ETF-Auswahl nach Größe: Large Caps oder Small Caps?
Aktien sind nicht gleich Aktien - denn sie spiegeln auch die Größe eines Unternehmens wider, was wiederum einen direkten Effekt auf sie selbst hat. Beide Größenordnungen kannst du bequem mit einem ETF abdecken - was insbesondere bei den Small Caps Vorteile generiert.
Zur Definition von "Small Caps" und "Large Caps"
Wie du sicherlich weißt, gibt es große, mittelgroße und kleine Unternehmen. Eine in Stein gemeißelte Grenze, wann ein Unternehmen "groß" oder wann es "klein" ist, gibt es übrigens nicht. Einer der zentralen Orientierungswerte ist dennoch die Marktkapitalisierung. Diese gibt an, wie viel ein Unternehmen wert ist, wenn man den Aktienpreis mit der Anzahl der Aktien multipliziert. Häufiger werden noch einige andere Faktoren zur besseren Klassifizierung herangezogen, zum Beispiel die Anzahl der Mitarbeiter. Mehr über die Bedeutung von Marktkapitalisierung und anderen Faktoren erfährst du in unserem Börsenindex-Glossar.
Von "Large Caps" hast du mit Sicherheit schon gehört. Die "wirklichen" Large Caps, das sind Unternehmen wie Amazon, Apple, Microsoft, Nike und Co. Weltmarken, Konzerne und absolute Vorreiter in ihrem Segment, mit deren Produkten und Dienstleistungen wir Tag für Tag in Kontakt kommen. Bei den Small Caps könntest du ebenso viele Titel kennen, aber noch mehr eben nicht. Die populärsten Small Caps sind durchaus bekannte Marken, aber mit sinkender Marktkapitalisierung reduziert sich in der Regel auch die Bekanntheit. Den Löwenanteil der Small Caps wirst du nicht kennen. Die, die du wohl am ehesten kennst, heißen beispielsweise GameStop oder AMC, wobei diese "Meme Stocks" auch erst seit jüngerer Vergangenheit einer größeren Masse bekannt sind. Wenn du mehr über die Dynamik solcher Aktien erfahren möchtest, schau dir unsere Oatly-Aktie Prognosen an.
Wie unterscheiden sich beide "Caps" aus Sicht eines Anlegers?
Mit den verschiedenen Unternehmensgrößen und Marktkapitalisierungen der Aktien lassen sich unterschiedliche Eigenschaften assoziieren.
Large Caps verbinden wir mit:
- Sicherheit, Transparenz und Stabilität
- dominanten Positionen in der Welt und speziell auf ihrem Heimatmarkt/der Branche
- häufiger (sicheren) Dividenden
- stehen besonders im Fokus von Journalisten, Anlegern, Banken und allen anderen Marktteilnehmern
- einer geringeren Volatilität, sie haben also eine geringere Rendite, performen in schlechten Marktphasen aber auch nicht so schlecht wie kleinere Titel
Small Caps hingegen mit:
- einer größeren Volatilität, vor allem einzelne Titel können sehr stark nach oben und unten ausschlagen
- größere Veränderungen sind zu erwarten, beispielsweise mit Hinblick auf Dividenden oder auch Insolvenzen beziehungsweise Übernahmen
- ETFs mit Small Caps sind in der Regel weitaus breitgestreuter, da keine Schwergewichte wie beispielsweise FAANG einen großen Anteil am Fonds ausmachen
- einer stärkeren Trendanfälligkeit; können sich beispielsweise bei Zukunftsthemen, wenn diese gerade aktuell sind, sehr stark nach oben und später wieder stark nach unten bewegen
- einer meist stärkeren Ausrichtung auf das Inlandsgeschäft, während Large Caps in der Regel "globale Player" abgeben
Übrigens: Mit Small Caps sind weder "Micro Caps" noch "Pennystocks" gemeint. Beide sind weitaus risikobehafteter als Small Caps, liefern häufig wenig bis keine Transparenz, sind stark von Insolvenzen geplagt und eher für Spekulanten als Anleger geeignet. Small Caps haben dagegen durchaus eine stattliche Größe: sind aber halt kleiner als die Mid und Large Caps.
Ansonsten ist an dieser Stelle natürlich deutlich zu sagen, dass es Small Caps und Large Caps überall auf der Welt gibt - in den USA, Europa aber auch in Asien. Ebenso solltest du dir, speziell wenn du ein ETF-Depot hast, bewusst darüber sein, dass du mitunter nur sehr geringfügig in Small Caps investiert bist, wenn du sie nicht explizit suchst. Große, beliebte Fonds, wie beispielsweise Vanguards oder iShare World/EM-ETFs, halten in der Regel nur große und mittelgroße Unternehmen. Von den Kursbewegungen der kleinen Unternehmen bekommst du also erst dann eine Rendite, wenn sie die Riege der mittelgroßen Unternehmen erreichen. Mehr über die Struktur von ETFs erfährst du in unserem ETF-Glossar.
Bevor du investierst: Analysiere dein Depot!
Du überlegst, in einen Large Caps oder Small Caps ETF zu gehen? Bevor du dich zwischen beiden Varianten entscheidest, musst du den IST-Zustand deines Depots aufnehmen. Im vorherigen Abschnitt haben wir dazu schon einen kurzen Ausblick gegeben. Verfolgst du eine klassische 70/30-Strategie oder steckst einfach alles in den Vanguard-All-World, dann hast du aktuell so gut wie kein oder gar kein Geld in Small Caps investiert. Das wiederum könnte durchaus ein Argument abgeben, um sich für eben solch einen ETF zu entscheiden. Dein tatsächlich aufgenommenes Risiko würde sich dadurch nämlich eher verringern, da du dein Depot weitaus stärker diversifizierst, auch wenn die Small Caps im Vakuum betrachtet die risikoreichere Anlageklasse sind. Mehr über die Diversifikation deines Depots erfährst du in unserem Artikel über private Finanzplanung.
Im Gegenzug wäre bei diesem Beispiel ein Large Caps ETF nicht sinnvoll. Alle Large Caps sind schon in den "Standard-ETFs" (World, EM, All-World) enthalten. Wenn du nun noch separat in Large Caps investierst, hast du am Ende des Tages nur noch mehr FAANG-Anteile und dein Depot besteht irgendwann fast zur Hälfte aus Apple und Co. Obwohl die Large Caps also eigentlich ein geringeres Risiko haben, würde die massive Übergewichtung einzelner Large Caps dann dazu führen, dass dein Depot ein größeres Risiko erhält, ohne aber die Aussicht auf eine bessere Rendite - du verringerst zugleich die Diversifizierung.
Selbstverständlich sind immer Ausnahmesituationen denkbar. Verlieren Small Caps fünf Jahre lang stark, während die Large Caps immer weiter gewinnen, wäre die Entscheidung in der Praxis zwar mit einem Gewinn verbunden, aber eben nur aufgrund solch einer nicht zu erwartenden Ausnahmesituation.
Historische Betrachtung zwischen Large Caps und Small Caps
Die Vergangenheit kann, muss sich aber nicht wiederholen. Es gibt aber eine Faustregel, die in Bullenmärkten eigentlich immer zutrifft. Läuft es an der Börse rund, wie beispielsweise in den letzten zehn Jahren, erzielen die kleinen Titel eine bessere Rendite. Zuletzt traf das zwar ebenso noch zu, aber an dieser Stelle muss auch die außerordentlich starke Entwicklung der Large Caps erwähnt werden. Das aber ist eben vor allem den FAANG-Titeln und vergleichbaren Tech-Aktien zu verdanken. Viele der großen Value Large Caps mussten die letzten Jahre eher Federn lassen oder erzielten zumindest eine Underperformance. Mehr über die Dynamik von Bullenmärkten erfährst du in unserem Artikel über den Bull Market.
Ebenso musst du aber damit rechnen, dass die Small Caps besonders stark einknicken, wenn der Bullenmarkt ein jähes Ende findet. Deren Bewertungen sind durchaus nicht weniger astronomisch als die der großen Tech-Titel, nur dass sie nicht ansatzweise ein so etabliertes Geschäft und häufig so enorme Gewinne zu verzeichnen haben. Außerdem wird bei vielen der Small Caps viel Wachstum in die Zukunft bepreist, was in Zeiten von steigender Inflation verpufft und die Bewertungen künstlich weiter anschwellen lässt.
Hättest du eine Glaskugel, mit der du die Zukunft vorhersagen kannst, wäre es also besonders gut, in langjährigen Bullenmärkten stark in Small Caps und in unsicheren Zeiten stärker in die Large Caps/Blue Chips investiert zu sein. Da das nicht möglich ist, solltest du dir eine Allokation überlegen, mit der du in der Nacht noch ruhig schlafen und deine Renditeziele erreichen kannst.
So investierst du in einen Large Cap ETF
Am Markt gibt es einige wenige ETFs, die das "Large Cap" im Namen tragen und sich eben speziell auf große Unternehmen fokussieren. Diese haben aber häufig überdurchschnittliche hohe TERs, die du eigentlich ganz gut vermeiden kannst: indem du dich einfach für einen breitgestreuten World/EM/All-World ETF entscheidest. Da sind sowieso primär Large Caps enthalten, die gemessen am Fondsvermögen auch noch den Löwenanteil ausmachen. Von Vorteil ist, dass diese Fonds weitaus liquider sind und du zudem eine weitaus geringere TER zahlst.
Auch könntest du in länderspezifische Indizes investieren, zum Beispiel den Dow Jones 30 für die USA. Der enthält 30 große Unternehmen, die die amerikanische Wirtschaft abbilden sollen. Der S&P 500 enthält 500 Titel, wovon man mindestens 70 % als "groß" bezeichnen kann, die außerdem den Großteil des Index ausmachen. In Deutschland gibt es den DAX. Der wird bald um weitere Titel erweitert, bleibt aber trotzdem der Index der größten deutschen Unternehmen.
Der Klassiker, der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Dist) (IE00B3RBWM25) ist keine schlechte Wahl. Mid Caps sind zwar ebenso enthalten, aber nur zu geringen Anteilen, da die Marktkapitalisierung der großen Unternehmen einfach so hoch ist. Wenn du mehr über die Auswahl der besten ETFs erfahren möchtest, schau dir unseren Vergleich von Dividenden-ETFs an.
So investierst du in einen Small Caps ETF
Möchtest du speziell Small Caps im Depot, musst du dir einen separaten ETF dafür kaufen. Eine gute Option für solche in den USA, ist der SPDR Russell 2000 US Small Cap UCITS ETF (ISIN: IE00BJ38QD84). Der bildet, getreu seines Namens, den Russell 2000 ab. Mit einer TER von 0,30 % ist er recht günstig, die Fondsgröße von 1.588 Mio. Euro kann sich ebenso sehen lassen.
Weltweit kannst du den iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF (ISIN: IE00BF4RFH31) wählen, der eine TER von 0,35 % hat. In diesem sind Unternehmen mit niedriger Marktkapitalisierung aus Industrieländern enthalten. Möchtest du auch Teile von Asien beziehungsweise verschiedene Schwellenländer erfassen, müsstest du noch andere ETFs ins Depot holen. Mehr über die Chancen und Risiken von Schwellenländern erfährst du in unserem Artikel über Emerging Markets.
Hier ist aber zu bedenken: Ein Small Cap in den USA oder in Europa gilt als weitaus sicherer als ein Small Cap in China, Russland, Taiwan oder Afrika!
Fazit
Die Entscheidung zwischen Small Caps und Large Caps hängt stark von deiner individuellen Risikobereitschaft und Anlagestrategie ab. Während Large Caps Stabilität und Sicherheit bieten, locken Small Caps mit höherem Wachstumspotenzial und Diversifikationsvorteilen. Eine ausgewogene Mischung beider kann helfen, das Risiko-Rendite-Profil deines Portfolios zu optimieren. Achte bei der Auswahl von ETFs auf Faktoren wie Fondsgröße, Kosten und Diversifikation, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Regelmäßiges Rebalancing und eine klare Strategie sind entscheidend, um langfristig erfolgreich zu investieren. Wenn du mehr über die Optimierung deiner Anlagestrategie erfahren möchtest, schau dir unseren Artikel über Impact Investing an.
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