teilweise aus.
- Gewichtung: Selbst innerhalb derselben Branche lassen sich unterschiedliche Risikoniveaus finden. Die Wahl verschiedener Unternehmen mit abweichender Verschuldung, unterschiedlicher Geschäftsmodelle oder geografischer Reichweite führt zu einem ausgewogeneren Risiko-Profil.
Diversifikation bedeutet daher nicht nur, einfach möglichst viele verschiedene Aktien zu kaufen, sondern diese so zu kombinieren, dass Korrelationen minimiert und Stabilität maximiert werden.
1.2 ETFs als Symbol der Diversifikation
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein besonders beliebtes Instrument zur Umsetzung der Diversifikationsidee durchgesetzt: die Exchange Traded Funds (ETFs). Ein ETF bildet in der Regel einen Index nach – zum Beispiel den MSCI World, der sich aus über 1.500 Einzelaktien aus 23 Industrienationen zusammensetzt.
- Zugänglichkeit: Selbst mit kleinen Beträgen können Anleger in breite Märkte investieren, ohne jede Aktie einzeln auswählen zu müssen.
- Kosteneffizienz: Da ETFs „passiv“ gemanagt werden, liegen die Verwaltungsgebühren im Regelfall deutlich unter denen aktiv gemanagter Fonds.
- Diversifikation: Ein einziger ETF kann Hunderte oder gar Tausende Einzeltitel enthalten, was eine enorme Risikostreuung ermöglicht.
Dieser Ansatz, in den Gesamtmarkt zu investieren, geht auf den Gedanken zurück, dass man auch als Privatanleger von Wachstumstrends in unterschiedlichen Sektoren und Regionen profitieren kann, ohne sich den Kopf über einzelne Unternehmensbilanzen zerbrechen zu müssen.
1.3 Die „Power Law“-Dynamik
Ein hochinteressantes Phänomen in breit aufgestellten Aktienportfolios ist die sogenannte Power Law-Dynamik. Demnach sind es oftmals nur wenige Aktien, die im Gesamtmarkt für überdurchschnittliche Kursgewinne sorgen – während viele andere Unternehmen eine unterdurchschnittliche Performance aufweisen oder sogar Verluste bringen. Studien wie jene von Hendrik Bessembinder („Do Stocks Outperform Treasury Bills?“, 2018) zeigen, dass ein relativ kleiner Prozentsatz der Aktien für den Löwenanteil der Rendite am Aktienmarkt verantwortlich ist.
Mit einer breiten Diversifikation – beispielsweise in Form eines Welt-ETFs – stellt man sicher, dass man diese überdurchschnittlichen Gewinner nicht verpasst. Verzichtet man hingegen auf Diversifikation und setzt stark fokussiert auf wenige Titel, geht man das Risiko ein, nicht unter diesen wenigen Highflyern zu sein. Dennoch gibt es Gegenbeispiele erfolgreicher, konzentrierter Investoren, die dieses Risiko bewusst eingehen – allen voran Warren Buffett.
1.4 Vorteile und Limitationen breit diversifizierter Portfolios
Vorteil | Erläuterung |
---|---|
Risikominderung | Breite Streuung reduziert das Einzelaktienrisiko. Wenn eine Firma scheitert, machen andere möglicherweise starke Gewinne. |
Kosteneffizienz | ETFs sind oft günstig und dadurch kostenschonend. |
Einfachheit | Einmal eingerichtet, bedarf ein ETF-Portfolio nur geringer Wartung. |
Abbildung des Marktes | Jeder Gewinner am Markt (z.B. ein Börsen-Überflieger) ist im ETF vertreten. |
Allerdings bieten breit diversifizierte Anlagen in der Regel nur eine marktähnliche Rendite. Wer also hofft, den Markt signifikant zu schlagen, muss entweder zu einzelnen Sektoren stärker gewichten oder Einzeltitel (Stock-Picking) betreiben, was mitunter deutlich anspruchsvoller ist.
2. Warren Buffetts konzentrierter Ansatz
2.1 Die Buffett-Philosophie: Konzentriert, aber gründlich
Warren Buffett ist zweifellos eine der prägendsten Persönlichkeiten in der Finanzwelt. Sein legendärer Erfolg gründet auf einem Investmentstil, der sich nicht primär an breiter Diversifikation orientiert, sondern an intensiver Analyse einiger weniger Unternehmen. Buffett spricht oft davon, nur solche Firmen zu erwerben, deren Geschäftsmodell, Führung und langfristige Wettbewerbsvorteile er wirklich versteht.
Diese Philosophie hängt eng mit den Ideen seines Mentors Benjamin Graham zusammen, der mit seinem „Value Investing“ dazu riet, Aktien unter ihrem fairen Wert zu kaufen und sie langfristig zu halten. Buffett hat das Konzept weiterentwickelt: Er erwirbt nicht nur unterbewertete Unternehmen, sondern vor allem solche mit langfristigen Wettbewerbsvorteilen (z.B. Markenstärke, Netzwerkeffekte, Patente).
2.2 Argumente für eine konzentrierte Herangehensweise
- Tieferes Verständnis: Wer nur wenige Unternehmen kauft, hat Zeit, diese gründlich zu durchleuchten. So lassen sich Fehlentscheidungen reduzieren, sofern die Analyse fundiert ist (7).
- Kein „Verwässern“ der Ergebnisse: Mit einer Handvoll sorgfältig ausgewählter „High Conviction“-Aktien partizipiert man überproportional an deren Erfolg – wenn denn die richtige Auswahl getroffen wurde.
- Motivationsfaktor: Wer konzentriert investiert, beobachtet die Geschäftsentwicklung genauer und reagiert schneller auf relevante Veränderungen.
2.3 Buffetts Erfolgsgeschichte: Können versus Markt
Buffetts Holdinggesellschaft, Berkshire Hathaway, steht sinnbildlich für seinen Ansatz. Über Jahrzehnte hinweg erzielte Berkshire hohe zweistellige Renditen, was das Unternehmen zu einem der wertvollsten Konzerne weltweit machte. Diese langfristige Outperformance des Marktes zeigt, dass eine konzentrierte Strategie funktional sein kann, wenn der Investor das nötige Know-how besitzt und über eine fast übermenschliche emotionale Disziplin verfügt.
Trotz allem darf man nicht vergessen, dass Buffett sich durch seine Netzwerke und seine Managerfahrung in einer besonders günstigen Position befindet. Er kann Deals aushandeln, die Privatanlegern oder gar professionellen Fondsmanagern verschlossen bleiben. Außerdem hat er über ein halbes Jahrhundert Expertise aufgebaut, kennt unzählige Unternehmensführungen persönlich und genießt einen Ruf, der ihm exklusive Einblicke verschafft.
2.4 Chancen und Risiken bei konzentrierten Portfolios
Aspekt | Chance | Risiko |
---|---|---|
Rendite-Potenzial | Überdurchschnittliche Rendite möglich, wenn die gewählten Unternehmen florieren. | Hohe Verluste, sollten nur wenige Titel massiv einbrechen. |
Analyseaufwand | Gründliche Recherche schafft ein tiefes Verständnis, was fundamentale Fehlgriffe reduzieren kann. | Hoher Zeit- und Energieaufwand, ggf. weniger Streuung zwischen Branchen oder Regionen. |
Langfristige Planbarkeit | Wer sein Portfolio voll durchdringt, kann ggfs. langfristige Trends besser einschätzen. | Änderungen im Branchenumfeld oder unvorhergesehene Krisen können das Portfolio hart treffen. |
Emotionale Belastung | Starkes Engagement kann gute Nerven belohnen, wenn man an die eigene Analyse glaubt. | Eventuelle „Verliebtheit“ in bestimmte Positionen kann zum Festhalten an schlechten Investments verleiten. |
3. Vergleich beider Strategien im Detail
Nachfolgend eine tabellarische Gegenüberstellung beider Strategien, die einen schnellen Überblick bietet:
Kriterium | Breite Diversifikation (z.B. via ETFs) | Konzentrierte Strategie (à la Buffett) |
---|---|---|
Rendite-Potenzial | Meist marktähnliche Rendite; keine großen Ausreißer nach oben oder unten. | Hohes Potenzial zur Outperformance; ebenso besteht das Risiko einer deutlichen Underperformance. |
Risikoprofil | Einzelaktienrisiko wird durch Streuung vermindert, systematisches Marktrisiko bleibt bestehen. | Höheres Klumpenrisiko; intensives Research kann dieses Risiko mindern, allerdings nicht gänzlich ausschalten. |
Zeitaufwand | Gering (Indexauswahl, Depot-Eröffnung, Sparplan einrichten). | Hoch (Unternehmensanalyse, kontinuierliches Monitoring, tiefes Branchenverständnis). |
Fachkenntnisse | Grundwissen zu Indizes und ETFs ist ausreichend. | Tiefgehendes Verständnis von Bilanzen, Geschäftsmodellen, Branchen und wirtschaftlichen Zusammenhängen nötig. |
Emotionale Disziplin | Relativ moderat: Nach dem Kauf bleibt bei passiven Strategien wenig zu tun. | Hoch: Man muss in der Lage sein, an der eigenen Analyse festzuhalten, auch wenn der Markt kurzfristig schwankt. |
Gebühren & Kosten | Niedrige Gebühren durch passive Ansätze, je nach ETF-Auswahl. | Potenziell höhere Transaktionskosten bei Umschichtungen; Zeit ist ebenfalls eine „unsichtbare“ Kostenkomponente. |
Flexibilität | Sehr hoch; man kann leicht anpassen, wenn man global oder thematisch diversifizieren will. | Eher gering; ein Wechsel der Strategie ist schwierig, wenn man sich in wenigen Titeln stark engagiert hat. |
4. Ein Mittelweg: Der „Core-Satellite“-Ansatz
Angesichts der starken Kontraste zwischen einer breit gestreuten Anlagestrategie und einer hochkonzentrierten Herangehensweise erscheint es naheliegend, einen Mittelweg zu suchen. Diesen findet man häufig im sogenannten „Core-Satellite“-Ansatz.
4.1 Aufbau und Idee
- Core (Kern): Der Großteil des Kapitals wird in breit diversifizierten, kostengünstigen ETFs angelegt. So reduziert man das Risiko erheblich und partizipiert an der allgemeinen Marktentwicklung.
- Satellite (Satelliten): Zusätzlich nimmt man eine überschaubare Anzahl Einzelaktien oder themen-/branchenfokussierter ETFs ins Depot auf. Dadurch kann man auf gezielte Chancen setzen, bei denen man eine Outperformance vermutet (z.B. Technologiewerte, grüne Energien, spezielle Trendthemen).
Der Vorteil liegt darin, dass man die Stabilität und Einfachheit eines passiven, marktbreiten Investments erhält, gleichzeitig jedoch die Möglichkeit hat, mit einem kleineren Portfolio-Anteil gezielt „Überrenditen“ anzustreben. So bleibt das Gesamtrisiko überschaubar, während man im Erfolgsfall mehr Rendite als ein reines ETF-Portfolio erzielen kann.
4.2 Umsetzung und Praxisbeispiele
- ETFs als Kern: Viele Anleger setzen auf einen Welt-ETF (MSCI World) oder eine Kombination aus MSCI World und MSCI Emerging Markets als Basis. Auch ein globaler Anleihe-ETF kann beigemischt werden, um Zinsrisiken zu verteilen.
- Ausgewählte Aktien als Satelliten: Je nach Kompetenz und Interesse können das Tech-Giganten wie Apple, Alphabet oder Amazon sein oder dividendenstarke Blue Chips wie Coca-Cola oder Unilever. Wichtig ist, dass man sich mit den Titeln auseinandersetzt und nicht blind dem „FOMO“ (Fear Of Missing Out) erliegt.
Wer Themen-ETFs (z.B. Cybersecurity, Clean Energy) als Satelliten beifügen möchte, sollte das hohe Chance-Risiko-Verhältnis solcher Sektorfonds berücksichtigen. Themen können boomen, aber auch schnell wieder abebben, sodass eine laufende Beobachtung ratsam ist.
5. Perspektiven für den langfristigen Vermögensaufbau
5.1 Wesentliche Erfolgsfaktoren
Egal, ob man sich für breit diversifiziertes Investieren oder eine fokussierte Strategie entscheidet: Konsistenz, Disziplin und ein langer Atem bilden das Fundament des langfristigen Vermögensaufbaus. Wer ständig seine Strategie wechselt – etwa aus Panikverkäufen bei Kursrückgängen oder aufgrund verlockender Renditeversprechen in vermeintlichen „Geheimtipps“ – setzt nicht nur Renditepotenziale aufs Spiel, sondern läuft Gefahr, nachhaltig Geld zu verlieren.
Weiterbilden ist ein weiterer entscheidender Faktor. Die Finanzwelt ist komplex und dynamisch, sodass Anleger von einem Grundverständnis betriebswirtschaftlicher Kennzahlen, makroökonomischer Entwicklungen und technologischer Trends profitieren.
5.2 Relevanz der Kostenstruktur
Ein häufig unterschätzter Punkt ist die Kostenstruktur. ETFs sind deshalb so attraktiv, weil ihre jährlichen Verwaltungsgebühren (TER: Total Expense Ratio) oft unter 0,2–0,3 % liegen. Aktive Fonds können Gebühren von 1–2 % oder mehr aufweisen. Auf Jahrzehnte gerechnet, macht das einen beträchtlichen Unterschied beim Endvermögen.
Bei konzentrierten Portfolios fallen zwar keine pauschalen Fondsgebühren an, doch sollte man:
- Transaktionskosten (Kauf- und Verkaufsgebühren) genau im Blick behalten.
- Zeitaufwand mit einkalkulieren: Die Analyse und Überwachung weniger Einzeltitel kann intensiv sein. Diese „Arbeitszeit“ ist zwar nicht direkt in Euro und Cent messbar, könnte aber anderweitig (z.B. im Beruf) genutzt werden, um mehr Einkommen zu erzielen.
5.3 Psychologische Komponente
Ein Aspekt, der in Theorie-Papieren oft zu kurz kommt, ist die Psychologie des Investierens. In kritischen Börsenphasen (z.B. Finanzkrise 2008, Corona-Crash 2020 oder jüngste Tech-Beben) zeigt sich, wie stark Emotionen wie Angst oder Gier die eigenen Entscheidungen beeinflussen können.
- Diversifikationsstrategie: Wer breit gestreut investiert ist, kann sich an der Historie festhalten, dass sich Märkte irgendwann erholen und eine langfristige „Buy and Hold“-Philosophie in der Regel belohnt wird.
- Konzentrierte Strategie: Hier kann eine starke Kurskorrektur einzelner Schlüsselpositionen mental besonders belasten. Man muss sich bei jeder Korrektur fragen: „Ist meine Investmentthese noch gültig, oder war ich zu optimistisch?“
Das wiederum erfordert eine hohe emotionale Disziplin und das Wissen, wann man verkaufen (weil die Basisthese nicht mehr stimmt) und wann man nachkaufen (weil die Aktie nun unterbewertet erscheint) sollte.
6. Wer sollte welche Strategie wählen?
6.1 Breite Diversifikation: Ideal für die Mehrheit
Aufgrund der geringen Anforderungen an Zeit, Fachwissen und emotionaler Stabilität ist ein breit diversifizierter, passiver Ansatz für die Mehrheit der Privatanleger in der Regel die sinnvollste Option. Große Institutionen wie der norwegische Staatsfonds investieren ebenfalls stark diversifiziert, um langfristig verlässliche Renditen zu erzielen.
Besonders für Menschen, die zwar Vermögen bilden, aber nicht zum Finanzexperten werden wollen, ist dies eine hervorragende Herangehensweise. Zahlreiche Studien belegen zudem, dass aktive Fondsmanager auf lange Sicht nur selten den Markt schlagen.
6.2 Konzentrierte Strategien: Für Profis oder Enthusiasten
Wessen Herz für Unternehmensanalysen schlägt oder wer bereits im Berufsleben tief in einer bestimmten Branche steckt, kann in Betracht ziehen, konzentrierter zu investieren. Für Tech-Experten kann es beispielsweise sinnvoll sein, sich intensiv mit Cloud-Unternehmen oder Softwaretiteln zu beschäftigen, da sie selbst schnell technologische Trends erkennen oder einordnen können.
Der Haken: Selbst wenn man in seiner Branche tiefes Fachwissen besitzt, ist die zukünftige Preisentwicklung von Aktien an viele weitere Faktoren geknüpft – Zinspolitik, Konjunktur, Währungsentwicklungen, geopolitische Risiken und vieles mehr. Mit anderen Worten, Disziplin und Demut sollten auch bei Profis immer eine Rolle spielen.
6.3 Der goldene Mittelweg
In der Praxis kann es ratsam sein, sich nicht ausschließlich in einem der beiden Lager zu positionieren. Stattdessen bietet sich häufig ein hybrider Ansatz an, bei dem man etwa 80–90 % des Portfolios in breite Diversifikation steckt (Core) und 10–20 % in konzentrierte „High Conviction“-Positionen (Satellite).
So hält man das Gesamtportfolio relativ stabil und kann dennoch von herausragenden Wachstumschancen in spezifischen Sektoren profitieren. Gerade für technikaffine Anleger ist dies attraktiv, wenn sie etwa an die langfristige Bedeutung von KI (Künstliche Intelligenz), E-Commerce oder erneuerbaren Energien glauben.
7. Fazit: Kein „One-Size-Fits-All“
Wenn man die Frage stellt: „Wer gewinnt den Kampf – breite Diversifikation oder Buffettscher Fokus?“, kommt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass eine pauschale Antwort nicht existiert. Beide Ansätze haben ihre Daseinsberechtigung und beide Strategien können – bei konsequenter Anwendung – sehr erfolgreich sein.
- Breite Diversifikation:
- Trifft auf den Großteil der Anleger zu, die weder die Zeit noch die Neigung haben, tief in Einzelanalysen einzusteigen.
- Profitiert von der langfristigen Marktrendite und der Absicherung durch unzählige Unternehmen und Branchen.
- Minimiert Risiken durch Streuung, gibt aber auch etwas Renditepotenzial auf, falls einzelne Werte stark explodieren.
- Konzentrierte Strategie:
- Kann spektakuläre Erfolge hervorbringen, wie Buffetts Berkshire Hathaway beweist.
- Erfordert tiefes Wissen, viel Disziplin und die Bereitschaft, stärker zu schwitzen, wenn es an den Märkten ungemütlich wird.
- Wer sich mit den ausgewählten Unternehmen intensiv befasst und starke Nerven besitzt, kann möglicherweise den Markt schlagen – oder eben deutlicher verlieren.
Oft ist ein Mittelweg die praktikabelste Lösung, gerade für Anleger, die etwas mehr Zeit in ihr Portfolio investieren möchten, aber keine reinen „Stock-Picker“ sind. Der Core-Satellite-Ansatz hat sich hier als robuste Methode etabliert, um beide Philosophien zu vereinen.
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