Welche ETFs kaufen? 3 ETFs für Einsteiger & Fortgeschrittene
Vorab: Der Autor dieses Artikels ist ein großer Fan der KISS-Methode (Keep it simple, stupid). Geldanlage ist vor allem dann gut, wenn sie unspektakulär ist. ETFs eignen sich dafür hervorragend. Sie streuen das Risiko über hunderte von Aktien, sind von den jährlich laufenden Gebühren extrem günstig und können monatlich bequem per Sparplan bespart werden. Der Zeitaufwand ist verschwindend gering. Einmal Sparpläne aussuchen, beim Broker einrichten, fertig. Für langfristige Anleger gibt es derzeit kein einfacheres Produkt, das so viele Vorteile vereint.
Doch wie kann man als Einsteiger oder auch als fortgeschrittener Anleger mit möglichst wenig ETF-Produkten ein Depot komplett bei Null aufbauen oder ein bestehendes ergänzen?
1. Vanguard FTSE All-World
Der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (ISIN: IE00B3RBWM25 WKN: A1JX52) zählt zusammen mit dem iShares MSCI ACWI UCITS ETF (ISIN IE00B6R52259, WKN: A1JMDF) zu den ETFs, die mit Abstand die meisten Aktien abbilden. Der All-World Index enthält etwa 3.170 Aktien. Das sind im Prinzip fast alle Unternehmen, die realistisch über die Kapitalmärkte abbildbar sind. Mit einem einzigen ETF wäre ein Depot also schon relativ gut diversifiziert. Der Fonds ist mit einer jährlichen Kostenquote von 0,25% auf dem Papier relativ günstig. Die tatsächliche Abweichung vom Referenzindex (Tracking Difference) liegt seit 2013 bei -0,03% pro Jahr. Damit war der ETF für den Anleger günstiger als es die TER suggeriert und hat sogar die eigene Indexentwicklung übertroffen. Hut ab.
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Mehr als die Hälfte der Aktien kommen aus den USA. Das ist nicht unüblich bei den weltweiten Indizes. Der MSCI World Index sieht z. B. recht ähnlich aus. Beim S&P-500-Index stellten wir jedoch auch schon fest, dass zwar die Unternehmen aus den USA stammen, diese jedoch ihren Umsatz mehrheitlich außerhalb der USA erzielen. Dieses Klumpenrisiko lässt sich dennoch mit den folgenden ETFs etwas abschwächen.
Den Vanguard FTSE All-World ETF gibt es als Sparplan bei jedem beliebigen Broker:
2. iShares Core Emerging Markets IMI
Der iShares Core Emerging Markets IMI (WKN: A111X9 ISIN: IE00BKM4GZ66) bildet die Aktien der sog. Schwellenländer ab. Das sind vor allem China, Brasilien und Indien. Diese Länder haben viel Wachstumspotenzial in der Zukunft. Nach China wird Indien als das neue Wirtschaftswunder vorhergesagt. Ob die Prophezeiung erfüllt wird, bleibt abzuwarten. Mit dem iShares Core Emerging Markets ETF setzen Sie aber sowieso auf mehrere Länder und Aktien und streuen so Risiko und Renditechancen. Die jährliche Kostenquote liegt bei diesem ETF bei 0,25%. Die ist mit einer Tracking Difference von 0,09% sehr niedrig. Mit 11,61 Milliarden USD ist der Fonds auch relativ groß.
Den iShares Core Emerging Markets IMI ETF gibt es als kostenlosen Sparplan z. B. bei Trade Republic*.
3. Xtrackers MSCI Europe UCITS ETF
Da europäische Aktien beim All-World-ETF mit ca. 10% etwas kurz kommen, kann ein Europa-Indexfonds in Erwägung gezogen werden. Hier gibt es allerdings nicht "den einen". Als Beispiel wurde hier der Xtrackers MSCI Europe UCITS ETF (ISIN: LU1242369327 WKN: DBX0P1) ausgewählt. Dieser Index spiegelt die Entwicklung von 442 europäischen Aktien wider, was eine gute Risiko-Streuung ergibt. Es kann theoretisch genauso gut ein STOXX-Europe-600- oder ein FTSE-Developed-Europe-ETF herhalten. Das ist Geschmackssache.
Wer mehr Nervenkitzel wünscht, nimmt den Xtrackers MSCI Europe Small Cap, der Aktien mit weniger Marktkapitalisierung abbildet und stärker schwankt, aber langfristig mehr Rendite bringen sollte.
Den Xtrackers MSCI Europe ETF gibt es als kostenlosen Sparplan bei der Consorsbank*.
4.1 Optional: Wachstumswerte mit Nasdaq 100
Für den besonderen Kick wird im Video der Nasdaq 100 empfohlen. Im Nasdaq-Index sind US-amerikanische Schwergewichte wie Google, Apple, Microsoft, Facebook und Co. vertreten. Alleine Microsoft und Apple machen bereits ca. 20% des Indizes aus. Insgesamt ist der Index sehr fokussiert auf Technologiewerte. Die Rendite und Marktkapitalisierung der letzten Dekaden zeigt vor allem eines: Hier entsteht Wirtschaftswachstum. Daran wird sich in den nächsten Jahren auch nicht viel ändern, denn viele große Innovationen der letzten Jahre kamen von Unternehmen, die diesem Index angehören. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung der Nasdaq-ETFs wider.
Der Amundi NASDAQ-100 UCITS ETF (ISIN LU1829221024 WKN LYX00F) übererfüllt hier seinen Zweck. Der passive Indexfonds hat in den vergangenen fünf Jahren um gut 125% zugelegt. Das sind 25% Kurssteigerung pro Jahr. Die TER beträgt zwar 0,25%, aber die durchschnittliche jährliche Abweichung von der Indexentwicklung (Tracking Difference) seit 2009 betrug -0,62% pro Jahr. Damit war der ETF für den Anleger deutlich günstiger als es die TER suggeriert und hat sogar die eigene Indexentwicklung übertroffen. Es handelt sich hierbei um einen ETF, der einmal pro Jahr die eingesammelten Dividenden an die Anleger ausschüttet.
Den Amundi NASDAQ-100 ETF gibt es für 1 Euro pro Ausführung als Sparplan bei der onvista bank*.
4.2 Optional: Immobilien im Depot mit dem iShares Developed Markets Property Yield
Dieser REIT-ETF war in den vergangenen Jahren ein solider Wachstumswert im Portfolio. Der Kurs ist um ca. 60% in den letzten fünf Jahren gestiegen, also 12% pro Jahr. Aber auch die Dividendenrendite von 4-5% kann sich sehen lassen. Mit einer TER von 0,59% ist der Fonds auf dem Papier relativ teuer, aber praktisch wich er zwischen 2008 und 2019 nur 0,23% von seinem Referenzindex ab und war damit deutlich günstiger. Dividenden gelten für viele Anleger als die "neuen Zinsen". Das stimmt natürlich nicht ganz, denn Aktien und ETFs haben ein viel höheres Risiko als die meisten zinsbasierten Kapitalanlagen.
Betongold gilt als relativ solide. Wohnungen und Häuser brauchen die Menschen immer. Mit einem ETF wird das Dividenden-Sparen zum Kinderspiel. Der ETF sammelt für die Anleger die Dividenden aus den verschiedenen Immobilien-Aktien ein und schüttet sie Quartal für Quartal fleißig aus. Der iShares Developed Markets Property Yield existiert seit mehr als 5 Jahren und ist mit 2,7 Milliarden US-Dollar ein vergleichsweise großer ETF-Fonds. Die enthaltenen Aktienunternehmen werden physisch abgebildet.
ISIN: IE00B1FZS350 WKN: A0LEW8
Warum weniger ETFs oft mehr sind
Wie zu Beginn dieses Artikels schon erwähnt wurde, sollte Geldanlage unaufregend sein. Nur so halten sie Anleger langfristig durch. Regelmäßig das Depot umzuschichten, ETFs auszutauschen oder Sparpläne zu ändern, bringt nichts. Es kostet Geld (Ordergebühren + Steuern) und Zeit. Der Mehrwert ist jedoch gering. Wenige ETFs bringen aber auch noch andere Vorteile.
- Das Tracking/Monitoring des Depots wird viel einfacher.
- Das Einrichten der Sparpläne ist einfach.
- Ggfs. wird auch die Steuererklärung einfacher.
- Kein Anpassungsbedarf am Setup, weil die Gefahr, dass ein ETF vom Markt genommen wird, geringer ist.
Fazit
Geldanlage mit ETFs ist dann gut, wenn sie langweilig ist und aus wenigen guten ETFs oder ETF-Sparplänen besteht. Sektor-, Branchen-, Länder-ETFs gibt es zwar reichlich, aber nur die wenigsten sind eine echte Bereicherung für das eigene Portfolio. Beginner und auch Investoren, die wenig Zeit haben, sollten sich auf solide, breit gestreute passive Indexfonds konzentrieren und diese möglichst stupide monatlich besparen. Oder immer dann nachkaufen, wenn die Börsenmärkte gefallen sind. Das Wichtigste ist wie immer: Anfangen.
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