Portfolio-Resilienz: ETFs als langfristiger Schutz vor geopolitischen Risiken

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Geopolitische Krisen und Handelskonflikte erschüttern die Märkte. Ein reiner Welt-ETF ist dadurch anfälliger denn je. Erfahren Sie, wie Sie Ihr Portfolio mit gezielter ETF-Auswahl widerstandsfähiger machen und Ihr Vermögen für die neue Weltordnung robust aufstellen.

Portfolio-Resilienz: ETFs als langfristiger Schutz vor geopolitischen Risiken

Portfolio-Resilienz in einer fragmentierten Welt: Wie ETFs langfristig geopolitische Risiken managen

Die Zeiten, in denen die Weltwirtschaft wie ein gut geöltes Uhrwerk lief, sind vorbei. Wenn du in den letzten Jahren die Nachrichten verfolgt hast, ist dir klar: Die Globalisierung, wie wir sie kannten, macht eine Pause. Vielleicht ist sie sogar auf dem Rückzug. Stattdessen erleben wir eine zunehmende Fragmentierung. Handelskonflikte, neue Wirtschaftsblöcke und leider auch handfeste militärische Auseinandersetzungen prägen das Bild.

Für viele Anleger klingt das nach Alarmstufe Rot. Sollte man jetzt alles verkaufen und das Geld unter der Matratze verstecken? Die kurze Antwort: auf keinen Fall. Panik war noch nie ein guter Ratgeber an der Börse. Die klügere Frage lautet: Wie kannst du dein Portfolio so aufstellen, dass es diesen Stürmen nicht nur standhält, sondern langfristig stabil bleibt? Das Zauberwort heißt Resilienz. Es geht darum, eine Festung zu bauen, keine Hütte aus Stroh. Und deine besten Werkzeuge dafür sind – du ahnst es schon – ETFs.

Dieser Artikel zeigt dir, wie du mit einer durchdachten ETF-Strategie nicht auf jede Schlagzeile reagieren musst. Stattdessen baust du ein Portfolio auf, das für die neue, fragmentierte Welt gewappnet ist. Es geht um langfristige Konzepte, nicht um kurzfristige Zockerei.

Die neue Weltordnung im Depot: Warum dein Standard-ETF nicht mehr reicht

Jahrzehntelang war die Sache einfach. Ein breit gestreuter Welt-ETF, etwa auf den MSCI World oder den FTSE All-World, galt als das Nonplusultra. Investieren, abwarten, fertig. Diese Strategie hat immer noch ihre Berechtigung und bildet für die meisten das Fundament. Aber die Welt hat sich verändert. Ein alleiniger Fokus auf diese Indizes birgt heute Risiken, die vor zehn Jahren noch kaum eine Rolle spielten.

Was sind diese Risiken konkret?

  1. Regionale Konflikte: Der Krieg in der Ukraine oder Spannungen im Südchinesischen Meer sind keine abstrakten Gefahren mehr. Sie führen zu Sanktionen, Lieferkettenbrüchen und massiven Kurseinbrüchen in betroffenen Regionen.
  2. Handelskriege und Deglobalisierung: Die USA und China liefern sich einen Chip-Krieg, und der Trend zum „Friend-Shoring“ – also der Verlagerung der Produktion in befreundete Länder – baut die Weltwirtschaft um. Unternehmen, die auf globale Lieferketten angewiesen waren, müssen sich neu erfinden.
  3. Politische Instabilität: Gerade in vielen Schwellenländern kann ein plötzlicher Regierungswechsel oder eine Währungskrise ganze Märkte lahmlegen.

Das Problem für dich als Anleger: Ein Standard-Welt-ETF ist stark auf die USA (oft über 60 %) und einige wenige Tech-Giganten konzentriert. Ein Konflikt, der die US-Wirtschaft oder den Technologiesektor hart trifft, reißt dein gesamtes Portfolio mit nach unten. Das ist ein Klumpenrisiko, das viele unterschätzen. Resilienz bedeutet, genau solche Abhängigkeiten zu reduzieren.

Dein Werkzeugkasten für stürmische See: Die richtigen ETFs wählen

Um dein Portfolio widerstandsfähiger zu machen, brauchst du mehr als nur ein Werkzeug. Betrachte den klassischen MSCI World als deine stabile Basisgarderobe. Aber für raues Wetter brauchst du Spezialausrüstung. Hier sind die wichtigsten Bausteine, die du über ETFs abbilden kannst.

1. Smarte geografische Diversifikation

Die alte Lehre lautete: USA, Europa, Schwellenländer. Die neue Realität ist komplexer. Statt blind in große Regionen zu investieren, lohnt sich ein gezielterer Blick. Überlege dir, welche Länder von der neuen Weltordnung profitieren könnten.

  • Friend-Shoring-Gewinner: Länder wie Mexiko, Vietnam oder Indien könnten zu den Gewinnern zählen, wenn westliche Unternehmen ihre Produktion aus China abziehen. Es gibt ETFs, die sich gezielt auf diese Märkte konzentrieren.
  • Stabile Nischen: Märkte wie die Schweiz oder bestimmte skandinavische Länder zeichnen sich durch politische Stabilität und innovative Unternehmen aus. Ein ETF auf den Schweizer SMI oder ein Nordic-Index kann eine sinnvolle Ergänzung sein, um das US-Klumpenrisiko zu senken.
  • Ex-China Schwellenländer-ETFs: Da China ein erhebliches politisches und regulatorisches Risiko darstellt, bieten einige Anbieter inzwischen Schwellenländer-ETFs an, die China bewusst ausklammern. Damit partizipierst du am Wachstumspotenzial der Emerging Markets, ohne dem direkten Risiko des Drachen ausgesetzt zu sein.

Der Trick besteht darin, dein Portfolio nicht nur nach Marktkapitalisierung, sondern auch nach geopolitischen Überlegungen zu gewichten. Das bedeutet nicht, dass du China komplett meiden musst, aber du solltest dir des Gewichts und des damit verbundenen Risikos bewusst sein.

2. Themen-ETFs als strategische Beimischung

Geopolitische Verschiebungen schaffen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Bestimmte Sektoren profitieren direkt von den aktuellen Entwicklungen. Eine Beimischung von 5-10 % in ausgewählte Themen-ETFs kann dein Portfolio stärken.

  • Verteidigung & Cybersecurity: In einer unsicheren Welt steigen die Budgets für Verteidigung und digitale Sicherheit. Seit 2022 verzeichnen ETFs auf diesen Sektor teils deutliche Zuwächse.
  • Rohstoffe & Energie: Die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen und Energie wird zur nationalen Priorität. Das stützt die Preise und die Gewinne der entsprechenden Unternehmen. ETFs auf Energiekonzerne oder den breiten Rohstoffsektor können hier eine Rolle spielen.
  • Infrastruktur & Erneuerbare Energien: Staaten investieren massiv in ihre eigene Infrastruktur und die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus autokratischen Regimen. Ein ETF auf globale Infrastruktur oder Clean Energy profitiert von diesen Billionen-Investments.

Wichtig: Themen-ETFs sind eine Wette. Sie sind volatiler und teurer als Standard-ETFs. Setze sie dosiert ein und erwarte keine schnellen Gewinne. Sie sind eine langfristige strategische Ergänzung.

3. Rohstoffe als Anker im Sturm

Wenn die Aktienmärkte wegen einer geopolitischen Krise einbrechen, suchen Anleger nach sicheren Häfen. Gold hat sich hier seit Jahrhunderten bewährt. In Krisenzeiten steigt der Goldpreis oft, weil er eine geringe Korrelation zu Aktien aufweist. Er bewegt sich also tendenziell unabhängig vom Aktienmarkt und kann Verluste abfedern.

Du musst dafür keine Barren im Keller lagern. Ein Gold-ETC (Exchange Traded Commodity), der physisch mit Gold hinterlegt ist, ist der einfachste Weg. Eine Beimischung von 5 % zum Gesamtportfolio kann bereits einen spürbaren Stabilisierungseffekt haben. Auch ein breiter Rohstoff-ETF, der neben Energie auch Industriemetalle und Agrarprodukte enthält, kann als Inflations- und Krisenschutz dienen.

Die Strategie macht’s: So baust du eine Festung

Die besten Werkzeuge nützen nichts ohne einen klaren Plan. Es geht nicht darum, hektisch ETFs zu kaufen und zu verkaufen. Es geht darum, eine robuste, langfristige Strategie zu etablieren.

Regelmäßiges Rebalancing ist Pflicht

In volatilen Zeiten ist diszipliniertes Rebalancing wichtiger denn je. Angenommen, dein Portfolio besteht zu 70 % aus Aktien und 30 % aus Anleihen oder Rohstoffen. Nach einem Börsencrash ist der Aktienanteil vielleicht auf 60 % gefallen. Rebalancing bedeutet, dass du nun defensive Anteile verkaufst und Aktien günstig nachkaufst, um deine Zielallokation wiederherzustellen. Das zwingt dich antizyklisch zu handeln – billig kaufen, teuer verkaufen – und hält dein Risikoprofil konstant.

Klumpenrisiken aktiv managen

Schau dir die Factsheets deiner ETFs genau an. Wie hoch ist der Anteil der USA? Wie stark sind die Top 10 Positionen gewichtet? Wenn ein einzelnes Land oder eine Branche mehr als 20-30 % deines Portfolios ausmacht, solltest du über eine breitere Streuung nachdenken. Das ist der Moment, in dem die oben genannten Werkzeuge – wie ein Ex-China-ETF oder ein europäischer Nebenwerte-ETF – ins Spiel kommen.

Die Rolle von aktiven ETFs

Der Markt für aktive ETFs boomt. Das weltweit verwaltete Vermögen in diesen Produkten kletterte bis Ende 2024 auf über 1 Billion US-Dollar. Im Gegensatz zu passiven ETFs, die stur einem Index folgen, trifft hier ein Fondsmanager aktive Entscheidungen. In einer sich schnell verändernden geopolitischen Landschaft kann das ein Vorteil sein. Ein Manager kann schneller auf neue Risiken reagieren und Sektoren oder Länder meiden, die unter Druck geraten.

Der Nachteil: Aktive ETFs sind teurer und nicht jeder Manager schlägt den Markt. Sie sind eine Überlegung wert, aber nur als Ergänzung und nach sorgfältiger Prüfung der Strategie und der Kosten.

Fazit: Gelassenheit durch Vorbereitung

Die Welt ist unruhiger geworden. Das ist keine Meinung, sondern ein Fakt. Für dein Depot bedeutet das nicht, dass du in Deckung gehen musst. Es bedeutet, dass du deine Strategie anpassen und dein Portfolio robuster machen solltest. Resilienz ist das neue Zauberwort für langfristigen Erfolg.

Fasse die wichtigsten Punkte zusammen:

  1. Das Fundament bleibt: Ein breit gestreuter Welt-ETF ist nach wie vor eine exzellente Basis.
  2. Denke über den Tellerrand hinaus: Reduziere Klumpenrisiken durch eine smarte geografische Streuung in Regionen, die von den neuen Realitäten profitieren könnten.
  3. Nutze strategische Beimischungen: Themen-ETFs auf Sektoren wie Verteidigung, Infrastruktur oder Rohstoffe können dein Portfolio gezielt stärken.
  4. Vergiss den Anker nicht: Eine kleine Position in Gold oder anderen Rohstoffen kann in Krisenzeiten Wunder wirken und Verluste abfedern.
  5. Bleib diszipliniert: Eine klare Strategie und regelmäßiges Rebalancing sind dein bester Schutz gegen emotionale Fehlentscheidungen.

Am Ende geht es darum, die Kontrolle zu behalten. Indem du die geopolitischen Risiken nicht ignorierst, sondern sie aktiv in deine Planung einbeziehst, schaffst du ein Portfolio, das dich auch in stürmischen Zeiten ruhig schlafen lässt. Analysiere deine aktuelle Aufstellung, identifiziere Schwachstellen und nutze die Vielfalt der ETF-Welt, um deine finanzielle Festung zu errichten.

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