Aktien, Fonds & ETFs: Neue Trump-Steuer bedroht deutsche Anleger
Eine neue US-Steuer (Trump-Steuer 2.0) bedroht deutsche Anleger: Höhere Quellensteuern auf Dividenden könnten die Renditen von Aktien, Fonds & ETFs mit US-Bezug empfindlich schmälern. Details.

Aktien, Fonds & ETFs: Neue Trump-Steuer bedroht deutsche Anleger
Es rumort mal wieder kräftig auf der anderen Seite des Atlantiks. Und nein, diesmal geht es nicht um neue Social-Media-Eskapaden, sondern um handfeste Pläne, die dein Depot empfindlich treffen könnten. Die Rede ist von einer möglichen neuen Steuerinitiative unter einer potenziellen zweiten Amtszeit von Donald Trump, die es besonders auf ausländische Investoren abgesehen hat – und damit auch auf dich als deutschen Anleger. Konkret geht es um einen Gesetzentwurf, der unter dem vielversprechenden Namen "One Big Beautiful Bill Act" kursiert und eine Klausel enthält, die für Unruhe sorgt: Section 899. Diese sieht vor, die Quellensteuer auf US-Einkünfte aus Finanzbeteiligungen für Anleger aus bestimmten Ländern, darunter auch Deutschland, spürbar zu erhöhen. Die Begründung aus Washington? Man wolle auf angeblich "diskriminierende" Steuerpraktiken in Europa reagieren. Was das für deine Aktien, Fonds und ETFs mit US-Bezug bedeutet und wie du dich wappnen kannst, schauen wir uns jetzt genauer an. Stand heute, 01.06.2025, ist das Ganze zwar noch nicht in Stein gemeißelt, aber die Vorzeichen sind ernst zu nehmen.
Was genau steckt hinter den Steuerplänen?
Die Kernidee der potenziellen neuen US-Steuer, oft als "Trump-Steuer 2.0" bezeichnet, ist eine Erhöhung der Quellensteuer auf Kapitalerträge, die aus den USA an ausländische Investoren fließen. Im Fokus steht dabei die bereits erwähnte Section 899. Diese zielt darauf ab, die bisherige Quellensteuer auf Dividenden, die für deutsche Anleger dank des Doppelbesteuerungsabkommens (DBA) bei 15 % liegt, deutlich anzuheben. Die Pläne sehen einen initialen Aufschlag von fünf Prozentpunkten vor. Das würde bedeuten, dass direkt 20 % deiner US-Dividenden an den amerikanischen Fiskus abgeführt werden, bevor sie überhaupt auf deinem Konto landen.
Aber das ist möglicherweise erst der Anfang. Es gibt Diskussionen, dass dieser Satz über die Jahre schrittweise weiter steigen könnte, potenziell bis auf 35 %. Das ist eine Ansage, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Betroffen wären nicht nur Dividenden aus US-Aktien, sondern möglicherweise auch Zinserträge aus US-Anleihen und Lizenzgebühren, was die Sache noch komplexer macht. Die genauen Details, welche Länder wie stark betroffen sein werden, sind noch nicht final geklärt, aber Deutschland wird in diesem Kontext häufig genannt. Die Argumentation der Trump-Administration zielt darauf ab, einen "fairen Anteil" von Ländern zu fordern, die ihrerseits US-Unternehmen mit Digitalsteuern oder anderen Abgaben belasten.
Man muss verstehen, dass die USA bereits eine generelle Quellensteuer von 30 % auf Dividenden an Ausländer erheben. Das Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland reduziert diesen Satz aktuell auf 15 %. Die neuen Pläne könnten dieses Abkommen jedoch teilweise aushebeln oder zumindest die Bedingungen neu definieren – ein sogenannter "Treaty Override".


Konkrete Auswirkungen auf deine Anlagen: MSCI World & Co. im Visier
Was bedeutet das nun ganz praktisch für dein Depot? Die Auswirkungen können je nach Anlagestrategie und Produktauswahl erheblich sein. Besonders betroffen wären ETFs und Fonds, die einen hohen Anteil an US-amerikanischen Aktien halten.
Nehmen wir den Klassiker unter den Welt-ETFs: den MSCI World. Dieser Index besteht zu rund 70 % aus US-Titeln. Wenn die Quellensteuer auf US-Dividenden von 15 % auf 20 % steigt, hat das direkte Folgen für die Nettorendite. Finanzexperten haben bereits erste Berechnungen angestellt. Bei einer angenommenen Dividendenrendite der US-Aktien im MSCI World von beispielsweise 1,5 % p.a. würde allein der Steueraufschlag von 5 Prozentpunkten die jährliche Nettorendite des ETFs um etwa 0,0525 % schmälern (70 % US-Anteil * 1,5 % Dividendenrendite * 5 % zusätzlicher Steuerabzug). Das klingt erstmal nicht dramatisch, aber über die Jahre läppert sich das. Bei einer Anlagesumme von 100.000 Euro wären das immerhin über 50 Euro weniger Rendite pro Jahr – Geld, das dir für den Zinseszinseffekt fehlt. Sollte die Steuer gar auf 25 % oder höher klettern, wird der Effekt entsprechend größer.
Auch andere beliebte Indizes wie der S&P 500 oder der Nasdaq 100, die zu 100 % aus US-Aktien bestehen, wären naturgemäß noch stärker betroffen. Hier würde sich der volle Steueraufschlag auf die Dividendenrendite niederschlagen. Für thesaurierende ETFs, die Dividenden direkt wieder anlegen, ist die Situation besonders ärgerlich. Während du bei ausschüttenden ETFs die bereits in den USA gezahlte Quellensteuer (bis zu 15 %) auf deine deutsche Abgeltungsteuer anrechnen lassen kannst, ist dies bei der internen Verrechnung in thesaurierenden Fonds komplexer und der zusätzliche Steueranteil könnte direkt die Performance mindern, ohne direkte Anrechnungsmöglichkeit für dich.
Neben den breiten Markt-ETFs könnten auch Sektor-ETFs mit Fokus auf dividendenstarke US-Branchen wie Versorger, Basiskonsumgüter oder bestimmte REITs (Real Estate Investment Trusts) überproportional leiden. Selbst Zinserträge aus US-Anleihen, die bisher für ausländische Privatanleger oft quellensteuerfrei waren, könnten ins Visier geraten.
Das deutsch-amerikanische Doppelbesteuerungsabkommen: Ein Schutzschild mit Rissen?
Das Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und den USA ist eigentlich dafür da, eine doppelte Besteuerung von Einkünften in beiden Ländern zu vermeiden und Steuersätze zu regeln. Wie erwähnt, begrenzt es die US-Quellensteuer auf Dividenden für in Deutschland ansässige Anleger auf 15 %. Die große Frage ist nun, ob die neuen US-Pläne dieses Abkommen einfach überstimmen können.
Juristisch spricht man hier von einem "Treaty Override". Das bedeutet, dass ein Staat durch nationales Recht von den Bestimmungen eines internationalen Vertrages abweicht. Völkerrechtlich ist das ein heikles Thema, aber in der Praxis kommt es vor, insbesondere wenn sich die politische Landschaft ändert. Sollte die Trump-Administration diesen Weg wählen, könnte das DBA deutschen Anlegern in diesem Punkt keinen Schutz mehr bieten. Die USA würden dann unilateral einen höheren Steuersatz durchsetzen.
Die Konsequenzen wären weitreichend:
- Geringere Nettoerträge: Der offensichtlichste Punkt. Mehr Steuer in den USA bedeutet weniger Geld für dich.
- Komplexere Steuererklärung: Zwar ist unklar, wie die Anrechenbarkeit einer erhöhten US-Quellensteuer in Deutschland gehandhabt würde, aber eine Anrechnung über die bisherigen 15 % hinaus ist unwahrscheinlich. Das könnte bedeuten, dass der zusätzliche Steueranteil eine definitive Mehrbelastung darstellt.
- Rechtsunsicherheit: Solche unilateralen Schritte führen oft zu langanhaltenden juristischen Auseinandersetzungen und schaffen ein Klima der Unsicherheit für internationale Investoren.
Es bleibt abzuwarten, wie die deutsche Regierung und die EU auf solche Maßnahmen reagieren würden. Gegenmaßnahmen oder Verhandlungen wären denkbar, aber das ist Zukunftsmusik und würde Zeit in Anspruch nehmen.
Strategien für Anleger: Was kannst du jetzt tun?
Panik ist selten ein guter Ratgeber, aber Untätigkeit angesichts solcher potenziellen Veränderungen auch nicht. Es geht darum, informiert zu bleiben und dein Portfolio gegebenenfalls anzupassen.
Ein erster Schritt ist, die eigene Depotstruktur genau unter die Lupe zu nehmen. Wie hoch ist dein US-Anteil? Welche Produkte nutzt du?
- Diversifikation überprüfen: Ist dein Portfolio sehr US-lastig? Eine breitere geografische Streuung könnte das Risiko mindern. ETFs auf globale Indizes ohne die USA (z.B. MSCI World ex USA) oder auf europäische (z.B. STOXX Europe 600) oder Schwellenländer-Indizes (MSCI Emerging Markets) könnten stärker in den Fokus rücken.
- Domizil der ETFs: Das Domizil des ETFs (z.B. Irland, Luxemburg) spielt eine Rolle für die Quellensteuerbehandlung. Irische ETFs haben oft Vorteile bei der Reduzierung der US-Quellensteuer auf die durch das DBA vorgesehenen 15 %. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sie einen Schutz vor einer generellen Erhöhung durch einen Treaty Override bieten könnten. Dennoch bleiben sie oft die effizienteste Wahl für europäische Anleger.
- Fokus auf Wachstumswerte vs. Dividendenwerte: Unternehmen, die wenig oder keine Dividende zahlen (typische Wachstumswerte), wären von einer Erhöhung der Quellensteuer auf Dividenden naturgemäß weniger betroffen. Eine Verschiebung des Anlageschwerpunkts könnte eine Überlegung wert sein, falls Dividendenstrategien durch die Steuer unattraktiver werden.
- Synthetische vs. Physische ETFs: Synthetisch replizierende ETFs, die die Indexentwicklung über Swaps abbilden, könnten unter Umständen von Quellensteueränderungen weniger direkt betroffen sein, da sie die Aktien nicht physisch halten. Allerdings haben sie andere Risiken (Kontrahentenrisiko) und sind in den letzten Jahren seltener geworden.
Es ist wichtig, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Noch sind die Pläne nicht Gesetz. Aber es schadet nicht, sich gedanklich mit Alternativen auseinanderzusetzen und die Nachrichtenlage aufmerksam zu verfolgen. Wenn du unsicher bist, kann auch ein Gespräch mit einem unabhängigen Finanzberater oder Steuerberater sinnvoll sein, um die individuelle Situation zu bewerten.
Marktreaktionen und langfristige Perspektiven
Sollten sich die Pläne für eine höhere US-Quellensteuer konkretisieren, ist mit Reaktionen an den Finanzmärkten zu rechnen. Ausländische Investoren halten einen signifikanten Anteil an US-Aktien und -Anleihen. Eine höhere Besteuerung ihrer Erträge könnte die Attraktivität von US-Anlagen schmälern.
Mögliche Folgen könnten sein:
- Kapitalabflüsse aus den USA: Investoren könnten Gelder aus US-Märkten abziehen und in andere Regionen umschichten, die steuerlich attraktiver sind. Dies könnte Druck auf die Kurse von US-Aktien und den US-Dollar ausüben.
- Bevorzugung anderer Märkte: Aktienmärkte in Europa oder Asien könnten relativ gesehen an Attraktivität gewinnen, wenn die Steuerlast für internationale Anleger dort geringer ist.
- Auswirkungen auf die Unternehmensbewertung: Für Dividendeninvestoren spielt die Netto-Dividendenrendite eine wichtige Rolle. Sinkt diese durch höhere Steuern, könnten die Bewertungen dividendenstarker US-Unternehmen unter Druck geraten.
Langfristig könnte eine solche Steuerpolitik, wenn sie als protektionistisch und unilateral wahrgenommen wird, das Vertrauen in die USA als stabilen und fairen Investitionsstandort untergraben. Es ist auch denkbar, dass andere Länder mit Gegenmaßnahmen reagieren, was zu einer Spirale von Handelshindernissen und Steuererhöhungen führen könnte – ein Szenario, das niemandem nützt.
Experten sind geteilter Meinung. Einige sehen die Gefahr signifikanter Marktverwerfungen, andere glauben, dass die Dominanz und Innovationskraft der US-Wirtschaft und ihrer Unternehmen so groß ist, dass Investoren trotz höherer Steuern weiterhin dort investiert bleiben werden, wenn auch vielleicht mit geringeren Allokationen.
Fazit: Wachsam bleiben und strategisch planen
Die mögliche Einführung einer neuen US-Steuer auf Kapitalerträge für ausländische Investoren ist ein Thema, das du als deutscher Anleger im Auge behalten solltest. Auch wenn die Pläne, Stand Juni 2025, noch nicht final sind, zeigen sie eine klare Richtung, die unter einer erneuten Trump-Administration eingeschlagen werden könnte. Eine Erhöhung der Quellensteuer von 15 % auf 20 % oder mehr hätte spürbare Auswirkungen auf die Rendite von US-lastigen ETFs und Aktien.
Die Finanzmärkte sind immer in Bewegung, und steuerliche Rahmenbedingungen können sich ändern. Flexibilität und eine gut durchdachte, langfristige Anlagestrategie sind der beste Schutz gegen unliebsame Überraschungen. Bleib also am Ball – wir bei etf.capital werden dich über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Und wenn du tiefer in die Materie einsteigen oder dein Wissen auffrischen willst, abonniere gerne unseren Newsletter.
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