Uran-ETFs boomen: Investoren setzen auf Atomenergie
Uran-ETFs boomen. Doch was steckt wirklich in diesen Investments in den Nuklearsektor? Wir beleuchten die Chancen, Risiken und Hintergründe des Trends.

Uran-ETFs: Was steckt da eigentlich drin?
Bevor wir tiefer graben, klären wir kurz, was ein Uran-ETF überhaupt ist. Stell dir einen Korb vor, in dem nicht Äpfel und Birnen liegen, sondern Aktien verschiedener Unternehmen, die im Uransektor tätig sind. Das können Bergbauunternehmen sein, die das Erz aus dem Boden holen, Firmen, die Uran weiterverarbeiten, oder auch Unternehmen, die Technologien und Infrastruktur für Kernkraftwerke bereitstellen. Ein Uran-ETF bündelt diese Aktien und ermöglicht es dir, mit einem einzigen Wertpapier breit gestreut in den Sektor zu investieren. Das ist deutlich einfacher und oft kostengünstiger, als wenn du versuchen würdest, dir selbst ein solches Portfolio aus Einzelaktien zusammenzustellen oder gar physisches Uran zu kaufen – was für Privatpersonen ohnehin kaum praktikabel ist.
Aktien & ETFs günstig traden bei Scalable CapitalEin prominentes Beispiel ist der VanEck Uranium and Nuclear Technologies UCITS ETF (ISIN: IE000M7V94E1, Ticker: NUKL). Dieser Fonds hat gerade erst die Marke von 500 Millionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen geknackt. Im Juni 2024 waren es noch 100 Millionen US-Dollar – eine Verfünffachung in nur einem Jahr. Das zeigt eindrücklich das gestiegene Anlegerinteresse. Dieser ETF investiert weltweit in die größten und liquidesten Unternehmen aus den Bereichen Uranbergbau und Kernenergie-Infrastruktur und bildet den MarketVector™ Global Uranium and Nuclear Energy Infrastructure Index nach. Mit einer Gesamtkostenquote (TER) von 0,55 % p.a. und einer thesaurierenden Ertragsverwendung ist er ein typischer Vertreter seiner Art.
Die Renaissance der Kernenergie: Treiber des Uran-Booms
Warum aber dieses plötzliche Interesse? Mehrere Faktoren spielen hier zusammen und befeuern die Nachfrage nach Uran und damit auch die Performance der entsprechenden ETFs.
Ein zentraler Punkt ist die vielzitierte Energiewende. Viele Länder haben ambitionierte Klimaziele und suchen nach Wegen, ihre CO2-Emissionen drastisch zu senken. Kernenergie gilt hierbei als eine zuverlässige und im Betrieb CO2-arme Technologie. Martijn Rozemuller, CEO von VanEck Europe, weist darauf hin, dass politische Entscheidungsträger weltweit zunehmend erkennen, wie Kernenergie den Übergang weg von fossilen Brennstoffen beschleunigen könnte. Während Solar- und Windenergie volatil sind und von Wetterbedingungen abhängen, können Kernkraftwerke rund um die Uhr Grundlaststrom liefern.
Diese Erkenntnis führt zu einem Umdenken in der Energiepolitik vieler Nationen. Länder wie China und Indien planen massive Ausbauten ihrer nuklearen Kapazitäten. Auch in Europa, wo mancherorts der Atomausstieg beschlossene Sache schien, gibt es nun Diskussionen über Laufzeitverlängerungen oder sogar Neubauten. Frankreich beispielsweise setzt traditionell stark auf Kernkraft und baut diese Position weiter aus. Diese politische Unterstützung schafft eine langfristig positive Nachfrageperspektive für Uran.
Hinzu kommt der Aspekt der Energiesicherheit. Die geopolitischen Verwerfungen der letzten Jahre haben vielen Ländern schmerzlich vor Augen geführt, wie abhängig sie von Energieimporten, insbesondere von fossilen Brennstoffen aus bestimmten Regionen, sind. Kernenergie aus heimischen oder zumindest aus politisch stabilen Partnerländern stammendem Uran kann hier helfen, die Abhängigkeit zu reduzieren und die Energieversorgung auf eine breitere Basis zu stellen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Angebots-Nachfrage-Situation am Uranmarkt selbst. Nach dem Reaktorunfall von Fukushima im Jahr 2011 brachen die Uranpreise ein, viele Minen wurden geschlossen oder die Produktion gedrosselt, da sie unrentabel wurde. Explorationsaktivitäten wurden zurückgefahren. Jetzt, wo die Nachfrage wieder anzieht, trifft sie auf ein eher knappes Angebot. Es dauert Jahre, stillgelegte Minen wieder hochzufahren oder neue Vorkommen zu erschließen. Dieses Ungleichgewicht stützt die Uranpreise und macht Investitionen in den Sektor attraktiv.


Fortschritt in der Nukleartechnik: Mehr als nur alte Meiler
Die öffentliche Wahrnehmung von Kernenergie ist oft noch von Bildern alter, potenziell risikoreicher Reaktortypen geprägt. Doch die Technologie hat sich weiterentwickelt. Kamil Sudiyarov, Senior Produktmanager bei VanEck Europe, merkt an, dass Wissenschaftler an Technologien arbeiten, die Kernenergie effizienter und umweltfreundlicher machen sollen. Stichworte sind hier Small Modular Reactors (SMRs) oder Konzepte für Flüssigsalzreaktoren.
SMRs sind kleinere, oft standardisierte Reaktoreinheiten, die schneller gebaut werden können und potenziell geringere Sicherheitsrisiken aufweisen sollen. Sie könnten dezentral eingesetzt werden und so auch Regionen mit Energie versorgen, für die große konventionelle Kernkraftwerke überdimensioniert wären. Unternehmen, die in der Entwicklung solcher zukunftsweisenden Nukleartechnologien führend sind, finden sich oft auch in den Portfolios von Uran- und Nukleartechnologie-ETFs wieder. Der VanEck ETF berücksichtigt beispielsweise Firmen, die im Bereich Konstruktion oder Wartung von Kernkraftanlagen tätig sind oder Technologien und Dienstleistungen für die Kernkraftindustrie bereitstellen, ebenso wie Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von Kernfusions- oder Flüssigsalzreaktoren beschäftigen.
Diese technologischen Fortschritte könnten dazu beitragen, die Akzeptanz der Kernenergie in der Bevölkerung zu erhöhen und ihr langfristig eine wichtige Rolle im Energiemix zu sichern. Das wiederum hätte positive Auswirkungen auf die Nachfrage nach Uran.
Risiken und Nebenwirkungen: Nicht alles Gold, was glänzt
Bei aller Euphorie solltest du die Risiken von Uran-Investments nicht aus den Augen verlieren. Die Branche ist traditionell volatil und von verschiedenen Faktoren abhängig, die schwer vorherzusagen sind.
Da ist zunächst die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen und der öffentlichen Meinung. Die Debatte um die Sicherheit der Kernenergie und die Endlagerung von Atommüll ist nicht ausgestanden. Ein schwerer Unfall in einem Kernkraftwerk irgendwo auf der Welt könnte die Stimmung schnell wieder kippen lassen und zu politischen Kurswechseln führen. Auch langwierige Genehmigungsverfahren für neue Minen oder Kraftwerke können Projekte verzögern und die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen.
Die Uranpreise selbst sind bekannt für ihre starken Schwankungen. Ein Blick auf den historischen Chart zeigt extreme Hochs und Tiefs. Solche Preisschwankungen schlagen sich natürlich direkt in der Bewertung der Uran-ETFs nieder. Du brauchst also starke Nerven und einen langen Atem.
Ein weiteres Risiko liegt in der geografischen Konzentration der Uranförderung. Ein großer Teil der weltweiten Produktion stammt aus wenigen Ländern wie Kasachstan, Kanada und Australien. Politische Instabilität oder Exportbeschränkungen in diesen Regionen könnten das Angebot verknappen und die Preise beeinflussen – was zwar für bestehende Produzenten gut sein kann, aber auch Unsicherheit schafft.
Zudem ist wichtig zu verstehen, dass, wie VanEck selbst anmerkt, Kernenergie möglicherweise nicht die Energiequelle der Zukunft ist, und dies ein Verlustrisiko mit sich bringen kann. Investitionen in natürliche Ressourcen wie Uran hängen stark von der Nachfrage und den wirtschaftlichen sowie politischen Rahmenbedingungen ab, die den Sektor und damit die Fondsentwicklung erheblich beeinflussen können.
Auswahl an Uran-ETFs: Ein Blick auf die Optionen
Neben dem bereits erwähnten VanEck Uranium and Nuclear Technologies UCITS ETF gibt es noch weitere Produkte, die dir ein Engagement im Uransektor ermöglichen. Zu den bekanntesten gehören der Global X Uranium ETF (URA) und der Sprott Uranium Miners ETF (URNM). Diese ETFs unterscheiden sich in ihrer genauen Zusammensetzung, ihren regionalen Schwerpunkten und den gehaltenen Unternehmen. Einige legen einen stärkeren Fokus auf reine Minenbetreiber, andere beziehen auch Unternehmen aus der Nukleartechnik oder sogar physische Uran-Trusts mit ein.
Der Sprott Physical Uranium Trust ist hier ein interessanter Sonderfall. Er kauft physisches Uran am Markt und lagert es ein. Durch die Nachfrage dieses Trusts wird Uran dem Markt entzogen, was tendenziell preistreibend wirken kann. Einige Uran-ETFs halten wiederum Anteile an diesem Trust und partizipieren so indirekt an der Entwicklung des physischen Uranpreises.
Bevor du in einen Uran-ETF investierst, solltest du dir die Zusammensetzung, die Kosten (TER), die Replikationsmethode (physisch oder synthetisch) und die Anlagestrategie genau anschauen. Passt der ETF zu deiner Risikobereitschaft und deinen Anlagezielen?
Ist der Uran-Zug schon abgefahren? Zukunftsaussichten
Die große Frage ist natürlich: Lohnt sich der Einstieg jetzt noch, oder ist der Hype schon zu weit fortgeschritten? Die langfristigen Aussichten für den Uransektor scheinen von vielen Analysten positiv bewertet zu werden. Die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) prognostiziert einen deutlichen Anstieg der globalen Kernenergiekapazität in den kommenden Jahrzehnten, um die Klimaziele zu erreichen. Dieser Ausbau würde eine entsprechend höhere Urannachfrage bedeuten.
Gleichzeitig bleibt die Angebotsseite angespannt. Es dauert, wie gesagt, lange, neue Minen zu entwickeln und in Produktion zu bringen. Viele Experten gehen davon aus, dass der Uranmarkt in den kommenden Jahren ein Angebotsdefizit aufweisen wird, was die Preise weiter stützen könnte. Unternehmen mit bestehenden, profitablen Minen oder vielversprechenden Explorationsprojekten könnten davon überproportional profitieren.
Allerdings solltest du auch die kurz- bis mittelfristigen Risiken nicht unterschätzen. Der Uranmarkt kann zyklisch sein, und nach starken Kursanstiegen sind auch Korrekturen jederzeit möglich. Politische Entscheidungen oder unvorhergesehene Ereignisse können schnell für Unruhe sorgen. Eine Investition in Uran-ETFs sollte daher immer nur einen kleinen Teil eines breit diversifizierten Portfolios ausmachen und mit einem langfristigen Anlagehorizont erfolgen.
Dein nächster Schritt: Informiert entscheiden
Uran-ETFs bieten eine spannende Möglichkeit, an der potenziellen Renaissance der Kernenergie zu partizipieren. Die Argumente für eine steigende Nachfrage sind nachvollziehbar, getrieben von Klimazielen, dem Streben nach Energiesicherheit und technologischem Fortschritt. Der VanEck Uranium and Nuclear Technologies UCITS ETF ist mit seinem Fokus auf Uranbergbau und Kernenergie-Infrastruktur ein Beispiel dafür, wie Anleger in diesen Sektor investieren können.
Dennoch ist Vorsicht geboten. Der Uranmarkt ist volatil und birgt spezifische Risiken. Eine sorgfältige Analyse der einzelnen ETFs, inklusive der Betrachtung von Aspekten wie der ETF-Liquidität, und eine ehrliche Einschätzung der eigenen Risikotragfähigkeit sind unerlässlich. Wenn du dich entscheidest, in diesen Sektor zu investieren, tue dies als Beimischung und nicht als Kern deiner Anlagestrategie.
Die Entwicklung im Nuklearsektor bleibt dynamisch. Es lohnt sich, die Nachrichtenlage und die Meinungen von Experten im Auge zu behalten. Wenn du tiefer in die Welt der ETFs eintauchen und keine spannenden Trends mehr verpassen möchtest, dann bleib am Ball und informiere dich regelmäßig. Vielleicht ist ein Newsletter, der dich über solche Themen auf dem Laufenden hält, ja genau das Richtige für dich.
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