Solar Aktien: Sonnige Aussichten für Anleger dank grüner Energie?
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Die Welt befindet sich im Energiewandel - und mit ihr tritt ein Umdenken ein, das Anlegern in regenerativen Energiequellen künftig eine starke Rendite bescheren könnte. Trotzdem sind Unternehmen der Branche auf den Prüfstand zu stellen: Rendite ist nämlich nie selbstverständlich oder sicher.
Globale Zukunftstrends sind immer auch Risikomärkte
Ob nun Wasserstoff, Blockchain, Elektroautos oder wie hier Solarenergie: Zukunftsmärkte gibt es zu jeder Zeit reichlich, auch die 2020er-Jahre bilden da keine Ausnahme. Die eingangs dargestellte Liste lässt sich quasi beliebig fortsetzen, von Cybersecurity bis hin zu CRISP und Co. Sie alle haben gemeinsam, dass sie frühe Anleger mit großen Renditen belohnen können, sofern sich zunächst der Trend und anschließend das gewählte Unternehmen (sowie dessen Aktie) nachhaltig am Markt durchsetzen. Bis dahin ist es für alle Unternehmen mindestens ein moderat langer, für einige sogar ein weiter Weg. Auch bei einer Solar-Aktie solltest du dir deshalb bewusst sein, dass die Branche immer noch sehr risikoreich ist, denn viele der da anzutreffenden Geschäftsmodelle und Unternehmen laufen noch defizitär oder mit geringen Margen. Forschungsausgaben und politische Regulierungen treffen den Sektor ebenso stark.
Solarenergie selbst ist natürlich nicht neu. Für deutsche Anleger, die schon ein wenig Börsenerfahrung mitbringen, sowieso nicht. Zur Jahrtausendwende war es das deutsche Vorzeige-Quasi-Start-Up Solarworld, das seine Manager reich machte - sowie einige der Anleger. Bis sich die Einspeisevergütung veränderte und von Solarworld nichts mehr als eine Kapitalruine blieb. Das Beispiel zeigt deutlich auf, wie risikoreich solche Zukunftsbranchen und sogar vermeintlich erfolgreiche Unternehmen in dieser Branche sind. Eine einzige gesetzliche Änderung reichte aus, um Solarworld zum Einsturz zu bringen - und so kann es auch anderen Solar-Aktien gehen.
Auf der Gegenseite gibt es natürlich reichlich Argumente, die stattdessen für eine Investition in den Solarsektor sprechen. Zweifelsohne wird Solarenergie in Zukunft noch weitaus wichtiger werden als aktuell. Langfristig haben sich quasi alle westlichen Staaten auf eine Abkehr von fossilen Energieträgern verständigt. Damit fällt ein erheblicher, aktuell der größte Teil der Energieerzeugung weg - es benötigt also genügend neue Energieträger, wobei Solarenergie hier definitiv auf den vorderen Rängen rangiert. Eine Publikation von Bloomberg NEF belegt das: Die Experten erwarten Investitionen von 4,2 Billionen US-Dollar bis zum Jahr 2050 in die Solarindustrie. Ebenso gehen die Analysten davon aus, dass Solarenergie bereits bis zum Jahr 2040 der anteilig größte und wichtigste Energieträger sein wird.
Vor- und Nachteile einer Solar-Investition in der Übersicht
Zusammengefasst, bevor wir uns eine Auswahl der einzelnen Aktien ansehen, noch einmal die Chancen und Risiken in der Übersicht:
Chancen/Vorteile:
- Zukunftsbranche
- positives Image
- große Renditechancen bei Unternehmen, die nachhaltig erfolgreich sind
- moralisch einwandfreie Investition
- einen eigenen kleinen Beitrag zum Erhalt des Planeten leisten
Risiken/Nachteile
- der Markt ist jung, umkämpft und es ist nicht sicher welche Unternehmen langfristig bestehen
- die eine oder andere Aktie des Sektors ist eher Zockerpapier als seriöse Anlage
- enorme Volatilität zu erwarten
- langer Atem wird benötigt
Investition in eine Solar-Aktie: verschiedene Teilbereiche abdecken
Wenn du in eine Solar-Aktie investieren möchtest, hast du dahingehend eine große Auswahl - nicht nur was das Unternehmen betrifft, sondern auch welchen Teil des "solaren Beschaffungsprozesses" es abdeckt. Gemeinhin lässt sich das Feld in drei Teilbereiche aufteilen: Hersteller von Solarmodulen, Dienstleister für die Solarinstallation und Wartung sowie große Energiekonzerne, bei denen die Umstellung hin zu regenerativen Energiequellen natürlich ebenfalls voll im Gange ist. Um die großen Energiekonzerne, die auf die eine oder andere Weise etwas mit Solar "am Hut" haben, soll es hier nicht gehen. Wir schauen uns stattdessen die wirklich auf Solarenergie fokussierten Titel an.
Jinko Solar (ISIN: US47759T1007)
Jinko ist ein chinesischer Hersteller von Solarzellen mit Sitz in Shanghai, der mit einem Jahresumsatz von zuletzt rund sechs Milliarden US-Dollar als echtes Zugpferd der Branche agiert. Nicht zu verwechseln übrigens mit der Tochterfirma Jinko Power, die eigene Solarparks betreibt. Jinko ist bereits seit dem Jahr 2010/11 an der Börse gelistet und hat seither sowohl krasse Abstürze als auch Zugewinne verbuchen können. Zu Beginn der Corona-Pandemie katapultierte sich die Aktie von rund 15 Euro hoch auf ein neues Allzeithoch von etwa 73 Euro, seither brach sie wieder etwas ein und rangiert nun um die 54 Euro.
Ein Vorteil von Jinko ist die hauseigene Expertise. Das Unternehmen erledigt nahezu alle Prozesse der Wertschöpfungskette aus eigener Hand, wodurch sie nicht nur weitgehend unabhängig von anderen Zulieferern sind, sondern auch ihre Margen in Zeiten der Angebotsverknappung aufrechterhalten. Jinko ist außerdem als harter Wettbewerber innerhalb der Branche verrufen. Die Chinesen drücken regelmäßig den Preis von kleineren und mittleren Anlagen, was schon den einen oder anderen Konkurrenten vollends in die Knie gezwungen hat. Mit Jiangxi Jinko ist nun außerdem noch ein weiteres Unternehmen an der Börse gelistet. Positiv ist bei Jinko anzumerken, dass sich die Margen in den letzten vier Jahren fortlaufend erhöhten, ebenso wie die ausgelieferte Energienennleistung.
Bewertet wird Jinko aktuell mit rund 2 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung und einem KGV von rund 17. Gemessen am Umsatz und dem Gewinn, sowie dem prognostizierten Wachstum, erscheint Jinko ziemlich günstig. Zumal das Unternehmen noch seine Beteiligungen und börsengelisteten Tochterunternehmen hat, die die Bilanz weiter stärken. Der Abschlag lässt sich aber leicht erklären: China ist in letzter Zeit nicht unbedingt für seine Verlässlichkeit bekannt, zudem ist die Schuldenlast nicht unerheblich. Außerdem ist der Kurs seit jeher so volatil, dass er vor allem Daytrader und Spekulanten anzieht. Ein robustes Nervengerüst musst du also mitbringen.
Canadian Solar (ISIN: CA1366351098)
Am Umsatz gemessen ist Canadian Solar Jinko auf den Fersen, aber belegt doch nur den zweiten Rang. Canadian Solar deckt aber nicht ansatzweise so viele Bereiche der Wertschöpfungskette ab, weshalb die Umsätze insgesamt doch deutlich niedriger ausfallen und die Margen anfälliger gegenüber Zulieferern sind. Das Unternehmen kombiniert die eigentlichen Solarmodule mit Produkten wie Stromspeichern und Wechselrichtern, auch erzielen die Kanadier laufende Erträge durch angebotene Serviceleistungen und -abos.
Canadian Solar ist nicht minder volatil, hat zuletzt aber eine weitaus schlechtere Rendite abgeliefert. Die Marktkapitalisierung bezifferte sich zuletzt auf etwa 1,9 Milliarden US-Dollar. Seit dem Peak zu Beginn der Corona-Pandemie gibt die Aktie quasi fortlaufend ab und ist mittlerweile fast wieder auf dem Niveau von 2019 angelangt. Für mutige Anleger könnte das als Einstiegsgelegenheit verstanden werden, mit einem forward-KGV von etwa 10 ist der Titel nicht unbedingt teuer. Aber auch hier gibt es die bekannten Risiken: Die Verschuldung ist nicht unerheblich, Margen können schmelzen und Konkurrenten die bisherigen Marktanteile abschöpfen.
Encavis (ISIN: DE0006095003)
Nach einem chinesischen und kanadischen Vertreter möchten wir hier ein deutsches Solarunternehmen vorstellen. Encavis gibt es bereits seit dem Jahr 2001. Das Unternehmen beschäftigt sich aber nicht mit Produktion und Vertrieb von Modulen, sondern unterhält eigene Solarparks und Windkraftanlagen - ist also ein Hybrid zwischen Wind- und Solarenergie. Mittlerweile befindet sich das Unternehmen, je nach aktueller Marktkapitalisierung, wahlweise im S- oder MDAX. Zum Frühjahr 2022 betrieb das Unternehmen 96 Windkraftanlagen und 206 Solarparks.
Eine interessante Option für dein Depot könnte Encavis dann sein, wenn du nicht in Hersteller investieren möchtest, sondern stattdessen in gewerblich betriebene Energieanlagen. Diese sind für gewöhnlich etwas weniger volatil, die Encavis-Aktie aber ebenfalls nichts für schwache Nerven. Vom Mai 2019 bis zum Jahreswechsel 20/21 stieg die Aktie von rund 6 auf rund 24 Euro an, fiel danach wieder auf 12 Euro und ist nun bei knapp 20 Euro. Encavis ist profitabel und zahlt eine überschaubare Dividende von rund 0,5 bis 1,6 %, je nach Kurs, aus. Das KGV ist mit rund 37 aber stattlich.
Enphase Energy Inc. (ISIN: US29355A1079)
Zum Abschluss verschlägt es uns nach Amerika und speziell in den NASDAQ, wo Enphase gelistet ist. Das Unternehmen wurde im Jahr 2006 gegründet, hat seinen Sitz in Kalifornien und produziert Photovoltaik- und Speicherlösungen sowie damit assoziierte Software. Die bekannteste Innovation von Enphase sind Mikroinverter, die es ermöglichen generierten Strom ohne Umwege ins Netz zu speisen. Bis heute ist das Unternehmen in diesem Bereich Marktführer.
Die Aktie ist, wir brauchen es an dieser Stelle kaum noch zu erwähnen, ausgesprochen volatil und risikoreich. Da genügt schon ein Blick auf den 1-Jahres-Chart, wo zwischen September und Oktober 2021 ein Anstieg von rund 150 US-Dollar auf etwa 270 US-Dollar steht, bevor die Aktie dann von da aus auf etwa 125 US-Dollar eingebrochen ist, bevor sie wieder auf rund 215 US-Dollar anstieg. Das Unternehmen ist mit einem forward-KGV von 48 der teuerste Titel in unserer Aufstellung - was natürlich vor allem mit der Heimatbörse zu begründen ist.
Fazit: Solar Aktien haben große Chancen und Risiken, bei noch größerer Volatilität
Für schwache Nerven ist der ganze Sektor nichts. So ziemlich jede Solar-Aktie, selbst die großen Unternehmen, sind super volatil und halbieren oder verdoppeln sich fast schon in aller Regelmäßigkeit. Die aktuell stürmischen Zeiten begünstigen das offensichtlich noch weiter, zumal steigende Zinsen auf die schwachen Bilanzen des Sektors in seiner Ganzheit drücken könnten. Eine entsprechend große Risikotoleranz musst du für dein Investment also mitbringen.
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