Wie geht es weiter mit der Rallye der europäischen Verteidigungsaktien?

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Europas Verteidigungsaktien kennen seit 2022 nur eine Richtung: steil bergauf. Getrieben von Krisen und Milliardeninvestitionen stellt sich die Frage: Geht die Party weiter oder ist der Höhepunkt erreicht?

Wie geht es weiter mit der Rallye der europäischen Verteidigungsaktien?

Europas Verteidigungsaktien: Steht die Rallye vor dem Scheitelpunkt?

Es ist der 15. Juni 2025, und wenn du in den letzten Jahren auch nur einen flüchtigen Blick auf die Finanzmärkte geworfen hast, ist dir eines sicher nicht entgangen: Die Aktien europäischer Verteidigungsunternehmen sind durch die Decke gegangen. Seit dem unseligen Februar 2022, als Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine begann, kennen Titel wie Rheinmetall, Leonardo oder BAE Systems oft nur eine Richtung – nach oben. Aber wie bei jeder guten Party stellt sich irgendwann die Frage: Geht die Musik weiter, oder ist es Zeit, den Heimweg anzutreten? Schauen wir uns das mal genauer an.


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Der Blick zurück: Eine Hausse wie aus dem Lehrbuch

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Rheinmetall, der deutsche Rüstungskonzern und Automobilzulieferer, hat seit Anfang 2022 eine Performance hingelegt, die manchen Tech-Wert alt aussehen lässt – wir sprechen hier von Kurszuwächsen, die zeitweise die +200%-Marke knackten. Auch bei Leonardo aus Italien (+103%) und BAE Systems aus Großbritannien (über +68%) klingelten bei den Aktionären die Kassen. Selbst ein Unternehmen wie Rolls-Royce, das neben zivilen Triebwerken auch im Verteidigungssektor aktiv ist, konnte kräftig zulegen.

Der Haupttreiber dieser Entwicklung ist offensichtlich und leider wenig erfreulich: die dramatisch veränderte geopolitische Landschaft. Der Krieg in der Ukraine war der Katalysator, der eine Neubewertung der Notwendigkeit von Verteidigungsausgaben in Europa auslöste. Hinzu kamen weitere Krisenherde, wie der Konflikt im Nahen Osten seit Oktober 2023, die das Bedürfnis nach Sicherheit und Abschreckung weiter verstärkten.

Interessant ist dabei auch ein Paradigmenwechsel, der sich im Bereich der ESG-Investments vollzogen hat. Lange Zeit galten Rüstungsaktien für viele nachhaltig orientierte Anleger als tabu. Doch angesichts der Bedrohungslage begannen einige Fondsmanager, Verteidigungsunternehmen als notwendige Garanten für Demokratie und Stabilität zu sehen. Ein Umdenken, das sicherlich zur erhöhten Nachfrage beigetragen hat.

Wer kauft das alles? Staatliche Budgets als Treibstoff

Der mit Abstand wichtigste Käufer von Panzern, Munition und Hightech-Abwehrsystemen ist und bleibt der Staat. Europäische Regierungen haben ihre Verteidigungshaushalte massiv aufgestockt oder zumindest entsprechende Pläne angekündigt. Analysten gingen bereits vor einiger Zeit davon aus, dass die Verteidigungsausgaben in Europa zwischen 2025 und 2026 um rund 20% steigen könnten, und für den Zeitraum 2027 bis 2030 sogar um bis zu 40%.

Diese Entwicklung wird auch durch die Haltung der USA beeinflusst. Unabhängig davon, wer gerade im Weißen Haus sitzt, ist der Tenor seit Jahren ähnlich: Europa muss mehr für seine eigene Sicherheit tun. Die Ereignisse der letzten Jahre haben diesen Appell in konkrete politische Maßnahmen und Budgeterhöhungen verwandelt. Die viel beschworene "Zeitenwende" ist also nicht nur ein politisches Schlagwort, sondern manifestiert sich in prall gefüllten Auftragsbüchern der Rüstungsindustrie.

Bewertungen im Fokus: Ist die Luft jetzt dünn?

So erfreulich die Kursentwicklung für Anleger war, so drängender wird die Frage nach den aktuellen Bewertungen. Viele europäische Verteidigungsaktien sind, gemessen an klassischen Kennzahlen, inzwischen ambitioniert bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) liegen oft deutlich über dem historischen Durchschnitt und auch über dem vieler anderer Sektoren.

Hier kommt eine Besonderheit der Branche ins Spiel: Verteidigungswerte sind nur bedingt mit klassischen Industrieunternehmen vergleichbar. Ihre Entwicklung hängt weniger von allgemeinen Konjunkturzyklen ab, sondern fast ausschließlich von geopolitischen Entwicklungen und den daraus resultierenden staatlichen Aufträgen. Das macht Prognosen schwierig und Rallyes oft weniger zyklisch, dafür aber potenziell länger anhaltend – solange die Rahmenbedingungen stimmen.

Die Nachhaltigkeit der aktuellen Kursniveaus hängt also maßgeblich davon ab, ob die angekündigten Milliarden-Investitionen der Staaten auch tatsächlich in konkrete, langfristige Aufträge für die Unternehmen münden. Volle Auftragsbücher sind das eine, die kontinuierliche Abarbeitung und neue, profitable Verträge das andere.

Welche Risiken lauern am Horizont?

Keine Rallye ohne Risiken, das gilt auch für den Verteidigungssektor. Du solltest einige potenzielle Stolpersteine im Auge behalten:

  1. Politische Veränderungen: Friedensverhandlungen oder eine überraschende Deeskalation in aktuellen Konflikten könnten die Nachfrage dämpfen. Auch Regierungswechsel in wichtigen Ländern können zu einer Neubewertung von Rüstungsprojekten führen.
  2. Umsetzung der Budgets: Angekündigte Ausgaben sind noch keine unterschriebenen Verträge. Bürokratische Hürden oder eine veränderte Prioritätensetzung könnten die Umsetzung verzögern oder das Volumen schmälern.
  3. Zinsentwicklung: Auch wenn die Finanzierung von Rüstungsprojekten oft staatlich gesichert ist, können steigende Zinsen die Gesamtkosten erhöhen und möglicherweise die Budgets belasten. Für die Unternehmen selbst bedeutet ein höheres Zinsniveau teurere Finanzierungskosten für Investitionen.
  4. Hohe Erwartungen: Nach einer so starken Rallye sind die Erwartungen der Anleger hoch. Enttäuschende Quartalszahlen oder eine schwächere Auftragslage als erhofft, könnten schnell zu Gewinnmitnahmen führen.

Die Zukunft: Technologie und die (un)sichere Welt

Langfristig wird sich die Verteidigungsindustrie weiterentwickeln müssen. Themen wie Drohnentechnologie, Cyberabwehr, Künstliche Intelligenz in Waffensystemen und autonome Systeme gewinnen massiv an Bedeutung. Unternehmen, die hier technologisch führend sind oder sich entsprechend positionieren, dürften überdurchschnittlich profitieren.

Eines scheint jedoch klar: Die geopolitische Großwetterlage bleibt der entscheidende Faktor. Solange die Welt von Instabilität und Konflikten geprägt ist – und vieles deutet leider darauf hin, dass dies auf absehbare Zeit so bleiben wird – dürfte die Nachfrage nach Verteidigungsgütern hoch bleiben.

Was bedeutet das für dich als Anleger?

Eine einfache Antwort auf die Frage, ob du jetzt noch in Verteidigungsaktien investieren, halten oder verkaufen solltest, gibt es nicht. Der Sektor ist komplex und stark von politischen Entscheidungen abhängig. Die Chancen sind offensichtlich, die Risiken aber ebenso.

Wichtig ist, dass du deine Hausaufgaben machst. Analysiere die einzelnen Unternehmen genau: Wie sehen die Auftragsbücher aus? Wie profitabel sind die Verträge? Wie innovativ ist das Unternehmen im Bereich neuer Technologien? Wie stark ist die Abhängigkeit von einzelnen Großaufträgen oder Regierungen?

Eine breite Streuung, auch innerhalb des Sektors, kann sinnvoll sein. Und wie immer gilt: Investiere nur Geld, dessen Verlust du im schlimmsten Fall auch verkraften könntest. Die Rallye war beeindruckend, aber Bäume wachsen selten in den Himmel. Informiert bleiben und die Entwicklungen genau beobachten, ist jetzt entscheidender denn je.

Fazit: Ein Sektor im permanenten Spannungsfeld

Die Rallye der europäischen Verteidigungsaktien war eine direkte Folge der veränderten Sicherheitsarchitektur in Europa und der Welt. Massive staatliche Investitionen haben die Kurse beflügelt und die Auftragsbücher gefüllt. Die Bewertungen sind mittlerweile sportlich, und die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser Entwicklung steht im Raum.

Ob die Party weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab: der konsequenten Umsetzung der angekündigten Verteidigungsbudgets, der weiteren geopolitischen Entwicklung und der Fähigkeit der Unternehmen, profitabel zu wachsen und technologisch an der Spitze zu bleiben. Für Anleger bleibt der Sektor spannend, aber auch anspruchsvoll und sicher nichts für schwache Nerven. Bleib wachsam und triff deine Entscheidungen auf Basis fundierter Informationen.

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