Was sind Swap-ETFs und wie funktionieren sie?

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Was sind Swap-ETFs und wie funktionieren sie?

Viele Anleger fragen sich, ob sie in einen Swap-ETF oder einen ETF, der die Aktien tatsächlich kauft, investieren sollten. Es gibt keine allgemeingültige Antwort, daher ist es wichtig, die Unterschiede zu verstehen. Ein Swap-ETF funktioniert anders als ein normaler ETF. Er kauft nicht die Aktien des Index, den er abbildet, sondern tauscht die Rendite mit einer Bank. Diese Bank garantiert dem ETF die gleiche Wertentwicklung wie der Index.

Wie funktionieren Swap-ETFs?

Swap-ETFs nutzen Tauschgeschäfte (Swaps), um die Performance eines Indexes nachzubilden, ohne direkt in die zugrunde liegenden Aktien oder Anleihen zu investieren. Dies ermöglicht es den Anlegern, von der Wertentwicklung eines Index zu profitieren, ohne die zugrunde liegenden Wertpapiere zu besitzen. Stattdessen tauscht der ETF die Rendite eines Portfolios von leicht handelbaren Aktien oder Anleihen mit einer Bank gegen die Rendite des Index.

Ein Beispiel: Ein ETF, der den Nasdaq 100 abbildet, könnte in andere US-Aktien investieren. Wenn der Nasdaq 100 um 5% steigt, zahlt die Bank dem ETF den Gewinn. Wenn die anderen Aktien um 5% steigen, zahlt der ETF der Bank den Gewinn. Diese Transaktionen finden nicht an der Börse statt, sondern direkt zwischen den beiden Parteien.

Die EU schreibt vor, dass der Unterschied zwischen dem Index und dem Portfolio des ETFs nicht mehr als 10% betragen darf. Die meisten Anbieter tauschen jedoch schon früher, um das Risiko zu minimieren. Diese Regelung wurde 2020 verschärft, um die Transparenz und Sicherheit für Anleger zu erhöhen. Seitdem müssen Swap-ETFs auch regelmäßig Stresstests durchführen, um sicherzustellen, dass sie auch in extremen Marktbedingungen stabil bleiben.

Aktuelle Beispiele für Swap-ETFs

Ein prominentes Beispiel für einen Swap-ETF ist der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF 1D. Dieser ETF nutzt Swaps, um die Wertentwicklung des Deutsche Bank Euro Overnight Rate Index nachzubilden. Der Index spiegelt die Übernachtzinsen für den Euro wider, was eine ähnliche Sicherheit wie ein Tagesgeldkonto bietet, jedoch mit potenziell höheren Renditen.

Der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF 1D wurde am 25. Mai 2007 aufgelegt, während die spezielle Anteilsklasse am 11. März 2008 ins Leben gerufen wurde. Der Fonds hat seinen Sitz in Luxemburg, einem Land, das für seine robusten Regularien und Investorenfreundlichkeit bekannt ist. Luxemburg ist weiterhin ein führender Standort für die Auflegung von ETFs, insbesondere aufgrund seiner stabilen regulatorischen Rahmenbedingungen und der steuerlichen Vorteile für internationale Anleger.

Vorteile von Swap-ETFs

Swap-ETFs bieten mehrere Vorteile:

  • Kosteneffizienz: Swap-ETFs haben oft geringere Kosten als physisch replizierende ETFs, da sie nicht alle Aktien des Index kaufen müssen. Dies kann über die Zeit einen erheblichen Unterschied in der Gesamtperformance machen. Die geringeren Transaktionskosten und die Möglichkeit, auf teure Märkte zuzugreifen, ohne die zugrunde liegenden Wertpapiere zu kaufen, machen Swap-ETFs besonders attraktiv.
  • Exakte Nachbildung: Durch den Einsatz von Swaps können Swap-ETFs die Performance eines Index sehr genau nachbilden, selbst bei schwer zugänglichen oder exotischen Indizes. Dies ist besonders vorteilhaft bei Indizes, die aus illiquiden oder schwer zugänglichen Märkten bestehen, wie z.B. Schwellenländer oder Rohstoffmärkte.
  • Stabilität: Swap-ETFs können in Märkten mit hoher Volatilität stabiler sein, da sie nicht direkt in die zugrunde liegenden Wertpapiere investieren, sondern die Performance über Swaps nachbilden. Dies kann insbesondere in Zeiten von Marktstress von Vorteil sein, da die Volatilität des Trägerportfolios oft geringer ist als die des abgebildeten Index.
  • Zugang zu exotischen Märkten: Swap-ETFs ermöglichen es Anlegern, in Märkte zu investieren, die sonst schwer zugänglich wären, wie z.B. Schwellenländer oder spezielle Sektoren. Dies bietet eine Diversifikationsmöglichkeit, die physisch replizierende ETFs oft nicht bieten können.

Das Swap-Trägerportfolio

Das Trägerportfolio eines Swap-ETFs besteht aus einem Korb von Aktien oder Anleihen, die bestimmte Kriterien erfüllen, wie z.B. hohe Liquidität und geringe Steuerprobleme. Diese Wertpapiere haben oft nichts mit dem Index zu tun, den der ETF abbildet. Das Trägerportfolio dient lediglich als Sicherheit für die Bank, die den Swap bereitstellt.

Ein Beispiel: Ein ETF, der den MSCI Emerging Markets Index abbildet, könnte in europäische Blue-Chip-Aktien investieren, die leicht handelbar sind. Die Bank garantiert dann die Performance des MSCI Emerging Markets Index, während der ETF in einem völlig anderen Portfolio investiert ist. Diese Trennung zwischen dem Trägerportfolio und dem abgebildeten Index ist ein wesentlicher Bestandteil der Funktionsweise von Swap-ETFs.

Wie sieht ein Swap-Trägerportfolio aus?

Das Trägerportfolio eines ETFs kann im Bericht des ETF-Anbieters eingesehen werden. Es besteht oft aus bekannten und großen Aktien, die leicht handelbar sind. Diese Transparenz ist wichtig, da sie den Anlegern ermöglicht, die Risiken des Trägerportfolios besser zu verstehen.

Hier finden Sie beispielhaft das komplette Trägerportfolio des Lyxor Nasdaq 100 UCITS ETFs:

Das Trägerportfolio eines Swap-ETFs (Auszug)

Seit den regulatorischen Änderungen im Jahr 2020 müssen ETF-Anbieter detailliertere Informationen über die Zusammensetzung des Trägerportfolios bereitstellen, was die Transparenz für Anleger weiter erhöht hat.

Die Risiken von Swap-ETFs

Swap-ETFs bergen zusätzliche Risiken im Vergleich zu physisch replizierenden ETFs. Das größte Risiko ist das sogenannte Kontrahentenrisiko. Wenn die Bank, die den Swap bereitstellt, zahlungsunfähig wird, könnte der ETF Verluste erleiden. Um dieses Risiko zu minimieren, schreibt die EU vor, dass das Kontrahentenrisiko auf maximal 10% des Fondsvermögens begrenzt sein muss. Diese Regelung wurde 2020 weiter verschärft, um das Risiko für Anleger zu reduzieren.

Ein weiteres Risiko besteht in der Zusammensetzung des Trägerportfolios. Wenn das Trägerportfolio aus weniger liquiden oder volatilen Aktien besteht, könnte dies zu zusätzlichen Risiken führen, insbesondere in Zeiten von Marktstress. Anleger sollten daher immer die Zusammensetzung des Trägerportfolios überprüfen und sicherstellen, dass sie die Risiken verstehen.

Substitutionsportfolio-Risiko

Ein weiteres Risiko bei Swap-ETFs besteht in der Zusammensetzung und Wertentwicklung des Substitutionsportfolios. Da dieses Portfolio in der Regel aus Wertpapieren und Finanzinstrumenten besteht, die nicht zwangsläufig mit dem abgebildeten Index in Zusammenhang stehen, können hierdurch zusätzliche Risiken entstehen. Beispielsweise können Engagements in illiquiden oder unzugänglichen Märkten oder in hochspekulativen Finanzinstrumenten wie Derivaten das Substitutionsportfolio-Risiko erhöhen.

In der Praxis liegt das Risiko ohnehin noch tiefer. ETFs mit einem solchen theoretischen Kontrahentenrisiko sind übrigens leicht durch das UCITS im Namen zu erkennen.

Bei Swap-Fonds wird zusätzlich zwischen Unfunded Swap, Funded Swap und Fully Funded Swap unterschieden.

  • Unfunded Swap: Es sind keine Sicherheiten hinterlegt
  • Ein Funded Swap ETF ist zusätzlich durch z. B. deutsche Staatsanleihen besichert und reduziert auf diese Weise das Kontrahentenrisiko
  • Ein Fully Funded Swap ETF ist in der kompletten Höhe des Swaps besichert und schließt auf diese Weise das Kontrahentenrisiko komplett aus

Regulatorische Änderungen seit 2020

Seit 2020 wurden die regulatorischen Anforderungen für Swap-ETFs in der EU verschärft. Die neuen Regelungen zielen darauf ab, das Kontrahentenrisiko weiter zu reduzieren und die Transparenz für Anleger zu erhöhen. ETF-Anbieter müssen nun detailliertere Informationen über die Zusammensetzung des Trägerportfolios und die genauen Bedingungen der Swaps bereitstellen. Diese erhöhte Transparenz soll Anlegern helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen und die Risiken besser zu verstehen.

Darüber hinaus müssen Swap-ETFs regelmäßig Stresstests durchführen, um sicherzustellen, dass sie auch in extremen Marktbedingungen stabil bleiben. Diese Tests sind darauf ausgelegt, die Widerstandsfähigkeit des ETFs gegenüber Marktvolatilität und Kontrahentenausfällen zu überprüfen. Diese Maßnahmen sollen das Vertrauen der Anleger in Swap-ETFs stärken und das Risiko von Verlusten durch Kontrahentenausfälle minimieren.

Neue Entwicklungen im ETF-Markt

In den letzten Jahren hat sich der ETF-Markt weiterentwickelt, und Swap-ETFs haben dabei eine wichtige Rolle gespielt. Die Nachfrage nach kosteneffizienten und flexiblen Anlagemöglichkeiten hat zugenommen, und Swap-ETFs bieten eine attraktive Lösung für Anleger, die Zugang zu schwer zugänglichen Märkten suchen. Ein weiterer Trend ist die zunehmende Nutzung von Swap-ETFs in Kombination mit nachhaltigen Anlagestrategien. Immer mehr Anbieter bieten Swap-ETFs an, die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) berücksichtigen, um den wachsenden Anforderungen von Anlegern gerecht zu werden, die nachhaltige Investitionen bevorzugen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zunehmende Integration von Technologie in den ETF-Markt. Automatisierte Handelsplattformen und Robo-Advisors nutzen Swap-ETFs, um kosteneffiziente und diversifizierte Portfolios für Anleger zu erstellen. Diese Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass Swap-ETFs für eine breitere Anlegerbasis zugänglich geworden sind, insbesondere für Privatanleger, die nach einfachen und kostengünstigen Anlagelösungen suchen.

Alternativen zu Swap-ETFs

Für Privatanleger, die ein geringeres Risiko bevorzugen, sind physisch replizierende ETFs oft die bessere Wahl. Diese ETFs kaufen die Aktien oder Anleihen des Index direkt und sind daher transparenter und weniger anfällig für Kontrahentenausfälle. Physisch replizierende ETFs sind besonders für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet, da sie weniger komplex sind und in der Regel ein geringeres Risiko aufweisen.

Ein weiterer Vorteil von physisch replizierenden ETFs ist, dass sie in der Regel weniger regulatorische Anforderungen erfüllen müssen, da sie keine Swaps oder andere Derivate verwenden. Dies macht sie für viele Anleger zu einer sichereren und einfacheren Wahl. Allerdings können physisch replizierende ETFs bei exotischen oder schwer zugänglichen Märkten höhere Kosten verursachen, da der Kauf der zugrunde liegenden Wertpapiere teurer sein kann.

Z. B.:

  1. iShares Core MSCI World UCITS ETF (ISIN: IE00B4L5Y983, WKN: A0RPWH): Dieser physisch replizierende ETF bildet den MSCI World Index ab und investiert direkt in die darin enthaltenen Aktien. Damit ermöglicht er Anlegern eine breite Streuung über verschiedene Branchen und Länder hinweg.
  2. iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF (ISIN: IE00BKM4GZ66, WKN: A111X9): Anleger, die gezielt in Schwellenmärkte investieren möchten, können dieses physische ETF wählen. Es bildet den MSCI Emerging Markets Investable Market Index ab und investiert entsprechend direkt in die darin enthaltenen Aktien.

Können Swap-ETFs ihren eigenen Index schlagen?

Swap-ETFs haben in der Regel das Ziel, die Performance eines Index möglichst genau nachzubilden. In einigen Fällen können sie jedoch den Index übertreffen, insbesondere wenn die Kosten für den Swap niedriger sind als die Kosten für den Kauf der zugrunde liegenden Wertpapiere. Dies ist jedoch selten und hängt stark von der Replikationsmethode und den Gebühren ab.

In den meisten Fällen wird ein Swap-ETF die Performance des Index genau nachbilden, ohne ihn zu übertreffen. Anleger sollten sich daher nicht auf eine Outperformance verlassen, sondern den ETF als Mittel zur genauen Nachbildung des Index betrachten. Es ist wichtig, die Gebührenstruktur und die Swap-Kosten zu verstehen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Fazit

Swap-ETFs bieten eine interessante Möglichkeit, in schwer zugängliche oder exotische Märkte zu investieren, ohne die zugrunde liegenden Wertpapiere direkt zu kaufen. Sie sind oft kosteneffizienter und können die Performance eines Index sehr genau nachbilden. Allerdings bergen sie zusätzliche Risiken, insbesondere das Kontrahentenrisiko, das durch die Verwendung von Swaps entsteht.

Für Privatanleger, die ein geringeres Risiko bevorzugen, sind physisch replizierende ETFs oft die bessere Wahl. Diese ETFs sind transparenter und weniger anfällig für Kontrahentenausfälle. Letztendlich hängt die Entscheidung, ob man in einen Swap-ETF oder einen physisch replizierenden ETF investiert, von den individuellen Zielen und der Risikobereitschaft des Anlegers ab.

Die regulatorischen Änderungen seit 2020 haben dazu beigetragen, das Risiko von Swap-ETFs zu reduzieren und die Transparenz zu erhöhen. Dennoch sollten Anleger die Risiken sorgfältig abwägen und sicherstellen, dass sie die Funktionsweise von Swap-ETFs vollständig verstehen, bevor sie investieren. Swap-ETFs bieten eine flexible und kosteneffiziente Möglichkeit, in verschiedene Märkte zu investieren, aber sie erfordern ein tieferes Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen und Risiken.

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